[ Fresia – Fingers Mark – Palm Island – Strand | mit Giselle ]
Na endlich! Endlich zeigte sie ihm wieder diese überaus charmante Seite, dieses Lächeln, das er – so kam es ihm zumindest vor – zuletzt bei ihrer Vorstellung in der Red Square Bar gesehen hatte. Seit er ihr in der Bar einen Job angeboten hatte, waren sie auf einer geschäftlichen Ebene gewesen. Er hatte es nicht geschafft, sie zu durchbrechen. Bis jetzt. Endlich öffnete sie sich ein bisschen, machte einen Scherz und lächelte wie die Sonne. Vielleicht lag es auch doch an der Atmosphäre, die ein Strandspaziergang unweigerlich verbreitete. Lächelnd sah er hoch zum Himmel. Die Sonne wurde von einigen Wolken verdeckt. Als Kind hatte sein Vater ihm immer wieder eingeprägt, nicht zu lange in die Sonne zu blicken, weil man davon blind werden konnte. Wieder traf sein Blick Giselle. Verbotene Frucht, gefährliche Sonne – wie er es auch drehte oder wendete, all diese Dinge waren ihm egal. Das Verlangen nach ihr und ihrem Geheimnis überdeckte alles. Die Vahla lief mittlerweile barfuß durch den Sand und trug ihre Sandalen in der Hand.
„Ich habe einige Male getaucht, ja. In meiner Jugend hatte ich noch Zeit für solche Dinge. Mein Vater ist mir gereist, wenn er Zeit hatte. Er wollte, das ich möglichst viel von der Galaxis sehe.“
War das eben schon ein Flirt von ihr gewesen? Sollte er weiter darauf anspielen, dass sie „Nachhilfe“ in Sachen Tauchen brauchte? Exodus sah sie schief an.
„Ich kann Ihnen gerne ein paar Tricks zeigen.“
Das musste genügen, auch wenn ihm einige andere Sprüche auf der Zunge gelegen hatten. Er wollte sich die kleinen Erfolge nicht sofort wieder selbst zerstören, in dem er allzu offensichtlich oder plump mit ihr flirtete. Das war zumindest die Art, die ihr offenbar nicht gefiel.
„Sie wollen sich im Sand eingraben?“
Exodus stieß ein kehliges Lachen aus.
„Vielleicht sollte ich dafür sorgen, dass Sie tatsächlich kein Quartier für die Nacht bekommen – denn das würde ich gerne sehen.“
Je mehr sie sich ihm öffnete, desto weniger musste er Sorge haben, zu weit zu gehen. Sie würde ihm signalisieren, wenn es ihr zu weit ging, da war er sich sicher. Aber ein harmloser Spaß, das war wohl in Ordnung. Exodus verlangsamte seine Schritte, als sich vor ihnen einige Felsen, die den Strand unterbrachen, auftaten. Sie waren nicht besonders hoch, theoretisch konnten sie also hinüber klettern. Er blickte von den Felsen zu Giselle hinüber und zog dann, ohne ein weiteres Wort zu sagen, seine Schuhe und Socken aus, stellte sie in den Sand und ging barfuß auf die Felsen zu.
„Lust auf eine kleine Klettertour?“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, setzte er den rechten Fuß auf einen kleinen Vorsprung des Felsens und zog sich mit den Armen ein Stück hoch. Mit Schuhen wäre das nicht möglich gewesen. Er sah zurück zu Giselle. Sein Halt war jetzt fest, der Anstieg war relativ leicht. Er hielt ihr die Hand hin – symbolisch, weil sie diese kleine Anhöhe auch selbst überbrücken konnte.
„Kommen Sie!“
Wenn sie jetzt zustimmte und seine Hand ergriff, waren sie endgültig auf der privaten Ebene angekommen und konnten auch ein persönliches Gespräch führen. Es gab tausend Dinge, die ihn an der mysteriösen Frau interessierten. Was hatte sie wirklich hier her verschlagen? Wieso hatte sie bei der Republik aufgehört? Wieso war sie überhaupt dorthin gegangen? Und was – ja was – war mit ihrem Ehemann?
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