Ich muss ehrlich gestehen, dass ich diese Schwierigkeit von Abrams nicht sehe. Es ist der erste Star Wars Film seit 10 Jahren gewesen, spielt in der Zukunft und muss ein paar Anforderungen erfüllen, allen voran halt besser angenommen zu werden. Und das hat schon dadurch funktioniert, dass man die großen Drei wieder dabei hatte und in den Teaser/Trailern einfach ein paar klassische Star Wars Sachen zeigte. Seien wir ganz ehrlich, um die 80% dürften allein dadurch abgeholt worden sein, dass da Han Solo und Chewie waren, sowie der Spruch "Chewie, wir sind zu Hause". Der ganze Rest der Wiederholung dagegen, inhaltlicher Natur wohlbemerkt, war doch gar nicht notwendig. Angenommen der Ersten Ordnung wäre ein Motiv gegeben worden, anstatt dass sie halt einfach 0815 "Wir sind böse, weil wir halt so sind"-Antagonisten sind, wäre das ein Risiko gewesen? Oder wenn es keine Starkiller Base gegeben hätte, sondern einfach eine fette Invasion von wie auch immer das Hauptsystem hieß, wäre das risikoreich gewesen? Und wenn Rey hin und wieder gescheitert und am Ende Kylo unterlegen wäre, wäre das ein Problem gewesen?
Ich denke diese Frage kann man sich an sehr vielen Stellen stellen und die Antwort: "Nein, wäre kein Problem", wiederum träfe vermutlich ebenfalls mehrheitlich zu. Und allein in der Masse der Stellen, sage ich der Film ist nicht überdurchschnittlich und auch nicht sehr gut, allenfalls ganz okay. Dabei denke ich btw. auch nicht, dass Kritikpunkte wie "Rey/Finn sollten nicht kämpfen können!" zu diesen Stellen zählt oder "Kylo Ren ist ein Milchbubi", da ich beiden nicht zustimme aber Probleme haben dennoch alle Figuren. Ich behaupte sicher nicht selbst ein toller Regisseur zusein und einen Film machen zu können aber ich halte es für unglaubwürdig, das Ergebnis der Arbeit Arbams als notwendig darzustellen, weil es so schwer war. Er ist ja schon lange kein Anfänger mehr, er kennt sich aus und hat auch selbst schon einige gute Dinge geschrieben und Ideen entwickelt. Wenn die Antwort auf die Herausforderung, einen neuen Film eines bekannten Franchise, ein Soft-Reboot ist, dann hat das irgendwie weniger was davon möglichst vielen und hohen Ansprüchen gerecht zu werden als viel mehr von Spicken bei einer Prüfung. Haben wir alle Mal gemacht, ist kein Weltuntergang aber so richtig stolz kann man darauf auch nicht sein.
Ich bin schon der Meinung, dass vieles längst kritikabel ist, besonders weil viele der Punkte sich ja direkt auf TFA beziehen. Wenn ich bspw. kritisiere, dass die First Order kein Motiv hat und einfach stumpfsinnige Bösewichte sind, dann kann man zwar in TLJ und IX ihnen ein Motiv geben und sie besser schrieben, das wäre toll und ich würde das sehr positiv sehen aber das würde TFA selbst auch nicht helfen. Genausowenig wie die Starkiller Base besser wird oder dass man den Ausgangszustand von ANH auf stumpfeste Art und Weise wiederherstellt. TLJ und IX können großartige Filme werden aber die Kritikpunkte an TFA kann man mit ihnen nicht aus der Welt schaffen. Das wäre ja auch etwas witzlos, wenn sich jeder Autor hinstellen und meinen könnte, "Jaha ich weiß das sieht nicht gut aus aber wartet ab, ihr werdet das im nachhinein alels noch richtig toll finden, wenn ihr mich noch zwei mal bezahlt habt, versprochen!".^^
Wo ich zustimme:
Die Graue Jedi Geschichte. Absolut diesen Teil finde ich gut und diese Ähnlichkeit mit der Lehre zu TESB ist mir auch ziemlich egal. Allgemein ist der Luke-Teil auch für mich eine der positivsten Sachen. Nicht unbedingt wegen dem Hintergrund, die ganze Rücksetz-Geschichte finde ich ganz scheußlich aber Luke als Lehrer, Luke der andere Wege beschreitet und Mark Hamill im Allgemeinen sehe ich gern und wird mir sicherlich auch Spaß machen, da habe ich momentan wirklich wenig Zweifel. Aber das ist halt nur ein Aspekt des Films. Es gibt ja noch viel mehr und diese Aspekte sehen ziemlich lausig aus. Kylo hält sein Schwert in die Kamera und schaut böse, huiuiui. Leia schaut auf ein Hologramm, huiuiui, B-Wing-Podracer sprühen rotes Zeug und rasen auf Nicht-AT-ATs zu, huiuiui, Finn schläft, Doppel-huiuiui!
Luke und Rey, erwartbar aber trotzdem nett und wohl auch spaßig. Rest? Heieiei. Der Film interessiert mich weiterhin soweit dass ich ihn sehen will, zumindest für Luke Skywalker und Rey, da Rey trotz Mary Sue Syndrom wenigstens sympathisch ist und Luke Skywalker weiterhin scheinbar aufjedenfall sehr menschlich bleibt und sein Schicksal interessant ist.
Der Witz ist ja, Star Wars wurde ja schon an die Wand gefahren und was hats geschadet? Gar nicht, stattdessen hat sich einfach das Fandom geteilt und das wars so ziemlich. Klar die Kinobesucher haben sich trotzdem reduziert aber dem Erfolg hatte es keinen Abbruch getan. Es ging problemlos weiter mit Comics, Serie, Büchern und Merchandise. Wenn Star Wars gegen die Wand gefahren wird, bricht Star Wars durch die Wand durch und fliegt weiter. Na ja und um es gegen die Wand zu fahren, muss man sich auch schon anstrengen und nicht einfach nur die vieldiskutierten Kritikpunkte von TFA angehen, die den Film ja besser und nicht weniger attraktiv oder gar schlechter machen würden. Natürlich hast du Recht, dass dieses "den Fans gefallen" was mit der Industrie zutun hat. Ich würde sogar das Fan streichen und ersetzen durch "Versuche zu erraten, womit man die meisten Leute ins Kino und auf Amazon lockt", denn ob denen das was sie da glauben was ihnen gefallen könnte, am Ende dann auch wirklich gefällt, ist ja egal solange sie die Geldbörse locker machen (wovon ich mich auch sicher nicht ausnehme).
Ich denke auch große Produktionsfirmen können Dinge anders machen. Wenn ich mir die Nolan Batman-Trilogie anschaue, dann war das bspw. ein ganz anderes Niveau als viele andere Blockbuster-Produktionen. Und wenn es timmt, was man auch bei Star Wars immer betont alà "Wir machen da keine Vorgaben, macht was ihr wollt!", wäre das auch bei Disney möglich. Okay, ich denke das ist bei weitem nicht so locker, fröhlich, frei wie man behauptet aber angenommen es wäre so.