|| Ossus ▫ Jedi - Notfallbasis ▫ Trainingszelt || ▫ Vorin
Tief war die Atmung des jungen Jedi. Sein Herzschlag beruhigt, genauso wie Seele und Geist. Die Mitte schwamm im seichten Wasser und kaum ein Windhauch beunruhigte es. Hier und jetzt war Stille eingekehrt. Die Stille, die notwendig war das Flüstern zu hören. Die Sinne waren die Verbindung vom inneren Wesen zur Außenwelt, waren sie beeinträchtig oder gar nicht existent wurde diese Verbindung zur Außenwelt dünner und anfälliger für eine komplette Abtrennung. Doch Vorin war weit davon entfernt entkoppelt zu werden. Die Macht war mit ihm und er war sich klar darüber ihr Vertrauen zu können. Dies hatte er inzwischen gelernt, immerhin war er schon einige Zeit bei den Jedi, und auch schon eine Weile im Ritterstatus. Wenn doch Darian nicht plötzlich verschwunden wäre, hätte er vielleicht auch schon einen ausgebildeten Schüler gehabt, im Moment konnte er immer nur bei anderen Meistern als Aushilfe mit einspringen.
Die Padawane, die auf Ossus verweilten, waren alle vergeben, und wo die anderen waren wusste niemand. Nun er konnte es nicht ändern, wenn überhaupt konnte er einfach so wegfliegen und irgendetwas tun, aber ob das so sinnvoll war? Abgesehen davon war Mara noch auf Ossus. Erst wenn sie wegflog und sonst keiner hier ankam, würde er sich eventuell auch alleine auf den Weg machen. Inzwischen reichte es ihm hier auf Kommando herumzusitzen. Selbst der Meister Wes Janson war verschwunden. Und irgendwann war es genug. Man konnte jemanden auch zu sehr links liegen lassen. Im Moment war er zu sehr auf etwas anderes fokussiert, andernfalls wäre er schon wieder wütend geworden. Wie lange saß er jetzt hier schon herum? Bald ein Jahr oder? Ein Wunder dass er es so lange ausgehalten hatte.
War dies alleine nicht schon ein Beweis wie sehr er ein Jedi war? Keiner sonst hatte so eine Geduld bewiesen. Niemand! Und das war noch nicht einmal übertrieben. Er würde sehen wie lange Mara und Jo hier blieben. Jetzt wollte er zunächst einmal der seltsamen Erfahrung während seiner letzten Reise auf den Grund gehen. Er erhob sich und begab sich in Kampfposition, nicht ohne vorher noch einen Kampfstab zu ergreifen. Langsam fing er mit den ersten Bewegungen an, fast so als würde er es zum ersten Mal machen. Doch ihm ging es einzig darum wirklich jede Bewegung, jeden Teil des Schwunges zu erspüren und in sich aufzunehmen. Es folgte die nächste Bewegung und die nächste. Ganz langsam steigerte Vorin das Tempo und bemühte sich mehr um mehr um eine flüssigen Formenübergang.
Gleichzeitig schloss er die Augen und schaltete alles andere aus. Es gab nur ihn, den Stock und der Rhythmus des Kampfes. Imaginär wurden Gegner erschaffen und bekämpft, immer selbstständiger handelte sein Körper und fügte alles zu einem Ganzen zusammen. Dies war der entscheidende Punkt: irgendwie gehörte alles zusammen und wurde von einem gemeinsamen Geist gesteuert. Welcher war es? Sein Eigener etwa? Er konnte es nicht mit Sicherheit bestimmen, denn er war zu gefangen in der weltlichen Wahrnehmung. Um dies Phänomen zu ergründen müsste er sich allerdings vollständig in sich selbst begeben. Wie sollte er dies tun ohne den Fluss zu stören oder zu unterbrechen? Knifflige Sache. Vor allem deshalb, weil sich zwei Personen dem Zelt näherten und eine davon ihn besonders durcheinander brachte.
