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[Lianna, Lianna City, Gewerbegebiet, Zweigstelle des Geheimdienstes, Tiefgarage]- Cris


Beiläufig ließ Cris seinen Ausweis durch den Sicherheitsscanner gleiten, bevor er die Schleuse in der Tiefgarage der Geheimdiensteinrichtung unter den wachsamen Blicken der drei dort postierten Wachmänner passierte. Nach Verlassen der Jedibasis war er sofort in den wartenden Gleiter der Fahrbereitschaft gestiegen und hatte sich hierher bringen lassen, um die unangenehme Unterredung mit Colonel Drayson nicht unnötig hinauszuzögern, was es wohl kaum besser machte – er musste der Sektionschefin irgendwie verkaufen, dass sich entgegen seiner vorherigen Aussage Alisah Reven nicht mehr auf Lianna befand und er bis auf die Zusicherungen der Jedi-Rätinnen ChesaraSyonette und Padme Master keine Garantie dafür hatte, dass sie jemals hier wieder auftauchen würde. Ihm persönlich reichten die Worte der Jedi – alleine schon das Wort Chesaras – doch weder hatte Colonel Drayson das gleiche Vertrauen in die Integrität des Rates wie er, noch war solches in ihrer Position wohl angemessen. Misstrauen war Teil des Geschäfts des Geheimdienstes und er würde wenig vorzubringen haben, wenn Drayson ihm vorwarf, ein alarmierendes Maß an Gutgläubigkeit an den Tag gelegt zu haben.


Ohne Umschweife suchte er einen Raum innerhalb des Geheimdienstkomplexes auf, von dem aus sich eine bestmöglich verschlüsselte Verbindung zur Sektionschefin aufbauen ließ, die sich wohl immer noch auf Mon Calamari befinden musste, und schaffte es binnen weniger Minuten, sie persönlich zu erreichen. Vermutlich hatte Drayson bereits auf seinen nächsten Statusbericht gewartet – was die Sache nicht besser machte.


„Lieutenant.“


Sofort fiel Cris auf, dass das holographische Abbild seiner Vorgesetzten etwas unruhiger wirkte als während ihrer letzten Unterredung, fast so, als beschäftigte sie irgendetwas. Etwas Großes.


„Ich hoffe, Sie bringen gute Nachrichten. Der Direktor hat mir persönlich klar gemacht, dass ein baldiges Verhör Ihres… Gastes höchste Priorität genießt. Jetzt mehr denn je. Ich habe Major Keffer bereits instruiert, Ihnen hierfür einen Spezialisten zur Seite zu stellen.“


Jetzt mehr denn je? Cris runzelte die Stirn. Was mochte geschehen sein, um das Verhör Alisah Revens dringlicher erscheinen zu lassen als es ohnehin schon gewesen war?


„Colonel…“


Cris straffte sich.


„Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass einige meiner Aussagen etwas… voreilig waren.“


„Wie meinen Sie das?“


Der ehemalige Sturmtruppler holte tief Luft. Jetzt gab es kein Zurück mehr.


„Die Zielperson… sie befindet sich noch nicht auf Lianna.“


Rasch hob Cris beide Hände, bevor die Colonel reagieren konnte.


„An der Kooperationsbereitschaft des Rates hat sich nichts geändert, es ist nur so, dass sie sich derzeit in Obhut einer Rätin befindet, die erst nach Lianna zurückkehren muss. Mir wurde versichert, dass dies schon bald der Fall sein wird.“


Für einen Moment schwieg Drayson, bevor sie das Wort ergriff.


„Und Sie haben keinerlei Anlass, an diesen… Versicherungen des Rates zu zweifeln, nachdem man Ihnen offenbar zunächst zu verstehen gegeben hat, sie befände sich bereits in Gewahrsam?“


„Offenbar beruhte diese Information auf einem Missverständnis. Ich habe keinerlei Anlass, an der Aufrichtigkeit der beteiligten Jedi zu zweifeln.“


„Ich schon“, entgegnete Drayson schroff.


„Ich vermute recht stark, dass man innerhalb des Ordens wenig erbaut über unsere Einmischung ist und ihnen deshalb möglichst viele Steine in den Weg legen will.“


„Das glaube ich nicht, Ma’am“, protestierte Cris.


„Auch aus einer vollkommen auf Eigennutz basierenden Perspektive des Ordens wäre das doch recht kurzsichtig, schließlich würde die Wahrheit irgendwann ans Licht kommen und das Vertrauen in den Orden massiv beeinträchtigt. Die Jedi brauchen unseren guten Willen, wenn sie die Zielperson nach Abschluss des Verhöres rehabilitieren wollen. Daran kann es überhaupt keinen Zweifel geben.“


„Ihnen ist klar, dass Sie mit dieser Festlegung Ihre zweite Chance aufs Spiel setzen?“


Cris schluckte.


„Jawohl, Ma’am.“


Das Hologramm nickte knapp.


