[Lianna | Lola Curich | Jedibasis | Trainingsraum J2] Nen-Axa, Shana Corini, Tzun Suz, Padme Skywalker-Master, Alisah Reven, Leran Amitey, Heinten Theenim
Während Theen sprach, stellte Nen-Axa fest, was an seinem Wärmebild so merkwürdig war: Er hatte kaum eins. Seine Wärmeabstrahlung war so gering, dass er sich kaum von der Umgebung abhob. Also war er wohl wechselwarm wie ein Amphibium oder Reptil - für sich genommen nicht ungewöhnlich für den Jediritter, dessen Spezies selbst so beschaffen war. Aber bei einem Humanoiden, noch dazu einem so menschenähnlichen, hatte er so etwas noch nie gesehen.
Das leicht neugierige Interesse, das er dem ungewöhnlichen Fremden entgegenbrachte, wandelte sich jedoch mit jedem Wort immer mehr zu etwas anderem. Zu Schrecken, schließlich fast zu Entsetzen. Mit fester, sicherer Stimme bezeichnete sich der Gast als Anzati. Und als Mörder.
Nen-Axa hatte von den Anzati gehört, allerdings hätte er nicht gedacht, dass es sie wirklich gab. Für ihn waren sie stets ein Volksmärchen oder eine Raumfahrerlegende gewesen, geeignet um Kinder zu erschrecken, für das Lagerfeuer oder eine düstere Kaschemme nach dem vierten oder fünften Drink. Wie die Engel von Iego zum Beispiel. Niemals hatte er es für nötig gehalten, die Jediarchive nach den Anzati zu durchsuchen, um herauszufinden, ob die Geschichten wirklich der Wahrheit entsprechen könnten. Doch nun stand ein Wesen vor ihm, das sich selbst als Mitglied dieses Volkes bezeichnete und zugleich betonte, dass das, was man über es erzählte, keineswegs nur Gerüchte und Übertreibungen waren. Erschwerend kam noch hinzu: Offenbar hielt er das was er sagte wirklich für wahr, es war mehr als nur ein ziemlich geschmackloser Scherz. Wäre Theen äußerlich ›normal‹ gewesen, hätte der Arcona ihn für einen Spinner gehalten; möglicherweise für einen gefährlichen Wahnsinnigen, in jedem Fall aber für einen Menschen, der sich nur einbildete, etwas anderes zu sein. Doch dass er kein Mensch war, das war für ihn weit offensichtlicher als für die anderen Personen im Raum, die nicht wie er über ein Sinnesorgan zur Infrarotsicht verfügten. ›Kalt wie eine Leiche, kein Puls und keine Atmung‹ - das gehörte zu den Schauergeschichten, die man über die Anzati erzählte. Und nun hatte er ein Lebewesen vor sich, auf das diese Beschreibung zutraf.
Der Arcona wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Doch sofort begann er, die Energiezelle wieder in das Lichtschwert einzubauen. Er tat es möglichst beiläufig und unauffällig, in dem Versuch, sich seine Beunruhigung nicht anmerken zu lassen. Diese basierte nicht ausschließlich auf den schauerlichen Gerüchten, die er aus seiner Jugend kannte, auch wenn diese zweifellos ihren Teil beitrugen. Vor allem war es aber das Eingeständnis, dass Theen getötet hatte und auch jetzt den Drang danach verspürte, das diese berechtigte Sorge verursachte. Mit einer ehemaligen Sith im Raum zu sein, hatte Nen-Axa nicht gestört, doch Alisah war den Ordensmitgliedern bekannt und stand unter Aufsicht der Rätin Skywalker-Master. Der Anzati hingegen war eine völlig unbekannte Größe, und der Jediritter war der Ansicht, dass es mehr als nur ein scharfes Lichtschwert - nämlich das der Rätin - in diesem Raum geben sollte. Nur um sicherzugehen. Es befanden sich zu viele Personen hier, die sich womöglich nicht selbst verteidigen könnten, als dass er es sich hätte erlauben können, ein Risiko einzugehen.
»Von den Anzati haben wir gehört«, sagte er vorsichtig. »Aber was führt Euch hierher? Ihr sprecht von Unterweisung - was meint Ihr damit? Ich kann nicht für den Jediorden sprechen« - bei diesen Worten wechselte sein Blick zwischen Theen und der Rätin - »doch hier wird normalerweise niemand abgewiesen, der um Hilfe bittet, die wir geben können.«
Das wusste er aus eigener Erfahrung. Als er damals hierher gekommen war, hatte er auch in erster Linie um Hilfe vor sich selbst gebeten - ganz ähnlich wie Theen es jetzt tat. Er hatte damals befürchtet, die Kräfte, die im Zorn erstmals zum Vorschein gekommen waren, nicht kontrollieren zu können und sich durch sie zum Schlechten zu verändern. Der Unterschied war nur: Er hatte niemanden getötet, es war beim Versuch geblieben. Bei dem Anzati standen die Dinge anders.
»Euch sollte aber klar sein, dass der Jediorden keine flüchtigen Verbrecher versteckt« (auch wenn es immer wieder welche versuchten, hier Asyl zu finden.) »Das Gegenteil ist der Fall - wir sehen uns als Hüter der Gerechtigkeit und des Gesetzes.«
Selbst wenn der Fremde nur mit den besten Absichten hierher gekommen war und nicht vorhatte, Streit anzufangen oder Schlimmeres: Nachdem er sich als Mörder geoutet hatte, konnten sie ihn nicht einfach wieder gehen lassen. Als (selbsternannte) Hüter der Gerechtigkeit sah Nen-Axa sie in der Pflicht, ihn festzusetzen, seine Geschichte zu überprüfen und ihn, sofern er Verbrechen auf sich geladen hatte oder nach ihm gefahndet wurde, den Behörden zu übergeben. Es wäre ein arger Widerspruch, wenn sie durch die Galaxis zögen um Missetätern das Handwerk zu legen, sie aber aus der eigenen Basis einfach wieder herausspazieren ließen. Der Arcona erschauderte bei dem Gedanken daran, dass ein Lebensenergie fressender Massenmörder durch die Straßen von Lola Curich streifen könnte - der Stadt, in der neben Millionen Anderen auch seine beiden Kinder lebten. Aber würde sich der Fremde einfach widerstandslos festnehmen lassen oder kam es hier und jetzt zum Kampf? In diesem vollen Raum mit Padawanen und Anwärtern?
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