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Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Ian und Yaro


Ob Ian ihr wirklich glaubte? Sie war sich da nicht so sicher. Besorgt besah sie ihn. Sie sollten eigentlich nicht reden, er sollte sich ausruhen... Dann aber wiederum, wie konnte er sich ausruhen, wenn ihm diese Gedanken im Kopf herumspukten? Es musste heraus, es musste vielleicht erst schlimmer werden, bevor es besser werden konnte. Ansonsten würde er nur wieder schlecht träumen, alles in sich hineinfressen... Nein, so falsch es einerseits war, sie mussten darüber reden. Ob irgendwas von dem, was sie sagte, richtig ankam? Ob er sich später überhaupt noch daran erinnern konnte? Aber er wirkte recht fit, um einiges besser als noch heute morgen. Vermutlich war er voll und ganz "da". 


Ihre Beruhigung allerdings hatte den gegenteiligen Effekt. Beruhigt war Ian definitiv nicht. Sie hatte offensichtlich etwas Falsches gesagt. Hatte sie ihre Verbindung zu den Jedi zu sehr betont? Immer wieder vergaß sie kurzzeitig, dass Ian nicht nur ein ehemaliger Sith, sondern einer mit tiefsitzendem Groll gegen die Jedi war. Eigentlich auch gegen sie, aber das war nicht der Moment für verletzte Eitelkeiten, das musste sie ignorieren. Kurz zuckte sie zusammen, als Ian ihre eigenen Worte verdrehte, aber das war auch alles, was sie erst einmal an Reaktionen zeigte.

Verzweifelt versuchte sie zu verstehen, aus Ians Bruchstücken etwas zusammenzusetzen, was einen Sinn ergab, aber außer, dass "Sie" ganz offensichtlich die Jedi waren wurde sie nicht sehr schlau aus allem. Je mehr er aber sagte, desto mehr konnte sie zumindest Teile zusammensetzen. Und desto weniger gefiel ihr das Bild. Die Leidenschaft, die plötzlich aus ihm sprach verunsicherte sie, noch mehr, weil sie das Gefühl hatte, sich verteidigen zu müssen. Dabei hatte sie nichts getan - aber sie gehörte zu der Gruppe, war ein lebendiger Teil von ihr, die für alles verantwortlich war, was Ian gerade aufzählte. Wie konnte sie sich da nicht schuldig fühlen?


Iounas Vater. Ein Jedi. Nachbarn... Er musste ein sonderbarer Jedi gewesen sein, mit Familie, einem Haus... einem Leben. Vielleicht war er nicht einmal mehr ein Jedi gewesen? Aber selbst wenn, dann spielte es keine Rolle. Ein Jedi hörte niemals auf, ein Jedi zu sein. Man konnte es nicht einfach ablegen, das wusste kaum jemand besser als sie selbst. Das war keine Entschuldigung. Im Stich gelassen... zurückgelassen... nicht geholfen. Zugelassen. 

Eowyn schloss kurz die Augen, als seine Qualen, seine Wut immer stärker wurden. Als er sie losließ wurde es nur noch schlimmer. Seine Narben, seine fürchterlichen Narben... sie hatte sie schon gesehen, verschwommen, in der ersten Nacht hier auf Va'art. Mitverantwortlich. Die Jedi. Damit auch sie. Nein, gesichtslos war wohl etwas anderes... und seine Aufregung, seine Vorwürfe, wenn es so gewesen war - dann hatte er das alles zu Recht. Und er hatte Recht damit, dass all das niemals geschehen wäre. Vielleicht wäre er schon längst ein Jedi gewesen... Vielleicht hätten sie sich schon längst gekannt. Wer war es gewesen? Wer hatte ihn abgewiesen? Und weshalb? Saßen diese Jedi heute noch im Rat? Kein guter Gedanke. Man hätte helfen müssen. Wenn schon keine Ausbildung als Jedi... Man konnte ein machtsensitives Lebewesen doch nicht einfach wegschicken, aus welchen Gründen auch immer. Hatte denn keiner hingesehen

