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[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Geheimdienstkomplex, Zelle]- Cris 


Cris wusste nicht, wie lange er auf der harten Pritsche in der engen Zelle gelegen hatte, als die seinen Kopf marternden Gedanken wieder damit begannen, Sinn zu ergeben und sich Erinnerungsbruchstücke zu einem ganzen zusammensetzten. Das Gefühl war in seine Gliedmaßen zurückgekehrt – und hatte Schmerz in jeder einzelnen Muskelfaser seines Körpers offenbart, ganz besonders an seinem Hals, wo man ihm auf irgendeine Wunde ein Bactapflaster geklebt hatte. Es sprach für seinen Zustand, dass er einige Minuten brauchte, um sich an den Grund dieser Wunde zu erinnern – und mit ihr daran, warum sein Kopf sich anfühlte als hielte eine ganze Sturmtruppenlegion darauf eine Parade ab und warum er sich, bevor er auf der Pritsche zusammengebrochen war, mehrmals in die in der hinteren Ecke der Zelle stehende Toilette übergeben hatte. Die Dosis der Wahrheitsdroge, die man ihm verabreicht hatte, war definitiv jenseits aller Sicherheitsvorschriften gewesen. Noch immer war sein Sichtfeld verschwommen, als er mühsam die Augen öffnete, selbst die schummrige Beleuchtung der Zelle verursachte stechenden Schmerz, und seine Kleidung war wie sein Haar schweißdurchtränkt als hätte er den 50-Klick-Lauf von Coronet absolviert. Über seine Wangen war indes eine andere Flüssigkeit gelaufen – Tränen. Nicht verursacht durch den Schmerz, oder die Erniedrigung des sich schier ewig in die Länge ziehenden Verhörs, sondern durch die Erkenntnis, die ihn auch jetzt wieder heimsuchte. Er hatte Noa verraten.


Nur noch fragmentarisch konnte er sich an die auf ihn einprasselnden Fragen der Twi’lek erinnern, doch er wusste, dass er sie gegen seinen Willen beantwortet hatte. Sonst wäre das Verhör kaum vorbei gewesen. Er hatte ihnen also alles über Noa erzählt, was er wusste… von ihren Kollegen beim Widerstand, von ihrer Familie… alles. Bis hin zu seinen eigenen Gefühlen für sie, die die Wahrheitsdroge brutal ans Tageslicht gezerrt hatte und die vermutlich überhaupt erst der Grund für die hartnäckigen Nachfragen gewesen waren. Und dabei würde er sie ohnehin nie wiedersehen… es gab keinen Grund für den Geheimdienst, all diese Informationen über sie zu speichern, zu analysieren, ihre Privatsphäre so grob zu verletzen. Mit seiner Hilfe. Er schoss seine Augen wieder und wünschte sich für einen Moment, jetzt irgendwo aus einem langen Fiebertraum aufzuwachen… am besten auf Coruscant, in ihrem Apartment, wo sie ihn ohne Aussicht auf Kompensation aufgenommen und verpflegt hatte. So hatte er es ihr jetzt vergolten.


Als die Tür der Zelle sich öffnete und ein Spalt grelleren Lichts hineinfiel, öffnete Cris doch wieder die Augen. Im Türrahmen stand der Lieutenant, immer noch adrett in Uniform, der ihn festgenommen hatte, in den Händen ein Tablett, auf dem scheinbar nur ein Glas Wasser stand, und auf seinem Gesicht ein Ausdruck von… Mitleid? Schuld?


„Bitte trinken Sie das“, sagte der Andere leise und stellte das Tablett vorsichtig neben der Pritsche ab.


„Es wird Ihnen helfen. Und dann folgen Sie mir bitte.“


Jedweder Restwürde beraubt griff Cris – seltsamerweise plötzlich wieder vom Überlebensinstinkt getrieben – nach dem Glas und trank gierig, jeder Tropfen eine kleine Wohltat für seine ausgetrocknete Kehle. Er kam nicht einmal auf die Idee, die Bitte des Anderen zu ignorieren, sondern folgte ihm – etwas schwach auf den Beinen – aus der Zelle. Fast ein wenig erstaunt stellte er dabei fest, dass die übliche Gorillaeskorte fehlte, doch in seinem Zustand hätte vermutlich ein Chadra-Fan Cris ohne Probleme überwältigen können. Immerhin verbesserte sich seine Sicht sekündlich.


