Wobei sich die Nazis kräftig an den Vorbildern des 19. Jahrhunderts bedient haben; der "Börsenjude" als Feind bekam insbesondere nach dem Wiener Börsenkrach von 1873 enormen Aufschwung. Die kapitalistische Entwicklung drohte, traditionellen/s Handel und Gewerbe zu zerstören, und Vertreter dieser Schicht formten schließlich das christlichsoziale Lager (welches in punkto Antisemitismus nur von den Deutschnationalen übertroffen wurde). Juden, aufgrund jahrhundertelanger Diskriminierung von allen anderen Berufszweigen ausgeschlossen, wurde eine "Spezialisierung" in Geldgeschäften auf dem Rücken der Mehrheitsbevölkerung vorgeworfen. Diese Form des Antikapitalismus war es, auf den sich die Nazis später bezogen - und nicht etwa, weil sie das Elend der Arbeiterschaft so gekümmert hätte.
Übrigens gehen erste Versuche, Leute anhand der "Rasse" zu klassifizieren, ins Spanien der Reconquista zurück (limpieza de sangre). Demnach konnte nur als vollwertiger Spanier gelten, wer eine Ahnrenreihe vorlegen konnte, die weder muslimische, noch jüdische Wurzeln enthielt.