[Vinsoth-System | Vinsoth | Hauptstadt | Regierungssitz | Büro des Senators] Vilnok Moor, Rydia
Die Erklärung, die Rhea Parasini nun vorbrachte, entsprach in etwa dem, was Vilnok Moor erwartet hatte. Von einem gewissen Standpunkt aus, nämlich von ihrem eigenen, waren ihre Worte berechtigt und plausibel. Aber sie übersah dabei einfach das, was für ihn, den Senator und Vigo, am wichtigsten war: Seine Maskerade. Sie schien sich überhaupt keine Vorstellung davon zu machen, wie bedeutsam seine Geheimnisse waren, und dass sie dank dieser hundertmal gefährlicher für ihn war, als sie es mit Blastern, Klingen oder Gift jemals sein könnte.
Bisher war sein Geheimnis einem kleinen Kreis von Eingeweihten vorbehalten gewesen, und davon abgesehen, dass einer von ihnen ihn nun offenbar auszubooten plante, war es halbwegs sicher gewesen, dass es sich nicht unkontrolliert ausbreitete. Denn jeder einzelne, der von der Sache wusste, steckte selbst auch so tief mit drin, dass er schon aus eigenem Interesse Stillschweigen bewahren musste. Zumindest hatte das bisher gegolten. Parasini hingegen war nicht persönlich involviert und brauchte keine Konsequenzen zu fürchten, wenn das Gerücht um sein Doppelspiel und den Einfluss der Black Sun auf Vinsoth die Runde machte. Er musste sie unschädlich machen, auf die eine oder andere Weise, daran führte einfach kein Weg vorbei.
Natürlich musste er ihr recht geben, dass es ihm mehr nützen würde, sie in seine Dienste zu nehmen, als sie zu töten; sie war eine nützliche Ressource, und ihr Wissen, insbesondere über den Verräter in seinem engsten Vertrautenkreis, war auch nicht ohne Wert. Dennoch: Solange sie imstande war, ihn mit seinem Geheimnis zu erpressen oder im Handstreich all seine Pläne scheitern zu lassen, war sie das Risiko nicht wert. In diesem Fall war ihr sofortiger Tod zweifellos die bessere Option.
»Mir scheint, Sie überschätzen Ihre Bedeutung ein wenig, Miss Parasini«, sagte Moor alias Zula. »Tatsächlich habe ich schon mehrere talentierte Attentäter in meinen Diensten. Ich gebe zu, dass ich vor allem an Ihrem Wissen interessiert wäre. Aber ich kann Sie einfach nicht frei herumlaufen lassen, solange Sie meine gefährlichsten Geheimnisse kennen.«
Die Drohung in seiner Stimme war unüberhörbar. Er war fest entschlossen, sie umzubringen, falls es zu keiner Einigung kam, und ein Teil seines Ich beschäftigte sich gerade mit der Auswahl des Knopfes, den er zuerst drücken wollte, um die automatischen Verteidigungsanlagen in Gang zu setzen. Sein Vorschlag würde ihr nicht gefallen, soviel stand fest - aber es war der einzige nicht-tödliche Ausweg, der ihm einfiel.
»Folgendermaßen lautet mein Gegenvorschlag: Sie treten bei ordentlichem Sold in meine Dienste, was den Schutz der Black Sun mit einschließt. Sie geben mir die Namen und Fakten, die ich brauche, um meine Sicherheitslücke zu schließen. Und ich lasse Sie am Leben. Aber nur unter der Bedingung, dass Sie sich die fortschrittlichste Überwachungstechnologie implantieren lassen, die Vinsoths Sklavereiindustrie zu bieten hat.«
Und die Chevins hatten schon immer ein bemerkenswertes Talent für solche Erfindungen gehabt. Die technischen Möglichkeiten, die Moor zur Verfügung standen, gingen weit über Schockhalsbänder und implantierte Sprengladungen hinaus.
»Immerhin sind Sie aufgrund Ihres Wissens in der Lage, mich zu jedem Zeitpunkt und von jedem Ort in der Galaxie aus zu vernichten. Mit den entsprechenden Implantaten hätte ich die gleiche Möglichkeit und es wäre ein gewisser Ausgleich hergestellt; die richtige Basis für gegenseitiges ›Vertrauen‹, finden Sie nicht auch?
Sie tragen sie, bis Sie bewiesen haben, dass ich mich besser auf Sie verlassen kann als derjenige, der Sie hierher geschickt hat. Und wenn Sie tief genug mit drin stecken, um die Geheimnisse schon aus eigenem Interesse für sich zu behalten, lassen wir die guten Stücke wieder entfernen.
Das, oder ich drücke hier irgendwelche Knöpfe. Sie haben die Wahl.«
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