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[Fondor-System | Weltraum | Rand des Systems | DNT Bright Giant | Brücke] Joya No mit Crew


Äußerlich wirkte Joya No wie immer: Ruhig, konzentriert, professionell. Man hätte ein Jedi sein müssen, um zu erkennen, dass es in seinem Inneren ganz anders aussah. Die Aufgabe, die man ihm und der Bright Giant übertragen hatte, war alles andere als gewöhnlich. Dabei stand sie in der guten Tradition der letzten Befehle, die er als Kommandant der Ax und dann des umgebauten Dauntless-Schlachtkreuzers ausgeführt hatte. Sie alle hatten Konfrontationen mit dem Imperium beinhaltet, auch nachdem der Waffenstillstand längst ausgehandelt gewesen war. Zunächst war er auf Commander Jhassas Kreuzer Reliant dabei gewesen und hatte selbst mit Acini Ed, dem bevollmächtigten Abgesandten des Imperators, gesprochen, um die Waffenruhe auszuhandeln. Die Einhaltung der imperialen Zusicherungen hatte er während der Mission im Xorth-System überwacht - doch die Abtretung dieses Gebietes war ganz und gar nicht reibungslos verlaufen. Dann hatte man ihn auf die Suche nach der Subjugator ins Shinbone-System geschickt, wo unter völliger Missachtung jenes Vertrages ein blutiges Scharmützel geführt worden war. Obwohl (oder gerade weil) er dort erlebt hatte, wie wenig man auf den Friedenswunsch und die Worttreue des Reiches geben durfte, hatte man sein Schiff dann nach Thyferra geschickt - als einzige Eskorte eines Konsularsschiffes, das Abgesandte des Senats zu den Bacta-Verhandlungen gebracht hatte. Diese Mission war überaus heikel gewesen: Seit Jahrzehnten war kaum ein republikanisches Kriegsschiff so tief in imperiales Gebiet hinein gelangt, auf größtenteils fremden Routen, deren Sicherheit einzig und allein vom ehemaligen Kriegsgegner sichergestellt wurde. Dem Wohlwollen eines Imperiums ausgeliefert, das sich nur an Verträge hielt, solange es davon einen Nutzen hatte. Der Kaminoaner hatte während dieser Reise kaum ein Auge zugetan und nur vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln (natürlich ärztlich verordnet) überhaupt etwas Schlaf gefunden, um wieder Kräfte zu sammeln. Unendlich viel hatte schiefgehen können; in jedem Augenblick hätte das Imperium sich entscheiden können, die Senatoren als Geiseln zu nehmen und ihr Eskortschiff zu kapern oder zu zerstören. Doch alles war gutgegangen: Die Bright Giant hatte die Senatoren heil zurückgebracht und dem Oberkommando riesige Datenspeicher voll mit höchst interessanten Messwerten über die durchreisten Gebiete beschert. Den außerordentlich guten Vertragsabschluss über eine gesteigerte Bacta-Quote, der hernach in den Medien gefeiert worden war, hatte Joya No zu einem gewissen Teil auch als sein Verdienst betrachtet.


