---Ketaris | Dorf im Wald | Nahe des Gemeinschaftshauses | Dex mit Lucy und Alicia, Norag mit einigen Dorfbewohnern, Lilya---
Für Dex verlief alles wie in Zeitlupe. Sie hatte Angst. Angst um Lucy, Angst vor einer Eskalation und davor, dass sie wieder die Schuldige wäre. Norag hatte also einen Darth Titel. Er war also ausgebildet. Vermutlich freute er sich, genauso wie Lilya, dass sie nun vor ihnen kniete. Hatten sie gewusst, wie wichtig Lucy für Dex geworden war? Oder es war einfach Zufall gewesen. Doch wenig später hörte sie Norags Befehl und Lilya, die näher kam. Dex glaubte regelrecht zu spüren, wie die Lethan auf sie gerade runter schaute. Doch spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Blinzelnd hob die Padawan ihren Blick und schaute Lilya in die Augen. Sie konnte da keinen Sadismus sehen, sondern nur ein freundliches Lächeln. Freundlicher als es Dex verdient hätte. Langsam stand sie auf und hörte die weiteren Worte der Lethan. Bei dem Ansprechen ihrer Herrin, ja die ganze Körpersprache verriet, dass Lilya gerade nichts Böses im Kopf hatte. Während die Lethan schon vor ging schaute Dex ihre Meisterin an.
“Macht Euch keine Sorge Meisterin… Wenn Ihr euch erinnert… Die Sith… Also die Frau, für die ich im Orden gearbeitet habe, ist die Meisterin von No- ich meine Darth Nydak oder war es zumindest. Ich bin mir sicher, dass wir nichts zu befürchten haben, so lange… Ich… Sie sind in Ordnung, will ich sagen…”
Dex schaute zu Lilya und dann noch einmal zu Alicia.
“Wir sind hier relativ sicher.”
Damit folgte Dex der Lethan ein paar Meter zur Seite, ehe die Lethan direkt mit der Tür ins Haus fiel.
“Ich will etwas wissen… Warum trägst du schwarze Roben wenn du eine Padawan bist? Und warum warst du damals so fies zu mir?”
Dex blinzelte etwas irritiert und war erst einmal unsicher, was sie sagen sollte. Lilya lächelte warm.
“Ich will nur reden. Wirklich. Ich glaube kaum, dass Norag bereit wäre eine Jedi direkt zu bekämpfen. Aber das bleibt unter uns ok?”
Die Lethan war wirklich sehr freundlich. Scheinbar hatte sie gelernt im Ernstfall eine gute Schülerin und Sith zu sein, jedoch ohne direkt dabei ihr Naturell zu verlieren. Dex senkte den Blick und atmete tief durch.
“Die Roben sind… ich werde sie ablegen, wenn ich das Gefühl habe, der dunklen Seite entkommen zu sein… Was dich angeht… Es wurde von mir erwartet und ich hatte vielleicht auch Angst, dass ich dich mögen könnte.”
Dex schaute zur Seite.
“Ich hatte viel Scheiße durch. Ich dachte, wenn ich mich selbst zur Königin der Jünger machen würde, könnte ich vielleicht… Nun ja… Verstecken, wie viel Schmerz ich spüre…”
Lilya verschränkte die Arme vor der Brust und legte skeptisch ihren Kopf schief. Sie wusste schließlich wer Dex Vater war. Daher glaubte sie nicht direkt, was aus dem Mund einer Person kam, der sie so viel Leid zu verdanken hatte. Instinktiv achtete sie auf irgendein Zeichen, das offenbaren könnte, dass man sie verarschte.
“Ich weiß wer dein Dad ist. Hat Daddy dir keinen neuen Landgleiter gekauft? Welche Scheiße muss ein so gut aufgewachsenes Kind schon fressen?”
Bei dieser Frage erstarrte Dex. Das Lichtschwert, das locker in ihrer Hand gelegen hatte, fiel zu Boden und sie fing an zu zittern. Ihr Blick war starr. Die Erinnerungen, die sie bis heute nicht hatte verarbeiten können und auch etwas, dass sie lange Verdrängt und den Grundstein für ihr Leben im Tempel gelegt hatte.
“Mein Vater ist ein Mistkerl.”
Schoss es aus Dex raus. Doch bevor Lilya etwas sagen konnte redete Dex weiter.
“Mein Daddy…”
Die Worte betonte sie sarkastisch.
“...schenkte mir zu meinem dritten Geburtstag Elektroschocks. Zu meinem Siebten…”
Dex streifte ihre Roben ab und zeigte Dex einen vernarbten Rücken.
“...da wurde ich ausgepeitscht. Das war mein Leben… bis ich mich von ihm verpissen konnte…”
Lilya war nun selbst erstarrt. Sie realisierte, dass die Frau vor ihr wahrscheinlich genauso in ihrer Kindheit gelitten haben musste wie sie.
“Ich habe mich auf den Straßen in Bastion versteckt. War ein Straßenkind. Als ich von den Sith gefunden wurde, starben Wesen, die quasi meine Brüder waren. Im Tempel selbst? Da hat sich jene Person, die ich als eheste meine Schwester sehen konnte, für mich geopfert. Ich flehte, dass wir eine Lösung finden würden… doch sie tat das, was ich nicht konnte. Sie brachte sich um… Ich blieb als einzige übrig. Mit dem Versprechen meines Vaters, dass jeder, der mir wichtig wäre, sterben würde, sobald ich auch nur ansatzweise ‘entartete Gedanken’ entwickeln würde… Und dann-”
Dex verstummte. Sie wurde plötzlich von Lilya in den Arm genommen. Sie verstand. Sie verstand nur zu gut, wie es war über Jahre hinweg, von klein auf zu leiden. Sie verstand, warum Dex so gehandelt hatte, wie sie es getan hatte. Zögerlich erwiderte die Padawan die Umarmung. Für Norag und Alicia musste das Bild wahrscheinlich skurril sein. Eine Jedi-Padawan und eine Sith-Schülerin umarmten sich. Dazu noch Täter und Opfer.
“Es tut mir Leid… Ich meine es Ernst. Ich wusste nicht anders, dort zu überleben. Gerade nachdem man mich bei meiner Ankunft verprügelt hatte wegen meines Vaters.”
Langsam lösten sich die beiden Frauen voneinander. Dex setzte sich auf die Stufen der Hütte vor welcher sie standen, nur um wenig später Lilya neben sich zu haben.
“Du? Wir haben wohl beide bei unseren Familien so richtig die Arschkarte gezogen.”
Dex schaute zu Lilya und erinnerte sich an die Narbe eines Sklavenhalsbandes, welches sie damals im Tempel einst bei der Lethan gesehen hat.
“Du warst Sklavin… Das heißt also dein Vater…?”
Lilya schaute zu Dex und nickte langsam.
---Ketaris | Dorf im Wald | Nahe des Gemeinschaftshauses | Bei einer Hütte: Dex mit Lilya, in der Nähe Alicia und Lucy, Norag mit einigen Dorfbewohnern---