▼ Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent ▼
Die Sith haben sich ein ganzes Weltenzeitalter lang gezankt und gestritten. Alle diese Potentaten und ihre Häscher und Speichellecker hatten versucht, Weisheit in ihren eigenen Lügen zu finden. Die Eiszeit der Gedanken kann jedoch im großen Plan der menschlichen Existenz nur eine begrenzte Zeit andauern. Die von ihren Weisheiten besudelten Lehren haben ihre Zeit gehabt und ihr Jahrtausend ist vorbei. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Pfad zum Paradies und beschuldigte den Anderen der Lüge und geistiger Indiskretion. Auf dem Weg zur vollkommenen Erleuchtung durch die Macht lastet tatsächlich ein immerwährender Fluch, aber nur weil diejenigen, die ihn suchen, in Kategorien von „gut“ und „böse“ denken - wobei sie selbst natürlich die „Guten“ sind. Um zu überleben, sind die Götter der Vergangenheit zu ihren eigenen Teufeln geworden, die Sith des heutigen Zeitalters entlocken höchstens ein müdes Lächeln im Vergleich zu Marka Ragnos, der dem Sith Imperator noch selbst den Sith Titel gegeben hatte. Ihre Schüler spielen kläglich das Teufelsspiel, um ihre Geister mit falschen Lehren zu füllen und die Erlaubnis zu bekommen, selbst einst den indoktrinierten falschen Lehren zu folgen. Aber sie haben sich viel zu lange schon in „Rechtschaffenheit“ geübt und sind dabei zu armen inkompetenten Teufeln geworden. Und so reichen sie sich alle die Hände in „brüderlicher“ Einheit, und treffen sich in ihrer Verzweiflung und beugen das Knie vor einem Sith Imperator, der sie alle zum Narren hält und ebenfalls belächelt. Die Dämmerung ist vorbei. Ein Glanz neuen Lichtes wurde aus der Nacht geboren. Dies ist der Morgen der magischen, unverfälschten Weisheit. Das Fleisch herrscht, und eine großartige Kraft soll errichtet und in seinem Namen geweiht werden. Die Rettung der Ordnung soll nicht länger von seiner Selbstverleugnung abhängig gemacht werden.
Es waren einige Tage vergangen, seitdem Mabob sich ihm geöffnet und er sein Ritual durchgeführt hatte. Er versuchte seine Verbindung zur dunklen Seite der Macht sukzessive auszubauen, doch stieß er gefühlt immer wieder gegen eine gläserne Decke. Seinen Unmut über diese Rezession ließ er an seinen Mitbrüdern auf. Knurriges Verhalten und von Gift und Galle gesprenkelte Wörter hatten einige seiner Ordensbrüder verschreckt. Selbst Mabob hielt sich bedeckter als sonst und mied ihn sogar. Soviel zu Vertrauensbildung und gefügig machen für weitere Schritte. Doch es ekelte ihn an. Draconis war das stumpfsinnige Spiel dieses Eremitoriums leid. Verrat ist der Weg der Sith. Ein jeder Sith lernt diese Regel noch vor dem ersten Vers des Sith Kodex. Wer seit Kindesbeinen an nur Verrat gewohnt ist, wittert diesen an jeder Ecke. Wie ein Kaath Hund entwickelt man ein besonderes Gespür und folgt dieser Fährte. So beginnt ein Kreislauf, der die Sith zum Verrat verdammt. Auch Darth Draconis hatte verraten. Er hatte mehr Sith als Jedi in seiner Karriere getötet, hatte ein ums andere Mal einen Lord zu Fall gebracht, bevor die Lords der Sith ihn zu Fall gebracht hatten. In Uneinigkeit waren sie schwach, doch in ihrem Hass auf den gefallenen Sith waren sie vereint gewesen und hatten ihn gejagt. Es war daher Zeit für eine Lektion und diese Lektion würde aus seiner Hand kommen, er würde sie das Fürchten lehren. Furcht führt zur dunklen Seite der Macht. Wenn sich jemand seiner Furcht hingibt, öffnet er sich für den Zorn. Er ist von Zorn erfüllt, weil er sich fürchtet, diesen Zorn entlädt er an seiner Umwelt, ein Mittel die Furcht zu verdecken. Der Zorn führt zu Hass, während die dunklen Gefühle größer und zerstörerischer werden. Der Hass, der von der Feindseligkeit und der Abneigung erfüllt ist, setzt die Stufe für das Leid voraus, wenn man sich in die dunklen Seite vertieft. Zahlreiche Sith vor ihm hatten versucht über alte Sith Geister und andere Manifestationen der dunklen Seite sich zu stärken und so eine Macht zu erhalten, die ihnen sonst verwehrt geblieben wäre. Das Eremitorium wäre ein perfekter Fokuspunkt um zu versuchen in einem Ritual ein solches Wesen zu beschwören und an ihn zu binden. Er wollte Kontakt zur Gegenseite, zur Abkehr dieser Welt herstellen und sich in ihren Dienst stellen. Es war ein gefährliches Spiel, ein Spiel dass man auch als Sith verlieren konnte. Auf dem Spiel stand nicht nur seine Existenz, sondern auch seine Essenz, die an eine solche Emanation der Dunklen Seite auch nach dem eigenen Tod gebunden werden könnte. Er kannte nur eine solche Kreatur, die für alle Diener des Bogans ein offenes metaphysisches Ohr hatte.