Und nun hatte man ihm eine Aufgabe gegeben, die noch eins draufsetzte. Abermals fungierten er und sein Schlachtkreuzer als Eskorte tief in imperialen Raum. Doch anstelle des recht provinziellen Thyferra, das als Bactaproduzent nur indirekt von militärischer Bedeutung war, ging es diesmal nach Fondor: Eine der mächtigsten Werft- und Festungswelten des Galaktischen Imperiums! Joya war diesmal nicht allein und führte auch nicht das Kommando; aber auch der starke Verband, den Commodore Navara Ven befehligte, war ein Häuflein Elend gegen das, was das Imperium in dieser Region aufbieten konnte. Und diesmal erwartete man von dem Captain etwas ganz anderes, als an Bord seines Schiffes zu bleiben und Wache zu schieben, bis die Politiker zurückkehrten. Er sollte selbst Teil der Delegation sein! Man hatte ihn ausersehen, Commodore Ven, Senatorin Turima Belandri und ihre Entourage zu begleiten. In dem ausgiebigen Briefing, das er erhalten hatte, waren ihm die Motive für diese Entscheidung dargelegt worden: Erstens wollte man sich seine Erfahrung aufgrund der bisherigen Begegnungen mit dem imperialen Militär zunutze machen; er war einer von nur wenigen Befehlshabern, die nach der Schlacht von Corellia überhaupt mit den ›Nachbarn‹ in Kontakt gekommen waren, und sogar ihr Gebiet bereist hatten. Zweitens verband ihn seine persönliche Geschichte eng mit den Ereignissen bei Denon und Corellia, welche die größten Niederlagen in der jüngeren Geschichte des Reiches darstellten; offenbar gehörte es zum Säbelrasseln, dass man nur Veteranen der Operation ›Republic Dawn‹ auf diese Reise schickte. Drittens hatte er vor nicht allzu langer Zeit dem Stapellauf des superschweren Mon-Calamari-Sternenkreuzers Viscount beigewohnt und konnte vielleicht Vergleiche anstellen zwischen dessen Leistungsfähigkeit und dem, was das neue Schmuckstück der imperialen Flottenbauer zu bieten hatte. Die Allegiance, ebenfalls ein superschweres Design, war der Anlass dieser Reise: So wie die Neue Republik dafür gesorgt hatte, dass Aufnahmen vom Stapellauf der Viscount auch das Imperium erreichten, sorgte dieses nun dafür, dass seine neueste Terrorwaffe den Republikanern nicht verborgen blieb. Mit der Möglichkeit, persönlich dabei zu sein, ging es sogar einen großen Schritt weiter. Und dass man bereit gewesen war, einen so starken Verband hierher fliegen zu lassen, sandte die Botschaft aus, dass man sich - auch dank des neuen technischen Wunderwerks - vor nichts und niemandem fürchten musste.


Captain No war sehr gespannt darauf, die Allegiance zu sehen und einen Eindruck ihres Könnens zu gewinnen. Aber das bedeutete auch, dass er sich in die Galauniform werfen, die Republik in einer auserlesenen Gesellschaft vertreten und dabei unweigerlich auch Gespräche mit imperialen Würdenträgern führen musste. Das war es, was ihm Sorge bereitete und ihm die gewaltige innere Unruhe bescherte, die ihn unter seinem Panzer aus Professionalität umtrieb. Die Neue Republik erwartete von ihm ein souverändes Auftreten, dort auf dem glitschigen diplomatischen Parkett, und es war möglich, dass das Imperium den ungeliebten Gästen so manchen Stock zwischen die Beine werfen würde. Leider bot er eine ganze Menge Angriffsfläche. Sicherlich wusste das Imperium viel über sein Volk, ebenso wie über ihn selbst. Er war lange genug in imperialer Gefangenschaft gewesen und oft genug unter Drogen verhört worden, so dass sie sicherlich jedes Detail seines Lebens und jede Schwachstelle seiner Persönlichkeit kannten. Auch die traumatischen Erlebnisse der Kriegsgefangenschaft konnten sie als Trigger verwenden, um ihn aus der Fassung zu bringen und zu irgendwelchen diplomatischen Fehltritten zu verleiten. Er hatte die Gästeliste genau studiert und darauf keine bekannten Namen gefunden, aber er traute es dem Reich zu, dass es unangekündigt Mile Toral aus dem Hut zauberte, um ihn inmitten der Festgesellschaft mit diesem zu konfrontieren. Er hatte keine Ahnung, wie er in einem solchen Fall reagieren würde; die Erinnerung an die Zeit auf dessen Kreuzer Aquila und die Frage, wie ein Wiedersehen ablaufen könnte, bescherte ihm noch immer Alpträume. In jedem Fall würde es nicht leicht werden, den hohen Erwartungen seiner Vorgesetzten gänzlich gerecht zu werden. Aber mit nichts weniger als 100 Prozent gab No sich zufrieden. Er wollte glänzen, wie immer. Er brauchte das. Die Gelegenheit, sich auf einem gänzlich neuen Terrain zu beweisen, kam ihm eigentlich gelegen. Was ihn so nervös machte, war die Sorge, ob er seinen eigenen Ansprüchen genügen konnte.


