- Lianna - Raumhafen - Landebucht - Vor der Queen - Mit Cris -
Es war alles so schwierig wenn man erwachsen war. Man hatte Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu tragen und mit Konsequenzen zu leben die sich aus dem eigenen Handeln ergaben. Kinder hatten es leichter. Sie sahen die Welt mit unschuldigen Augen und ihre Probleme waren nicht geknüpft an politische Entwicklungen oder wirtschaftliche Interessen. Mama und Papa tragen Entscheidungen für sie. Sie wussten was das Beste für sie war, so wie Noas Vater. Nur war sie längst kein Kind mehr.
"Du kannst nichts tun."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Ich bleibe hier, hab ich doch gesagt. Wir können nur warten und hoffen."
Ihre Familie wollte ihre Hilfe nicht. Sie schätzten das Risiko zu groß ein, die Chancen auf Erfolg zu gering. Jeder hatte seine Aufgabe und Noas war zu überleben und für die Kinder ihres Bruders da zu sein, sollten sie sie brauchen. Sie sah Cris an. Er schien verstanden zu haben - endlich - worum es ihr ging. Vielleicht erwartete sie zu viel von ihm auf einmal, zu wissen wie Familie funktionierte wenn er selbst nie eine gehabt hatte. Schon für Ray verantwortlich und für sie da zu sein stellte eine Herausforderung für ihn dar. Benötigte er mehr Unterstützung? Er hatte bisher nichts derartiges gesagt. Irgendwann würde Noa ihm einen Crashkurs zu den Cortinas geben, ihm erklären wie Demokratie innerhalb ihrer Familie funktionierte, wie sich Geschwister gegenseitig zu unterstützen hatten und wessen Rat man in welcher Lebenslage am ehesten einholen sollte.
"Cloé und ich haben uns als Kinder lange ein Zimmer geteilt."
Erinnerte sie sich.
"Ich kann mich daran erinnern, als wir zum ersten Mal getrennt voneinander geschlafen haben. Es war komisch. Mir fehlte etwas."
Noa schüttelte den Kopf. Seltsam, wie längst vergangene Gefühle sich plötzlich wieder so real anfühlen konnten. Sie vermisste ihre Schwester und sie machte sich Sorgen. Sie war eine Beschützerin.
"Es ist spät."
Noa lehnte sich an Cris.
"Ich muss jetzt wirklich gehen. Morgen wartet einiges an Arbeit auf mich."
Da sie sich heute so viel Freizeit gegönnt hatte, hatte sie nicht viel geschafft. Ob die Arbeit sie ablenken würde? Für eine Weile würde es funktionieren. Ein Kaffee mit Britney würde sie aufheitern, sie konnte Noa den neuesten Klatsch aus dem Büro berichten. Cris hatte Recht, es machte sie unglücklich dass sie nichts tun konnte, aber ihr blieb nichts anderes übrig als damit klar zu kommen.
"Ich melde mich, okay?"
Sie verabschiedete ihn mit einem Kuss.
"Gute Nacht."
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