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Rakan Thrynn (NPC)


Die Luft in der alten, ungenutzten Lagerhalle war stickig. Es roch nach Schweiß und altem Öl. Doch Rakan Thrynn konnte die elektrisierende Spannung fühlen, die sich bildete, wenn Leute zusammenkamen, um etwas zu verändern. Fast achthundert Arbeiterinnen und Arbeiter hatten sich hier versammelt. Alle waren erschöpft von den endlosen Schichten in ihren Fabriken und den ständigen Demütigungen durch die Vorarbeiter. Heute war ihre Müdigkeit jedoch etwas anderem gewichen: Hoffnung.


Rakan stand auf einer improvisierten Bühne, die hauptsächlich aus aufeinandergestapelten Kisten bestand. Der Schein mehrerer schwerer Industriescheinwerfer warf lange Schatten auf die Gesichter der Versammelten. Es war eine zerbrechliche Szenerie. Die Leute hatten sich zusammengefunden, trotz der Repressalien, trotz der Verbote, um sich endlich zu organisieren und zusammenzufinden. Wenn sie mit einer starken, gemeinsamen Stimme sprachen, würden sie gehört werden. Sie waren hier, um eine Gewerkschaft zu gründen. Die erste Gewerkschaft Druckenwells.


Nachdenklich ließ Rakan seine Hand über die rauen, grauen Stoppeln seines Barts fahren, während sein Blick über die versammelte Menge wanderte. Männer, Frauen, sogar Jugendliche hatten sich hier versammelt. Er erkannte das Gesicht von Sebasthan, seinem eigenen Lehrling. Erst vor ein paar Tagen noch hatte er ihm beigebracht, wie man die Fräse reparierte, die in ihrem BlasTech-Werk biegsame Plast-Stücke aus den großen, angelieferten Platten machte. Das war, bevor sie aus Protest die Arbeit niedergelegt hatten. Nun sah Sebasthan mit großen, leuchtenden Augen hinauf zur Bühne. Sein Gesicht war voller Erwartung und Hoffnung auf eine bessere Zeit. Rakan kannte diesen Blick nur zu gut von sich selbst. Doch sein Herz zog sich zusammen, als er die Narben und Schmerzen der älteren sah, die sich hier versammelt hatten. Leute, die die Räder der Wirtschaft auf Druckenwell am Laufen hielten und das schon zu imperialen Zeiten. Damals war es schlimm, doch auch heute gönnte ihnen niemand Lohnfortzahlung oder gar eine adäquate Krankenversicherung. Sie waren dran gehalten, zu arbeiten, bis sie umfielen. Und was hatten sie dafür erhalten? Hungerlöhne und gefährliche Arbeitsbedingungen.


„Schwestern und Brüder!“ Rakan hob die Hände und das Gemurmel in der Halle verstummte. Seine Stimme war klar und durchdringend. Er sprach in einen kleinen, selbst mitgebrachten Verstärker. „Ich danke euch, dass ihr hier seid. Heute stehen wir an einem entscheidenden Punkt unserer Zukunft!“


Jemand applaudierte. Er erkannte das Gesicht seines Lehrlings, Sebasthan in der Menge.


„Wir alle wissen, was die Konzerne mit uns machen. Sie nennen uns Arbeiter, aber in Wirklichkeit sind wir nur Werkzeuge für sie! Wenn wir kaputtgehen, werfen sie uns weg, während sie sich selbst die Taschen mit den Credits vollstopfen, die wir mit unserem Schweiß und mit unserem Blut verdienen. Zur gleichen Zeit haben wir Schwierigkeiten, unsere Familien zu ernähen!“


Seine Stimme bebte vor Emotion. Er spürte die Zustimmung in der Menge. Leises Gemurmel brannte auf. Einige ballten ihre Fäuste und andere nickten ernst.


„Aber ich sage euch: MIR REICHT’S! Ich beuge mich nicht länger!“ Rakan machte eine Pause und ließ die Worte in den Köpfen der Zuhörer widerhallen. Längst nicht alle von ihnen waren bereits in den Streik involviert. Viele hatten Angst, entlassen zu werden und dadurch ihre Lebensgrundlage zu verlieren. Doch genau darum ging es hier. Sie konnten sie nicht alle entlassen. Sie konnten sie nicht alle bedrohen. Wenn sie zusammenhielten, waren sie stärker.


„Wir werden diesen friedlichen Protest zu einem Flächenbrand entwickeln! Unsere Stärke wird unsere Einigkeit sein!“


Er hob die Hand, als wollte er einen Schwur einfordern. „Heute Abend gründen wir eine Gewerkschaft. Eine Stimme für die Arbeiter von Druckenwell. Die erste Gewerkschaft dieses Planeten! Gemeinsam werden wir für faire Löhne, sichere Bedingungen und vor allem Respekt streiten! Und wir werden nicht klein beigeben, bis sie unsere Stimmen hören!“


Nun brach die Menge in Applaus aus. Einige riefen seinen Namen. Für einen Moment dachte Raken, dass sie es schaffen könnten und dass die Veränderung möglich war. Dieser Moment überzeugte ihn, auch wenn er selbst vor dieser Versammlung noch Zweifel gehabt hatte. Er hatte sich gefragt, ob sie genug sein würden. Ob sie die Durchsetzungskraft aufbringen konnten, die nötig war.