Und so kam es wie es kommen musste, er verlor die innere und äußere Balance, und die Bewegungen kamen abrupt zum erliegen. Verdammt, eine so kleine ? wenn auch äußerst gern gesehene ? Ablenkung und schon verlor er seine Konzentration. Er lächelte beiden Frauen beim Eintreten zu und trollte sich an die Seite. In diesem Fall wollte er wirklich nicht stören. Lange genug hatte er Mara vom Üben abgehalten, nun jedoch gab es keinen Aufschub mehr, es wurde wirklich Zeit sie weiterzubringen. Andererseits würde er sich auch nicht querstellen wenn sie ihn mit in die Übung einbauen wollten. Tja, was nun? Eigentlich musste er auch einmal etwas Neues lernen ? oder? Sollte er nicht schon ein ausreichendes Repertoire haben? Im Prinzip schon, doch einiges war hier nicht gerne gesehen, und anderes konnte man schwerlich allein üben.
Doch etwas gab es, vor dem letzten Ausflug hatten sie angefangen sich in der Macht unsichtbar zu machen. Kein einfaches Unterfangen, denn es gab sehr viele Ansatzpunkte, doch sofern einer zum Ziel führte, reichte dies ja schon. Vorin schloss die Augen und konzentrierte sich. Er versuchte es mit der gleichen Abstraktion wie beim letzten Mal. Die Macht floss durch alles hindurch und durchdrang die Materie. Durch eine vollkommene Abschottung wurden nur Löcher im Gefüge erschaffen, was ihn so gar nicht weiterbrachte. Daher versuchte er sich diesem Strom anzupassen. Wie der schnittige Bug eines Schiffes im Ozean würde er die Wellen nur leicht brechen und an sich vorbeifließen lassen. Wie eine aerodynamische Form im Windkanal, durfte er so wenig Widerstandsfläche wie möglich bieten.
Dazu versuchte er sich "klein" und "schmal" zu machen, sowie seine Oberfläche "glatt". Vorin bemühte sich erst gar nicht um eine Selbstüberprüfung, denn dies war nicht möglich. Auch diese Technik konnte man nur sinnvoll testen wenn jemand dabei war der einem Feedback gab. Tiefer und tiefer sank er in den Machtstrom, in das unkontrollierbare Wogen der Essenz, im Bemühen sich so gut anzupassen wie er es vermochte. Treibend verharrte er und ließ es geschehen. War er auf dem richtigen Weg? Was war eigentlich wenn man den Effekt umdrehte? Wenn man sich voll in den Strom hineinstellte und ihn aufwirbelte? Würde man dann nach außen größer wirken? Eventuell war dies ja die Technik die von den Sith benutzt wurde um die eigene Aura aufstrahlen zu lassen. Ein Instrument die Angst der Feinde zu schüren. Warum nicht einmal einen Versuch wagen?
Sich quasi einmal um 90 Grad drehend stellte er sich nun in den Strom und machte sich "breit". Mit etwas unglücklichem Gesichtsausdruck öffnete er die Augen, und spähte mit seinen Machtsinnen hinaus. War irgendjemand auf ihn aufmerksam geworden? In dem Moment fiel ihm sofort etwas ein, und erschrocken beendete er die Anwendung auf der Stelle.
"Dummkopf!" , schallt er sich insgeheim als ihm klar wurde, wie gefährlich es war hier die eigene Aura auflodern zu lassen. Zwar schien es unwahrscheinlich als einfacher Ritter eine so starke Aura zu haben um weit entfernt noch spürbar zu sein, doch sicher wissen konnte man es nicht. Nicht solange sie sich noch bedeckt halten mussten. Seufzend setzte er sich hin und überlegte was er nun eigentlich trainieren konnte. Scheinbar hatte er von Ossus wirklich genug, er hatte noch nicht mal genügend Kreativität sich eine Übung auszusuchen oder sie selbst zu kreieren.
|| Ossus ▫ Jedi - Notfallbasis ▫ Trainingszelt || ▫ Vorin ▫ Mara & Joseline