Ich verurteile [USER=26267]@Suzuka[/USER] nicht für seine ehrlich mitgeteilte Meinung. Bis vor kurzem habe ich mir den Luxus geleistet, da gar nicht näher drüber nachzudenken. Der Krieg in der Ukraine ist der erste, den ich wirklich en Detail mitverfolge und mein Bild eines solchen Krieges gegen die Zivilbevölkerung hat sich in den letzten Monaten neu sortiert. VOR dem Krieg hätte ich mich ggf. ebenfalls auf den Standpunkt zurückgezogen, als Architekt mehr zum Wiederaufbau als zum Kämpfen geeignet zu sein. Die Bilder und politischen Verwerfungen der letzten Zeit haben mir aber klar gemacht, dass man Angreifer schnell und mit aller Kraft stoppen muss, gerade, WENN ich die Zukunft meiner Lieben verteidigen will. Die Flucht verfehlt ihren Zweck, wenn der Aggressor sein Ziel erreicht, seine nächsten Kriegsziele durch den Erfolg erweitert (um z. Bsp. mein Fluchtland) und weitere Aggressoren sich an dieser Blaupause ein Beispiel nehmen. Dann brennt quasi auch irgendwann das Auenland....
Meinen Kindern diese Hölle zu hinterlassen und ihnen zu erklären, dass ich ihre Zukunft und Freiheit nicht verteidigen wollte, als ich das zur rechten Zeit hätte tun können, wäre kein sinnvoller "Plan B".
Ich würde allerdings auch lieber (und sinnvoller...) Bunker betonieren als an der Waffe zu kämpfen. Ich würde mich aber nicht weigern, denn die Ukraine zeigt, dass der Widerstand schnell und breit stehen muss, damit man zum Bunker bauen überhaupt noch kommt....
Angst zählt mMn aber auch nicht, um eine Flucht zu rechtfertigen. Um Tarnnetze zu nähen oder Patronenhülsen zu stanzen, braucht es keinen Mut, sondern nur die Einsicht, dass das den Guten hilft, die Bösen zu stoppen (und damit die Freiheit gerade auch meiner Lieben zu gewährleisten).
Die wichtige Debatte, die wir hier (hoffentlich fair und sachlich) führen, sähe ich übrigens gerne "out there" in der Gesellschaft geführt. Die Zeitenwende ist leider mehr als nur politische Rethorik und unser Land alles andere als resilient. Wir haben viel zu tun und zu organisieren. Beispiel: Ich habe als Studi in einem schweizer Architekturbüro gearbeitet und für eine zivile Wohnanlage Keller so aufgeteilt, dass einzelne (verstärkte) Bereiche sehr schnell als Bunker genutzt werden konnten. Eine Zivilschutz-Pflichtauflage! Ich fand das damals schon sinnvoll, auch ohne Amoklaufende Russen.....als deutscher brauche ich gar nicht erst zum Bunker zu laufen: der ist Kilometer entfernt und bei meiner Ankunft bereits wegen Überfüllung geschlossen. Die Szenen davor kann ich mir gut vorstellen!