Der Lieutenant führte ihn durch die Korridore bis zu einem Zimmer, in dem zu Cris’ Überraschung frische Kleidung und eine Nasszelle auf ihn warteten.


„Machen Sie sich frisch und ziehen Sie sich um. Ich warte hier draußen.“


Immer noch verblüfft tat Cris, wie ihm geheißen. Die kurze Dusche sorgte immerhin dafür, dass das der Schweiß von seinem Körper verschwand, wenngleich die Schmerzen in seinen Muskeln und insbesondere in seinem Kopf weiter nachhallten. Der ehemalige Sturmtruppler ertappte sich dabei, für ein paar Minuten vollkommen erschöpft gegen die Außenwand der Nasszelle gelehnt einfach nur das warme Wasser an seinem Körper herunter laufen zu lassen, bevor er schließlich aufhörte, sich abtrocknete und nach einem Blick in den Spiegel feststellte, dass er sich furchtbar aussah, wie er sich fühlte. Sein Gesicht war aschfahl, die Augen eingefallen und rot unterlaufen und unter dem Bactapflaster an seinem Hals prangte eine krebsrote, bösartig wirkende Wunde. Mit Mühe und Not schaffte er es, die ihm zur Verfügung gestellten neuen Kleidungsstücke – eine dunkelblaue Hose und ein schwarzes Hemd, dazu scheinbar modischen Standards entsprechende Schuhe – anzulegen und schließlich das Zimmer wieder zu verlassen. Schweigend übernahm der Lieutenant wieder die Führung.


Als sie schließlich ihr endgültiges Ziel erreichten wurde Cris zu seiner Überraschung zunächst in ein Vorzimmer geführt, wo ein blankpolierter, silberner Protokolldroide hinter einem Empfangsschreibtisch saß.


„Ah, Lieutenant Garrett. Äußerst pünktlich“, begrüßte der Droide Cris’ Führer mit weiblich modulierter Stimme.


„Der Colonel erwartet Mr. Sheldon bereits.“


Der Angesprochene – Garrett – nickte Cris zu und deutete in Richtung der Tür neben dem Droiden.


„Gehen Sie.“


Er schien erleichtert, das alles hinter sich zu haben, denn er beeilte sich, das Vorzimmer in entgegen gesetzter Richtung zu verlassen, während Cris durch die ihm angedeutete Tür trat. Hinter ihr fand er ein funktionell eingerichtetes Büro – geschmückt lediglich mit ein paar Wimpeln, die vermutlich Militäreinheiten oder ähnliches repräsentierten – mit einem wuchtigen Schreibtisch. Die Person hinter diesem Schreibtisch war indes weniger imposant.


„Sheldon. Setzen Sie sich.“


Die fast piepsige Stimme passte zu dem Sullustaner in Geheimdienstuniform, der hinter dem Schreibtisch saß und Cris aus seinen großen Augen offenbar aufmerksam musterte.


„Sie wissen, wer ich bin?“


„Natürlich, Sir“, erwiderte Cris reflexartig und setzte sich folgsam auf den ihm zugewiesenen Stuhl vor dem Schreibtisch des untersetzten Nichtmenschen. Natürlich wusste er, dass Colonel Jalus Nur Sektionschef 01 war – und Vizedirektor des Geheimdienstes.


„Gut. Des Weiteren nehme ich an, dass Sie sich unfair behandelt fühlen?“


Der Colonel wartete keine Antwort ab – obwohl Cris durchaus eine auf der Zunge lag – sondern fuhr sogleich fort:


„Glauben Sie mir, es macht mir keinen Spaß, meine eigenen Leute brechen zu lassen. Aber nach ihrer langen Historie bestenfalls halbherziger Kontaktversuche mussten wir absolut sicher gehen, keinen frisch programmierten Schläfer in unseren Reihen willkommen zu heißen.“


Der Sullustaner legte den Kopf leicht schief.