„Gut. Ich brauche einen Verbindungsmann im Orden, der gute Beziehungen zu den Jedi pflegt, aber niemanden, der sich von ihnen an der Nase herumführen lässt.“


„Ich verstehe.“


Mühsam konnte Cris sich daran hindern, frustriert mit den Zähnen zu knirschen. Es war seine Absicht gewesen, möglichst wenig Zweifel an den Absichten der Jedi aufkommen zu lassen, ohne Drayson dabei die Details der kleinen Eigenmächtigkeit zu offenbaren, die Padme Master sich geleistet hatte. Wenn der Geheimdienst erst einmal den Eindruck gewann, dass es sich beim Rat um ein lose zusammengewürfeltes Gremium aus Eigenbrötlern hatte, würde das seine Arbeit – und vermutlich die Chesaras – nicht unbedingt einfacher machen. Die Konsequenzen für seine eigene Laufbahn waren da schon fast sekundär. Er musste in den Vordergrund stellen, dass es einflussreiche Stimmen innerhalb des Ordens gab, die eine enge Zusammenarbeit mit der Republik propagierten, mit dem Senat, mit dem Militär und eben auch mit dem Geheimdienst.


„Die Lage ist ernst, Sheldon“, fuhr Drayson fort.


„Offenbar haben Sie es noch nicht erfahren – aber mit sofortiger Wirkung wurde zwischen dem Imperium und der Republik ein Waffenstillstand ausgerufen.“


Cris‘ Augen weiteten sich überrascht und er fühlte sich, als würde ihm sein Herz nicht nur in die Hose rutschen, sondern zu Boden plumpsen, während sein Verstand fieberhaft darum bemüht war, diese neue Information zu verarbeiten.


„Ein…Waffenstillstand?“, war schließlich alles, was er hervorbrachte.


„So ist es. Ich muss Sie wohl nicht darauf hinweisen, dass im Zuge der nun einsetzenden Friedensverhandlungen jede Information von enormer Wichtigkeit sein kann. Nicht wenige im Direktorium sind der Ansicht, dass es sich bei diesen Verhandlungen um eine Finte des Imperiums handelt, den verzweifelten Versuch, Zeit zu gewinnen. Im Umfeld des Kanzlers und innerhalb der Streitkräfte scheint man das zum Teil anders zu sehen – oder man ist sich bewusst, dass die Republik sich eine Intensivierung des Konflikts derzeit ebenso wenig leisten kann wie das Imperium. Wenn das Verhör der Zielperson nun aber Hinweise auf einen Trick des Imperiums ergibt könnte sich schnell ein anderes Bild ergeben.“


Bedächtig schüttelte Cris mit dem Kopf.


„Ich würde da nicht allzu viele Hoffnungen schüren“, erwiderte er langsam


„Nach meinen Informationen ist die Zielperson bereits länger aus dem Imperium geflohen, bevor die Jedi sie schließlich aufgelesen haben. Dort bezweifelt man, dass sie über brauchbare Informationen verfügt, auch wenn man anerkennt, dass die Auswertung selbiger eher uns überlassen werden sollte.“


„Wie dem auch sei – die Friedensverhandlungen machen dieses Verhör nicht unwichtiger“, beharrte Drayson.


„Der Armee und der Flotte sind aufgrund der Vereinbarung die Hände gebunden. Wir haben naturgemäß einen weitaus größeren Spielraum.“


„Natürlich, Ma’am…“


Cris zögerte.


„Wenn ich fragen darf… welche Konsequenzen haben diese Verhandlungen für das Engagement der Republik auf derzeit besetzten Welten wie Coruscant?“


„Ich fürchte, für derlei Informationen haben Sie nicht mehr die Freigabe.“


Die Mimik der holographischen Drayson schien ein wenig weicher zu werden.


„Ich weiß, dass Ihnen das Schicksal Coruscants am Herzen liegt, Lieutenant. Aber alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass der Direktor sich im engen Austausch mit der Sonderbeauftragten des Kanzlers befindet. Alle unsere Operationen stehen derzeit auf dem Prüfstand und es ist nicht auszuschließen, dass wir einige von ihnen zurückfahren müssen, um Provokationen des Imperiums während der Verhandlungen zu vermeiden.“


Cris senkte den Blick. Das war es also – im Klartext bedeutete das, dass Coruscant, seine Widerstandsbewegung und alle auf Freiheit hoffenden Bürger vorerst von den offiziellen Organen der Republik im Stich gelassen wurden. Selbst der Geheimdienst konnte sich eine allzu offensive Unterstützung von Gruppen wie den Defendern nicht mehr leisten, bestand doch die Gefahr, dass das Imperium diese aufdeckte und derartige Enthüllungen die Verhandlungen belasteten, von denen wichtige Akteure sich offenkundig viel versprachen. Gleichzeitig zerbrach mit dieser Erkenntnis in ihm die letzte Hoffnung, Noa wiederzusehen. Nicht nur er hatte sie enttäuscht und verletzt – jetzt hatte es auch noch der Geheimdienst, hatte die Republik es getan. All die Opfer ihrer Familie waren umsonst gewesen, die Trennung ihres Bruders Rámon von seiner Frau und seinen Kindern, Pablos verlorener Arm… es schnürte Cris die Kehle zu.


„Halten Sie mich weiter auf dem Laufenden, Lieutenant“, sagte Drayson schließlich in das Schweigen hinein.


„Drayson Ende.“


Dann erlosch das Hologramm und Cris war in dem ohne dessen Licht schummrigen Kommunikationsraum mit seinen Gedanken alleine.


[Lianna, Lianna City, Gewerbegebiet, Zweigstelle des Geheimdienstes, Komunikationsraum]- Cris



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