[Truuine System - Truuine - Nordmeer - Hafenbucht vor Ith'aqua - Ehemaliges Kreuzfahrtschiff Silbergischt -Trainingshalle - Darth Aster, Vorn und Big Q und ein paar Aquatrooper]
Vorns Aussage folgte ein kurzes Schweigen. Aster dachte offenbar nach und falls sich irgendeine Regung in dem Steingesicht zeigte, dann entging diese dem roten Menschen. Schließlich fragte er nach seiner Muttersprache, er nannte sie, ein Droide kam, der ganze Monolog wurde auf Huttisch wiederholt und natürlich änderte sich nichts. Als ob das Wechseln in eine andere Sprache, das 1 zu 1 Austauschen von Worten irgendetwas ändern würde. Okay, es war nicht zu 100% 1 zu 1, aber nahe dran. Offensichtlich brachte das nichts, da es ja die gewählten Worte - also Eigennamen und verwendeten Konzepte - waren, die Vorn nicht verstand. Sein Atronach hatte ja auch nicht seine Sprache gewechselt, um den Kindern Dinge beizubringen. Er hatte sie nur anders beschrieben, hatte bekannte Konzepte und bereits bestehende Erfahrungen der Kleinen genutzt, damit sie es besser verstanden. Und auch wenn Vorn kein Kind mehr war, so war seine Welt vor dem Imperium so winzig gewesen, dass man es damit vergleichen konnte. Nach wie vor konnte der große Mensch jeden Tag zwanzig neue Dinge entdecken, wenn er denn wollte. Auf seinen sehr direkten Wegen durch das Schiff hatte er immer mal wieder durch offene Türen blicken und Unbekanntes sehen können. Da war keine Neugier gewesen, um ihn den Kurs wechseln zu lassen, aber es war da. Diese imperiale Welt war gigantisch und Aster sprach auch so. Aber das spielte keine Rolle. Nicht wirklich. Vorn würde seinen Meister nicht bitten ihn sprachlich wie ein Kind zu behandeln.
Wie vorhergesehen, änderten sie erneut die Technik. Die nun ebenfalls im Raum befindlichen Soldaten wurden dafür eingesetzt, doch zuvor der Monolog. Der fiel diesmal gar nicht mal so langweilig aus, denn, endlich, es ging um den Kampf. Vorn spürte regelrecht die Energie in sich fließen, als hätte er eines von diesen widerlich süßen Energiegetränken getrunken. In Kombination mit dem Lichtschwert sollten sie eine Reihe von Verbündeten, in diesem Fall die Soldaten, vor Feindfeuer schützen. Aster demonstrierte es und obwohl er dabei nicht so schnell war wie bei der Hinrichtung, musste er dieses Mal länger durchhalten und auch mehr Waffenfeuer ablenken. Es war eine grandiose Show, das konnte Vorn durchaus zugeben. Nicht einer der abgelenkten Bolzen traf einen der Soldaten oder die beiden Akolythen, was ja noch einmal schwerer sein durfte, wie sich der Mensch vorstellte. Am Ende konnte man jedoch auch den Preis sehen. Ihr Meister war ganz schön ins Schwitzen geraten. Doch das war nichts, sah man sich seinen dürren Körper an. Die Macht hatte ganz schön nachgeholfen, aber offenbar nicht alles übernommen. Vorn wollte sich seine Zukunft mit dieser Technik schon in den schönsten Farben ausmalen, da sprach Aster weiter und erklärte alles.
Perfektionierte Körperbeherrschung hieß sie. Diesmal wohl von keinem Kind erdacht, dafür aber ziemlich lang. Vorn würde die Technik so nicht nennen. Um sie zu üben, wurde ein Gerät aufgebaut, welches im Grunde nur aus zwei mit dem am Boden befindlichen Gegenstücken verbundenen Rohren bestand. Ihr Meister demonstrierte eine Übung daran und weil dieser so klein und dürr war, schien er dafür die Macht gebraucht zu haben. Big Q und Vorn sahen das anders, das konnte man sofort sehen, wie Aster auch bewies, als er darauf hinwies, dass man die Größe neu einstellen konnte, sollte es zu leicht sein. Genau das musste getan werden, da Vorn buchstäblich einfach die Hände ausstrecken und die oberen Rohre berühren konnte. Bei dem Wookiee wäre es entsprechend gleich leicht gewesen. Nach einer Neueinstellung mussten sie springen, doch es reichte schon normale Muskelkraft, wie Aster sofort auffiel, sodass er deshalb nochmals unterbrach. Danach war es dann vorbei mit den Abkürzungen. Sie brauchten die Macht um ran zu kommen.
„Also.“ leitete Vorn seinen Satz ein und fing an die Gerätschaft zu umrunden.
„Zuerst mit Macht hoch springen. Handstand machen, umdrehen, dann zurück schwingen, fertig. Ja?“
Ja.
