[JEZTRACK Transports and Export/ Depot, Geschäftsräume ] - Matthew, Pike, Arco, Jezann
Dekadenz. Egoismus. Ignoranz.
Eigenschaften, die einem in den Sinn kamen, wenn man diesen Teil Nar Shaddaas´, den man auch 'Corellian City' nannte, näher betrachtete. Einstmaliger Ruhm und verblichene Schönheit waren verkommen zu einer billigen Mätresse, die jeder benutzte, jedoch niemanden wirklich interessierte. Das einstige Spielerparadies war ein Pfuhl menschlicher Abscheulichkeiten, ein legendärer Schurke, eine Zur-Schau-Stellung schaurig-schöner Absurditäten und unbegrenzter Möglichkeiten materieller Extreme.
Der Mond Nar Shaddaa hatte weitaus schlimmere Zonen zu bieten als diese, sicherlich, doch das war kaum von Belang, wenn man einen längeren Blick allein in diesen Teil warf, so wie Pike es nun gerade tat. Er lauschte dabei den Ausführungen Jezanns und erinnerte sich einiger Dinge, die er in seiner Zeit hier auf diesem stinkenden Moloch erlebt hatte. In die Abgründe hatte er bereits geblickt, in einen war er bereits gestürzt.
Er saß seitlich auf der abgerundeten, vorspringenden Panele des großen Panoramafensters, das die Geschäftsräume Jezanns´schmückte und ein kleines Vermögen wert war, lehnte mit der linken Schulter an der dicken Scheibe und liess seinen Blick hinausgleiten über die Besonderheiten der Architektur der Stadt. Millionen Tonnen von Stahl schraubten sich in die Höhe, verbunden mit aberwitzigen Brückenkonstruktionen und hängenden Trassen, Wohnblöcken, Geschäfts- und Vergnügungswelten, gestaffelten Ebenen, überfüllten Luftstrassen mit Frachtern und Gleitern aller Art. Und alles im ewigen Halbdunkel unter künstlichem Licht. Zumindest hier unten.
Angewidert und doch fasziniert beobachtete er, wie ein nah vorbeifliegender Frachter undefinierbare Masse, irgendeinen Unrat, einfach aus einer kleinen Schleuse abliess. Es fiel irgendwohin und beschmutzte eine Stahlfassade. Der Frachter schien zudem ein Problem mit seinem Antrieb zu haben; gleichgültig schwebte er von dannen, eine riesige Rauchwolke hinter sich herziehend.
Pike legte die Stirn in Falten, doch ertappte sich bei dem Gefühl, das es ihm egal war.
"...Und so sind diese Machtstrukturen durchaus als fragil zu bezeichnen. Die Lage spitzt sich zu, ohne Zweifel. Man kann sich nicht mehr hinter Absprachen verstecken, auf alten Versprechen ausruhen. Vielleicht will man das auch gar nicht. Ein Wandel vollzieht sich. Wenn das Geld lockt, und Macht wächst, werden sie alle zu Bestien."
Jezann sah ziemlich übermüdet aus, Pike fühlte sich kaum besser. Der gestrige Tag steckte ihm noch immer in den Knochen.
"Es ist kein Geheimnis, wer bzw. was die Machthaber dieser Gefilde sind, die ganze Galaxis kennt den Ruf Nar Shaddaas. Jedoch ist es schwierig, diese Macht an einzelnen Persönlichkeiten festzumachen. Sie halten sich entweder versteckt oder sind anonym im Hintergrund, ziehen die Fäden. Die Führungsstruktur ist ein Geflecht aus Substrukturen, die so verästelt sind, daß man sie gar nicht mehr zu verfolgen imstande ist, mit Scheingeschäften und Institutionen, von denen man nie geglaubt hätte, das diese dazugehören. Und wenn auch nur als Fassade. Ein Großteil dieser Welt ist also aufgeteilt unter ihnen, die Macht immens."
Jezann seufzte hörbar, und die nachfolgenden Worte kamen ihm augenscheinlich nur schwer über die Lippen:
"Wie ihr euch vorstellen könnt, bekommen Leute wie ich dies immer mehr zu spüren. Entweder man wird umworben, oder bedroht. Manchmal subtil. Einige greifen zu noch anderen, unauffälligeren Mitteln, nicht weniger drastisch..."
Mit diesen Worten schielte er einen Augenblick zu Pike herüber, mit einem seltsam feindseligen Ausdruck in den Augen. Jedoch nur kurz hielt es an, es war wie ein Aufflackern, ein Stich in eine Wunde. Augenblick wechselte er vom geschäftlichen Tonfall in einen Verständlichen:
"Das bedeutet, man begibt sich in die Abhängigkeit. Fortan arbeitet man im Dienste der Oberen, man wird augenblicklich zu einem Teil dieser Organisationen. Entweder im Kleinen oder im Großen. Aber die Instanz steht über allem. Niemand wiedersetzt sich, weil er die Konsequenzen dessen fürchtet. Die meisten gehen auf die Angebote ein und verhalten sich still, sehen weg. Viele buhlen um diese Gunst. Nicht so ich. Ich habe immer versucht, mit allen gut auszukommen und einen neutralen Mittelweg zu gehen. Bis jetzt. Die Geschäfte werden schwieriger. Man will mir ans Geschäft, mehr denn je. Ich muss aufpassen, mich schützen. Gutes Personal ist teuer. Ich weiss so langsam nicht mehr, wie das weitergehen soll."
Er schluckte hörbar, und Pike sah wieder zu ihm herüber. Er hatte seinen einstigen Freund lange nicht mehr so intim plaudern hören, und es tat ihm weh, Jezann die Karten so plötzlich so offen hinlegen zu hören. Schon lange war aus dem 'Weichgummi' Jezann ein harter Brocken geworden, ein Geschäftsmann mit Prinzipien. Ihn so zu erleben war ein Schlag ins Gesicht.
