[Ryloth-System :-: Ryloths Orbit :-: imperiale Raumstation :-: Büro des Kommandeurs der Sektorflotte]
Vice Admiral Vilne Cath und ein Untergebener
Das Büro war nicht nur klein, sondern auch stickig, aber mit den Jahren hatte sich Vilne Cath daran gewöhnt. Er musste. Denn Ryloth galt nicht als Posten mit Karrieresprunggarantie, sondern eher als toter Punkt. Hier diente man, wenn man sich irgendeinen der Oberen – aus unerfindlichen Gründen – zum Feind gemacht hatte. Zwar wusste der Vice Admiral nicht wen er auf Bastion verstimmt hatte, aber irgendwelche Zweifel an der Theorie hegte er nicht. Jedoch hatte er sich mittlerweile mit dem hier vorherrschenden Status quo abgefunden. Inzwischen empfand er sogar seine seltenen Besuche in Kala'uun, wo der amtierende Governor residierte, oder in Lessu, wo die hier stationierten Truppen der Imperialen Armee saßen, als nette Abwechslung. Trist, äußerst trist war demnach das Leben, das der Vice Admiral eigentlich an diesem trostlosen Ort führte.
Doch seit einer knappen Standardwoche hatte sich etwas geändert. Durch die erst kürzlich erbeutete „Subjugator“ rückte Ryloth plötzlich wieder in den Fokus der Oberen – jedenfalls inoffiziell –, was bei dem untersetzten Flottenoffizier einen ungewöhnlichen Tatendrang auslöst hatte. Er musste eine reibungslose Organisation präsentieren, wollte er durch eine glückliche Fügung vielleicht doch noch diese öde Welt im fernen Outer Rim hinter sich lassen. So saß Cath nun hinter seinem Schreibtisch, wälzte teilweise die eingehenden Berichte – beziehungsweise deren Zusammenfassungen – und gab anschließend von Zeit zu Zeit neue Befehle aus. Seitdem sich nun der erwartete Frachtkonvoi samt seiner militärischen Eskorte im System befand, nahmen diese Handlungen sogar noch ein Stück zu.
Denn die Ankunft dieser imperialen Schiffe stellte gleichzeitig in gewisser Weise die Initialzündung für die letzten Vorbereitungen bezüglich der „Subjugator“ dar. Etliche Truppentransporter – beladen mit Mannschaftsmitgliedern diverser Schiffe – würden zu dem gewaltigen Kommandoschiff in dem benachbarten System springen, um dessen Rumpfbesatzung zu komplettieren. Cath hatte im Bezug darauf mehrere schwere Entscheidungen treffen müssen und höchstwahrscheinlich dem temporären Kommandanten der „Pandora“, Commander Mikal Harcov, dabei ordentlich vor den Kopf gestoßen, da dessen Besatzung am meisten bluten musste. Jedoch wog das „Einzelschicksal“ einfach nicht so viel wie das mögliche Wohl für das gesamte Imperium. Der erbeutete Stahlkoloss konnte mit einem Schlag die imperialen Perspektiven beim derzeitigen Kriegsverlauf ändern.
Schwungvoll unterzeichnete der untersetzte Kommandeur die letzten Befehle, welche die „Basilisk“ und die „Valkyrie“ betrafen. Unter der generellen Führung von Captain Sharin sollten sie zusammen mit zwei corellianischen Fregatten und der schon bekannten „Hammer“ das legendäre Schiff bis ins Koensayr-System bringen, wo ihre Ablösung schon auf sie warten würde. Obwohl sie einen Teil der bekannten Routen meiden sollten, war ihr Zeitfenster knapp bemessen. Denn inzwischen hatte das Galaktische Imperium tatsächlich eine Delegation zu den anstehenden Friedensverhandlungen nach Umbara geschickt. Cath konnte diese Entwicklung noch immer nicht glauben. War man zu spät? Er ließ seinen Blick noch einmal auf dem Schriftstück ruhen, las sporadisch ein paar Zeilen und gab es dann einem wartenden Untergebenen. Sollte der Chiss mit diesem Einsatz erfolgreich sein, war er unweigerlich dem Status eines „Kriegshelden“ einen Schritt näher. Vielleicht nannte man ihn schon bald in einem Atemzug mit General Celda oder Nereus Kratas.
