- Nar Shaddaa - Orbit - TIE - alleine -
Stunden waren vergangen, Stunden in denen Tinya mit sich haderte und an ihren Zweifeln fast erneut zerbrach. Sie hätte sich einen anderen Abgang gewünscht, einer der eine weitere Freundschaft mit zukünftigen Feinden zuließ - aber um welchen Preis? Damit es immer so weiter ginge? Mit ständigen Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen, die sie lähmten, die sie verstummen ließen? Vielleicht war jener Abgang gerade so gut gewesen, das Imperium war jetzt ihr Feind, und sie ein Feind des Imperiums - sie war auf der Seite von Lance gelandet und das war wahrscheinlich das Beste, was ihr passieren konnte. Wenn sie diesen Schritt nicht gewagt hätte .... wer weiß, vielleicht hätte sie eines Tages gegen ihn kämpfen müssen. Sie hätte es nicht tun können, dass wusste sie und dann? Vielleicht hätte Jace sie sogar abschießen müssen, weil sie ihre Kameraden gefährdete? Wie wäre er damit zureicht gekommen? Nein, es war besser so.
Tinya war gut im Selbstbetrügen ... schon wieder. Nichts war gut, alles in ihrem Leben war zerbrochen und sie musste nun abermals sehen, wie sie sich da herausschaffte.
Zunächst aber galt es einen geeigneten Platz zum Landen zu finden. Geeignet bedeutete hier in erster Linie, unentdeckt zu bleiben und den TIE versteckt unterbringen zu können. Da der Treibstoff fast zu Ende war und das Imperium längst danach Ausschau halten würde, war seine Existenz nur mehr eine Last für sie und ein ein Risiko noch dazu - sie musste ihn loswerden und konnte ihn noch nicht einmal zu Geld machen. Alles was sie hatte, waren ein paar Credits, die in ihrem Seesack steckten - damit würde sie nicht allzu weit kommen. Aber sie hatte Kontakte, die hoffentlich noch brauchbar waren.
Inzwischen hatte sie die unteren Ebenen erreicht und war in der Nähe eines verlassenen Schrottplatzes gelandet. Wenn der Besitzer den TIE finden würde, würde er sich vielleicht freuen, ihn umbauen und weiterverhökern. Es war sehr unwahrscheinlich, dass er den Fund an das Imperium melden würde. Leider konnte sie ihm nicht auch den Helm und den Fluganzug überlassen, beides besaß eine Kennung, mit der man sie leicht identifizieren konnte.
Erschöpft sprang sie aus dem Cockpit und zog den Seesack mit sich hinunter auf den Boden. Niemand schien in der Nähe zu sein, das gab ihr die Gelegenheit, alles gleich zu erledigen. Sie sortierte aus ihren Sachen die Uniformen des Imperiums aus und zog sich um. Ein paar zivile Kleider hatte sie glücklicherweise eingesteckt und so trug sie jetzt einen dunklen Pullover, eine dunkle Hose und eine graue Jacke - alles sah ganz normal aus und war auf den ersten Blick nicht als imperial zu erkennen - dennoch würde sie sich bald andere Klamotten beschaffen müssen ... und duschen. Dann plünderte sie die Vorräte des TIE, verstaute alles in ihrem Sack und aß selber noch einen Energieriegel. Schließlich entzündete sie mit Hilfe von etwas Treibstoff, den sie abzapfte, ein Feuer in einer leeren Blechtonne und wartete ab, bis alle imperiale Sachen einschließlich Helm und Flugmontur verbrannt oder zumindest bis zur Unkenntlichkeit verschmolzen war. Nachdem sie den TIE notdürftig mit ein paar Planen, die herumlagen, abgedeckt hatte, versuchte sie ihr nächstes Vorhaben in die Tat umzusetzen: eine Nachricht an Lance zu schicken.
Weitere Stunden hatte sie gebraucht, um bis in die mittleren Ebenen des Schmugglermonds vorzudringen. Nur hier würde sie eine öffentliche Station vorfinden, um die Nachricht loszuwerden. Als zu heikel befand sie es, wenn sie von ihrem privaten Kom aus senden würde - sie traute dem Imperium alles zu, auch das man sie orten würde, wenn ein Signal von ihr ausginge - noch dazu an einen weiteren Deserteur.
Ah, wenige Schritte von ihr entfernt fand sich ein öffentliches Terminal, es war im Augenblick noch besetzt, also wartete sie...
... frei, jetzt aber ... Tinya holte tief Luft und überlegte einen Moment, was sollte sie schreiben?
---------------------------Kom.Nachricht an Lance Scott -----------------------------
Lance? Bleib wo du bist, es nicht mehr nötig mich zu retten, das habe ich selbst getan. Auch ich bin fürs Erste in Sicherheit.
Ich habe deine letzte Nachricht erhalten und weiß jetzt gar nicht was ich antworten soll. Was ich für dich empfinde? Ich weiß es nicht und ich fürchte, ich werde es nur bei einem Treffen mit dir herausfinden. Aber auch du bist ständig vor meinen Augen und gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Letztendlich konnte ich wegen des Vorfalls auf Corellia nicht mehr länger bleiben und bin geflohen. Ich versuche herauszufinden, wo du dich aufhältst und ich werde eine Möglichkeit finden, zu dir zu kommen - das verspreche ich dir jetzt. Da ich über Kontakte aus alten Zeiten verfüge, bin ich da sehr zuversichtlich. Und jetzt sage ich dir noch etwas .... Lance, ich bin nicht die, für die du mich hältst - ich bin nie ein treues Mitglied des Imperiums gewesen, ich habe euch alle belogen.
Ich hoffe, du kannst mir verzeihen...
In Liebe Tinya
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Bei den letzten drei Worten musste sie überlegen, aber sie beließ es dabei. Es zeichnete sich immer mehr ab, dass sie und Lance vielleicht doch zusammengehörten. Mit einem Seufzen drückte sie erschöpft auf den Sendeknopf und ging dann weiter - sie musste noch jemanden aufsuchen, bei dem sie vielleicht unterschlüpfen konnte. Hoffentlich hatte Lance noch sein altes Kom und hoffentlich würde er die Nachricht erhalten......
- Nar Shaddaa - mittlere Ebenen - öffentlicher Platz - mit vielem Gesindel drumherum^^