"Blast! Das is nunmal das Risiko, auf diesem Misthaufen seinen Geschäften nachzugehn! Ich bin bereits gescheitert, das sollte dir doch ein Beispiel sein!"
Irgendwas hatte er sagen müssen, und er wollte Jezann nicht am Boden sehen. Wie es schien, hatte er ausnahmsweise mal etwas Vernünftiges gesagt, denn Jezann sprang wütend auf.
"In der Tat! Und so tief werde ich niemals sinken! Doch viel wichtiger ist, dass deine Schwester nicht darunter leiden soll! Ich bin immer noch nicht überzeugt, dass du nichts mit der Sache zu tun hast, aber du hast nun die einmalige Chance zu beweisen, dass du nicht das bist, was du in den letzten Monaten angedeutet hast zu sein! Mich musst DU nicht belehren!"
Nur schwerlich konnte sich Jezann zurückhalten, doch es gelang ihm. Pike brummte missmutig, Jez hatte recht. Es war ihm tatsächlich von Bedeutung, Jezanns Respekt zurückzugewinnen. Er wollte etwas erwidern, doch Jezann kam ihm zuvor.
"Ein guter Anfang wäre, endlich dieses Zeug da wegzulassen!"
Er deutete auf den Sherry, der irgendwie in Pikes' Hände gelangt war. Unglücklicherweise hatte er keine Ahnung, wie der da hingekommen war. Reflexartig hatte sich Pike wohl die Flasche genommen und etwas eingegossen, das war in der Tat unheimlich. Er war erschrocken und beschämt zugleich. Doch fuhr Jez über ihn hinweg:
"Mister Sander, augenscheinlich sind Sie der Einzige, der hier zu etwas taugt und sich im Griff hat. Wie ich sehe, haben Sie bereits ihre Ausrüstung gewartet und sich vorbereitet. Ausgezeichnet. Wenn Sie es wünschen, könnte ich einige Dinge für Sie zur Verfügung stellen. Fortbewegungsmittel oder Werkzeuge, Kleidung, Technik. Lassen Sie es mich wissen. Nun...
Kommen wir zu unserem Problem!"
Jezann bedeutete, Platz zu nehmen, und setzte sich dann selbst in seinen weit geschwungenen Sessel. Kurz musterte er noch einmal Matthews beeindruckende Rüstung und nickte zufrieden. Dabei wechselte er wieder zurück in seinen geschwollenen, geschäftlichen Tonfall, den Pike so hasste:
"Sehr beeindruckend. Exakt genau das, was wir brauchen. Unter diesen Umständen wird eine andere Vorgehensweise von Nöten sein als die, von der ich üblicherweise Gebrauch mache. Ich verabscheue Gewalt. Jedoch... Sie und ihr Equipment werden Ihnen einen entsprechenden Vorteil verschaffen. Die Personengruppen, von denen ich spreche, werden ebenfalls ähnliche Arbeitsweisen an den Tag legen, wie Sie ja schon selbst gesehen und erfahren haben. Da... 'unten'... gibt es keine Gnade geschweige Eloquenz jeglicher Art, und ich kann nicht im Mindesten erahnen, was da auf Sie zukommt, Sir...!"
Dabei machte er eine ausholende Geste, die sie alle einschloss,
"...auf UNS zukommt! Wir müssen einigen unliebsamen Institutionen auf die Füsse treten, fürchte ich!"
Kurz wurde er von etwas auf seinen Datapads abgelenkt.
"Achja! Da war ja noch eine Kleinigkeit- es gibt da noch jemanden, den ich euch vorstellen sollte. Einen Mann ganz nach eurem Geschmack. Er kam gestern kurz vor euch hier an und suchte Arbeit. Goochie, ich dachte erst 'Was ist DAS denn für einer? Für so einen habe ich keinen Job.'
Ich habe ihm ein paar Wochen Sicherheitsdienst angeboten, und er nahm sie sogar dankbar an. Doch umso mehr ich darüber nachdenke, umso mehr wird deutlich, einen absoluten Glücksgriff gemacht zu haben. Hmmm, ich werde ihn für heute abend herbestellen, nachdem wir die Situation eroiert haben. Er wird sich gewiss freuen..."
Er schwenkte mit seinem Sessel wieder herum und sah Pike, dann Matt an.
"Jetzt erzähle ich euch etwas über diesen Nautolaner..."
[JEZTRACK Transports and Export/ Depot, Geschäftsräume ] - Matthew, Pike, Arco, Jezann
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Comnachricht initiert...
Verschlüsselungsstufe 2 'Gering'
Zeichen: X387403c/ 14
An: Mister Dan Fire
-Sehr geehrter Mister Fire,
Nochmals möchte ich mich bei Ihnen im Namen meiner Firma für Ihr Interesse bedanken. Weiterhin kann ich behaupten, ein attraktives Angebot bereitzuhalten. Ich ziehe Sie von den üblichen Arbeiten ab, um Sie, sofern gewünscht, einer interessanteren und gefährlicheren Angelegenheit zuzuordnen. Zumal diese Angelegenheit privater Natur und von persönlichem Interesse ist und gewiss sehr nach ihrem Geschmack sein dürfte.
Selbstverständlich biete ich Ihnen einen erhöhten Entgeltungstarif in dieser Sache. Bei Interesse suchen Sie mich doch heute abend gegen sechsundzwanzig- null- null- Standartzeit in meinen Geschäftsräumen auf.
Hochachtungsvoll,
- Jezann Maeskulaj
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