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Äußerer Rand | Serenno-System | MC80b „Rusty Reaver“ | Mercer (allein)



Es war schwer zu sagen, wie lange das Verhör her war und er schon in der Zelle saß. Sicher ein paar Stunden immerhin hatte er noch nicht geschlafen. Und die Schusswunde hatte glücklicherweise das Bluten aufgehört. Seine „Gastgeber“ hatten sie sogar notdürftig verbunden, eine Geste, die man in diesem Gewerbe nicht unbedingt voraussetzen konnte. 


Mercer war an die Wand gelehnt und hatte das Verletzte linke Bein ausgestreckt. In dieser Haltung war es ganz erträglich und niemand schien sich aktuell um ihn zu scheren. Das konnte ihm nur recht sein, schließlich war er nach dem Verhör durch die Kapitänin froh über etwas Ruhe und Zeit nachzudenken. Andererseits, seine Situation war eigentlich aussichtslos. Gefangen auf einem der größten Schiffe der Black Sun, als Eindringling und verdächtigt als imperialer Spion, war es ein Wunder, dass man ihn nicht so einfach erschossen hatte. Ohne Zigaretten oder sonstiges hier drin zu sitzen und die kahle Wand mit der ebenso kahlen Türe anzustarren war schlimmer als der Tod, da hatte er keinen Zweifel. Ein lautes Seufzen entwich ihm, das eher wie der Todesschrei eines Tieres an seine eigenen Ohren drang. Seit wann war er so melodramatisch? 


Irgendwann ruckelte das Schiff dann mehrmals, wie als ob es von Geschützfeuer getroffen wurde. Mit einem verwirrten Gesicht wurde der Gefangene unfreiwillig durch seine Arrestzelle gekugelt. Mehrere Flüche und geprellte Gliedmaßen später, fand sich Mercer sitzend in der Mitte des Raumes, als er plötzlich ein Klimpern vernahm. Mit Großen Augen folgte sein Blick einem Schlüssel, der unter dem Türspalt hindurch gerutscht war und sich nun im Rhythmus des Schiffes am Boden entlang bewegte. 


Es dauerte einige lange Augenblicke, bis Mercer vollends realisierte, was er da vor sich hatte. Als es ihm dann dämmerte stürzte er dann vom einen auf den anderen Moment sturmartig los, natürlich völlig planlos und ausblendend, dass er sein linkes Bein nicht so belasten konnte, wie er es gerne gehabt hätte. Er überschlug sich noch einmal selbst und landete so unglücklich auf dem Schlüssel, dass er ihn zurück in Richtung der Eingangstüre schob. Glücklicherweise blieb er kurz vor dem Türspalt liegen. 


Mercer schaffte es, sich auf alle Viere aufzurappeln und der Türe entgegen zu krabbeln. Währenddessen fixierte er den Schlüssel wie ein Raubtier seine Beute. Vorsichtig pirschte er sich an den Schlüssel heran. Dann, endlich konnte er nach ihm greifen und keine Sekunde zu spät, da er im nächsten Moment noch einmal durch seine Zelle geschleudert wurde. Im Eifer des Gefechts, während sein Körper ein unmenschliches Knäuel aus Extremitäten bildete, passierte es dann. Irgendwie landete der Schlüssel in seinem Mund und kurz darauf in seinem Rachen. 


Mit weit aufgerissenen Augen begann Mercer zu röcheln und zu keuchen und versuchte sein Ticket in die Freiheit nicht vollends zu verschlucken. Jedoch erst als er mit seinem Rücken unsanft gegen eine Wand prallte und danach Ruhe einkehrte. Hustend besaß er sich den nun versifften Schlüssel in seiner Hand und hielt ihn kurz darauf triumphierend in die Höhe. 


Weitere Erschütterungen blieben nun auch aus. Mercer erhob sich mit etwas Mühe, klopfte seine ramponierte Gefängnishose glatt und blickte sich warum auch immer im Raum um. Wie zu erwarten war noch immer nichts weiter Sehenswertes außer der Tür hier, jedoch sah der Raum nun aus, als hätte man ein Bantha geschlachtet. An den Wänden und am Boden war überall Blut und Dreck verschmiert. Mit einem seufzen stellte er fest, dass der Verband verrutscht war. 


„Gottverdammtes, dreckiges Kackraumschiff! Fliegen ist nur was für Droiden!“ 


Er brüllte den Fluch fast schon heraus, obwohl ihn augenscheinlich auch niemand hören konnte.


Vorsichtig und leise drehte er den Schlüssel im Schloss und ließ die Tür nach innen einen Spalt aufgleiten. Eine normale Sicherheitsmaßnahme, so konnte kein Gefangener einen Wärter mit Hilfe der Tür überwältigen. Sein Kopf lugte vorsichtig aus dem Spalt, zuerst nach links, dann nach rechts und dann sprang er, so gut es mit dem verletzen Bein eben ging in die Mitte des Ganges, der leer war. 


