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Ich denke mal, daß beim Drehen der OT - besonders beim Dreh von ANH - eine ganz andere Stimmung am Set herrschte, als beim Dreh der PT. Dort entstand etwas völlig neues, noch nie da gewesenes. Es gab einen jungen Regiesseur, der ein für damalige Verhältnisse sehr seltsames Drehbuch mit noch seltsameren Dialogen geschrieben hatte und einen Haufen junger Freaks, die sich all diese seltsamen Spezialeffekte ausdachten. Gerade ANH hat imho durchgängig dieses "Augenzwinkern", da die Darsteller das ganze wohl eher mit Humor nahmen. Viel versprochen von diesem seltsamen Film hat sich damals jedenfalls keiner der Darsteller, wenn man den ganzen Berichten und Anekdoten aus dieser Zeit glauben darf. Daß dann bereits beim Dreh von TESB ein Teil dieser Leichtigkeit weg war, da es sich um die Fortsetzung des bis dato erfolgreichsten Films aller Zeiten handelte ging in Ordnung, da das der düsteren Grundstimmung des Films entgegen kam und die Chemie zwischen den Darstellern immer noch stimmte, wie man z.B. an den Szenen in der Echo-Basis an Luke's Krankenlager erkennen kann.

Beim Drehen der PT fehlte dann diese Leichtigkeit und das "Augenzwinkern" fast komplett würde ich mal behaupten. Jeder am Set wusste, daß man an der Fortsetzung eines Mythos' mitwirkte, und entsprechend verkrampft agieren viele der Darsteller, abgesehen von McGregor vielleicht, bei dem ich als einzigem das Gefühl habe, daß er die schwachen Drehbücher und schlechten Dialoge mit einer Art gelassenem Humor erträgt. Portman wirkt die meiste Zeit entweder so, als wäre sie genervt oder wahlweise überfordert, von der Arbeit vor dem Green-Screen, bzw. unterfordert von den miesen Dialogen. Die Chemie zwischen ihr und Christensen stimmt jedenfalls kein Stück. Bezeichnend übrigens, daß beide ihre beste "gemeinsame" Szene haben, als sie nicht einmal im selben Raum sind, nämlich als sie zum brennenden Jedi-Tempel schaut, und er ebendort steht, über die Stadt blickt und weint.

Das größte Problem der PT ist aber – auch wenn das seltsam klingt – George Lucas. 1976 war er ein aufstrebender Jung-Regiesseur, der nach einem ersten Achtungserfolg endlich seine Hommage an die trashigen Sci-Fi-Serials aus den 40er und 50er Jahren drehen wollte. Herausgekommen ist eben der locker-flockige ANH, aber diese ganze Leichtigkeit ist ihm über die Jahre abhanden gekommen. Schaue ich mir die Making-Of’s zur PT an, dann sehe ich da keinen Visionär mehr, sondern einen feisten und unsympathischen Kontroll-Freak, dessen Job offenbar hauptsächlich darin besteht, OK-Stempel auf Zeichnungen zu knallen und der sich mit Speichelleckern und Ja-Sagern umgibt. Lucas wollte zu viel mit der PT, eine epische Geschichte in Form einer griechischen Tragödie erzählen, oder was weiß ich, aber daran hat er sich gründlich verhoben. Die Filme enthalten soviel unnötigen Ballast, wie z.B. dieser Ganze Bullshit von der Prophezeihung oder dem Gleichgewicht der Macht, beides Punkte, die niemals befriedigend aufgelöst oder erklärt werden, zumindest in den Filmen nicht. Erschwerend kommt hinzu, daß dieser ganze Bullshit ernstgenommen werden will, und die augenzwinkernde Leichtigkeit komplett weg ist. Lucas hätte es wie mit der OT handhaben sollen. Den ersten Film vielleicht selbst inszenieren um die Richtung vorzugeben, und sich für die Fortsetzungen fähige Co-Autoren und gute Regiesseure ins Boot holen. (Fincher oder Nolan hätte ich sehr interessant gefunden) Mittlerweile weiß man ja, daß vieles, was z.B. TESB so herausragend macht, nicht auf Lucas Mist gewachsen ist, sondern daraus resultiert, daß z.B. Kershner seine Darsteller oft improvisieren ließ. Mit vielen Szenen war Lucas wohl auch nicht einverstanden und sie blieben nur deshalb im Film, weil sie beim Testpublikum gut ankamen oder der Zeitplan zu eng wurde für Nachdrehs.

Die Schauspieler für die PT waren – abgesehen von Christensen – schon recht gut gewählt. Was die Filme imho ruiniert hat, ist Lucas Kontrollwahn sowie seine Selbstüberschätzung. Klar, daß er annimmt, seine eigene Kreation am besten zu kennen, nur hat er wohl leider vergessen, daß vieles, was seine Kreation damals groß gemacht hat daher rührt, daß er sich einst mit wirklich fähigen Leuten umgeben hat, und eben nicht mit Vögeln, wie Rick „Awesome“ McCallum. Die OT profitierte halt sehr viel von den glücklichen Umständen, daß einfach drei Hauptdarsteller an Bord waren, die sehr gut miteinander harmonierten, und daß Lucas damals offenbar noch merh Weitsicht besaß zu erkennen, daß das Regiefach nicht unbedingt seine Königsdisziplin ist, und vor allem, daß er sich noch mit Leuten umgeben hat, die sich getraut haben, auf diesen Umstand hinzuweisen.


C.


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