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[N'Zoth-System | Orbit von N'Zoth | Orbitaldock Zwei | DRD Volcanic | Brücke] Gordon Aaronson; Malcolm Woods (NPC)


Der Rundgang führte die beiden Offiziere natürlich auch auf die Brücke. Und hier wartete eine Überraschung auf Gordon Aaronson. Es war nicht die Brücke selbst: Dass diese ebenfalls noch nicht fertiggestellt war, man über Rohrleitung steigen musste und die eine oder andere Konsole fehlte, hatte er erwarten können, denn es entsprach ganz dem Zustand des restlichen Schiffes. Das Erstaunliche lag draußen vor den großen Sichtfenstern. Man konnte von hier aus nicht auf die trockene Oberfläche von N'Zoth herabblicken, aber am unteren Rand des Blickfeldes schimmerte die Atmosphäre, und darüber hing eine weitere Dockanlage wie die, an der die Volcanic festgemacht hatte. Dort lag es, das größte Schiff, das der Mygeetaner jemals zu Gesicht bekommen hatte. Er war über Corellia der Event Horizon begegnet, einem Supersternenzerstörer der Executor-Klasse, doch die hatte er nicht mit eigenen Augen gesehen. Dieses gewaltige Ding hier war von gänzlich anderer Art. Da ihm die Keilform fehlte, sah es nicht wie ein typisch imperialer Entwurf aus. Stattdessen hatte es einen zylinderförmigen Rumpf, der sich zum Bug hin stak weitete und dann in zwei Spitzen auslief, die an den scharfen Schnabel eines überdimensionierten Vogels erinnerten. An der Seite hatte es eine auffällige kreisrunde Struktur, deren Sinn sich dem Commander nicht erschloss. Eine Art Turm ragte hinten über den Trieberken in die Höhe, er schien jedoch unvollständig zu sein. Überhaupt machte das Schiff einen beschädigten Eindruck, sofern man das aus der großen Distanz sagen konnte. Sie machte es auch schwer, die Größe richtig einzuschätzen, doch als Gordon ein im Vergleich winziges Schiff daran vorbei ziehen sah, das sich bei näherem Hinsehen als Acclamator entpuppte, hatte er eine grobe Vorstellung.


»Das ist ja...« sagte er, ohne den Blick von den Fenstern abzuwenden. »Was ist das für ein Schiff? Es muss ja mindestens fünf Kilometer lang sein!«


»Vier komma acht, soweit ich weiß, Sir. Vor sich sehen Sie den Grund, weshalb Ihr Frachtschiff hier nicht anlegen durfte. Das, was man gerne so lange wie möglich geheim halten möchte. Wie ich bereits sagte: Die Subjugator ist gefunden. Das ist sie.«


»Unglaublich!«


Der Commander starrte weiter nach draußen und ließ die riesige graue Silhouette auf sich wirken. Malcolm Woods stellte sich neben ihn, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und genoss ebenfalls eine Weile schweigend den Anblick.


Schon als Kind hatte Gordon von der Subjugator gehört. Sie war eine der typischsten und weitverbreitetsten Raumfahrergeschichten und schon mehrfach in unterschiedlichen Varianten verfilmt worden. Ein gewaltiges, neumodisches Kriegsschiff, das auf dem Jungfernflug völlig spurlos verschwand und jahrzehntelang nie wieder gesehen wurde, abgesehen von diversen unbestätigten Begegnungen, von denen man hinter vorgehaltener Hand tuschelte... das war der Stoff, aus dem zwangsläufig Legenden wurden. Und jetzt lag sie hier. Selbst in einer Galaxie, die so voller Wunder, Vielfalt und unerklärlicher Phänomene war, konnte man darüber nur staunen. Aaronsons kindliche Hälfte freute sich unheimlich über die Gelegenheit, einen Blick auf dieses gestaltgewordene Märchen zu werfen. Die rationalere und misstrauischere Hälfte fragte sich, ob es sich nicht vielleicht um einen Irrtum handelte - oder ob er womöglich einen neuen Entwurf vor sich hatte, der Subjugator genannt wurde, weil das Flottenkommando deren legendären Ruf propagandistisch für sich nutzen wollte. Doch die gutgläubige Seite seines Wesens überwog.


»Die Subjugator... das hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten. Selbst als Sie es vorhin angekündigt hatten, habe ich es nicht geglaubt. Bis eben.«


»So geht es allen«, antwortete der Lieutenant Commander vergnügt. »Bis auf die paar wenigen, die vorher noch nie von ihr gehör hatten. Die gibt es auch.«


»Wissen Sie etwas darüber, wie sie hierher gekommen ist?«


»Alles, was mit ihr zu tun hat, unterliegt der Geheimhaltung. Es ist allen Schiffen verboten, sie zu scannen oder Bilder zu machen. Und auch wenn über sie geredet wird, sieht man das gar nicht gerne. Aber natürlich kann man ein Geheimnis dieses Ausmaßes« - er deutete auf den fast fünf Kilometer langen Rumpf - »nicht geheimhalten. Eine Menge hat sich herumgesprochen. Allerdings könnte ein Teil davon auch nur ein neuer Beitrag zum Legendenschatz sein, ich kann für die Richtigkeit nicht bürgen.«