Körperlich gesehen machbar. Vorn war zwar nicht unbedingt ein großer Freund von Handständen oder anderen Aktivitäten, bei denen er kopfüber herunter hing, aber rein physisch war er zu allem fähig, das man gerade von ihm abverlangte. Bis auf den ersten Sprung, der ihn auch sogleich den Schwung für den Handstand geben musste. Der erste Impuls des Akolythen war es gewesen, dass er das nicht kann, weil Aster schon wieder mit „Macht auf sich selbst anwenden“ gekommen war. Aber schon ein paar Sekunden später war ihm aufgefallen, wie im Grunde unterschiedlich beide Szenarien waren. Irgendein obskures undefinierbares Inneres zu finden und mit obskuren undefinierten Techniken und Mechaniken zu stimulieren war für Vorn ein bisschen zu abstrakt. Aber Muskeln mit der Macht durchdringen? Oder zu umhüllen? Oder sich mit einem Machtstoß vom Boden abzufeuern, als wäre er ein Projektil? Das konnte er!
Dafür musste er nicht einmal seine eigenen Arme aufschlitzen und sich seine Muskelstränge anschauen. Er hatte ja genug davon gesehen! Still stehend, leicht vorgebeugt und den Kopf so weit gesenkt, dass er seine Unterschenkel sehen konnte, ging er in sich und konstruierte ein Bild, wie er es getan hatte, als er die Oberwache abgemurkst hatte. Zuerst entfernte er die Hose, was leicht war, da er seine nackten Beine natürlich kannte. Dann die Haut und Fettschicht, was er in der Kolonie dutzende Male nicht nur gesehen, sondern selber getan hatte. Keiner von ihnen war so gebaut gewesen wie er, aber es gab am Anfang ein paar, die im Ansatz herangereicht waren. Am Anfang, bevor der Hunger richtig schlimm geworden war. Er setzte die Bilder zusammen, passte sie seiner eigenen Physiologie an, bewegte die Beine und Füße und stellte sie sich auch dabei gehäutet vor. Es fiel ihm viel zu leicht. Dann kam der schwierige Teil. Die Macht. Es lag in ihrer Natur von keinem körperlichen Sinn registriert werden zu können.
Hm. So wie Luft. Wenn es einfach nur Luft war und nichts darin die Nase oder die Augen triggerten. Doch man konnte sie leicht sichtbar machen, konnte leicht ihre Anwesenheit demonstrieren, sofern man wenigstens die primitivsten Mittel und Werkzeuge besaß. Der Mund allein reichte schon. Oder eine wedelnde Hand. In perfekten Umgebungen konnte man sie gar nicht bemerken, aber in der Kolonie hatte es diese nie gegeben. Sie war immer durchsetzt gewesen, immer in Bewegung, häufig genug dicht und schwer, sodass man beim Betreten eines bestimmten Raumes förmlich daran abprallte und sich danach hindurch winden musste. Sie konnte sehr komplex sein. Vorn verband nun seine unendlich vielen Erinnerungen mit Luft in ihren unzähligen Formen mit dem Konzept der Macht, verband ihre Gemeinsamkeiten wie das Leben, aber auch ihr Potential sie alle zu töten oder das sie beide überall waren, wo es Leben gab. Und ebenso wie Luft, welche durch jede noch so kleine Ritze oder Loch geströmt kam, kam auch die Macht überall hin. Sogar noch weiter. Sogar noch leichter. Diese Gedankensprung war für Vorn nicht allzu schwer.
Er ließ die Macht wie einen von einem Wind getragenen Strom in seine Beine fließen, nahm sie von außen, wie er es auch bei den Machtstößen getan hatte, lenkte sie in den Körper hinein, visualisierte jeden Schritt davon. Und dann manifestierte er diese luftige Macht und entfesselte ihre Kraft. Jeder, der schon einmal ein Schott hatte bersten sehen und der erlebt hatte, wie Luft danach in das Vakuum vorgestoßen war, wie sie alles in ihrem Weg vor sich her getrieben hatte, kannte die MACHT von Luft, von ihrem Potential. Und DIE Macht war sogar noch stärker! Am Ende war es so leicht wie bei seinem ersten Machtgriff. Das Bild war perfekt, seine Beherrschung des Machtstromes AUSREICHEND... aber das Gesamtbild mies. Man hätte auch sagen können, dass das Timing nicht stimmte. Denn noch bevor ihm einfiel, dass er für die Visualisierung sein Gleichgewicht gefährdet hatte, stieß er sich schon ab und damit nicht kerzengerade nach oben, sondern nach vorne. Und weil es sein erstes Mal war und ihn in den letzten Sekunden das Bild eines explodierenden Sicherheitsschotts mit darauffolgender Dekompression nicht mehr loslassen wollte, schoss er ganz schön davon, direkt gegen eine der Halterungen für die Rohre des Gerätes.
Der Aufprall war hart, doch da es nur Vorns Schulter traf und er auch nicht sonderlich weit gekommen war, hielt sich der Schaden in Grenzen. Aber das war egal. Aber mal so was von. Wild grinsend drehte er sich um, als hätten sich die Machtverhältnisse mit einem Schlag verändert. Als wäre Big Q plötzlich der offensichtliche Verlierer in ihrem – nach wie vor – nicht beendeten Wettstreit.
„Das gefällt mir! Endlich mal etwas nützliches!“ offenbarte Vorn kurzerhand seine tatsächlichen Gedanken. Sobald es um den Kampf oder der Erweiterung seiner Physis ging, schien plötzlich alles ganz einfach zu sein. Und sein Kampfgeist trotz dieses holprigen Startes ungebrochen.
„Haben wir noch so ein Ding? Oder kann der Affe so lange mit dem Ding dort drüben spielen?“
Er wollte diese Gerätschaft nicht teilen. Sollte er doch auf dem runden Etwas... was auch immer tun...
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