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- Lianna - Lora Curich - Vorort - Battery Park - Café - Nicky allein, Aldridge vor der Tür -



"F#@k!"


entfuhr es Nicky plötzlich, die leicht erschrocken zusammenzuckte, als ein lauter Schlag gegen die Glastür ihres Cafés durch den großen Raum schallte. Doch sie stand nicht auf, blieb weiter auf dem Boden zwischen zwei Stühlen hocken, der Hintern auf den kühlen Fliesen, die Arme um die Beine geschlungen, die Augen ausruckslos in die Dunkelheit starrend. Was auch immer Aldridge dort draußen rief, sie wollte es nicht hören, also hörte sie es nicht. Das Rauschen in ihren Ohren war zu laut. Nach ein paar Minuten schien die Finsternis des noch immer größtenteils mit Rolläden abdunkelten Cafés gar nicht mehr so tiefschwarz. Alles hatte vielmehr die Farbe von schwerem Grau angenommen, ausgebreitet über jeden Tisch, jedes Sitzkissen und jeden Süßstoffspender.


"F#@k ..."


sagte Nicky leise, während sie mit die Nagel ihres rechten Zeigefinger an dem Nagel ihres linken Ringfingers puhlte und kratze.


"F#@k ... F#@k ..."


begleitete jeden zweiten oder dritten stärkeren Kratzer, bis der Nagel endlich ab war und herunter fiel, sich zu den anderen gesellte. Da piepste auf einmal etwas vertrautes. Ehe Nicole realisierte, dass dies das Aufnahmegerät ihrer Comanlage war, hörte sie schon diese Stimme wieder ...


"Hi Nicky!"


tönte von der Theke aus die Stimme von Al zu ihr herüber, der ihre Firmenadresse gewählt hatte und wohl mal wieder beweisen wollte, dass er lange nicht so dumm war, wie er in der Regel aussah. 


"F#@k ..."


seufzte Nicky genervt und ließ den Kopf auf ihre über den Knien verschränkten Arme fallen. Aldridge laberte und laberte und ließ einfach nicht locker. Das wollte sie alles nicht hören, egal wie sehr es ihr eigentlich auch gefiel. Konnte sie sich vielleicht rüberschleichen und das Ding einfach ausschalten oder auf tonlos stellen oder so? Sie presste ihre Hände auf die Fliesen und schob sich auf allen Vieren an einer Sitzzeile vorbei. Mit einer Hand drückte sie dabei in ein paar sehr harte Brötchenkrümel.


"F#@k!"


keuchte sie und sah um die Ecke - nur um blitzschnell wieder hinter den Stuhl zu huschen, stand dieser Werftarbeiter doch schon wieder vor der gläsernen Eingangstür und stierte herein, während er ins Comgerät blubberte.


"F#@k."


"... ich wollte nicht das wir da in etwas stolpern das unsere Freundschaft durchs Fenster schießt. Tja und vorhin hab ich versucht meinen Kopf frei zu kriegen und das alles zu genießen weil du ...ich meine sieh dich an! Du bist atemberaubend schön und du bist stark und unabhängig, und bei den Schöpfern sogar dein ewiges Gegrummel ist süß ..."


Nicky verdrehte die Augen und machte mit ihrem Mund Bewegungen, die denen eines Fisches ähnelten.


"Ja und da jetzt alles vorbei ist lässt du mich jetzt bitte rein? Weist du! Ich war eben bei nem Tierfriseur und musste mir die Haare abscheren lassen."


"F#@k ..."


Nicky schloss die Augen und versuchte mit ganzer Kraft nicht zu weinen.


"Und mein Shirt ist voller Swirlee und Haare und das juckt schrecklich und ich will einfach nur meinen Kopf unter den Wasserhahn halten. Ich verspreche dir ich sage kein Wort mehr. Und hey ich sehe jetzt echt bescheuert aus. Das solltest du dir nicht entgehen lassen!"


Nicole gluckste, schluckte den Klos in ihrem Hals herunter und musste lächeln - für ein drei Sekunden, immerhin. Mit schweren Gliedern raffte sie sich langsam aus dem Schatten auf und sah Aldridge hinter dem Glas stehen. Schleifenden Schrittes ging sie auf die Tür zu.


"F#@k."


seufzte sie entnervt und schloss die Tür auf. Sie mussterte ihn kurz von oben bis unten, bis ihr Kopf an seinem kahlgeschorenen Schädel hängen blieb.


"Du siehst ganz schön bescheuert aus ... also oben rum."


sagte sie kleinlaut, in seine Augen starrend. Sie sah ihn denken, sah hinter seinen Augen die alten, hölzernen Mühlenräder drehen, die er statt Zahnrädern besaß. Und als wusste ob sie wusste, dass er gleich seinen Mund öffnen und sein versprechen brechen würde, legte sie einen Zeigefinger auf ihre Lippen, gebot ihm Still, wartete einen Augenblick und trat dann zur Seite. Mit sie nahm die Hand herunter und wies mit ihr in Richtung Waschbecken hinter der Theke.

