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Nachdem Mark die Nachricht verschickt hatte, hieß es warten. Geduld war eine Tugend und bei der Macht, Markus hatte hart daran arbeiten müssen, sich diese anzueignen. Manchmal fiel es ihm immer noch schwer auf etwas oder jemanden zu warten, aber er beschwerte sich nicht, ließ sich davon nicht aufbringen.
Der Jedi lehnte sich zurück, breitete die Arme aus und ließ sie auf die Rückenlehne der Bank sinken. Der Kopf fiel nach hinten in den Nacken, die Augenlider schlossen sich und im Kopf des Corellianers gab es einige Gedanken zu ordnen. Er nutzte die Zeit, um sich über einiges bewusst zu werden. Er hatte noch kein Mädchen ausgebildet. Sicher, Kaylee hätte Potential gehabt und auch bei Jaseen hatte er eine gewisse Empfänglichkeit für die Macht gespürt, aber das war zu Zeiten des schlimmsten Kriegs gewesen. Warum hätten sie sich für ein Leben auf der Flucht entscheiden sollen? Markus hatte beide aus den Augen verloren. Sie hatten sich für ein mehr oder weniger normales Leben entschieden. Allein die Macht wusste, was aus ihnen geworden war. Es herrschte immer noch Krieg, aber Shana hatte sich für die Ausbildung entschieden. Es gab allgemein wieder mehr Padawane oder irrte er sich in der Beziehung etwa? Nein, es schienen tatsächlich wieder mehr Machtsensitive den Weg zu den Jedi zu finden. Dennoch änderte das nichts daran, dass Mark noch keine Erfahrung damit hatte, ein Mädchen auszubilden. Es schien ihm völlig anders, als damals mit Caleb abzulaufen und er musste seine Taktik schnell ändern, bevor ihm die Zügel entglitten. Wenn man über Shanas Temperament nachdachte, konnte man ebenfalls behaupten, dass er die Zügel erst finden und zu greifen bekommen musste.
Schließlich kam die junge Frau zurück zu ihrem Meister. Dieser merkte ihre Anwesenheit recht schnell, hob den Kopf und öffnete die Augen, um sie gleich darauf von oben bis unten zu mustern. Die Heiler waren mit ihren Verletzungen gut zurechtgekommen, also schien es nichts schlimmes gewesen zu sein, was er sich vorher schon gedacht hatte. Sein Training war hart, aber er legte eben viel Wert auf körperliche Fitness und die würde Shana auf jedenfall in ein paar Wochen erreichen. Sie eröffnete ihm, dass sie 24 Std. für die Regeneration brauchte und dann wieder einsatzfähig sein würde. Daraufhin nickte er und stand auf.
"In Ordnung - Für heute haben wir sowieso nur noch andere Punkte auf dem Tagesplan. Der Parcours wartet morgen wieder auf dich."
Er wollte ihr keine Hoffnungen machen. Auch wenn sie ein Mädchen war, würde er die Ausbildung nicht viel einfacher gestalten, als sonst. Sie mussten der Wahrheit ins Gesicht sehen und zwar beide. Shana konnte nicht erwarten, hier mit Samthandschuhen angefasst zu werden und Markus durfte sich nicht erweichen lassen. Er durfte sich nicht von ihr einwickeln lassen. Dafür war sie nicht hier, sondern um eine Jedi zu werden und seine Aufgabe bestand nicht darin, sie vor allem zu behüten, sondern sie auf das wahre Leben als Jedi vorzubereiten. Es war nicht leicht, vor allem in Anbetracht dessen, dass sie gerade wieder sehr zerknirscht aussah. Hatte sie geweint? Oder machte er sich nun schon etwas vor, weil er Mitleid mit ihr hatte? Hatte er sie zu hart rangenommen. 'Markus, nein! Hör auf! Du bist nicht ihr Vater! Du bist nicht ihr Freund! Du bist ihr Lehrer!!' Aber irgendwie musste doch sogar ein Lehrer Herz zeigen und auf die Gefühle seines Schülers eingehen, bevor ihn diese zu zerfressen drohten. Im Angesicht der dunklen Seite, konnte er nicht über ihr Gefühlschaos hinwegsehen. Das wäre ein grober Fehler, der einem Jedi-Meister nicht mehr passieren sollte.
"Komm, wir gehen ein Stück!"
, sprach er und führte sie wieder hinaus aus dem Warteraum der Krankenstation. Sie gingen ein paar Minuten ohne ein einziges Wort zu verlieren. Letztendlich ergriff der Corellianer das Wort. Seine Stimme war recht leise, wollte er doch keinen Vorbeiziehenden auf ihre folgende Unterhaltung aufmerksam machen. Trotzdem sprach er deutlich und mit einer gewissen Härte in der Stimme.
"Du weißt sicher schon, worüber ich mit dir reden will."
Was für eine Einleitung...
"Ein Jedi zu sein bedeutet nicht, sich zu verschließen und keine Emotionen mehr zu zeigen. Es geht nur darum, sich seiner Gefühle wirklich bewusst zu sein und damit umgehen zu können. Mir ist klar, dass man das nicht von einem Tag auf den anderen lernt! Ich habe selbst sehr lange dafür gebraucht und bin immer noch nicht perfekt. Niemand ist perfekt!"
Mark schüttelte kaum merkbar den Kopf. Er verrannte sich schon wieder in etwas und musste irgendwie umlenken und deutlicher werden, sonst würde sie ihm wieder das Wort im Mund verdrehen.
"Meister und Schüler haben im Jedi-Orden eine ganz besondere Bindung zueinander. Es muss möglich sein, miteinander über alles reden zu können. Padawane sollen ihren Frust nicht in sich hineinfressen. Sie sollen sich nicht vor der Welt verschließen und zu emotionslosen Kriegern werden. Wenn das der Fall wäre, hätte der Meister versagt."
Sie kamen an den Meditationsräumen vorbei und kurzentschlossen öffnete der Jedi-Meister eine der Türen, um wirklich ungestört mit Shana reden zu können. Der Raum war klein, fast leer, um nicht abgelenkt zu werden, doch durch einige Sitzkissen dennoch sehr gemütlich.
Eine einladende Haltung des rechten Armes bedeutete Shana einzutreten. Danach schloss sich die Tür wieder und sie waren völlig ungestört.
"Du musst mit mir reden, damit ich nicht versage!"
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