Dubrillion - Dubrillion Heart - Herzwein Hotel - Suite - Agustin Prada
Nachdem er sich von Abella verabschiedet hatte, die noch am frühen Morgen vor Sonnenaufgang zum Raumhafen aufbrach, um zu einer Modeschau auf Bastion reisen, hatte sich Agustin allmählich fertiggemacht. Nach einer kurzen Dusche und einer Rasur hatte er sich einen marineblauen Anzug angezogen, darüber einen schwarzen Wollmantel mit goldenen Knöpfen. Kurz vor dem Aufbruch zurück zu seiner inoffiziellen Operationsbasis in der staubigen wie heißen Provinz Santa, wo noch immer im Geheimen die Ermittlungen zum Mord am ehemaligen Präfekt Kuvait im Gange waren, setzte sich der Bastioner noch mit den Nachrichten auf seinem Datapad und einer Zigarette auf den Balkon seiner Edelsuite. Er war bester Laune, so gut wie schon lange nicht mehr. Denn in dieser Nacht dominierte auf Dubrillion ein bestimmtes Thema die hiesige Berichterstattung: es ging um die Explosion des Hauptsitzes der Muraenus-Dynastie. Eine Tragödie, die durch die weitreichende Macht des Moffs nicht in der Form vertuscht werden konnte, wie der durch Agustin inszenierte Tod des Präfekten. Ein Unfall, der eine gewaltige Unruhe in allen Bevölkerungsschichten im Myto-Sektor ausgelöst hatte und dessen Unfallort Agustin schon vor ein paar Tage vor Ort inspiziert hatte, bevor er vor den Holo-Kameras einer gewaltigen Militärparade beiwohnte, die den Stand von Moff Klaasen eigentlich festigen sollte. Dass der aus Bonetown stammende Bastioner mit dieser Tragödie dieses Mal rein gar nichts zutun hatte und bezüglich der Unfallursache genauso im Dunklen tappte, wie alle anderen, machte das Gefühl umso schöner. Der Tod dieser adeligen Familie war schon ein Geschenk angesichts der Umstuzpläne, an denen der sich mit dem Rücken zur Wand wiederfindende Agustin Prada seit Wochen akribisch arbeitete. Denn was heute Nacht folgte, toppte dann noch wirklich alles.
Als der gefürchtete Schlächter von Dubrillion vor einigen Stunden Nachts im Bett lag, die corellianische Schönheit Abella Sorowkin, seine frische Liaison, in seinen Armen liegend, erschütterten Aufnahmen von Bastion das Holonet Dubrillions. Es war kein terroristischer Akt, keine weitere Tragödie und noch keine Kunde bezüglich des laut zahlreichen Kontakten Agustins bevorstehenden gewaltigen bevorstehenden Wandels. Nein, es war niemand geringeres als der junge Muraenus, mittlerweile ein Krieger und Ritter im Orden der Sith, der scheinbar spontan eine flammende Rede vor einer tosenden Masse gehalten hatte. In dieser sprach er im energischen Tonfall vor einem terroristischen Akt, der für den Tod an seiner Familie verantwortlich war. Davon, die Täter zu jagen und zur Rechenschaft zu ziehen, für den Imperator. In seinen dreißig Jahren, in denen Agustin Prada schon dieses verdammte tödliche Spiel spielte, ist ihm noch nie ein solches Geschenk mehr oder weniger zufällig zugeflogen. Denn die Rede des jungen Muraenus und die Reaktion der Massen waren genau das, was Agustin gefehlt hatte, um zum zweiten Akt seines großen Plans überzugehen. Wo zuvor eine Variable stand, für deren Lösung es - egal wie sehr man sich den Kopf zerbrach - keinen sicheren Weg gab, war es letztlich ein Zufall, der ihm die Aufnahme des zweiten Aktes ermöglichen sollte. Ungefähr zwei Minuten nach der Veröffentlichung der Holo-News hatte er einen Anruf des Moffs erhalten. Er erinnerte sich genau an die kalte Stimme seines gefährlichsten und größten politischen Feindes:
"Der dumme kleine Scheißer ist außer Kontrolle, das ist das letzte was wir gerade brauchen. Meine Investoren sind am rotieren, sie sind in Panik. Kümmern Sie sich darum, Prada. Ich zähle auf Ihr Können, Sie haben es schon zu oft unter Beweis gestellt. Sie sind der Beste in Ihrem Metier. Darum habe ich immer zu Ihnen gehalten und habe vor, dies auch weiterhin zu tun. Kann ich mich auf Sie verlassen?"
Vom räudigen Straßenköter, als den er ihn nach Agustins Beförderung zum Sector Adjutanten noch beleidigt und anschließend erpresst hatte, zum Besten in seinem Metier, zu dem er immer gehalten hatte. Agustin hatte nur kalt gelächelt und mit
"Ja, Euer Exzellenz. Verlassen Sie sich darauf."
geantwortet, sein Glück kaum fassen könnend. So aussichtslos die Lage noch vor nicht allzu langer Zeit ausgesehen hatte, so euphorisiert fand sich Agustin nun im Gleiter in die Provinz Santa sitzend wieder. Dort, wo einer seiner wertvollsten Verbündeten auf ihn wartete. Ein Schatten, der seine Operation auf Schritt und Tritt begleitete. Der ehemalige Sector Ranger Chuck Naugh.
