Hyperraum – auf dem Weg nach Denon – MU-2 Shuttle "Sevan" - Nei und Sarid
Das einzige was von Nei zum Thema Friedensvertrag kam war lediglich ein kurzer Kommentar. Für einen Moment sah Sarid ihre Padawan fassungslos an. Bedeutete ihr das so wenig bzw. bedeutete ihr Coruscant und der Jedi-Tempel dort denn rein überhaupt nichts? Während die Jedi-Rätin ihre Padawan so musterte fiel ihr wieder ins Auge wie jung die Ruusanerin eigentlich noch war. Sie selbst war schon jenseits der 40 und seit über zwei Jahrzehnten eine Jedi. Sie hatte so viel erlebt was Nei vermutlich bloß aus den Geschichtsbüchern kannte, wenn überhaupt. Das unbeschreibliche Gefühl durch die Hallen des alterwürdigen Jedi-Tempels auf Coruscant zu schreiten kannte die junge Ruusanerin gar nicht. Vor allem, da Sarids Karriere bei den Jedi genau dort begonnen hatte vor so vielen Jahren. Wie hatte sie damals über die Pracht des Gebäudes gestaunt, wie hatte sie die friedliche, gelassene Atmosphäre genossen und sich angesichts der räumlichen Dimensionen dermaßen klein gefühlt. Zu diesen Erinnerungen gehörten leider auch wie sie den Jedi-Tempel mehr als zehn Jahre später an die Sith verloren und von Coruscant hatten fliehen müssen. Damals hatte Sarid ihr wirkliches Zuhause verloren und war als Jedi heimatlos geworden. Alles was folgte war mehr oder weniger eine Odyssee gewesen, wo jede beinahe Station schlechter ausgestattet war als ihr Vorgänger.
Aber dies sollte nun tatsächlich vorbei sein, kaum zu glauben. Coruscant war wieder republikanisch, ebenso wie der Jedi-Tempel. Sie konnte sich wirklich nicht vorstellen wie dies Nei so gleichgültig sein konnte. Aber wer konnte schon sagen was die Padawan in vielleicht zehn Jahren empfand. Ob für sie vielleicht Lianna so etwas wie ein Zuhause war - oder doch Coruscant? Dennoch war Sarid innerlich sehr bewegt allein bei der Vorstellung quasi heimzukehren und wünschte sich einen Gesprächspartner, welcher ebenfalls den Jedi-Tempel noch von damals kannte. Da dies jedoch aus offensichtlichen Gründen nicht möglich war schwelgte sie weiter in Erinnerungen.
Allerdings riss Nei sie schließlich aus ihren überwiegend freudigen Gedanken als sie gestand ihren Status als Jedi ausgenutzt zu haben, um ihrer alten Freundin eine bessere Unterbringung zu ermöglichen. Kritisch hob die Jedi-Rätin die Augenbrauen.
"Du hast ihr auf deine Verantwortung ein besseres Quartier verschafft? Wie lange hast du deine Twi'lekfreundin nicht gesehen? Fünf Jahre? Woher weißt du, dass sie noch immer die Gleiche geblieben ist und deine Freundschaft noch erwidert? Ich möchte natürlich den Teufel jetzt nicht an die Wand malen, aber fünf Jahre sind eine lange Zeit, besonders für Soldaten im Krieg. Qienn könnte heute ganz anders über dich und die Jedi denken. Daher bist du diesbezüglich in meinen Augen ein beträchtliches Risiko eingegangen, Nei. Es wäre besser gewesen, du hättest dich lediglich davon überzeugt, dass sie ordentlich behandelt wird und alles weitere auf den Zeitpunkt verschoben, bis du sie tatsächlich wiedersiehst und dann entschieden, ob sie es trotz der langen Jahre noch wert ist diese Sonderbehandlung und Einsatz deinerseits zu genießen."