Zufrieden nickte er, während er seine Umgebung nun einer genaueren Musterung unterzog. Der Gang war kurz und an beiden Seiten fanden sich lediglich zwei kahle Türen. Vermutlich führte die zweite auch in eine Arrestzelle. Dann erblickte er jedoch zu seiner Freude in einer Nische seine Habe. Schnell legte er sich seine beiden Black Sun Blaster an, natürlich nicht ohne sie zu bewundern und den Abzug um seine Finger kreisen zu lassen. Danach besah er sich den Rest des Gutes was hier herum lag. Ein Messer, das war schonmal nicht schlecht. Er steckte es vorsorglich in seinen Stiefel. Dann war da noch ein Hemd, welches gleich darauf auch schon als zusätzlicher Verband herhalten musste. Er biss seine Zähne zusammen und verarztete die Schusswunde noch einmal halbwegs. Dann konnte er endlich zum angenehmen Teil übergehen. Aus der gestohlenen Jacke, die man ebenfalls dazu gelegt hatte, zog er die Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug und zündete sich zuerst genüsslich eine Zigarette an. Bevor er irgendetwas weiteres zu seiner Flucht unternehmen würde, galt es erstmal wenigstens einem Laster zu frönen. 


Er kam jedoch nicht weit. Plötzlich lugte ein Bewaffneter Matrose in den Gang. Die Blicke der beiden trafen sich und für einen Augenblick herrschte Ruhe, bevor der andere realisierte, wer Mercer war. Er war gerade im Begriff seinen Blaster anzusetzen, doch Mercer hatte schlicht die schnelleren Reflexe und noch bevor etwas passieren konnte, erstarrte der Matrose in seinem Überraschten Gesichtsausdruck und fiel tödlich getroffen zu Boden. 


„Du hast es immer noch drauf“, sagte Mercer kichernd zu sich selbst, und raffte sich auf. 


Zwar war sein Ausbruch sicherlich nun nicht mehr unentdeckt, aber die Zeit, sein Opfer zu plündern musste sein. Alles was er auf die Schnelle finden konnte und als von Nutzen erachtete, verfrachtete er in die Taschen seiner neuen Lederjacke, bevor er sich das Blastergewehr des Toten um die Schultern hängte.


Da hörte er auch bereits Stimmen den Gang entlang. Offenbar hatte er Geräusche verursacht. Im nächsten Augenblick kam auch schon ein halbes Dutzend Söldner um die Ecke und eröffnete im Laufen ohne Warnung das Feuer auf ein. Mercer kreischte fast schon wie ein Mädchen und begann, mit Schwierigkeiten in die andere Richtung zu verschwinden, halb hinkend, halb hüpfend und halb rennend. 


Glücklicherweise schienen seine Verfolger nicht besonders treffsicher zu sein, denn während sie weiter aufholten, gelang es ihnen doch nicht ihn zu treffen. 


Mercer hingegen eilte orientierungslos durch die Gänge des gottverdammten Black Sun Schiffes und hatte keine Ahnung, wo es zum Ausgang ging. Er bog immer wieder willkürlich ab, mal nach rechts, mal nach links und es war ein Wunder, dass er noch in keiner Sackgasse angekommen war, schoss es ihm durch den Kopf, als er just in diesem Moment fast gegen das Ende seines gewählten Ganges knallte. 


Das war es dann wohl, war sein erster Gedanke und etwas unbeholfen stützte er sich an der Wand ab und drehte sich herum, wo er schon seine Verfolger wähnte. Tatsächlich standen alle sechs dort nebeneinander und blockierten den einzigen Ausweg. Immerhin hatten sie das Feuer eingestellt und ihre Gewehre nur auf ihn gerichtet. 


Seine Hände rutschten derweil gedankenverloren an der Wand entlang, als er plötzlich ein Zischen vernahm und im nächsten Moment nach hinten stürzte. Die Augen zusammengekniffen glaubte er, nun im Müllschlucker gelandet zu sein. Doch er fiel sehr kurz und landete recht weich, wenn auch unbequem. Als er die Augen öffnete sah er über sich eine symmetrisch gerundete Decke mit sich einschaltenden Lichtern. Als er den Kopf hob blickte er in den Gang und sah die Matrosen ungläubig auf die geöffnete Luke der Rettungskapsel starren. Mercer starrte zurück, bis sich plötzlich ein breites Grinsen für einen kurzen Moment auf seinem Gesicht ausbreitete. Bis die sechs erneut das Feuer eröffneten. 


Panisch zog Mercer sich hoch und versuchte komplett in die Rettungskapsel zu gelangen und irgendwo den Ablöseknopf zu finden. Am Steuerungssessel angekommen, flog er halb über die Lehne und begann wild auf der kleinen Steuerungskonsole herumzudrücken, während um ihn herum die Luft mit heißen Blasterschüssen zu kochen und zu explodieren schien. 


Ein geräuschvolles Zischen gefolgt von metallischen Geräuschen ließ endlich die Luke schließen und kurz darauf wurde die Kapsel vom Schiff weg katapultiert, was Mercer erneut durch die Gegend fliegen ließ. Normalerweise war man bei so einem Manöver auf seinem Sitz angeschnallt, Mercer nur gerade eben nicht. 


Kurz darauf normalisierte sich die Flugbahn der Kapsel jedoch und automatisch visierte sie Serenno als nächsten Landeort an. Mercer indes saß keuchend im Fußraum der Kapsel und kam gerade wieder runter. Er gönnte sich jedoch nur einen kurzen Augenblick der Ruhe bevor er sich mit einem breiten Grinsen eine Zigarette aus der Schachtel fischte und sie sich anzündete. 


„Du hast es immer noch drauf“, klopfte er sich selbst auf die Schulter, während Serenno im Bullauge der Kapsel immer größer wurde.  



Äußerer Rand | Serenno-System | Rettungskapsel der MC80b "Rusty Reaver", auf dem Weg nach Serenno | Mercer (allein)


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