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[Mon Calamari | Coral City | Schlechtes Viertel | Gasthaus ›Travelers' Home‹ | Bar | Spieltisch] Omyush, Nutaki, weitere Gäste


Omyush war dabei, zu verlieren. Der Stapel Spielchips, der vor ihm auf dem Tisch lag, wurde kleiner, während die Haufen seiner Mitspieler langsam wuchsen. Naja, zumindest manche: Der Abyssine hatte wohl einfach kein Glück - auch er stand kurz vor dem Bankrott. Der weibliche Wookiee war schon in den ersten Runden ausgeschieden. Ihr hatte es zwar nicht an Glück gemangelt, aber an Disziplin. Diese Ungetüme konnten ihre Gefühle einfach nicht im Zaum halten: Man hatte ihr deutlich angesehen, wann sie gute Karten gehabt und wann sie sich geärgert hatte. Schließlich war sie zornentbrannt gegangen - um den Wochenlohn eines Werftarbeiters ärmer. Sie war eine schlechte Verliererin. Dass sie niemandem wehgetan hatte, lag wohl nur an dem riesigen, vierarmigen Besalisken hinter der Bar: Er war dafür bekannt, dass er keine Schlägereien in seiner Kneipe duldete, es sei denn, er zettelte sie selbst an. Omyush war nicht wie sie: Er konnte seine Emotionen für sich behalten. Seine Bluffs gelangen meistens. Und er hatte noch einen deutlichen biologischen Vorteil gegenüber den Nicht-Gotals am Tisch: Die extrem feinen elektromagnetischen Sensoren in seinen Hörnern erlaubten es ihm, feinste Veränderungen in den Magnetfeldern anderer Personen wahrzunehmen. Zum Beispiel solche, die entstanden, wenn man aufgrund neuer Karten große Sorge oder Begeisterung verspürte. Das Sabacc-Face mochte noch so einstudiert sein, der Gotal konnte dahinter blicken. Ihn zu täuschen, war verdammt schwer und gelang nur wenigen. Dass er heute dennoch nicht gewann, hatte einen anderen Grund. Er war einfach unkonzentriert. Denn eigentlich war er nicht zum Spielen hier, sondern zum Arbeiten. Das Sabacc-Spiel war nur eine Fassade und zugleich eine gute Tarnung. Von hier aus hatte er den ganzen Schankraum im Blick. Er konnte alles und jeden im Auge behalten, ohne dabei Aufmerksamkeit zu erregen. Auch seine Mitspieler würden sich bestimmt nicht fragen, woher seine Unkonzentriertheit rührte, sondern sich einfach darüber freuen und den Gewinn einstreichen. Es störte ihn nicht. Was er heute verlor, würde er sich ein andermal wiederholen und es zusätzlich noch auf die Spesenrechnung setzen. Zum Glück war sein Auftraggeber ein wohlhabender Mann, der nicht geizig war, wenn es darum ging, gute Arbeit zu entlohnen.


Während er also eine weitere Runde verlor und seine Jetons auf dem Haufen eines braunhäutigen Mon Calamari landeten, tat er, weshalb er eigentlich hier war. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Leute in der Bar. Er war auf der Suche nach jemandem - das war er meistens, denn das war der Kern des Kopfgeldjägerhandwerks. Diesmal ging es jedoch nicht um einen flüchtigen Verbrecher oder jemanden, der einen mächtigen Umterweltboss verärgert hatte. Überhaupt ging es nicht um eine bestimmte Person, sondern um jede, die in ein bestimmtes Raster passte. Omyush von Antar war als Werber unterwegs. Er suchte Leute, die fähig und zugleich verzweifelt genug waren, um sich auf ein paar krumme Geschäfte einzulassen. Die Organisation des Mannes, der ihn angeworben hatte, brauchte mehr Personal. Warum, hatte der Gotal nicht gefragt. Vermutlich das Übliche: Ein Teil der Leute war von den Sicherheitskräften erwischt worden, ein anderer von hartgesottenen Konkurrenten, und ein paar hatten sich lieber selbständig gemacht, als weiter Befehle entgegenzunehmen. In den Banden und Syndikaten der galaktischen Unterwelt gab es oft ein reges Kommen und Gehen. Diese Jobs machten die meisten nicht, bis sie in Rente gingen - entweder weil sie irgendwann dem Druck nicht mehr standhielten oder weil ein Blaster ihre Lebenszeit dramatisch verkürzte. Und so mussten die Lücken, die vom harten Wettbewerb und dem ewigen Streit mit den Behörden in die eigenen Reihen gerissen wurden, in regelmäßigen Abständen gestopft werden. Das war die Aufgabe, der er heute nachging und für die er sich einen Sieg im Kartenspiel entgehen ließ. Deshalb gehörte der größte Teil seiner Aufmerksamkeit nicht den Karten und den Spielern, sondern den anderen Gästen in der Bar.


