Absoluter Wahnsinn! Genau so stellt man sich eine neunte Folge von Game Of Thrones vor.
[SPOILER="S6E9"]Es beginnt schon genial in Meereen und, verdammt, man hat das Gefühl, dass all das Tempo, das in einigen der vorigen Folgen fehlte, zusammengenommen und nun in diese Episode gesteckt wurde. Der Kampf gegen die Flotter der Sklavenhalter lebt von einer wuchtigen und bombastischen Inszenierung. Die Kamerafahrten bei Daenerys' Flug auf Drogons Rücken, die musikalische Untermalung, die Spezialeffekte bei den Drachen und dem Feuer, all das ist filmisch auf einem derart hohen Niveau, dass die Sequenz locker auch aus einem heutigen Fantasy-Blockbuster hätte stammen können. Game Of Thrones setzte schon zu Beginn hohe Standards, doch nun wird ein Niveau erreicht, das es bisher in der Serie, wenn überhaupt, nur selten gegeben hat. Interessant auch, dass man sich nicht lange mit Auseinandersetzungen auf dem Land aufhält, dies nur andeutet und stattdessen mit "Drachen vs. Schiffe" für eine innovative, komplexe und bombastische Kampfszene sorgt. Die zweite Meereen-Szene ist dann ruhig, aber stimmig und auch humorvoll und bringt gleichzeitig die Story einen sehr großen Schritt voran. Einmal mehr finden Handlungsstränge zusammen, mit Daenerys und Theon treffen sogar zwei Charaktere aus dem Ur-Cast aufeinander. Die Allianz zwischen Targaryen und Graufreud birgt einiges an Potenzial für die Zukunft der Serie und nun dürfte dem Ereignis, auf das wir seit der ersten Staffel warten, nichts mehr im Weg stehen: Daenerys' Aufbruch nach Westeros.
Genau dort geht es weiter und zwar im Norden. Als wäre der Auftakt in Meereen nicht schon episch und beeindruckend genug gewesen, steht uns der Höhepunkt der Folge erst bevor und zwar mit der seit Beginn der Staffel herbeigesehnten Schlacht der Bastarde. Und zu dieser lässt sich sagen: Genau so inszeniert man eine Schlacht! Episch, angemessen lang, blutig und vollends überzeugend. Nicht, dass die bisherigen Schlachten enttäuscht hätten, im Gegenteil, aber die Schlacht der Bastarde setzt ganz, ganz neue Maßstäbe innerhalb der Serie. Sie ist mit einer solchen Wucht inszeniert, dass der Zuschauer in jeder Sekunde an den Bildschirm gefesselt ist und mit den Helden mitfiebert. Highlights dabei sind sicher der Beginn der Schlacht, als Jon desillusioniert nach Rickons dramatischem und toll in Szene gesetzten Tod sich der anrückenden Kavallerie alleine stellen möchte und dann im letzten Moment Reiter auf Reiter prallen, und der spätere Moment, als er von Leichen und sich aneinander drängelnden Kämpfern begraben wird und zu ersticken droht. Großartig dargestellt! Was den The Two Towers-Gedächtnismoment angeht: Dass die Ritter des Grünen Tals Deus-Ex-Machina-mäßig gerade im richtigen Moment kommen und das Blatt wenden... nun, ja, ist ein Klischee und dazu war es auch ziemlich offensichtlich. Aber ganz ehrlich, gemessen an dem, was die Schlacht uns inszenatorisch bietet: Geschenkt! Und zwar gerne.
Der Showdown zwischen Jon und Ramsay gefiel mir auch sehr, ohne Schwerter, da Ramsay es wie erwartet vorzieht, mit unfairen Mitteln zu kämpfen. Bringt ihm nur nicht viel, denn Jon bleibt Sieger und wäre Sansa nicht aufgetaucht, hätte er Ramsay gewiss noch weiter "massiert". Doch Sansa soll ja auch noch ihren Spaß bekommen und verpasst Ramsay so den wohl besten Tod, den man dem Charakter nur hätte geben können. Tja, auch Hunde müssen fressen. Bitter-ironische Schlussszene und das lang erwartete Ende eines weiteren Schurken. In der Tat geht es aufwärts in Westeros. Mal sehen, für wie lange. [/SPOILER]
Ich bin alles in allem restlos begeistert, da in dieser Folge für mich einfach alles hervorragend gepasst hat. Wir erleben brachiale, pompös inszenierte Action, Emotionen und auch etwas Humor sowie einige inszenatorische Meisterleistungen. Definitiv der Höhepunkt der Staffel neben der fünften Folge, bei dem ich über einige eventuelle Unstimmigkeiten, die man gegen die Folge ins Feld führen könnte, getrost hinweg sehen kann. Ich bin gespannt, was das Staffelfinale noch so mit sich bringt. Die letzte Folge dieser Staffel soll Gerüchten zufolge ja [SPOILER]69 Minuten[/SPOILER] dauern und wenn das stimmt, kommt da gewiss noch einiges auf uns zu, sodass man eine wirklich großartige Staffel hoffentlich noch mit der ein oder anderen Überraschung oder Wendung ausklingen lässt.
[SPOILER]Das ist der Kleinjon, Lord Umber. Gefragt war jedoch nach Lord Karstark und es stimmt, mir ist es er während oder nach der Schlacht auch nicht mehr aufgefallen.[/SPOILER]