Mon Calamari – Coral City – Fischbeins Schlemmerstube – Separée – Satrek, Turima und Rrooow
Wenigstens hatte Jayne sich benommen und war nicht etwa dabei, alle kommenden Gäste von Fischbeins Schlemmerstube einer Leibesvisitation zu unterziehen oder dergleichen – zumindest gab es nun Grund zu der Hoffnung. Auch so war Rrooow noch nervös genug, nervöser fast als bei ihrem ersten Mal im Senatsgebäude. Auch heute Nachmittag vor der Jediausschusssitzung war sie aufgeregt gewesen, aber vielleicht nicht ganz so, weil sie ja wusste, dass keine Jedi anwesend sein würden. Vom politischen Standpunkt aus machte es Sinn, fand Rrooow, denn so war natürlich ein freieres Diskutieren möglich ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Allerdings war die Ausschussmehrheit den Jedi wohlgesonnen, was sie ebenfalls ein Stück weit erwartete. Ob das schon immer so war, wusste die Togorianerin freilich nicht. Selbst Turima konnte dem Ausschuss nicht permanent angehört haben. Denn die aller Wahrscheinlichkeit nach politisch gebildetste Katze auf ganz Togoria wusste ganz genau, dass Hapan erst im Verlauf der neuerlichen Expansion wieder Teil der Neuen Republik geworden war. So wie nun auch Togoria folgte…
Und auch gleich an Einfluss gewann. Rrooow war klar genug, dass ihre Stimme im Jediausschuss nicht entscheidend gewesen war, es hatte sich schließlich eine klare Mehrheit gefunden. Trotzdem hatte sie mitentschieden. Freilich war sie noch kein permanentes Mitglied, doch Turima versprach, dass sich ihre Sekretärin hier kundig machen würde. Diese Adara schien eine große Hilfe zu sein, eine klassische rechte Pfote sozusagen. So jemand fehlte Rrooow noch. Niemand in ihrer Delegation bot sich so wirklich an und doch waren zumindest Tyross und Malaaw nicht ungeeignet genug, um sich im Zweifelsfall übergangen zu fühlen. Aber die Ausschüsse… eigentlich gab es noch andere Ausschüsse, die interessant waren. Denn letzten Endes war der Hauptgrund für Togoria, der Republik beizutreten, der gewesen, dass man kein Ersatz für Wookiee-Sklaven im Imperium sein wollte. Das Schicksal, welches ihre früheren Verbündeten ereilt hatte, wollten sie bitte nicht teilen.
»Dass wäre großzartig. Diese Aussschusssarbeit ffinde ichh ssehr interesssant, gerade weil ess weniger um absstrakte Ffragesstellungen geht, ssondern um ganzs konkrete Anliegen. Das war sschhon beim Ssonderaussschusss zsur Coruscant-Krisse sso, und nun ersst rechht. Wobei ich mir auch vvorsstellen könnte, mein Glück beim Vverteidigungssaussschusss zsu vverssuchhen, ssollte ess bei den Jedi nicht klappen.«
Erwiderte das schwarzweiße Fellbündel. Was die Kriegsgefahr anging, erklärte Satrek, der felllose Jedirat, dem sie sehr stark an den Lippen hing (wow, ein echter Jedirat!), dass das Imperium so oder so einen Krieg vom Zaun brechen könnte und man den Einsatz des C-Virus sehr wohl als solchen verstehen konnte. Nur ob die Beweise so hieb- und stichfest waren, dass man sie nicht medienwirksam in Frage stellen konnte, gab er zu bedenken. Aber, und das ergänzte Turima, eine moralische Rechtfertigung für den Kriegsfall hätten sie allemal. Freilich hatte Rrooow so oder so kein Interesse daran, egal wie gerechtfertigt. Obwohl Togoria wohl kaum ein bevorzugtes Angriffsziel des Imperiums sein würde, ließe es sich quasi ›im Vorbeigehen‹ abräumen und so die Handelsstraße in Richtung des republikanischen Kernlands öffnen.
»Das Imperium sieht Krieg als Mittel der Politik, das haben sie nicht nur auf Coruscant, sondern auch davor schon viele Male gezeigt. Wir tun das nicht und sicher ist der Einsatz auf Bastion kein so singulärer Vorgang, dass man es auf dieselbe Stufe stellen könnte. Anderenfalls müsste man nach er Existenzberechtigung der Geheimdienste in Friedenszeiten fragen… Aber wir sollten für uns in Anspruch nehmen, niemals einen Krieg zu beginnen, es sei denn, um einem unmittelbar bevorstehenden Angriff zuvorzukommen,«
Fand Rroow. Satrek philosophierte über Kriege im Vergleich zu früher und ob die Kriegführung nun leichter geworden war. Turima gab die unterschiedlichen Maßstäbe und die Interessen der Kriegsindustrie zu bedenken.