Diesen leichten Tadel hatte sich Nei durch ihre Eigenmächtigkeit durchaus verdient. In der Tat würde Sarid sie Ernstfall die Folgen auch tatsächlich primär alleine ausbaden lassen, denn es galt so oft: Aus Schaden wird man klug. Insgeheim hoffte die Jedi-Rätin allerdings dennoch, dass Nei ihre Freundin nicht an die imperiale Propaganda oder die Schrecken des Krieges verloren hatte. Wahre Freunde waren schließlich schwer zu finden. Aber man wusste ja nie. Danach hielt es die Padawan jedoch nicht mehr aus still zu sitzen und zog es stattdessen vor die Landung auf Denon vom Cockpit aus anzusehen, so dass Sarid alleine im Passagierbereich zurückblieb. Daher nutzte sie die Zeit noch für ein kleines Nickerchen.
* * *
Auf Denon angekommen besorgten sie sich am Raumhafen umgehend ein Speedertaxi, welches sie nach einer über eine Stunde dauernden Fahrt im denonianischen Verkehr zu dem Gefängniskomplex im Doaba-Distrikt brachte, wo Qienn laut Nei als Kriegsgefangene in Hausarrest festgehalten wurde. Die Padawan war verständlicherweise ziemlich abwesend, während Sarid Zeit hatte ihre Umgebung anzusehen. Hier konnte sie wetterbedingt wesentlich weiter sehen als auf Chalacta, allerdings war auch ein gewisser verkehrs- und industriebedingter Dunst zu erkennen, wobei die Corellianerin natürlich nicht beurteilen konnte wie stark dies auch mit dem Absturz des imperialen Supersternzerstörers zusammenhing. Dennoch waren überall Schilder, die vor einem längeren Aufenthalt im Freien warnten. Ein schrecklicher Gedanke auf so einem Planeten wohnen zu müssen, kam ihr in den Sinn und sie hoffte inständig, dass sich diese enorme Umweltverschmutzung zumindest in absehbarer Zeit in den Griff bekommen ließ.
Vor Ort angekommen wurden sie schließlich in einem spartanisch eingerichtetem Aufenthaltsraum von einem wuchtigen Mon Calamari, einem Offizier der republikanischen Armee und Direktor des Gefängniskomplexes begrüßt, der bereits von ihrem Piloten von ihrer Ankunft in Kenntnis gesetzt worden war - überaus angenehm, wie Sarid fand. Dabei platzte es anschließend ungeduldig aus Nei heraus, dass sie sofort Qienn sehen wollte. Bei dem Mon Cal erzitterten seine zahlreichen Bartfäden - offenbar war er schon älter - aber er lehnte Neis Gesuch auch nicht ab.
"Folgen Sie mir..."
rief er ihnen gerade noch muffig zu, während er mit ordentlichem Tempo voran ging und durch eine Tür weiter ins Innere des Gefängnisses schritt. Sarid kam dabei der eigenartig salzige Geruch des ungehaltenen Meereswesens in die Nase. Vermutlich hatte er bereits eine kleine Rede vorbereitet oder wollte sich zumindest würdevoll vorstellen, was ihm aber durch Neis Ungeduld verwehrt worden war, vermutete die Jedi-Rätin. Die Gänge, die sie entlang gingen waren genauso grau und schmucklos wie der Aufenthaltsraum, in den man sie zuvor gebracht hatte. Sämtliche Fenster waren zudem vergittert. Immer wieder kamen sie an Wachen in republikanischen Uniformen vorbei, ein buntes Sammelsurium vieler verschiedener Spezies. Vor einer durchsichtigen, vergitterten Tür blieb der Direktor dann steif stehen und deutete mit einer lachsfarbenen Hand auf die Räumen jenseits der Tür.
"Dorthin wurde die Twi'lekkriegsgefangene zwecks Ihres Besuchs gebracht. Guten Tag."
"Danke sehr",
konnte Sarid noch schnell erwidern ehe sich der Mon Cal abwandte, um mürrisch wieder zu verschwinden. Stumm nickte Sarid in seine Richtung, während sie Blickkontakt mit Nei hielt. Sie schuldete ihm zumindest eine Erklärung. Vermutlich hatte er sich sogar gefreut auch hier mal Jedi begrüßen zu dürfen - oder er hielt sie für eine Belastung, weil es seine tägliche Routine durcheinander warf. Das war im Nachhinein schwer zu sagen.
Denon – Doaba-Distrikt - Zentrum für die Aufbewahrung von Kriegsgefangenen - Nei und Sarid