„Es wird Sie freuen zu hören, dass Sie in dieser Hinsicht bestanden haben. Major Rar ist davon überzeugt, dass es dem imperialen Geheimdienst nicht gelungen ist, irgendwie an Ihnen herumzudoktern.“


„Das… beruhigt mich…“, erwiderte Cris langsam, doch Nur fiel ihm ins Wort:


„Warten Sie ab, Sheldon, ich bin noch nicht mit Ihnen fertig.“


Für einen kurzen Moment schien der Colonel sich auf einen vor ihm liegenden Datenblock zu konzentrieren.


„Wissen Sie, ich schätze Agenten, die ein gewisses Maß an Eigeninitiative ergreifen. Bis zu einem gewissen Grad. Aber ihre… Auffassung von Pflicht in den letzten Jahren lässt sich selbst mit der liberalsten Auslegung dieser Überzeugung nicht mehr entschuldigen. Ganz gleich, was Major Tacema oder Agent… nein, Lieutenant Selby über Sie zu Protokoll geben mögen.“


Dieses Stück Information zauberte den Anflug eines Lächelns auf Cris’ Gesicht. Also hatte zumindest Selby Grund, sich zu freuen…


„Um es auf den Punkt zu bringen: ich halte Sie für ein Sicherheitsrisiko, Sheldon. Und das haben Sie in dem Verhör durch Major Rar eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ihre offensichtlichen Gefühle für diese… Cortina… sind der deutlichste Beleg. Insbesondere, da Sie sie offensichtlich davon abgehalten haben, uns irgendeine Form von weiterführender Information über diese Person zu vermitteln.“


Cris blinzelte überrascht. Keine Informationen…? Also hatte Rar doch nichts aus ihm über Noa herausbekommen… er hatte sie doch nicht verraten, nur seine Gefühle für sie. Und von denen wusste Noa ohnehin nichts – und würde es auch nie.


„Anhand der ergänzenden Stellungnahmen von Major Tacema und Lieutenant Selby bin ich durchaus geneigt, zu glauben, dass es sich bei Miss Cortina um eine Unterstützerin der Republik handelt“, sprach Nur weiter.


„Und ich denke, dass irgendjemand sich zumindest anhören wird, was sie zu sagen hat. Aber von einem Agenten meiner Sektion hätte ich detaillierte Informationen erwartet, auch ohne Verhör. Agenten, die solche Informationen zurückhalten, kann ich nicht vertrauen. Und Agenten, denen ich nicht vertrauen kann, kann ich in meiner Sektion nicht gebrauchen.“


Der Blick des Sullustaners ruhte schwer auf Cris, der für den Moment nicht wagte, zu einer Antwort anzusetzen.


„Andererseits kann ich Sie wohl auch kaum einfach so aus dem Geheimdienst entfernen. Sie wissen zu viel… und scheinen, aus welchen Gründen auch immer, noch Fürsprecher haben. Daher musste ich eine andere Lösung finden.“


Cris verspannte sich, in Erwartung des Schlages, der nun zweifellos erfolgen musste.


„Sie werden zum Lieutenant degradiert, Sheldon. Und nach Sektion 03 versetzt. Melden Sie sich bei Colonel Drayson, zusammen mit dieser Cortina… soll die sich darum kümmern, was der Widerstand von Coruscant uns zu sagen hat. Lieutenant Selby wird Ihnen weiterhin zugeteilt bleiben, allerdings nicht als Untergebener… eher als Beobachter. Und wir beobachten genau, Lieutenant… vergessen Sie das nicht.“


Wie betäubt starrte Cris den Colonel an, unfähig – besonders angesichts seiner immer noch vorherrschenden Kopfschmerzen – diese Vielzahl an Informationen effizient zu verarbeiten. Degradiert. Versetzt. Und doch mit einer Aufgabe betraut, die ihn wieder in Noas Nähe führen würde – doch was brachte das, außer ihn noch mehr zu quälen?


„Ich verstehe, Sir.“


„Gut. Dann gehen Sie mir jetzt aus den Augen.“


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Geheimdienstkomplex, Büro des Sektionsleiters 01]- Cris, Colonel Jalus Nur


Gib den dritten Namen ein: skywalker yoda vader kenobi
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