Nicky folgte Aldridge, bückte sich unter die Spüle und schaltete die etwas vorsintflutliche aber günstig erworbene Wasserleitung frei. Während Al sich den Kopf wusch, bohrte Nicky ihm ihren Blick in die Schultern.


"Weißt du was ... sag mir eins ..."


sagte sie plötzlich mit ernster Stimme, doch formulierten sich ihre Gedanken nicht so, wie sie es gerne gehabt hätte.


"Was ..."


presste sie hervor, dann wieder ersticktes Schweigen, machte einen Schritt auf ihn zu, nur um gleich wieder einen zurück zu setzen. Was verstand er eigentlich nicht an "keine Aussicht auf Reparatur"? Wieso war er wieder hier. Wieso lag ihm soviel daran, sie jetzt nicht einfach ihrem üblichen Selbstmitleid zu überlassen? Sonst hatte es ihn doch auch nicht viel geschert.


"Du ..."


presste sie raus, ein Schritt vor, eine Umdrehung, einer zurück, noch eine Umdrehung. Ihre Augen leuchteten bestimmt wieder irre. Er ... er meinte diese ******* doch nicht wirklich ernst. Hatte er sich etwa wie ein Schuljunge in sie verknallt? Wie bescheuert musste man denn sein, sich sowas selbst anzutun? Wie alt war er? 12? Hatte er sich etwa nicht im griff? War er etwa so dumm, für wie sie ihn immer halten wollte, gegen jedes bessere Wissen?


"Kannst ..."


Vor, zurück. Konnte er das nicht einfach als geilen Fick abstempeln und gut sein lassen? Musste er mehr daraus machen, obwohl sie doch gerade in Trümmern lag und seiner Schwester die Pest an den Hals wünschte. Die, die Nicky so geliebt hatte, und von der sie immer nur leere Hoffnung und Ausflüchte zurück bekam, egal wie schön das Essen, der Kinobesuch, der Tanz oder der Sex war. Die einmal beim Kuscheln ihre warmen Hände auf Nicoles Schulterblätter gepresst und mit Wärme erfüllt hatte, die Nicole hatte sagen hören, wie schön und geborgen sich das anfühlte - nur um ab dem darauffolgenden Tag nie wieder ihre Hände dorthin zu legen. Konnte er nicht aufhören, sie immer wieder zu erinnern und ihr falsche Hoffnungen zu machen?


"Müsst ..."


Mussten diese verdammten Geschwister immer solche Spiele spielen? Spiele waren Kacke. Videospiele waren *******, Brettspiele waren richtig beschissen und solche Spiele waren richtig bekackt. Spiele waren schon immer Kacke.


"Müsst ... müsst ihr Trineers immer Spielchen spielen? Oh, halt, ja klar, das hier, sagst du gleich, ist überhaupt kein Spiel. So ist das doch immer mit euch, oder nicht? Euer Spiel ist es, immer offen eure Karten zu zeigen. Wie verfickt praktisch, nicht wahr. Bloß kein schlechtes Gewissen. Jetzt sagst du mir gleich, du bist nicht so. Schon klar. Aber hey - lass uns ein Spiel spielen. Wenn du gewinnst, darfst du mich nochmal durchvögeln. Direkt hier. Auf dem Tresen. Und wenn du verlierst, dann verpisst du dich und bleibst mir vom Hals. Und vielleicht siehst du mich nie wieder. Das wär für uns beide vielleicht das Beste. Also los."


Nicky ratterte die Worte nur so heraus und schaute in das Gesicht eines mal wieder überrumpelt wirkenden Aldridge. Dann sah sie zum Regal neben sich, griff in den Sack voller hochwertig gerösteter Kaffeebohnen von Naboo, legte sich die Bohne auf die ausgestreckte Zung, schloss den Mund, schob sich die Bohne einmal in die linke und einmal in die rechte Wangentasche, was von außen eigentlich nicht sichtbar war, und streckte die Zunge mit der Bohne wieder aus. Sie nahm sie zwischen Zeigefinger und Daumen.


"Du errätst, ob ich sie rechts oder links in der Wange habe. Also los. Achso: Und ja, ich weiß dass ich total hysterisch bin, aber das ist heute mal okay. Ich werds nicht auf meine Tage schieben und wenn ich irgendwas von wegen "Hormone" oder "typisch Frauen" oder so höre, spucke ich dir die Bohne so dolle ins Auge, dass du ne neue Hornhaut brauchst. Alles klar? Topi."


meinte Nicky, grinste einmal freudlos und schob sich die Bohne in den Mund. Mit geschlossenen Lippen, schob sie die Bohne in ihrem Mund hin und her, bis ihre Zunge schließlich ein paar schwer zu verstehende Worte zu sprechen versuchte.


"Hamn hem mah mohs, hu Hemie."


- Lianna - Lora Curich - Vorort - Battery Park - Café - Nicky Aldridge hinter der Theke -



by Jibrielle Dari


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