– Fresia – Fingers Mark – Palm Island – Dschungel – Mit Exodus -
Kein Wort fiel mehr darüber, wie Giselle den Fluss überquerte. Die Ränder ihrer Hose färbten sich dunkel, als sie die Mitte des Flussbettes erreichte. Exodus watete neben ihr durch das knietiefe Wasser, lauschte auf Giselles Geheiß hin und fragte sie, ob sie Angst hatte. Angst? Giselle schüttelte den Kopf und lächelte.
“Angst wovor? Vor einem Wasserfall?“
Fragte sie nach, nicht ganz sicher, worauf er hinaus wollte, aber amüsiert über seine Frage.
“Ich denke, so lange er mich nicht angreift, komme ich schon klar.“
Sie überließ es Exodus, sich als Erster ans Ufer zu begeben und die nächste Umgebung dort nach möglichen Spuren zu inspizieren. Giselle bewegte sich unterdessen bereits einige wenige Schritte flussabwärts, in die Richtung aus der das Rauschen kam.
“Ich denke, es ist ist wirklich ein Wasserfall.“
Sagte sie, als sie Exodus wieder direkt hinter sich spürte und drehte sich halb zu ihm um.
“Kein Glück, was Spuren angeht, nehme ich an?“
Er schüttelte den Kopf. Das bedeutete, dass sie dem Flusslauf tatsächlich folgen würden. Die ersten Meter wateten sie weiter im Wasser entlang. Als es mehr Sinn machte, den Fluss weiter vom Ufer aus zu verfolgen, liefen sie nebenher. Giselles Gedanken führten sie zurück zu der Entscheidung, die sie ein paar Minuten zuvor getroffen hatte und zu der Frage, ob es die Richtige gewesen war. Exodus hatte nicht gekränkt gewirkt. Genau genommen hatte er kein einziges Wort mehr darüber gesagt. Oder war vielleicht genau das ein schlechtes Zeichen? Giselle wusste es nicht. Es konnte alles bedeuten, oder auch nichts und hing letztendlich davon ab, wie wichtig es Exodus überhaupt gewesen war. Da sie nicht einmal das wusste, war jede Spekulation sinnlos. Wenn er einfach nur höflich oder hilfsbereit hatte sein wollen, machte sie sich dort viel zu viele Gedanken, wo es überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Aber vielleicht war es auch, weil es ihr wichtig gewesen wäre und sie sich wünschte, dass es ihm genauso ging.
Als das Rauschen lauter wurde, fühlte sich Giselle in ihrer Vermutung ob eines Wasserfalls bestätigt, und der Weg war nicht sonderlich lang, bis sie ihn erreicht hatten. Sie standen noch immer am Ufer, die Strömung war reißerisch und zu ihren Füßen fiel das Wasser einen kleinen Hang hinunter. Er war nicht hoch, es mochten vielleicht vier bis fünf Meter sein und unter ihnen lief das Wasser in einen ruhigen See, von dem aus einer weiter idyllischer Bach, sehr viel schmaler, sich seinen Weg in den Wald hinaus schlängelte. Giselle spähte nach unten, schwenkte ihren Arm und warf ihre Sandalen in hohem Bogen hinunter. Der Aufprall ihrer Schuhe im Gras, irgendwo zwischen den Büschen, war im Getöse des Wasserfalls nicht zu hören. Das Wasser war wieder eiskalt, als Giselle sich anschickte wieder zurück in den Fluss zu steigen. Nach ein paar Minuten an Land hatte sie fast vergessen wie kalt es war.
“Ich schätze, eine andere Spur als hinunter haben wir ohnehin nicht.“
Sagte sie zu Exodus, blickte sich zu ihm um und grinste. Sie brauchte nur noch zwei Schritte zu machen, bis die Strömung sie einem Paukenschlag gleich erfassen und hinunter in den See spülen würde. Den Weg nach unten stellte Giselle sich vor wie einen Ritt auf den Wellen.
“Komm! Wer zuerst unten und wieder an Land ist, hat gewonnen!“
Sie tauchte ihre Hände ins Wasser, spritzte Exodus lachend nass, bildete sich noch ein, das Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen und machte dann eienen Satz nach vorne, als er ebenfalls in den Fluss hinein stieg, um auf jeden Fall schneller zu sein als er. Im nächsten Moment auch schon spürte sie dann den Sog vor und den Druck hinter sich, als der Fluss sie erfasste und mit sich zog. Der Lärm des Wasserfalls, als sie sich mitten in ihm befand, war ohrenbetäubend. Umso überraschender war der Moment, in dem sie unter Wasser gezogen wurde und alles um sie herum plötzlich wie in Zeitlupe und wie durch einen Schalldämpfer zu geschehen schien. Giselle hatte die Luft angehalten und schlug die Beine zusammen, nachdem der Druck sie für ein paar Sekunden unten gehalten hatte. Ihre Arme bahnten sich einen Weg zurück an die Oberfläche. Sie befand sich in der Mitte des Sees, als sie wieder auftauchte, schnappte nach Atem und lachte ein lautes, zufriedenes Lachen, zufrieden über dieses kleine, unverhoffte Abenteuer.
“Exoduuuuus?“
Rief sie, suchend hinter sich blickend. Ihre Beine traten gleichmäßig Wasser und ihr Kopf richtete sich nach oben, doch Exodus stand nicht mehr oben auf den Felsen. Stattdessen tauchte sein Kopf jetzt links, ein Stück weit von ihr entfernt auf. Giselle grinste. Wer erster an Land war, hatte gewonnen, hatte sie gesagt!
“Und, hat dich der Wasserfall angegriffen?“
Rief sie fragend, das Lächeln noch immer auf ihrem Gesicht. Sie schwamm einige Züge Richtung Ufer, bestrebt ihre Wetter zu gewinnen, bis sie plötzlich inne hielt und ihre Züge gefroren.Dort am Ufer, direkt vor ihr, standen sie: Die Mon Calamari.
– Fresia – Fingers Mark – Palm Island – Dschungel – Mit Exodus und Mon Calamari -