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Jedes Wort aus dem Munde Ravenburgs schien imperialen Leitwerken wie dem imperialen militärischen Leitfaden zur Korrektur von Gedanken entsprungen zu sein. Selbstverständlich hatte ein solchermaßen compnorgeschwängertes Tun ein rasches Gefühl von Erhabenheit und Treue in der Brust des Maschinenmannes zur Folge, auch wenn er sich der tiefergründigen Absicht seines Kameraden bewusst war. Der Zusammenhalt zwischen den Kreuzerkommandanten war für beide Männer eminent wichtig, zudem galt es die Form zu wahren, ganz besondere in Anwesenheit von Nicht-Militärs. Doch Eisenberg rang schon sein gesamtes Leben mit seiner inneren Hybris, dem Sturm von Wut und Zorn, der nur allzu gern lostobte und dabei Chaos und Zerstörung hinterließ. Sein Temperament, einer Supernova näher als ein Feuersturm, mochte ihn in den Augen vieler zu einem Sicherheitsrisiko machen, er selbst sah es als eine Stärke an. Traditionell galten Offiziere der Flotte als beherrscht, kühl berechnend und eher emotionslos sachlich, doch das entsprach selten der Realität. Auch die Kommandanten gewaltiger Kriegsschiffe waren Menschen aus Fleisch und Blut, versehen mit Fehlern und charakterlichen Schwächen, gestärkt jedoch durch ihr Umfeld und gehärtet in der nimmermüden Schmiede imperialer Leitkultur.
"Es ist nicht nur der Nichtmensch, Tiberius. All diese Subhumanen, Minderwesen und Unbedeutsamen sind doch Beiwerk in der Gemengelage der Probleme. Sieh' Dir an, was sie mit den großartigen Streitkräften anstellen: Weibsvolk in hohen, verantwortungsschweren Positionen. Dazu das vermehrte Stützen auf zivile Einrichtungen wie diese hier. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da wurde der Abbau kriegswichtiger Ressourcen nicht ausgelagert und an profitgierige Unternehmen vergeben. Das hier sollte militärisches Sperrgebiet sein, alter Freund. Diese ganze Welt hier. Man sollte hier Raubbau betreiben, dazu flächendeckende Genozide initiieren und Spezialtruppen für Dschungelklima ausbilden. Aber nein .. es bleibt bei schlichter, semi-effizienter Gewinnung von Baumharzen. BAUMHARZEN, Tiberius!", ereiferte sich der Offizier von Belgaroth. Seine Hingabe und - anders war es nicht zu beschreiben - seine Liebe zum Imperium war gefühlt grenzenlos. Umso frustrierender die Erlebnisse und Rückschläge der letzten Jahre. Der vereinbarte galaktische Frieden stellte dabei nur die Spitze des umgangssprachlichen Eisberges dar. Viel tiefer reichte die Wunde zahlreicher militärischer Niederlagen gegen die organisationslosen wilden Horden der Republik. Das wog in den Augen vieler Militärs wirklich schwer.
"Diese ganzen Wandlungen, Änderungen und angeblichen Fortschritte sind in Wahrheit nur Angleichungen an die Liberalität der Rebellen, um Einzelplaneten zu gefallen und deren Population zu beschwichtigen. Und warum? Weil die dortigen Ressourcen für ansässige Firmen von Bedeutung sind und sie dadurch bei gesteigerter Produktivität mehr Steuerleistungen erbringen können. Aus dem wunderbaren Imperium ist ein korrupter Kapitalstaat geworden, der sich kaum noch um die Traditionen und Werte vergangener Tage schert. Und über allem hocken, haarigen Spinnen gleich, diese verfluchten Sith mit ihren Mythen, Legenden und religiösen Eifereien. Wie wichtig wäre doch jetzt eine starke Führung in der Flotte, die das Heft in die Hand nähme und auf den Resten zerrissener Friedensverträge zur Offensive übergehen würde. Doch solange irgendwelche missgestalteten Fanatiker auf dem Thron sitzen, schenkt niemand denen Gehör, die wahrhaftig Kriege austragen: Den Streitkräften!", polterte der 44-Jährige weiter. Seine Verachtung für Machtanwender war offensichtlich und auch aktenkundig. Möglicherweise war das ein Grund dafür, dass er in seinem Alter noch immer nur einen Kreuzer kommandieren durfte.
"Möglicherweise wird sich vieles ändern, wenn die Zeit des pazifistischen Nichtstuns beendet ist .. aber ich garantiere Dir: In der Flotte krankt es. Ein Geschwür hat sich ihrer bemächtigt und es breitet sich von Tag zu Tag aus. Dagegen ist die Existenz irgendwelcher abstruser, vernichtungswürdiger Fremdwesen fast schon ein herzerwärmendes Thema. Glaube mir das, alter Kampfgefährte.", schob Eisenberg nach und ballte einmal mehr seine antiquierte Kybernetikhand zu einer Faust. Seine schmalen, harten Gesichtszüge unterstrichen nur seine bedeutsamen Worte. Als Radikalist innerhalb einer immer toleranteren Flotte stellte er eine Art von Relikt aus längst vergangener Zeit dar, doch er dachte nicht daran, mit seiner Meinung zurückzustehen. Er wollte sich Gehör verschaffen. Hier, jetzt und auch sonst zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Da sein forsches Gehabe durchaus bekannt war, mochte das ein weiterer Grund dafür sein, warum man ihr zu recht unrühmlichen Konvoidienst versetzt hatte. Zwar gehörte das zu den Routinetätigkeiten eines Flottenoffiziers und seinem Kommando, doch in Eisenbergs speziellen Falle konnte es durchaus politisch motivierte Gründe dafür geben. Auch das Galaktische Imperium mit seiner Neuen Ordnung konnte sich dem Progress nicht dauerhaft entziehen. Das gelang nur Raritäten wie Gaus Eisenberg.
Die Gegenwart des Kameraden, der ähnliche Traumata durchlaufen hatte wie Gaus, war einerseits tröstlich, andererseits fühlte sich der Kommandant der 'Intrepid' nicht allein mit seiner Überzeugung. Die Werte- und Moralvorstellung junger Offizier war dem Cyborg-Offizier oftmals ein Graus und genau deshalb legte er besonderen Wert auf aktive Teilhabe bei der Zusammenstellung seiner Mannschaft. Für ihn war die Crew handverlesen, was sich primär durch die Abwesenheit von weiblichen Offizieren, wie auch den Verzicht auf jedwede Form von nichtmenschlichen Besatzungsmitgliedern auszeichnete. Da sein Kommando insgesamt gut zwanzigtausend Mann beherbergte, verdeutlichte die Arbeit, die der Oberkommandierende des Dreadnaughts erbracht hatte.
"Wenn die Mannen zurückkehren, werde ich eine kurze Erklärung abgeben. Und Chedhi darf dann in Erfahrung bringen, wie weit die Verladung der Güter ist. Ich bemerke sekündlich wie mir dieser Planet aufs Gemüt schlägt. Sollte es noch länger dauern, wird mir ein kurzer Abstecher zur 'Intrepid' möglicherweise gut tun.", klagte er weiterhin. Doch die Schärfe seiner Worte verlor drastisch an Intensität, wiewohl auch seine Polterei vorerst ein Ende zu finden schien. Einmal mehr dankte er den Schicksalsgöttern, dass sie ihm einen Kameraden wie Tiberius Ravenburg geschenkt hatten. Als Doppelgespann waren sie eine derzeit noch ungeschliffene, aber keineswegs ungefährliche Waffe der ruhmreichen Flotte, dieser Königin des Schlachtfelds.
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