Bei einem von ihnen hatte der Gotal ein besonders gutes Gefühl. Es handelte sich um einen Chadra-Fan (Nutaki). Das kleine nagetierartige Geschöpf machte ganz den Eindruck eines Wesens, das mit sich nichts anzufangen wusste. Das merkte man schon an der Art, wie er sich in der Kneipe umsah. Neugierig, aber ohne etwas Bestimmtes zu suchen. Offenbar hatte er Zeit, aber noch keine Ahnung, wie er sie totschlagen konnte. In seinem elektromagnetischen Feld konnte der Empath auch eine leichte Unsicherheit spüren. Mit der markigen Art, in der er seinen Drink orderte, wollte der Chadra-Fan sie wohl überspielen, doch Omyush konnte er damit nicht aufs Glatteis führen. Der Fremde war wohl genau seine Zielgruppe. Jemand, der kein Ziel hatte und zudem so wenig Stolz besaß, dass er in einer Spelunke wie dieser seine Zeit totschlug. An der Sprache und dem Auftreten merkte man zudem, dass er fremd hier war, also gehörte er wohl noch keiner der lokalen Gruppierungen an. Gutes Material für Vigo Zula, so schien es. Doch bevor er das genauer beurteilen konnte, musste der Gotal mit dem Kandidaten ins Gespräch kommen.


Der Zufall wollte es, dass der Chadra-Fan sich mit an den Spieltisch gesellte. Er wollte sich wohl mit einem Spielchen die Zeit vertreiben.


»Kannst für mich übernehmen«, sagte der Abyssine und kratzte den Rest seiner Chips zusammen. Er war offenbar froh darüber, seinen Mitspielern auf diese Weise zu entkommen, bevor er vollends pleite war. Der Quarren mischte die Karten und verteilte sie. Auch der Chadra-Fan erhielt welche, sobald er genug Geld auf den Tisch legte. Niemand hatte etwas dagegen, dass er mit einstieg. 


»Wir spielen die Nar-Kreeta-Variante. Du kennst doch die Regeln?« fragte der Dealer. Es war offensichtlich eine rhetorische Frage; das Spiel begann unverzüglich.


Das kam Omyush wirklich gelegen. In seinem Kopf reifte ein Plan, wie er mit dem Fremden in Kontakt kommen konnte. Nichts war eine größere Motivation, sich in illegale Aktivitäten verstricken zu lassen, als Geldmangel und Schulden. Nun wollte der kleine Neuankömmling ein Spielchen wagen. Ihn zu hohen Einsätzen zu verleiten und ihm dann das letzte Hemd auszuziehen, brachte ihn möglicherweise in eine gute Ausgangslage für ein Gespräch über Arbeiten abseits des Gesetzes. Der Gotal musste ihn beim Sabacc schlagen. Und das hieß, er musste auch die anderen Mitspieler ausstechen. Noch einmal blickte er auf das Jeton-Häufchen, das ihm geblieben war. Nicht mehr viel, um das Ruder noch herumzureißen. Er durfte sich keine Fehler erlauben, sonst war er pleite und schied aus - womit er die Chance verlor, sich an den Chadra-Fan heranzumachen. Nun musste er das Spiel seines Lebens spielen! Er blickte verstohlen in seine Handkarten. Nicht übel - damit ließ sich etwas anfangen. Die anderen Spieler hatten ihn gar nicht mehr auf ihrer Rechnung; er spürte ihre Überheblichkeit deutlich. Als er die Einsätze erhöhte, hielten sie das wohl für den verzweifelten Versuch, seine Verluste auszugleichen. Sie würden sich gleich wundern!


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