Beim Einsprung in das Fondor-System befand er sich selbstverständlich auf der Brücke. Sofort ließ er die telemetrischen Daten auswerten und zusammenfassen, um sich einen Eindruck zu vermitteln. Die Flotte war vollzählig angekommen. Sie bestand aus Geleitschutz Aurek, zu dem auch die Bright Giant gehörte, unter Führung von Navara Vens Flaggschiff Prometheus, sowie der kleineren hapanischen Einheit Besh. Doch die hereinkommenden Daten belegten, dass selbst das ›Empfangskomitee‹ der imperialen Flotte deutlich mehr Feuerkraft aufbot. Vier Sternenzerstörer der Imperial-Klasse warteten, um die Republikaner zur Werft zu eskortieren. Diese war noch zu weit entfernt, um sie zu sehen oder genau zu vermessen. Die Imperialen hatten sie nur an den Rand des Systems springen lassen, von wo aus ihnen noch eine mehrstündige Reise mit Unterlichtgeschwindigkeit bevorstand. Man wollte auf diese Weise wohl die Kontrolle über die Situation wahren und böse Überraschungen seitens der Gäste vermeiden. Im Gegenzug bescherte man den Republikanern dadurch viel Zeit, Messungen und Analysen anzustellen, die in Zukunft mehr wert sein konnten als alle Reserven der Bank von Christophsis.


»Wann werden wir die Werft erreichen?« wollte der Kaminoaner wissen, nachdem die Gäste sich entsprechend der Vorgaben der Gastgeber auf den Weg gemacht hatten.


Sein Erster Offizier, Commander Ulyx, antwortete nach kurzer Rücksprache mit der Navigationsstation:


»Drei Stunden zwölfeinhalb Minuten, Sir.«


»Also erst nach Einlass der übrigen Gäste. Sie haben es so eingerichtet, dass die republikanische Delegation sich verspätet.«


»Soll ich beim Flaggschiff anfragen, ob sie sich um eine Beschleunigung der Reise bemühen?«


»Nein, in solche Entscheidungen mischen wir uns nicht ein. Commodore Ven und Senatorin Belandri werden schon wissen, ob diese kurze Verspätung ihnen eine erste Diskussion mit den Imperialen wert ist oder nicht. Wir halten uns einfach an die Anweisungen, bis wir neue bekommen, und nutzen die Zeit so gut es geht. Beginnen Sie mit den Scans des Systems und stellen Sie dabei die Sensorleistung fünf Prozent über der Vorgabe der Imperialen ein. Entweder lassen sie uns diese kleine Abweichung durchgehen oder wir entschuldigen uns und korrigieren den Fehler.«


Joya No ging davon aus, dass sich die imperiale Flotte an dieser geringen Überschreitung der Vorgaben nicht stören würde; man hatte sicher einen kleinen Puffer eingeplant. Aber fünf Prozent machten einen gewaltigen Unterschied für die Datenmenge, die empfangen und ausgewertet werden konnte. Sie konnten den Unterschied zwischen einem verschwommenen Lichtfleck und der eindeutigen Identifikation eines Schiffs oder einer Verteidigungsstation ausmachen.


»Zu Befehl. Fünf Prozent über imperialer Vorgabe; versehentlich natürlich.«


»Ich überlasse Ihnen die Brücke, Commander Ulyx. Ich bin in meinem Quartier und mache mich für den Empfang fertig. Rufen Sie mich, sobald eine kritische Situation eintritt. Sie sollten mich mittlerweile gut genug kennen, um zu entscheiden, was wichtig genug ist.«


Die kleinwüchsige, rosahäutige Lannik war schon auf dem Flug nach Thyferra sein Erster Offizier gewesen; sie hatte dabei ausreichend Gelegenheit gehabt, sich mit seinem Kommandostil vertraut zu machen und zu lernen, was er von ihr erwartete. Es waren selbstverständlich dieselben 100 Prozent, die er auch von sich selbst forderte. Und da sie als seine Stellvertreterin die zweitwichtigste Entscheidungsträgerin war, musste sie zudem noch in der Lage sein, sich in ihn hineinzuversetzen: Ihm war wichtig, dass auch in seiner Abwesenheit das Schiff so geführt wurde, als würde er selbst die Befehle geben. Ulyx machte das besser als jeder andere XO, mit dem er bisher zusammengearbeitet hatte.