»Ichh denke, ess isst heute leichhter geworden im Vvergleichh zsu ffrüher. Diessess Ffrüher isst für Togoria auchh ersst einige taussend Jahre her, als wir auffhörten, unss gegensseitig zsu bekriegen weil wir realissierten, dasss wir nur eine ssehr kleine Ffelsskugel in einer riessigen, bewohnten Galaxsiss bevvölkern. Damalss hat ssichh die Definition von ›Wir‹ verändert: nicht mehr ›wir vvom Caross-Clan‹, sondern ›wir Togorianer‹. Damalss war Krieg noch ssehr nah und hat den Großzteil der Bevvölkerung unmittelbar betroffen. Heute dagegen betriffft auchh ein galaxsissweiter Krieg lange nicht jeden, ganzs wie Ssie ssagten, Turima. Wenn ein Großsteil der Wählersschhaft keine eigenen Erlebnissse mit einem zswar riessigen Krieg vverbindet, der aber zsugleich unglaublich weit weg ist, ssehe ichh die Gefahr, dasss auchh eine Demokratie vviel eher bereit ist, in den Krieg zsu zsiehen. Ffrüher hat es die eigenen Häusser, die eigenen Ffelder betrofffen, heute nur die irgendwelchher anderen Leute ganzs anderer Sspezsiess.«
Was den Orden anging, so einfach wie Rrooow dachte war es mit dem Zwölferrat wohl nicht. Interessant war es zu erfahren, dass es auch unter den Jedi verschiedenen Ansichten zum Thema gab. Sie hatte sich den Orden immer sehr monolithisch vorgestellt: es war eine Religion, die vertrat die und die Meinung, Punkt. Alle befolgten den berühmten Kodex und dienten dem Willen der Macht oder so. Aber zumindest schien die Macht keine wirkliche Meinung über die Ratsgröße zu haben, Rrooow dagegen schon:
»Aha. Ichh habe ja leider nur ssehr wenig Ahnung vvon den Jedi, aber mir ersschheint das ffähigkeitssbassierte Ssysstem gesschhickter. Wenn man nur einen ffreien Platzs hätte, aber zswei weise Jedi, die dafür in Ffrage kämen, wäre die Weisheit des Dreizsehnten ja ffür den Rat verloren.«
Bemerkenswert war, dass Satrek die Jedi ganz anders zu sehen schien als sie dachte, dass es sehr wohl persönliche Motive unter den Jedi gab und sie nicht wie Droiden waren, mit dem Kodex als Programmierung, die den Willen der Macht umsetzten. Ihr fiel auch auf, dass der Mensch die Jedi etwas kritisch zu sehen schien. Sie verkniff sich aber eine Antwort, weil sie das Gefühl hatte, nichts geistreiches dazu beitragen zu können, was einem Jedirat gerecht würde. Da Turima ebenfalls nicht weiter darauf einging, hatte Rrooow das Gefühl, richtig entschieden zu haben.
Interessant war die Gegenfrage, ob sie jemals davon geträumt hätten, Jedi zu sein. Es fiel Rrooow leicht, sich Turima als Jedi-Diplomatin vorzustellen, auch wenn das auf Hapan keine sehr populäre Vorstellung zu sein schien.
»Wiesso isst dass eigentlichh sso?«
Fragte das Katzenwesen daher nach.
»Auff Togoria kennen wir Jedi hauptssächhlich auss dem HoloNet, ob auss den Nachhrichhten oder auss Filmen. Ichh hatte gedachht, Togorianer könnten gar keine Jedi sein, biss ichh erffahren habe, dasss ess wirklichh einen togorianischen Jedi gibt. Da war ichh allerdingss bereitss offfizsielle Botsschhaffterin vvon Togoria hier auf Dac und daher sstellte ssichh mir die Ffrage bissher nie wirklichh. Ichh ffrage michh, ob ichh überhaupt eine ssein könnte, sselbsst wenn ichh die Machht in mir trüge. Ichh bin sso gar nichht wie das Bild von Jedi, mit dem ichh auffgewachhssen bin: geffühlt waren die meissten Jedi immer weiblichhe, leichtbekleidete Twi'lek, gerne auch Togruta. Nie welche mit Pelz, nichht nur keine Togorianer, ssondern auch keine Caththar, Ffarghul oder Triiani. Ehrlichh gessagt weißz ichh nichht einmal, ob es Adi'rar wirklichh gegeben hat. Mir isst klar, dasss die Ffilme Ffiktsion sind, aber gibt ess eine reale Vvorlage, eine hisstorisschhe Adi'rar? Immerhin gibt ess ssie genausso alss Ffigur in den ›Nuna-Überraschungen‹ wie Jedi, vvon denen ichh weißs, dasss ssie real ssind.«
Als ihre Gedanken in die Richtung mäanderten, kam ihr ein plötzlicher Geistesblitz? Warum hatte sie nicht schon eher dran gedacht? Vielleicht, weil sie nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte? Egal, dies war zu wichtig, um nicht wenigstens zu fragen.
»Aproposs, haben Ssie, ich meine Du, zsuffällig welchhe von den Holoffiguren auss der Zseit, alss Du nochh jung warsst und langess Kopffffell hattesst? Ichh wäre begeisstert, wenn ichh endlichh meine Pffoten an eine vvon diessen bekommen würde.«
Rrooow spürte, wie sie noch aufgeregter wurde und hatte schon fast Angst vor der Antwort. Was, wenn er nein sagte oder sonstwie nichts davon wissen wollte. Sie glaubte, sie wäre dann am Boden zerstört.
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