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[Naboo, Theed, Zentralkrankenhaus, Keller, Technikraum]- Cris, Jules, Scott (bewusstlos), Baby-Gungan


Bräuchte es noch irgendeinen Beweis des fatalen Wahnsinns Julian Agathons, das wirre Gebrabbel des ehemaligen Polizisten hätte wohl jeden Psychologen überzeugt – und jeden Richter veranlasst, ihn für schuldunfähig zu erklären. Was hatten die Jedi mit dieser Situation zu tun? Die einzige Jedi, die sich nach Cris‘ Wissen derzeit auf dem Planeten oder zumindest in der Stadt befand, war nur hierhergekommen, weil Agathon seine Mordserie gestartet hatte! Dann sprach er von Trineer, von irgendeinem Einsatz, in dessen Verlauf sie ihm das Leben gerettet hatte, was natürlich nur bedeuten konnte, dass am Ende alles ihre Schuld war. Cris spürte, wie sich sein Griff um den Kragen Agathons bedenklich festigte. War all dieses Leid wirklich nur passiert, weil dieser Wahnsinnige nicht wusste, wann eine Kausalkette an ihrem logischen Ende angekommen war?


Es war fast bemitleidenswert, wie der Anderen dann versuchte, Cris zu verspotten, wie er mit schwachen Fingern an ihm herumzerrte und seine Kleidung mit Blut besudelte. Der ehemalige Sturmtruppler konnte sich mit einem Mal voller Erschrecken nicht mehr daran erinnern, warum er Agathon überhaupt ins Knie geschossen und ihn so übel zu gerichtet hatte – konnte man dieses Wrack überhaupt noch für irgendetwas verantwortlich machen? War es nicht besser, ihn für alle Ewigkeit wegzusperren, wo er sich selbst und der Welt um ihn herum nicht mehr schaden konnte?


Doch dann rief Agathon ihm den Grund wieder mit aller Intensität in Erinnerung. Noa. Sie war tot… tot und sollte von Agathons Karikatur eines Sohnes verbrannt werden. Im Grunde bestätigten diese Worte nur Cris‘ Befürchtungen, doch trotzdem trafen sie ihn wie ein Schauer eiskalten Wassers, ein Tritt in die Magengrube. Doch er lockerte seinen Griff um den Kragen des Polizisten nicht – im Gegenteil. Irgendwo in seinem Hinterkopf brachen die letzten Dämme, keimte der Verdacht, dass Agathon ihn auch jetzt noch anlog und er dem Mann einfach nur genug Schmerzen zufügen musste, um die Wahrheit zu erfahren.


„Sie lügen…“


Cris‘ Stimme war vollkommen tonlos, was sie womöglich noch bedrohlicher wirken ließ, als hätte er seinen Hass laut hinausgeschrien. Einen Waschlappen hatte Agathon ihn genannt…?


„Sie wissen, wo sie ist.“


Panisch verdrängte er den Gedanken, dass in Agathons Worten doch ein Funke Wahrheit gelegen hatte. Er hatte ihn nicht durchschaut – trotz seiner Ausbildung, trotz seines Hintergrundes. Er war ein Agent des Geheimdienstes, vor seiner Degradierung und Versetzung darauf spezialisiert, imperiale Einrichtungen zu infiltrieren, sich Doppelagenten zu stellen, sie zu erkennen. Und doch hatte er versagt… Nein! Noch nicht! Noa lebte – sie musste einfach! – und wenn er sie fand, bevor es zu spät war, hatte er nicht versagt!


„Wo ist sie?“


Grob presste er Agathons wehrlosen Körper gegen die Wand, bevor er ihn wieder an sich heranzog. Es war, als hätte jedwedes Verstehen die Augen des Polizisten verlassen, als wäre sein Geist bereits ganz woanders.


„Wo?!“


Erneut stieß er Agathon gegen die Wand, fester dieses Mal, sodass der Hinterkopf des Psychopathen gegen den Durabeton prallte. Doch noch immer antwortete Agathon ihm nicht. Noch immer war sein Schweigen wie ein Sieg für den Mann, der so vielen Lebewesen so unendliches Leid zugefügt hatte…


„WO?!“


Plötzlich schien die Zeit nicht mehr linear zu fließen, oder zumindest Cris‘ Verständnis von ihr ihm vollkommen abhandengekommen zu sein. Eben noch hatte er Agathon lauter und lauter ins Gesicht gebrüllt, jetzt starrte er in ein Gesicht, aus dem alles Leben verschwunden zu sein schien. Die hässlichen Blutschmierer am Durabeton sprachen eine ebenso deutliche Sprache wie der Ausdruck in Agathons nun gallertartigen Augen, die in diesem Moment fast friedlich wirkten. Als Cris‘ Finger jedwede Kraft verließ und der Kragen des Anderen seinem Griff entschlüpfte, brach Agathon vor ihm zusammen. Um den Kopf des Polizisten breitete sich in alarmierender Geschwindigkeit eine Blutlache aus und verriet selbst dem hoffnungslosesten Laien auf dem Gebiet der Medizin, dass er nicht wieder aufstehen und keine Fragen mehr beantworten würde.