***
Die ledernen schwarzen Schuhe des Sector Adjutanten berührten den staubigen Boden der trockenen Region, als er aus dem schwarzen Gleiter stieg und seinen Männern Odel Letista und zwei Mitgliedern der dunklen Garde entgegen schritt. Was wohl Agatosh zu dieser Stunde machte? Mit einem schmalen Lächeln gab er dem Anführer seiner im Untergrund agierenden Truppe die Hand, um sich in das Anwesen führen zu lassen, von welchem aus er seine Operation im Verborgenen koordinierte. Dort, wo er unter anderem auch Darth Zion und seine Begleiter empfangen hatte. Hinter einer mechanisch beweglichen Schrankwand führten steinige Truppen in den verborgenen Keller des Anwesens, wo der etwas rundliche und in einen Ledermantel gekleidete Naugh bereits an der Wand lehnte, in seiner Hand ein Cocktail-Glas mit Strohhalm. Mit einem herzlichen Lächeln begrüßte er Agustin, der sich neben ihn an die Wand lehnte. Ein paar meter weinte dröhnte das Heizwerk und rauschte die Kanalisation des großen Anwesens, perfekt für Gespräche der brisante Art. Es war zwar nahezu ausgeschlossen in dieser Gegend abgehört zu werden, ein Überbleibsel aus Zeiten des Bürgerkrieges für dessen Bestehen er gesorgt hatte, doch Vorsicht war vor allem in diesen Zeiten unabdingbar. Der ehemalige Sector Ranger hob sein Glas und gleichzeitig seine raue Stimme.
"Ein freudiger Anlass, wie wir ihn seit Beginn unserer intensiven Kooperation noch nicht einmal ansatzweise hatten. Hier, greifen Sie zu, ich bitte darum."
Von der hölzernen Ablage neben sich griff er zu einem weiteren Glas, das Agustin zunächst vollkommen übersehen hatte. Der stattliche Verwalter griff zu und nippte an dem fruchtig-exotischen Geschmack des Cocktails.
"Zweifelsohne. Mir kam vor einiger Zeit bereits der Gedanke, was Sie sich eigentlich von all dem erhoffen, Chuck. Wieso unterstützen Sie mich? Eine nicht ganz unwesentliche Frage, der ich mich früher oder später stellen muss."
Mit dem typischen penetranten Geräusch schlürfte Chuck an seinem pinken Strohhalm. Mehr oder weniger beiläufig, jedenfalls überhaupt nicht so, wie man es eigentlich bei solch einer wichtigen und elementaren Frage erwartet hätte, entgegnete er schulterzuckend.
"Meine Kontakte und ich sind am Erhalt der Ordnung interessiert...ich weiß nicht, ob sie schon davon gehört haben, doch in gewissermaßen dem Übergehen des galaktischen Imperiums in eine Erste Ordnung, stärker und mächtiger als jemals zuvor. Ihr Werdegang spricht für sich und unser gemeinsamer Freund Fondham hat sich für Sie verbürgt. Es ist sicherlich kein Geld, oder sonst irgendetwas Materielles, um was es mir bei dieser Operation geht. Es ist das große Ganze, eine Sache, für die auch Sie ein Auge zu haben scheinen."
Es brauchte eine Weile, diese Worte sacken zu lassen. Wie zwei Scariff-Urlauber standen die beiden mächtigen Männer nebeneinander und schlürften an ihren sommerlichen Cocktails, einzig und allein deren Aufmachung und die dunkle Kulisse bildeten hierzu einen 'kleinen' Kontrast. Letztlich nickte Agustin nur.
"Ich will die Gunst der Stunde nutzen und zum zweiten Akt unseres großen Plans übergehen, Chuck. Wie Sie vielleicht schon wissen, werde ich demnächst Dubrillion verlassen, und mich einer aussichtsreichen Angelegenheit im Inner Rim anzunehmen. Während meiner Abwesenheit werden Sie die Hölle über Dubrillion herabregnen lassen, wie die Leute es noch niemals zuvor gesehen haben. Es ist ein früherer Zeitpunkt als geplant, doch wir müssen auf die aktuellen Entwicklungen umgehend reagieren. Eine zweite Chance wie diese wird sich uns nicht eröffnen."
Ein Außenstehender hätte sich zweifelsohne über den Anblick dieser zwei an verzierten Cocktails schlürfenden Männer amüsiert, die mit ihren lächerlichen Gläsern in der Hand darüber sprachen, die Hölle auf eine imperiale Welt herabregnen zu lassen. Darüber, einen neuen Krieg zu starten, härter und gefährlicher als der davor.
"Dennoch müssen Sie sich im Klaren sein, dass Sie mit diesem Einsatz alles aufs Spiel setzen. Der Moff ist noch immer unantastbar und die Verwaltung, sowie sämtliche Behörden auf seiner Seite."
Mit großen Schlücken leerte Agustin sein Glas, um dieses einfach in die Dunkelheit hineinzuwerfen, wo es irgendwann mit einem Klirren in zig Scherben zerbarst. Denn wen scherte es schon? Aus der entspannten an der Wand gelehnten Position erhob er sich zu seiner vollen Körpergröße, um sich vor Chuck Naugh zu stellen, zu dem der einen Kopf größere Verwalter mit dem siegessicheren und dennoch irgendwie leeren Blick eines eiskalten Killers hinabblickte.
"Wenn Du einen unantastbaren Feind hast, ist dessen Stärke, seine für alle klar ersichtliche Unantastbarkeit, gleichwohl auch seine größte Schwäche. Sein Gedanke der Unantastbarkeit ist mein Schlüssel zum Sieg. Ich werde ihn in Stücke reißen."
Dubrillion - Dubrillion Heart - Landsitz/Quartier in der Provinz Santa - Geheimer Keller - Agustin Prada, Chuck Naugh