- Fresia – Fingers Mark – Rings Island – Dschungel – Mit Exodus –
Giselle Blick folgte der kleinen Eidechse, die sich beleidigt ins tiefe grüne Gras zurück zog. Exodus' Eingreifen in den natürlichen Verlauf der Nahrungskette war nicht, was Giselle getan hätte. Es war nicht ihr Recht, sich einzumischen. In der Natur gab es nur ein Gesetz: fressen und gefressen werden, Flucht und Jagd. Dies war ein natürlicher Kreislauf und während Exodus dem süßen kleinen Vogel geholfen hatte, hatte er der Echse ein Abendessen für ihre Jungen verwehrt. Unter anderen Umständen hätte Giselle vielleicht etwas entsprechendes gesagt, hier ließ sie es jedoch. Jeder von ihnen hatte seine schwachen Momente und es war nicht grundlegend falsch, Mitleid zu zeigen. Exodus' Blick, der dem längst verschwundenen Vogel hinterher blickte, schien für ein paar kurze Sekunden ins Leere zu driften und Giselle fragte sich, was er wohl sah, das sie nicht sehen konnte.
“Die Kinder?“
Wiederholte sie eine seiner Formulierungen fragend und konnte förmlich sehen, wie sein Blick zurück in die Gegenwart schnappte.
“Du hast bisher nur von Adrian erzählt.“
Sie sagte das, ohne dass Vorwurf in ihrer Stimme mitgeklungen hätte. Vielleicht hatte sie es auch einfach nicht richtig verstanden. Jetzt waren es jedenfalls definitiv zwei Kinder, von denen Exodus gesprochen hatte, ein Junge und ein Mädchen, Adrian und Alisah. Ganz einfach war es nicht, seinem Leben auf Coruscant zu folgen. Er hatte dort offensichtlich mit seiner Familie gelebt, die außerdem noch aus seinem Vater, einer Halbschwester und einem Bruder bestand. Große Familien waren etwas Wunderbares. Es war nur schade, wenn man nicht die Möglichkeit hatte bei ihnen sein. Das hatten sie beide gemeinsam.
“Aber es stimmt, was du sagst, man kann sich seine Aufgaben nicht immer aussuchen.“
Sie gingen inzwischen weiter und der Weg wurde etwas steiler.
“Das macht es natürlich nicht besser, dass Yuna sich einfach aus der Affäre gezogen hat und entschuldigt ihr Verhalten auch nicht, aber zumindest kannst du von dir sagen, das Richtige getan zu haben.“
Versuchte sie ihn aufzumuntern und sah sich wieder halb zu ihm um.
“Und ich bin sicher, Adrian wird das auch zu schätzen wissen.“
Wieder keine Rede von Alisah. Wie hatte sie von der Trennung erfahren, wer hatte ihr davon berichtet? Noch verstand Giselle nicht alles, was sich in Exodus Wingstons Leben ereignet hatte, doch für den Moment hatte sie genug Fragen gestellt. Der Boden unter ihren Füßen hatte das weiche Gras gegen braune, steinige Erde ausgetauscht. Wenn sie nicht alles täuschte, befanden sie sich auf bestem Wege zu den Felsen von Alquola. Wenn sie diesen Punkt erreicht hatten, wusste Giselle von dort aus genau, wohin sie gehen mussten.
“Ich weiß nicht warum, aber ich hatte mir nicht vorgestellt, dass dein Sohn bereits erwachsen ist.“
Gab Giselle schließlich zu, weil sie noch immer darüber nach dachte.
“Es kann spannend sein, sich das Leben eines anderen vorzustellen und dann zu erfahren, dass man mit seinen Vermutungen vollkommen daneben gelegen hat.“
Erklärte sie, konnte sich aber nicht mehr zu Exodus umdrehen, weil der Aufstieg jetzt beschwerlicher wurde und sie auf dem trockenen Erdboden Halt suchen musste. Mit der linken Hand griff sie nach einem Ast und zog sich ein Stück die Steigung hinauf. Sie freute sich auf den Ausblick, wenn sie oben auf dem Berg angekommen waren. Ihn zu zweit zu genießen war sogar noch schöner, als alleine.
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