Also, ich bin ganz klar ein „Hater“ was dieses so genannte Ende angeht.
Es spielt für das Ende absolut keine Rolle wie man sich während der Geschichte verhalten hat. Keine. Nada. Zip. Zilch. Um die 2.800 EMS Punkte zum Freischalten des offiziellen, so genannten „besten“ Endes (Synergie) zu bekommen, spielt es absolut keine Rolle ob man als naiver Gutmensch oder psychopathischer Pragmatiker durch die Galaxie gewalzt ist.
Für das Ende spielt es keine Rolle wer lebt, wer tot ist, wer meine Verbündeten sind, wie meine Flotte ausschaut, wen ich hintergangen habe. Alles egal. Ich kriege immer die gleiche abschließende Videosequenz. Es spielt überhaupt gar nichts eine Rolle, außer dieser einen Zahl. Wo sind meine Volus Bomber? Wo ist die salarianische Flotte für die ich die Kroganer verraten habe? Die werden nicht einmal in der „Alle Flotten melden Bereitschaft“-Szene erwähnt.
Entgegen allen Versprechungen bekommen ALLE Charaktere die gleiche Wahl zwischen A, B oder C.
Ich habe das Spiel jetzt viermal beendet. Mit einem „immer Paragon“ Charakter, mit einem „immer Renegade“ Charakter und mit einem „mal so mal so“ Charakter, alle von ME1 durch ME2 in ME3 importiert. Dann noch einmal ein NG+ Durchgang mit meiner Paragon, weil das am „befriedigendsten“ war (manche Renegade Entscheidungen machen mich regelrecht „krank“). Alle hatten letztendlich weit über 2.800 EMS. Alle haben immer das gleiche Ende. Rot? Blau? Grün? In welcher Farbe möchten sie ihre galaktische Apokalypse?
Dann ist da noch dieses „Osterei“, diese acht Sekunden Szene nach dem roten Ende in der Shepard (?) noch einen halben Atemzug macht. Dieses Ende kann man nur mit Multiplayer oder iPhone App bekommen. Man braucht dafür 4.000 EMS und das ist mit einer galaktischen Bereitschaft von 50% nicht möglich. Eine TMS von 8.000 Punkten ist ohne cheaten schlicht nicht erreichbar.
Wo ist der Epilog? Was wird aus der Flotte? Was wird jetzt aus der Erde? Was ist mit Thessia? Rannoch? Tuchanka? Wie geht es ohne Masse Relais weiter? Was passiert mit der Zitadelle?
Wie kann ein Spiel dessen Untertitel „Take Earth back“ lautet mit einem Gespräch zwischen Opa und Kind auf einem unbenannten, fremden Planeten enden? Was ist denn jetzt mit der Erde? Buzz Aldrin hin oder her ... das ist Mist, „my sweet.“
Es gibt da dieses wunderschöne Poster von der untergehenden Titanic. Unten drunter steht: „Der Weg ist das Ziel.“ Das finde ich genial weil es passt wie Faust aufs Auge. ME3 ist eine extrem gut geschriebene Geschichte, mit vielen Abzweigungen, moralischen und persönlichen Entscheidungen. Sehr viele alte Handlungsfäden werden abgeschlossen. Ich habe geheult, gelacht, ich war verärgert, dann glücklich. Eine emotionale Achterbahnfahrt.
Dann rammt das Ding kurz vor dem Ziel plötzlich in voller Fahrt die artistische Integrität von Casey Hudson und Mac Walters und geht unter wie ein Stein.
Anstatt jetzt die wenigen noch offenen Fragen zu beantworten, bekommen wir auf den letzten Metern ein irgendwie verwandtes, doch neues Problem präsentiert. Durch 14 Zeilen Monolog eines bisher völlig unbekannten Charakters. Dutzende neue Fragen entstehen.
Das ist kein Ende. Das ist schlicht nur waffenfähige SCH****. Ich will jetzt gar nicht individuell auf die Implikationen der einzelnen Enden eingehen ... was grundsätzlich fehlt ist der Epilog. Shepards Geschichte endet mit ME3, okay, Shepard ist tot. Ich, der Spieler, will jetzt wissen was dieses Opfer gebracht hat. Zum guten oder zum schlechten.
ME3 sollte das Ende von Shepars Geschichte sein, warum stinkt es dann so sehr nach Cliffhanger?