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 [ Fresia – Fingers Mark – Palm Island – Camp – Exodus’ Hütte | allein ]


Millionen und Abermillionen Regentropfen mussten mittlerweile auf das Dach seiner kleinen Hütte geprasselt sein. Ungeduldig stierte Exodus zur Decke, als ob er mit purer Willenskraft dem Himmel befehlen konnte, den Dauerregen einzustellen. Fingers Mark schien ihn zermürben zu wollen – genau wie seinen Vorgänger Bas Goarland. Aber Exodus war von einem anderen Kaliber. Er gab sich nicht so leicht geschlagen. Das alles hier würde er aushalten und ausharren. Bis die Sonne wieder da war, bis das Camp besser organisiert war, bis sie Erträge des Lumium-Abbaus gut waren. Bis er Giselles Geheimnis gelüftet hatte. Sowieso: Was konnte er auf Coruscant erwarten vorzufinden? Eine kaputte Ehe und ein viel zu großes Penthouse, ein Betthäschen und mitleidige Blicke. Seine Gedanken wanderten von Serah – dem Betthäschen – zurück zu Giselle. Was trieb sie wohl die ganze Zeit? Er langweilte sich, hier gab es nichts für ihn zu tun. Die anfangs so großzügig erschienene Hütte wirkte mittlerweile klein und beengend. Dort wo Giselle war, wurde es meistens interessant. Mit einem Ruck stellte er die, auf einem kleinen Hocker hochgelegten, Füße auf dem Boden ab, richtete sich auf und ging hinüber zu Tür. Sie war mit einem altmodischen Türgriff ausgestattet und Exodus zog den Griff kraftvoll nach unten, zögerte dann aber doch einen Moment. Der Regen peitschte von außen gegen die Tür – er würde innerhalb von Sekunden komplett durchnässt sein. Egal. Er wollte zu Giselle.


Seine Prognose war richtig gewesen: Nach wenigen Schritten war er nass bis auf die Knochen und das T-Shirt klebte wie eine zweite Haut an ihm. Er joggte in mittlerem Tempo zu Giselles Zelt, diesmal darauf bedacht nicht in jede der großen Pfützen zu treten, was nicht ganz so leicht war, da ihm der entgegenschlagende Regen die Sicht vernebelte. Wo ihre Unterkunft stand, wusste er natürlich mittlerweile und sogar, wie ihre beiden Mitbewohnerinnen hießen: Zera und Sou. Giselle hatte die beiden schon mal namentlich erwähnt und Exodus hatte sich darum bemüht, die Namen zu behalten. Jetzt kam ihm diese Bemühung gleich zu Gute. Vor dem Zelt blieb er zögernd stehen, wischte sich die kurzen nassen Haare aus der Stirn und versuchte gegen die Plane zu klopfen, um auf sich aufmerksam zu machen. Was misslang. Gegen eine Plane konnte man nicht klopfen, vor allem nicht, wenn gleichzeitig lautstarker Regen darauf ein prasselte. Er räusperte sich.


 „Ladys?“


Gleichzeitig griff er nach dem Verschlag und schüttelte ihn, um anzudeuten, dass er eintreten wollte. Aus dem Inneren ertönte keine Erwiderung. Dann stand plötzlich eine hübsche Nautolanerin vor ihm und zog den Verschlag zur Seite.


„Mr. Wingston.“


sagte sie überrascht und schien unschlüssig, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Exodus beschloss, ihr die Entscheidung abzunehmen.


 „Hallo …“


Zera und Sou. Welche davon war wohl diese hier? Er hatte keinen blassen Schimmer. Mist. Dann würde es ohne Namen gehen müssen.


 „Ich bin auf der Suche nach Giselle. Ist sie da?“


Auf dem Weg war ihm der Gedanke gekommen, sich eine Ausrede einfallen zu lassen, wieso er seine Assistentin suchte. Zera oder Sou gegenüber musste er nichts sagen – er war der Chef hier und hatte das Recht seine Assistentin aufzusuchen. Aber Giselle gegenüber würde er einen Vorwand brauchen. Er dachte an irgendwelche Planungen, die er mit ihr durchgehen wollte. Wie sie jetzt weitermachten, ab wann sie Jost oder Dan’el wieder zum Festland schicken konnten, um einen Handwerker für den Generator zu finden – oder Werkzeug. Das waren natürlich tatsächlich zu klärende Fragen, allerdings wusste Exodus schon, was Giselle antworten würde: Noch nicht. Das Unwetter war viel zu stark. Es war in der letzten Stunde sogar noch stärker geworden. Aber so war das ja auch mit Vorwänden: Eigentlich gab es nichts wirklich zu besprechen, man tat nur so, als ob. Zera – oder Sou – riss ihn wieder aus seinen Gedanken.