Nun war jedoch nicht die Zeit, zu zweifeln, also verdrängte er diesen Gedanken. Er sah in die Gesichter der Personen, die hier versammelt waren. So viele verschiedene Spezies und doch alle vereint in einer Sache.


Er öffnete den Mund, um weiter zu sprechen, als er plötzlich eine Bewegung aus seinen Augenwinkeln wahrnahm. Die Metalltüren der Halle öffneten sich mit einem lauten Knall. Mit Schilden und Schockstäben ausgerüstete Truppen des Sicherheitskorps – der Polizeieinheit des Innenministeriums – stürmten in die Halle. Ihre schwarz glänzenden Anti-Riot-Rüstungen reflektierten das helle Licht der Industriestrahler.


„Diese illegale Versammlung ist hiermit aufgelöst!“, rief der Kommandant des Trupps durch sein Verstärkergerät. „Sie sind alle festgenommen!“


Ein kollektives Keuchen ging durch die Menge. Einige Arbeiter begannen reflexartig, fast panisch damit, sich zurückzuziehen, während andere von einer Starre gepackt wurden. Chaos machte sich breit. Diese Halle war viel zu klein für so viele Leute und nun wurden sie weiter zusammengepfercht. Raken hob entwaffnend die Hände und trat vor.


„Dies ist ein friedlicher Protest! Kein Grund zur Gewalt!“


Doch die Truppen des Korps reagierten nicht. Der Kommandant gab ein kurzes Handzeichen und im nächsten Moment stürmten seine Leute vor, die Schockstäbe rücksichtslos in die Menge der Versammelten schlagend. Rakan hörte Schreie, Panikrufe, Hass und Verwünschungen. Leute stürzten zu Boden, während die Polizisten unerbittlich vorrückten. Rakans Kopf ratterte, er wollte irgendetwas rufen, um die Situation zu deeskalieren. Die Menge hatte jedoch eine Eigendynamik angenommen. Viele der Arbeiter drängten zur Hintertür, die sich für diese Menge als viel zu enger Flaschenhals entpuppte.


Ein Schrei ließ ihn herumwirbeln. Da war eine alte Frau – sicher über 70. Sie war gestürzt, während ihr Ehemann verzweifelt versuchte, ihr aufzuhelfen. Doch bevor sie auch nur die Chance hatten, traf sie ein Soldat mit einem Schockstab und sie brachen zusammen zu Boden.


Rakan spürte, wie die Wut in ihm aufstieg. Das Korps hatte kein Erbarmen und keine Vernunft. Die Leute hatten Recht – sie mussten hier raus. Er drehte sich um und griff nach der Hand eines jungen Mannes, der sich schützend hinter zur Bühne umfunktionierten Kisten gekauert hatte.


„Komm, lauf!“, rief er, während hinter ihnen Schreie von Verletzten und die manischen Schreie des Kommandanten hallten.


Dann geschah es. Er hörte den Schuss. Der Ton war unverkennbar- ein Blasterbolzen hatte sich gelöst. Rakan sah, wie sein Lehrling – Sebasthan – von einem Blasterstrahl getroffen wurde. Er hielt noch den Stab einer roten Fahne in der Hand, auf der in aufgeklebten, silbernen Lettern „Die Stimme – Die erste Gewerkschaft von Druckenwell“ prangerte. Der junge stürzte zu Boden und seine Augen starrten ins Leere.


„Nein!“, schrie Rakan, doch er wusste, dass es zu spät war. Und ihnen blieb keine Zeit für Trauer.


Er packte die nächste Gruppe von Arbeitern und führte sie durch eine Seitentür, die die meisten bisher übersehen hatten. Sie rannten, so schnell sie konnten, ohne sich umzusehen. Hinter ihnen waren mehr Schüsse zu hören. Rakan würde diese Geräusche bis zu seinem Tod nicht mehr vergessen können.


Sie liefen so lange, bis die Geräusche hinter ihnen verklungen waren. Hier, ein paar Straßen abseits, hatte er seinen Transportwagen geparkt. Hektisch öffnete er die hinteren Klappen der Ladefläche. Alles war noch da. Er atmete schwer und ein paar Tränen liefen seine Wangen entlang, während vor seinem geistigen Auge das Bild seines zu Tode geschossenen Lehrlings aufflackerte. Gebrochen sank er gegen die Innenwand seines Transporters. Der Atem ging schwer und sein Herz schmerzte vor Zorn und Schuldgefühlen.


Dann sah er auf. Die Kiste im Transporter, die er mithilfe von ein paar verbrüderten Logistikern aus der Verschiffungshalle von BlasTech gestohlen hatte, stand dort – festgezurrt und ungeöffnet. Er hatte sie als Druckmittel, als Verhandlungsmasse einsetzen wollen. Rakan erhob sich, schritt hinüber und hebelte die Kiste auf. Die Verhandlungsmasse – nagelneue EE-4-Karabiner. Nun würden sie eine andere Bestimmung erhalten.


Er hatte eine friedliche Lösung angeboten. Er hatte zusammenarbeiten und mit den Konzernen an einem neuen, besseren Druckenwell arbeiten wollen. Doch sie kannten nur Unterdrückung. Darauf konnte es nur noch eine Antwort geben: Die sozialistische Revolution Druckenwells.


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Rakan Thrynn (NPC)


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