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[Calamari-System | Weltraum | Übungsgebiet | DNT Bright Giant | Brücke] Joya No, Pascal de Lieven


Der Kampf ging in seine bisher heißeste Phase, denn nun waren beinahe alle Schiffe ohne Schutz. Die Viscount konnte sich nicht mehr ihrer vollen Schildleistung bedienen und auch auf Seiten der Angreifer steckte mittlerweile jedes Schiff Treffer ein. Manche natürlich mehr als andere, aber während die Schlachtschiffe einigen Beschuss (selbst dieser Größenordnung) verkraften konnten, überstanden die kleineren Modelle ihn kaum. Kurz nacheinander nahm der ›Feind‹ zwei der kleineren Schiffe aus dem Spiel. Eine MC30-Fregatte und eine Korvette wechselten in den Projektionen ihre Kennung von ›verbündet‹ auf ›neutral‹, sie stellten ihr Feuer ein und zogen sich aus dem Gefecht zurück. In der Realität wäre die eine in Stücke gebrochen und ihre Trümmer hätten auch die benachbarten Einheiten noch mit beeinträchtigt, ein Umstand, dem der Simulationscomputer auch Rechnung trug. Das andere verwandelte sich in ein treibendes Wrack, von dem in einem echten Kampf noch große Gefahren ausgegangen wären, doch das konnte in dieser Übung nicht gelten: Schon aus Sicherheitsgründen musste jeder, der nicht mehr einsatzfähig war, den Schauplatz verlassen. Sicherlich würden bald noch mehr und auch größere Kriegsschiffe ihr Schicksal teilen. Obwohl sich die Gegner des Supersternenkreuzers die Jägerhoheit erstritten hatten, drohten sie zu unterliegen.


Eins musste man Admiral Ralassi einfach lassen: Sie ließ sich die Kontrolle nicht entgleiten oder aus der Hand nehmen. Für einen einfachen Schiffskommandanten wie Joya No war die Gesamtsituation in einem Gefecht oder einer Übung dieser Größenordnung unmöglich zu überblicken, ihr aber gelang es, ihre Flotte auf bemerkenswerte Weise zu koordinieren. Der Bright Giant hatte sie bisher kaum Befehle erteilt, wohl aber, weil das einfach nicht nötig gewesen war. Dass sie an anderen Stellen durchaus deutlicher eingriff, wurde offensichtlich, als sie befahl, die zur Verstärkung bereitstehenden Bomber aus dem Hyperraum zu holen. Jäger und Eskortschiffe veränderten ihre Positionen so, dass ein zusätzlicher Sicherheitsabstand zur geplanten Flugbahn der Bomber entstand. Sie sprangen recht nah ans Kampfgeschehen heran, so aber war die Gefahr einer tödlichen Kollision wesentlich geringer. Diese Formationsänderung erfolgte aber erst im letzten Moment, so dass die Leute auf der Viscount wohl nicht genug Zeit hatten, die Hintergründe zu begreifen und sich darauf einzustellen. Der Kaminoaner konnte nicht sagen, ob ein Bomberangriff auf die Brücke des Kolosses den Kampf entscheiden würde. Aber als die Weisung vom Flaggschiff kam, war er bereit, das Seine zu dem Versuch beizutragen.


»Gravwellenprojektor aktivieren!« sagte er mit seiner weichen, dennoch aber befehlsgewohnten Stimme, und im nächsten Augenblick ging ein hör- und spürbares Vibrieren durch das ganze Schiff. Im Gegensatz zu den Waffen wurde dieses System abermals real benutzt. Das kegelförmige Abfangfeld lag genau im Sprungkurs der beiden Staffeln, der letzten Verstärkungen, die auf ihrer Seite noch eingreifen konnten. Jeden Augenblick mussten die kleinen Maschinen auftauchen und sich auf ihren riesenhaften Gegner stürzen, um das zu tun, was Bomber so gerne taten: Da treffen, wo es richtig wehtat. Doch bevor die Sensoren ihre Ankunft vermeldeten, sprangen ein paar andere Anzeigen in die Höhe oder fielen ins Bodenlose. Im gleichen Moment wurde das dumpfe Summen des im Schiffsbauch integrierten Schwerkraftgenerators immer tiefer und leiser und verlor sich dann im Infraschallbereich. Er war ohne Anweisung des Captains abgeschaltet worden. Sekundenbruchteile später brausten die Bomberstaffeln am Zielpunkt vorbei, über das Kampfgebiet und wahrscheinlich sogar das Calamari-System hinaus. Das Schwerefeld war genau im falschen Moment kollabiert.


»Was zum Teufel ist hier los?« rief Joya No sofort, begierig, einen Schuldigen für dieses Versagen zu haben.


Der Offizier an der Schadenskontrolle blickte ihn leicht verdattert an und antwortete:


»Sir, die Viscount hat eine gezielte Salve auf die Schiffsmitte abgegeben. Wir haben Hüllenbrüche und weitreichende Ausfälle im Energieversorgungssystem. Der Projektor ist irreparabel zerstört - oder wäre es, wenn...«


»Ja, verstehe!« fiel der Kaminoaner entnervt ein.


Der Gegner hatte ihn kalt erwischt. Es war bestimmt kein Zufall, dass sie so schnell und hart getroffen hatten, just in dem Moment, als die Bright Giant noch einmal eine Rolle hätte spielen sollen. Als sie vorhin die Verstärkungen in die Schlacht geholt hatten, hatte der feindliche Kommandeur vermutet, dass sie es noch einmal auf dieselbe Weise versuchen würden. Die Viscount hatte sie bis fast zur Wehrlosigkeit beschossen, dann aber scheinbar das Interesse an ihr verloren. Trotzdem mussten mehrere Geschütze die ganze Zeit über für diesen einen Zweck in Feuerbereitschaft gewesen sein. Indem sie die Zerstörung des einzigen Abfangschiffs in der Formation für den richtigen Moment aufschoben, hatten sie Ralassis Schachzug vereitelt und sich der Verstärkung entledigt. Bis die Bomber eintrafen, war die Gefechtsübung vermutlich vorbei. No hatte einmal vom Kommandanten eines republikanischen Schlachtkreuzers gehört, der diesen Trick erfolgreich gegen einen imperialen Immobilizer-kreuzer eingesetzt und so das zielgerichtete Erscheinen eines Sternenzerstörers im entscheidenden Moment einer Schlacht vereitelt hatte. Jetzt konnte er sich denken, wer ihr Gegner war.


»Admiral Altmin kommandiert die Viscount«, behauptete er. »Das ist seine Handschrift.«


»Gegen ihn zu unterliegen ist keine Schande«, antwortete Lieutenant Commander Ulyx.


»Eine Niederlage ist immer eine Schande!« widersprach der Kaminoaner knurrend.


Ein schnelles Ende schien nun unausweichlich. Denn das Megaschlachtschiff hatte sein scheinbares Interesse an der Bright Giant nun aufgegeben. Der Schlachtkreuzer musste mehr Feuer hinnehmen, als seine geschwächten Heckschilde verkraften konnten. Mit einem Anflug von Sarkasmus stellte Joya fest, dass der Bug seines Schiffes dank des vorherigen Wendemanövers schon in die passende Richtung wies, um das Kampfgebiet ohne Umschweife und Verzögerung zu verlassen. Zumindest ihre ›Zerstörung‹ würde absolut vorbildlich vonstatten gehen.


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