„Nein, sie ist nicht hier.“


Sein auffordernder Blick genügte, um ihre eine weitere Erklärung zu entlocken.


„Sie wollte einen … Spaziergang machen.“


Exodus‘ Augen weiteten sich vor Überraschung.


 „Einen Spaziergang? Bei dem Wetter?“


„Ja.“


Hektisch blickte er sich um, sah zum Himmel. Ein greller Blitz spannte sich über die Wolken hinweg und brannte sich in Exodus‘ Netzhaut. Wer machte bei diesem Wetter einen Spaziergang?!


 „Und ihr habt sie nicht davon abgehalten?“


„Nein, Sir.“


Die Nautolanerin wurde unruhig. Es war nicht so, dass er ihr wirklich einen Vorwurf machte. Viel mehr begann er sich Sorgen um Giselle zu machen. Sie war ein Kind der Natur und nach eigener Aussage fühlte sie sich dort am wohlsten. Das war ja auch alles schön und gut, nur war die Natur bei diesem Unwetter etwas Gefährliches. Ein vermeintlich romantischer Strandspaziergang konnte bei solchen Wellengängen leichten schlimmer ausfallen – und überhaupt!


 „Wie lange ist sie schon weg? Wo ist sie hingelaufen?“


„Schon eine ganze Weile. Da war der Regen noch etwas schwächer. Wo sie hin ist, weiß ich nicht.“


Sie war losgegangen, als das Unwetter noch nicht so stark gewesen war. Sie war losgegangen, ohne zu wissen, dass es so stürmen würde. Sie hatte es nicht vorausgesehen und war jetzt irgendwo da draußen.


 „Ich gehe sie suchen.“


sagte Exodus nur noch knapp und wandte sich ab. Im letzten Moment zögerte er und blickte zu der Nautolanerin zurück, nickte ihr zu.


 „Danke.“


Dann verschwand sie aus seinem Blickfeld und seinen Gedanken. Giselle konnte zum Meer gelaufen sein, aber da der Strand nur einige Meter entfernt war, hätte er sie jetzt schon sehen oder zumindest spüren müssen. In den letzten Tagen hatte er sich angewöhnt, gelegentlich in der Macht hinauszugreifen und ihre Aura zu erspüren. Ihre Aura war wie ihr Geruch, er mochte es sie über die Macht zu spüren, so wie er es mochte, wenn ihm ihr Duft die Sinne vernebelte. Blieb nur noch der Dschungel. Der unendlich große Dschungel, voller – was wussten sie schon! – gefährlicher Bestien, wütender Mon Calamari und anderen Dingen. Seine Schritte und Gedanken beschleunigten sich, seine Füße trugen ihn fast automatisch zu den Ausläufern des Dschungels. Er lief schnell durch das Dickicht und so schlugen ihm viele Äste ins Gesicht, kratzten über seine Haut und hinterließen leicht blutende Wunden, die der Regen in Sekundenschnelle ausspülte. Der sintflutartige Regen hatte jeden Zentimeter seines Körpers erreicht und trieb unermüdlich weiter auf ihn und die Blätterwelt um ihn herum, ein. In der Macht breitete er seine Fühler aus, suchte Giselle, zwischen den Tausenden Lebewesen, deren Heimat der Dschungel war. Jedes Mal wenn das Grollen über ihm ohrenbetäubend laut wurde, zuckte er zusammen. Nicht, weil er Angst um sich hatte – sondern wegen Giselle. Es war ein merkwürdiges Gefühl, denn er hatte nicht damit gerechnet. Giselle war … sie war ein Objekt der Begierde – hatte er gedacht. Dass er Angst um sie haben könnte – das war neu. Nur blieb ihm keine Zeit, dieses neue Gefühl einzuordnen und zu reflektieren. Der Dschungel war erbarmungslos.


 [ Fresia – Fingers Mark – Palm Island – Dschungel | allein ]


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