Die Idee, den originalen Anakin als Wonderboy darzustellen, der der Galaxis kurzerhand den Hintern rettet, doch sich schlussendlich der dunklen Seite zuwendet und zum imperialen Schreckgespenst wandelt - das ist schon eine darstellerische Herausforderung.
Leider ist eben die Darstellung das Element, an dem es im Nachhinein so dramatisch scheitert. Anakins Fall ist letztendlich nur halb so glaubwürdig, seine Gefühle nur halb so nachvollziehbar, seine Grundeinstellung nur halb so sympathisch...
Nun, allerdings hat man sich für die Rolle einen Typen gegriffen, der besser als Beachboy gepasst hätte - nicht als *der Auserwählte*. Das reißt für die Feministen unter uns womöglich was raus...
Haydens Aussehen in Ehren, aber ich vermute doch mal - gehässig wie ich bin -, dass Herr Lucas aufgrund mangelnder weiblicher Belegschaft in den Kinosälen einen etwas ansprechenderen Anakin haben wollte. *Hust*
Noble Intention - schreckliche Entscheidung im Nachhinein. Hayden ist einfach nicht erfahren und/oder talentiert genug für eine solche Rolle gewesen.
Doch halt, gehen wir zurück zu EP1.
Anakin wird als Göre vom Orden aufgelesen - wieso? Wieso hat man ihn nicht gleich älter gemacht, talentierter dargestellt und ihm gleichzeitig ein etwas grobschlächtigeres Erscheinungsbild verpasst? All das hätte allein von der Ausgangssituation und der Interpretationslage her seinen Fall glaubwürdiger gestaltet als eine Göre, die im Orden anscheinend wohlbehütet wird (ich lasse sämtliches EU Material an der Stelle außer Acht sondern rede rein von dem, was das Medium Film mir zeigt).
Anakins Charakter ab EP2 hat etwas - für mich jedenfalls - grundlegend Falsches an sich. Man kann mir nicht verraten, dass ein zwanzigjähriger, testosterongesteuerter Beachboy, der locker flockig in den ersten paar Szenen seinen Meister hinterfragt, hirnrissige Kommentare abgibt, arrogant von vorne bis hinten ist, Obi-Wan hinterrücks als miesen Lehrer bezeichnet und auch ansonsten grundlegend in seiner gesamten Handlungsweise etwas zwiegespalten ist so lange im Orden als Wunderknabe verbleiben konnte - mit welcher Begründung?
Hat der gesamte Rat nicht gezweifelt, dass Anakin der Auserwählte ist? War er nicht zu alt? Und dann die grundlegende Antisympathie dieses Kerls in EP2 - dazu sein Kommentar, dass er gerne für Padmé den Orden hinter sich lässt?
Zudem SEHE ich nicht, inwiefern Anakin so mächtig ist - Reden ist Silber, zeigen ist Gold.
Zwar werden Anakins Ticks im Hintergrundmaterial (Bücher, Comics, das EU allgemein) schon recht gekonnt erklärt und fundiert - aber das macht seine Rolle im Film als eigentlich unabhängiges Medium nicht besser.
Der Ausgangskonflikt mit der schnöden Liebe, die ihn letztendlich ins Dunkel treibt - das hat schon was von Shakespeare. Das ist in EP3 auch gar nicht mal so schlecht gewesen... Doch es kam halt zu schnell, eine völlige 180° Wende, die bei einem solchen Charakterbild einfach nicht funktioniert.
Kein Retter-der-Galaxis kniet vor seinem neuen, dunklen Meister und schlachtet ein paar Szenen später Kinder, nur um seine Frau zu retten - ist das wirklich Liebe, oder irgendetwas Verzerrtes, das ich nicht so ganz definieren kann?
Um es abzurunden: nein, ich mag Anakin nicht - und ich kann mich auch nicht mit ihm identifizieren, da ich nicht an Borderline leide.
Anakins Darstellung in den Filmen ist vermurkst - im EU saßen jedoch hier und dort ein paar Leute mit Fingerspitzengefühl am Drücker. Die Schlacht um Jabiim... Anakin, so wie er immer hätte sein sollen.
/FMT