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2006 herrschte naturgemäß ein völlig anderer Zeitgeist. "Public Viewing" in eigens dafür errichteten Fanzonen war (in dieser Form bzw Dimension) ein relativ neues Phänomen, Internet am Handy sauteuer und höchstens von einer winzigen Minderheit genutzt, die Leute haben auch nicht alles sofort mitfilmen und auf sozialen Medien hochladen können, die Fan-Vernetzung insgesamt noch stark analog geprägt. Die Erwartungen an das deutsche Nationalteam nach zwei katastrophalen Europameisterschaften (aber auch einer Vizemeisterschaft bei der WM 2002) galten vor Turnierbeginn - mit Erfahrungen wie dem 1:4 im Testspiel gegen Italien kurz zuvor und einem Trainerneuling wie Jürgen Klinsmann - als überschaubar.


Wirtschaftlich und politisch waren die 00er-Jahre zumindest in Europa bis zum Herbst 2008 praktisch krisenfrei, die Gesellschaft schien zuversichtlicher durch die noch aus den 90ern mitgenommenen, optimistischeren Stimmung. Gleichzeitig begannen sich natürlich längerfristig Entwicklungen, die aus dem Ende des Kalten Krieges herrührten, abzuzeichnen: die EU bekam 2004 gleich zehn neue Mitgliedsstaaten, was u.a. Möglichkeiten der kontinentalen Niederlassungs- und Reisefreiheit vervielfachte (wobei in so manchen Nettozahlerstaaten Skepsis gegenüber den ehemaligen Ostblockstaaten laut wurde). China setzte seinen Aufstieg fort, Afghanistan und Irak waren heiße Themen; mit George Bush meinte man damals, den schlechtesten und dümmsten US-Präsidenten aller Zeiten mitzuerleben. Islamis(tis)cher Terrorismus beherrschte ggflls. die Schlagzeilen (zb Madrid 2004), aber noch lange nicht in den kurzen Intervallen wie eine Dekade später.


Ob es damals oder früher generell "unbeschwerter" zuging, kann unmöglich gesagt werden, auch wenn die eigene Perspektive üblicherweise zu einem klaren "Ja" tendiert. Dafür spiel(t)en zu viele Faktoren - zT, wie bei SM, durch eben deren Nicht-Vorhandensein - eine Rolle.


Gib den zweiten Namen ein: kenobi anakin vader
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