»Vermerken Sie den Zeitpunkt im Logbuch. Und lassen Sie das Shuttle startklar machen, das mich zur Prometheus bringt.«


»Aye, Sir.«


Der Kaminoaner verließ in der eleganten Gangart seiner Spezies die Brücke und suchte sein Quartier auf. Er musste sich gründlich waschen, dezent parfümieren und in die noch nie getragene Galauniform kleiden, die er extra zu diesem Anlass neu hatte vermessen und anfertigen lassen. Eine Stunde später stand er in tadelloser Aufmachung vor dem Spiegel. Die Uniform saß perfekt. Der breite Stoffgürtel, der das weiß-rote Oberteil an der Taille zusammenfasste, betonte seine extrem lange, schlanke Gestalt; es machte ihm keineswegs etwas aus, dass er vermutlich der Gast war, der am wenigsten einem Menschen ähnelte. Auf der Brust prangte das goldene Abzeichen mit den emaillierten Insignien eines Captains der republikanischen Flotte, daneben der Corellian Laurel in Rot, der für Freund und Feind erkennbar anzeigte, dass er als Offizier bei Denon und Corellia gedient hatte. Obwohl No auch in dieser Hinsicht absolute Perfektion von sich forderte, hielt er sich für vorzeigbar. Vorsichtig und darauf bedacht, seiner Aufmachung nicht den geringsten Schaden zuzufügen, setzte er sich an seinen Schreibtisch und ging noch einmal die Informationen durch, die er über die Allegiance, das Protokoll der Feier und die anwesenden Würdenträger hatte. So vergingen die nächsten beiden Stunden schnell und glücklicherweise ohne Störung. Kurze Zeit bevor sie den Liegeplatz ihrer Schiffe erreichten machte er sich in den Hangar auf, wo mittlerweile eine startbereite Fähre auf ihn wartete. Noch während des Anflugs auf die Orbitalanlagen setzte sie ihn zur Prometheus über, wo er sich mit dem Rest der Delegation treffen würde. Als das kleine Schiff im gewaltigen Shuttlehangar des MC90 aufsetzte und er mit Erlaubnis des diensthabenden Offiziers seinen Fuß auf die Deckplatten setzte, stand er zum ersten Mal Commodore Navara Ven gegenüber. Zwar hatte er mit dem grünhäutigen Twi'lek in mehreren Schlachten gemeinsam gekämpft, doch bisher waren sie sich nicht persönlich begegnet. Er trug ebenfalls die Galauniform und auch er machte darin eine stattliche Figur. Neben dem Corellian Laurel prangte auf seiner Brust das Heart of Bothawui in Silber; ein weiterer Beleg dafür, wie lange er schon im Dienst der Neuen Republik gegen das Imperium kämpfte. Zu der Zeit, als er sich dieses Abzeichen verdient hatte, war No noch nicht Inhaber eines eigenen Kommandos gewesen. Der Commodore war von mehreren Personen in Zivilkleidung umringt. Auch sie waren dem Kaminoaner nicht persönlich bekannt, doch er erkannte sie. Die menschlich aussehende Frau mit dem akkurat frisierten blonden Haar war Senatorin Turima Belandri, Vertreterin der Hapaner, eines der mächtigsten Mitgliedstaaten der Neuen Republik. Der Mann neben ihr war Celdarion Charákas. Er war Botschafter von Onderon und nicht im eigentlichen Sinne Teil der republikanischen Delegation, begleitete sie aber als ihren Gast. Bei den übrigen Personen handelte es sich um deren Stab. Auch ihre Namen kannte No, denn er hatte sich so gut es ging auf die Begegnung vorbereitet, doch waren sie von geringerer Bedeutung.


»Senatorin Belandri, Botschafter Charákas, Commodore Ven...« zählte er auf, trotz ihres fehlenden militärischen Ranges mit den Ehrengästen beginnend, wie es sich gehörte. Dabei nahm er Haltung an und salutierte in vorbildlicher Manier. »Captain Joya No meldet sich wie befohlen!«


Er war bereit für Anweisungen - die sich aller Voraussicht nach darauf beschränken würden, die übrige Gesandtschaft auf die Orbitalstation zu begleiten, sobald die Schiffe die letzten Kilometer zurückgelegt hatten.


[Fondor-System | Weltraum | Anflug auf Werftbasis 7 | MC90 Prometheus | Hangar] Joya No, Navara Ven, Turima Belandri, Celdarion Charákas, Delegation


Gib den dritten Namen ein: skywalker yoda vader kenobi
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