Ihre eigenen Tränen konnte sie ebenfalls nicht zurückhalten, und still und langsam entflohen sie ihren Augen. Zum ersten Mal richtete Ian das Wort an sie, und Eowyn konnte nicht anders, als langsam zu nicken. Ich verstehe es, flüsterte sie. Aber was wollte er nun hören? Eine Enschuldigung? Lächerlich. Hilflos war kein Ausdruck mehr für das, was sie nun empfand. Ians Schmerz und Wut prasselten auf Eowyn ein, machten sie nur noch unfähiger, eine Entscheidung zu treffen. Zum ersten Mal seit langem hatte sie außerdem das Gefühl, dass er sich nicht mehr ganz unter Kontrolle hatte - lag es an der Krankheit, lag es an dem, was nun herausbrach, oder war es beides zusammen? Es spielte keine Rolle. Sie durfte nun erst Recht nichts Falsches sagen, und das lähmte sie noch zusätzlich. Sie und Worte. Sie konnte es doch gar nicht erst richtig machen. Richtig, falsch... sie wollte ihm helfen, sie wollte zeigen, dass sie ihn verstand, sie wollte, dass er nicht alleine war mit seinem Schmerz. Sie wollte, dass er wusste, dass sie für ihn da war. 

Aber das alles würde nicht helfen. Es waren die Jedi, die er verachtete, denen er die Schuld zuschob, die verantwortlich waren. Was konnte sie schon dagegen tun? Was konnte sie da schon sagen? Wie, wenn er im Recht war? Wie, wenn sie Teil dessen war, das schuld war? 

Die Sekunden waren verstrichen, und sie hatte noch immer nicht mehr sagen können. Sie war unfähig. Wieder einmal. Ein Mal brauchte Ian ihre Hilfe, und sie konnte ihm keine geben. 

Aber eigentlich war alles besser als nichts zu sagen... Sie musste wenigstens irgendetwas sagen. Irgendetwas. Und wenn es nur das war, was ihr gerade durch den Kopf kam. Es tut mir so Leid, Ian, flüsterte sie. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, was geschehen ist, wer diese... fürchterlichen Entscheidungen getroffen hat. Ich weiß nicht, warum man dir nicht geholfen hat. Zugehört hat. Ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich wüsste es; ich wünschte, ... Sie wünschte, er würde wissen, dass nicht alle Jedi so waren. Die wenigsten. Ausnahmen. Aber das würde er nicht hören wollen. Und außerdem... sie wusste nicht, was geschehen war. Vielleicht... vielleicht waren die Jedi auch heute noch so. Vielleicht waren die Verantwortlichen noch immer verantwortlich. Vielleicht war das der Orden, dem sie diente. 

Sie verstand es einfach nicht. Weshalb war das alles geschehen? Das waren doch nicht Jedi, Jedi hörten zu, Jedi beschützten, Jedi halfen. Weshalb hatte man es bei ihm nicht getan? Noch dazu einem Machtnutzer? Er wusste selber nicht, was er mit seinen Worten in ihre ausglöst hatte, und sie würde es tunlichst verschweigen. Jedi waren nicht so. Jedi durften nicht so sein. Wenn es wahr war... und warum sollte es das nicht?... dann stimmte etwas gewaltig nicht im Orden. 

Und sie war Teil davon. Wieder einmal. Verantwortlich für Dinge, wie sie Ian geschahen. 


"Ich will sicher wissen, dass ich auf der richtigen Seite stehe." 

Beweisstück A - Ian Dice.


Es tut mir Leid, wiederholte sie, selbst viel zu eingenommen und verwirrt von ihrem Mitgefühl für Ian und ihrem inneren Chaos, um sich kreativere Worte einfallen zu lassen, aber es war das, was sie am meisten fühlte. Ich wünschte, ich könnte es wiedergutmachen. Ändern. Aber ich kann es nicht... Ich kann es nicht, Ian, flüsterte sie erneut und schüttelte den Kopf, und sie war sich sicher, dass sie das Falsche gesagt hatte. Innerlich wappnete sie sich gegen das, was auch immer jetzt kommen würde.


Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Ian und Yaro


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