In einem plötzlichen Anflug von Panik rutschte Cris zurück, bevor die bösartig rot schimmernde Flüssigkeit ihn berühren könnte, fast so, als könnte er auf diese Art auch vor der schrecklichen Erkenntnis fliehen. Er hatte Agathon umgebracht… einen wehrlosen, unbewaffneten Mann. Und er hatte nicht herausgefunden, wo Noa gefangen gehalten wurde. Ungläubig starrte er auf seine Hände, auf das Blut, das nicht nur sprichwörtlich an ihnen klebte…


Die Tür hinter ihm öffnete sich mit explosionsartiger Wucht, doch Cris hörte das Geräusch vieler schwerer Stiefel wie durch einen Vorhang, seltsam verzerrt, nicht real… Auch den Mündungen schwerer Blastergewehre, die mehrere Gestalten in schwarzen Ganzkörperpanzerungen auf ihn richteten, zollte er zunächst nicht die angemessene Aufmerksamkeit. Kaum spürte er, wie er unsanft emporgerissen wurde, und starrte verständnislos in das Visier der Person, die offenbar auf ihn einredete. Nur langsam drangen die Worte zu ihm vor…


„…bin Lieutenant Doyle, Eingreiftruppe der NRSF. Sir, können Sie mich hören…?“


Langsam nickte Cris, während er – jetzt schon etwas deutlicher spürte – wie ihn kundige Hände abtasteten. Ein weiterer Gepanzerter reichte dem Ersten – Lieutenant Doyle – Cris‘ IDs, sein Comlink und alle anderen Gegenstände, die er bei sich getragen hatte, während vier weitere Personen in ähnlicher Ausrüstung sich über den bewusstlosen Polizisten, das Gungan-Baby und Agathons Leiche beugten.


„Der hier lebt noch, Lieutenant.“


Gemeint war offenkundig der Officer des TPD. Agathon war tot. Und hatte sein Geheimnis mit ins Grab genommen.


„Gut. Rufen Sie sofort ein Medteam und geben Sie dem TPD Bescheid. Ich glaube, diese Situation hat sich aufgelöst.“


Zwar konnte man das Gesicht des NRSF-Beamten durch das Visier seines Helmes nicht sehen, doch die Tatsache, dass er offenbar in Agathons Richtung blickte, sprach Bände. Dann fiel der Blick des Mannes kurz auf die Dokumente, die sein Untergebener an Cris sichergestellt hatte.


„Sir, ich muss sie bitten, mit uns zu kommen.“


Ein kurzes Zögern.


„Ich… würde Ihnen dafür ungerne Handschellen anlegen müssen, Sir.“


Doyle winkte einem seiner Männer zu.


„Ziehen Sie ihm die Jacke aus.“


Natürlich. Cris trug immer noch dieses eine Kleidungsstück, das ihn nach außen hin als Mitglied der NRSF ausgewiesen hatte und das mit demselben Schriftzug versehen war, der auch auf den Rückenteil der Rüstungen seiner „Häscher“ prangte. Natürlich wussten Doyle und seine Männer es besser – sie hatten beide IDs aus Cris‘ Taschen gefischt, die falsche NRSF-ID und die tatsächliche.


Cris leistete keinerlei Widerstand, ließ sich die Jacke ausziehen und dann von dreien der Beamten aus dem Keller und über die Lobby aus dem Krankenhaus führen. Überall auf dem Weg begegneten sie Chaos und Aufregung, Polizisten des TPD, verängstigt dreinblickende Ärzte und Patienten… Agathon hatte die große Bühne bekommen, die er sich für seinen großen Auftritt zweifelsohne gewünscht hatte. Für einen Moment fragte er sich, wie viele der Schaulustigen wohl davon ausgingen, dass er derjenige war, den die Sicherheitskräfte gesucht hatten, und nicht der Mann, der in Kürze in einem Leichensack aus dem Gebäude getragen werden würde…


„Passen Sie mit Ihrem Kopf auf, Sir.“


Der elegante, schwarze Gleiter mit getönten Scheiben, der vor dem Ausgang des Krankenhauses wartete, war nicht ausreichend abgeschirmt von den Journalisten, die sich mittlerweile in Scharen vor dem Krankenhaus eingefunden hatten. Cris hörte die Rufe, die Fragen und die gereizt wirkenden Antworten der absperrenden Polizisten, doch er verstand sie nicht. Er verstand eigentlich gar nichts mehr – denn nichts war mehr übrig. Nicht einmal genügend Energie für ein letztes, verzweifeltes Aufbäumen, ehe sich die schwere Tür des Fahrzeuges schloss und die Geräuschkulisse aussperrte.


Der Gleiter setzte sich in Bewegung und endlich spürte Cris ein feines Tränenrinnsal seine Wangen hinunterlaufen. Ob Agathon die Wahrheit gesagt hatte oder nicht – mit dem Ableben des einzigen Mannes, der wusste, wo sein degenerierter Sohn die Geiseln festhielt, stand eines fest:


Noa war tot.


[Naboo, Theed, Gleiter der NRSF]- Cris, Beamte


Gib den ersten Begriff ein: klon sith jedi
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