Auf Thema antworten

- Sluis Van - Geheime Anlage des NRGD - Prüfungskammer - 

Dr. Nadira Korn, Leland Fontaine

                                  

Er sprach endlich. Nicht viel, nicht impulsiv - natürlich nicht -, aber er sprach. Nadira war geduldig geblieben, ohne eine Reaktion zu erzwingen. Das Setting tat sein Übliches: Der Druck der Gesamtsituation reichte aus. Fontaine hatte die Botschaft nicht ignoriert, sich aber auch nicht von ihr dominieren lassen. Statt über seine eigenen Gedanken zu stolpern, hatte er strukturiert gedacht, abgewogen und analysiert. Man könnte fast sagen, er tat, was er immer tat. 


Und das war die erste relevante Beobachtung. Ersten Anzeichen nach bleibt er kognitiv leistungsfähig unter diffuser Bedrohungs- und Auftragslage. Nadira warf einen Blick auf seine körperlichen Anzeichen. Keine erkennbare Stressüberreaktion. Gut. Er schien seinen Residualstress im Griff zu haben, die Medikamente griffen wohl, kompensierten allerdings nur soweit, dass das erwünschte Stresslevel bestehen blieb. Die Agentin machte sich eine innerliche Notiz, im Anschluss eine ausführliche Blutanalyse zu empfehlen. 


“Extrem ist relativ”, wiederholte sie seine Worte und nickte langsam. Es war nicht das, was er sagte, sondern wie er es gesagt hatte. Leland Fontaine saß dort mit einem Gesichtsausdruck, der an eine Statue erinnerte. Er war fast zu ruhig, zu überlegt, zu kontrolliert. Seine Finger, die ruhig neben der Schachtel ruhten, hielt er zu symmetrisch. Er reagierte auf den Druck, aber anders als es die meisten anderen getan hätten. Emotionale Fassung und Distanz waren typisch für jemanden, der gelernt hatte, mit Emotionen so sparsam umzugehen wie mit Vorräten in Kriegszeiten. Da war keine überflüssige Bewegung und keine unnötige Aussage. Er tat, was relevant war und was dem Ziel diente. 


“Sie haben Recht. Es ist ineffizient. Unlogisch. Irrational sogar, zwei brauchbare Kandidaten einander auszuliefern, nur um einen von ihnen zu verschwenden.”


Sie sprach in sachlichem Ton, beinahe ohne Interesse. Doch innerlich war sie natürlich hellwach. Er erkannte die strukturelle Inkonsequenz des Szenarios und leitete daraus eine kontrollierte Skepsis ab. Vor ihrem geistigen Auge hakte Nadira den Punkt ‘Resistenz gegen Suggestion’ fast ab. Es fehlte ihr noch die spontane Initiative zur Umdeutung der Situation. Noch. Er würde schon noch drauf kommen.


Sie lehnte sich etwas zurück, während ihre Augen auf ihm blieben. Dann hob sie ihre Hand aus der Schachtel und offenbarte den Blaster.


“Aber was, wenn es nicht um Effizienz oder um Logik geht? Was ist das Ziel einer Situation ohne klare Regeln?”


Dann ließ sie eine Pause.


Seine ausgesprochenen Gedankengänge waren ja logisch strukturiert. Fast schon eine akademische Analyse der eigenen Lage. Doch wenn die Sektion 0 wissen wollte, ob er dazu in der Lage war, hätte sie nur seine Akte lesen müssen. Nadira musste sich zurückhalten, nicht aus Versehen zu lächeln. Er hatte verstanden, dass diese Situation inszeniert war - aber was ihm noch fehlte, war die Einsicht, dass das Verstehen allein kein Ausweg war.


“Logik ist nur ein schwacher Trost, wenn einer von uns den Abzug drückt.” 


Ihre Stimme war weiter ruhig, fast sanft. 


“Und das wissen Sie gewiss auch. Ich wette, Sie haben das schonmal erlebt - wer hat das nicht? Dass ein System sich widerspricht und trotzdem funktioniert. Und dass es am Ende nicht darauf ankam, was richtig oder logisch war, sondern auf das, was die handelnden Personen entschieden.”


Sie beobachte, ob sich seine Miene in irgendeiner Weise veränderte. Wie reagierte er? Natürlich wusste sie von Coruscant. Allerdings war es ein schmaler Grat, auf dem sie wandelte. Sie durfte ihn nicht bloßstellen - nicht zu früh zumindest. Ihre Rolle war noch nicht vollständig ausgespielt. Da war noch mehr, das sie herauskitzeln konnte, bevor es in die nächste Phase der Evaluation überging. Sie musste seine emotionale Schutzmauer noch auf Schwachstellen untersuchen.


“Sie sagen, das hier sei zu inszeniert”, fuhr sie fort, wobei sie den Blaster langsam in der Hand drehte. “Zu sauber, zu konstruiert. Nicht nuanciert genug.”


“Aber was, wenn das der Punkt ist, Fontaine? Dass wir erkennen müssen, wie künstlich das hier ist, aber wir trotzdem eine Entscheidung treffen müssen.”


Sie machte eine kleine Geste mit der linken Hand, die fast einladend wirkte.


“Wissen Sie, was ich denke? Ich glaube, man testet uns nicht darauf, ob wir Angst haben, eine Entscheidung zu treffen, sondern ob wir Angst haben, die falsche zu treffen.”


Dann stand sie auf, den Blaster auf Fontaine gerichtet.


“Und deswegen frage ich Sie jetzt ganz offen: Ist das ein Test, auf unsere Bereitschaft zu töten - oder auf unsere Fähigkeit, nicht zu töten?”


Sie baute ein absichtliches Zittern in ihre Stimme ein, so als wäre die Kandidatin, die sie spielte, mit einem gedanklichen Paradoxon konfrontiert worden, das sie selbst nicht lösen konnte und das sie verunsicherte. Für den Bruchteil einer Sekunde spielte sie mit ihrem eigenen Blick und deutete an, eine Entscheidung getroffen zu haben. Ihr Zeigefinger spielte bedrohlich am Abzug. Zwei Atemzüge lang. Dann öffnete sie die Finger und ließ den Blaster zurück in die Schachtel gleiten. 


Innerlich machte sie sich weiter Stichpunkte zu seiner Reaktion. Interessiert war sie an dieser Stelle besonders an seinem Maß zur Kontrolle, zur Reflektion und zum Schutzverhalten. Außerdem wollte sie sehen, dass er zu einem alternativen Lösungsansatz dieser Situation kam. Nadiras Vorgesetzten hatten sich vorab die Frage gestellt, ob Fontaine in einer unerwarteten Situation oder unter Druck auf sein gewohntes Muster zurückfiel, oder in der Lage war, einen kreativen Ausweg zu finden. 


“Oder geht es um etwas ganz anderes?”


Nun lag der Blaster still in der Schachtel. Der Raum war ruhig. Kein Geräusch, keine Bewegung. Nicht einmal das sterile Licht über ihren Köpfen schien zu flackern. Der Ball lag bei Fontaine.


- Sluis Van - Geheime Anlage des NRGD - Prüfungskammer - 

Dr. Nadira Korn, Leland Fontaine


Gib den ersten Begriff ein: klon sith jedi
Zurück
Oben