»Ja, schon klar. Nun reden Sie schon, Lieutenant Commander!«


Ein ungewöhnlicher Eifer hatte Gordon gepackt. Ein Anflug von Sensationsgier. Er wollte mehr wissen - sofort! Aber Woods schien Freude daran zu haben, die Spannung noch ein wenig aufrecht zu erhalten. Er kratzte sich demonstrativ an der Stirn, so als müsste er angestrengt nachdenken, und räusperte sich, ehe er begann:


»Demzufolge was ich gehört habe, und nachdem ich alles herausgefiltert habe was ich für besonders unwahrscheinlich halte, ist sie wohl in einem unbewohnten System im Wilden Raum gefunden worden, irgendwo im äußersten Osten der Galaxis. Sie hat dort in einem Nebel oder etwas Ähnlichem gesteckt, so dass zufällig vorbeifliegende Schiffe sie nicht bemerkt haben. Aber irgendwer hat sie doch entdeckt und die Information an das Flottenkommando weitergeleitet. Das hat dann insgeheim eine kleine Flottille von Kriegsschiffen ausgeschickt, um sie zu sichern. Sie konnten die Meldung bestätigen, und nachdem sie sich Zutritt verschafft und die Subjugator gesichert hatten, wurde sie hierher geschafft, um sie vor der Republik und anderen Gegnern zu verbergen.«


Gordon widersprach nicht, als Woods die Neue Republik als Gegner bezeichnete. Daran hatte sich nach seinem Ermessen auch durch den Waffenstillstand und durch die laufenden Friedensgespräche auf Umbara nichts verändert. Bisher hatte man auch keine allgemeinen Befehle ausgegeben, nach denen die Rebellen als etwas anderes als Feinde angesehen werden sollten - nur war es mittlerweile streng untersagt, Kampfhandlungen gegen sie zu provozieren, solange kein direkter Befehl dazu vorlag.


»Soviel zum realistischen Teil. Diesen Rahmen füllt natürlich jeder mit seinen eigenen Geschichten. Manche sagen, es hätte ein Wettennen mit der Neuen Republik um die Entdeckung des Schiffes gegeben, und sogar einen tödlichen Kampf, den unsere Einheiten entweder knapp oder mit Leichtigkeit - je nach Erzähler - für sich entscheiden konnten. Andere sagen dasselbe, aber mit der Black Sun anstelle der Republik. Und dann gibt es noch ein paar gewagte Behauptungen von alten Droidenarmeen, die zum Leben erwachten, um ihr Schiff zu verteidigen, und sogar von in die Barbarei zurückgefallenen Nachkommen der ursprünglichen Besatzung. Wieviel Sie davon glauben wollen, ist Ihnen überlassen, Sir. Aber eines ist Tatsache, und zwar, dass sie vor zwei Wochen von einer ganzen Flotte von Hyperraumschleppern hierher gebracht wurde, wo sie seitdem untersucht und repariert wird. Bei der Wiederherstellung der Rumpfpanzerung haben sie auch schon sichtbare Fortschritte gemacht.«


Noch ein paar Minuten nahm sich der Commander, um das sagenumwobene Super-Schlachtschiff zu bewundern und seinen Gedanken darüber nachzuhängen. Auch später, als längst wieder andere Dinge in den Vordergrund getreten waren, schweifte sein Blick immer wieder nach draußen. Er war regelrecht verliebt in dieses gewaltige Monstrum, und wenn er gekonnt hätte, dann wäre er sofort hinüber geflogen, um es sich aus der Nähe anzusehen. Aber davon abgesehen, dass man ihm das ohne wirklich triftigen Grund niemals erlaubt hätte, hatte er hier seine Aufgaben zu erfüllen.


In den kommenden Tagen setzte Gordon Aaronson sich intensiv mit der Volcanic auseinander. Er lernte einige der wenigen Besatzungsmitglieder und Offiziere kennen, die bereits beziehungsweise noch immer an Bord waren. Er studierte die Blaupausen, Berichte und Arbeitspläne, um sich einen Eindruck über die bisherigen Fortschritte und die noch ausstehenden Arbeiten zu verschaffen. Und dann übernahm er an Bord die Kontrolle. Nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen, aber nach und nach nahm er immer mehr Fäden in seine Hand, bis schließlich für alle an Bord spürbar war, dass ein Kommandowechsel stattgefunden hatte. Schließlich liefen alle Anfragen und Berichte direkt über sein Büro und Gordon gewann das Gefühl, dass dies tatsächlich sein Schiff war. Natürlich das Schiff des Imperators, aber ihm anvertraut. Eine arbeitsreiche Woche verging auf diese Weise und seine Blicke hinüber zur Subjugator wurden seltener. Die Routine gewann die Oberhand über Faszination und Träumerei. Und schließlich kam eine neue, nicht minder spektakuläre Meldung herein, die zum neuen Gesprächsthema Nummer Eins auf der Volcanic und Raumdock Drei wurde: Der Friedensvertrag von Umbara und die kampflose Übergabe Coruscants an die Neue Republik.


[N'Zoth-System | Orbit von N'Zoth | Orbitaldock Zwei | DRD Volcanic | Brücke] Gordon Aaronson; Malcolm Woods (NPC)


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