Auf einmal trat ein weiterer Untergebener ein. Im neutralen Ton kündigte er Captain Fogerty an, der aufgrund der Opferung seiner „Starcraft“ momentan ohne Kommando war und deshalb ein Quartier auf der Raumstation bezog. Obzwar er im Shinbone-System die Pflichterfüllung über alles gestellt hatte, bestand nun die Gefahr, dass Bastion ihn letztendlich einfach auf Halbsold versauern ließ. Vor allem ein drohender Frieden ließ diese Möglichkeit beängstigend real erscheinen. Doch dieses Mal schien der Corellianer Glück zu haben, weshalb Cath ihn freundlich empfing und ihm unverzüglich einen Platz auf der anderen Seite des Schreibtisches anbot. Hatte der Captain schon von der Ankunft des erwarteten Frachtkonvois gehört? Schnell, sehr schnell verbreiteten sich Neuigkeiten – genauso wie Gerüchte – auf einer Raumstation. Es passierte meist nicht viel, weshalb die Mannschaft quasi nach jedem Strohhalm griff, der sich ihnen zufälligerweise bot.
„Captain Fogerty, ich weiß nicht, ob Sie so gute Beziehungen nach Bastion haben oder ob vielleicht Lynchs Wort so schwer wiegt, aber Sie haben so oder so echtes Glück“, sagte der Kommandeur mit fröhlicher Stimme und breitem Grinsen zu seinem Gast. „Ihr Ryloth-Aufenthalt nähert sich seinem Ende, weil man wirklich eine weitere Verwendung für Sie hat. Kein Halbsold für unbestimmte Zeit erwartet Sie, sondern allen Ernstes ein neues Kommando. … Meinen Glückwunsch, Captain.“ Kurz pausierte Cath in seinem Redeschwall, um schnell die dazugehörige Depesche aus seinem Stapel an Schriftstücken zu fischen. Dann fuhr er fort: „Es handelt sich zwar um ein Interimskommando, aber der Status gilt bloß als 'vorläufig'. Sollten Sie also ein glückliches Händchen beweisen, könnte man Ihnen das Kommando auch auf Dauer übertragen. Nicht schlecht, Captain, was?“ Noch ein bisschen breiter wurde sein Grinsen als er das Dokument Fogerty überreichte. „Man überträgt Ihnen (vorerst zeitweise) die Befehlsgewalt über die 'Heart of the Order', einen Sternzerstörer der raren Interdictor-Klasse. Dessen Kommandant soll nämlich unseren Koloss sicher nach Koensayr – und später nach N'zoth – bringen. Man gewährt Ihnen also eine einmalige Chance.“
Der Werdegang des Corellianer war Vilne Cath komplett unbekannt. Er wusste gar nicht, ob dieser schon irgendwelche Erfahrungen im Umgang mit „Gravitationsprojektoren“ besaß und des Weiteren eine taktische Schulung in diesem Bereich genossen hatte. Deshalb hatte er sich ihm gegenüber so überaus vage ausgedrückt. Selbstredend ließ der Vice Admiral dem Captain die nötige Zeit, um sich mit der Depesche vertraut zu machen. Zwar war das Prozedere im Bezug auf ein neues Kommando stets gleich, aber einfach wurden die zu treffenden Entscheidungen deshalb trotzdem nicht. Fogerty hatte gut zwei Stunden Zeit, um zu überlegen, wer von seiner einstigen „Starcraft“-Mannschaft auf die „Heart of the Order“ mitnehmen wollte. Dieses Privileg besaß er als Kommandant. Schweigend musterte der beleibte Kommandeur seinen Gegenüber. Dann ergriff er erneut das Wort.
„Man hat daneben noch neue Befehle für Sie, Mr Fogerty“, sprach Cath weiter. „Das Hospitalschiff 'Medicus' soll mit sämtlichen Verletzten nach Yaga Minor gebracht werden. Ihr Schiff, eine meiner Fregatten sowie zwei Korvetten dienen als Begleitschutz. Das wird also Ihre Jungfernfahrt mit dem neuen Kommando sein. Machen Sie das Beste daraus, Captain.“
[Ryloth-System :-: Ryloths Orbit :-: imperiale Raumstation :-: Büro des Kommandeurs der Sektorflotte]
Vice Admiral Vilne Cath und Captain Frey Fogerty
written by
Aiden Thiuro