Er hob die linke Hand und öffnete seinen Geist der Macht. Er fühlte wie die Macht ihn durchströmte, wie sie ihm bis in die kleinste Faser kitzelte. Sechs goldene und schwarze Kerzen waren um ihn erleuchtet. Mit der schwarzen Kohle hatte er heute ein anderes Symbol auf den Boden gezeichnet. Es war ein Wirbel, der vom Zentrum aus in sichelförmigen Strahlen endete. In der Mitte war ein Auge zu sehen. Dieses Auge, als Visualisierung des „dritten Auges“, war ein wichtiges Prinzip der Sith Magie. Das dritte Auge stand für die Fähigkeit hinter den Vorhang der für uns als gegebenen betrachteten Realität zu blicken. Es war auch Bildnis für die Epiphyse. Diese Drüse im Gehirn wird mit kosmischer Energie in Verbindung gebracht und soll das Ventil respektive Verbindungsstück zwischen beiden Welten sein. Inzwischen stand der Sith am improvisierten Altar und vertiefte sich in der Macht, bevor er seinen Singsang begann.
„Lepaca Typhojem, harombrub Typhojem badad reginon!“
Der nächste Teil des Rituals umfasste die Visualisierung der Sigille des schwarzen Abgrunds. Die endlose Leere, eine Manifestation der Gegenseite, des Antikosmos. Ein Auge inmitten eines Vortex‘, scharfe, Gift gespränkelte, messerscharfe Sonnenstrahlen gehen vom Vortex aus, toben in einem Mahlstrom dem Innersten entgegen, dem Zentrum des Abgrunds entgegen. Vor seinem inneren Auge konzentrierte sich der Sith auf dieses Bild, evozierte Bilder dieses Mahlstroms und ließ sich von der Macht leiten. Er meinte den Sog spüren zu können, ein Ziehen und Zerren an seiner Materie. Die Atmosphäre des Raums schien aufgeladen, gerade zu gierig darauf sich zu entflammen und den törichten Narr eines Siths, der sich an dieses Ritual wagte, verschlingen zu wollen. Dem Sith entging, dass die Macht deutlich stärker um ihn herum vibrierte. Draconis hatte Mühe sich zu erden, begann zu zittern und missdeutete dies als Zeichen für einen neuen Zugang zur dunklen Seite der Macht, sodass er mit mehr Eifer fortfuhr.
„Lepaca Typhojem, harombrub Typhojem badad reginon!“
Diesmal sprach der Sith die Worte der Beschwörung mit deutlich mehr Wut und Passion. Bogan erleuchtete ihn, verschaffte ihm Einblicke in die Macht, vor denen ein jeder Jedi, geblendet, die Augen verschließen würde.
„Sonne des Abgrunds, ich beschwöre dich! Öffne die Schalen und führe mich in das Herz der Flamme! Die Sonne hinter der Sonne, der Schatten hinter dem Schatten. Dein Feuer ist die Macht der Versuchung! Deine Flamme leuchtet heller als das Ashla!“
Im nächsten Schritt verbrannte er mit einem dünnen Stab die Sigille und öffnete vor seinem inneren Auge das Tor zu Bogan, die Pforte zur schwarzen Sonne des Antikosmos. Doch irgendwas war falsch gelaufen. Mit einem Schlag wurde ihm die Luft aus den Lungen geraubt. Ein Aufschrei, bevor er das Gefühl hatte, er würde in den schwarzen Mahlstrom hineingezogen werden. Abstruse Schreie folgten dem Weg hinab in einen diffus schwarzen Wirbel, der ihn wie eine hungrige Bestie verschlang. Seine Haut brannte, seine Knochen drohten zu splittern und sein ganzes Ich schien sich zu zersetze und als Asche im Vortex der unendlichen Schwärze zu verblassen. In dem Wahnsinn verfallenden Gehirn gewann ein Drama finsterer Wut und Verfolgung Gestalt, und Draconis sah, wie die schwarze Seele, die hier lauern musste, ihn herauspickte und unhörbar flüsternd anrief und verführte, ihn mit dem Gefunkel und Geglitzer einer oberflächlichen Versprechung voranlockte und doch nur immer tiefer zu den modrigen Katakomben und Schrecknissen ihres toten und bodenlosen schwarzen Herzens hinab zog.
Ein höllisches und heulendes Leichengegurgel oder Todesgeröchel zerriss nun die Luft – diese Beinhausstickluft, durch die giftige, brennöl- und erdpechschwangere Winde stoben – gleich einem einzigen vielstimmigen Chor jener ghoulischen Legionen hybrider Blasphemien. Die Augen des Sith, deren Lider in widernatürlicher Weise von einer verborgenen Macht aufgezwungen wurden, starrten momentlang auf ein Schauspiel, das kein Wesen der Galaxis sich ohne Panik, Grauen und körperliche Ermattung auch nur vorzustellen vermag. Er hatte als Sith viel gesehen. Er war in Eingeweiden seiner Gegner gewatet, hatte das Grauen der dunklen Seite am eigenen Körper erfahren, war in den alten Gräbern Korribans am Rande seines Verstandes auf einem metaphysischen Seil balancierte. Doch all das hatte ihn nicht für die Absurdität der Entartung vorbereitet, die sich vor ihm öffnete. Er verstand nicht wo er war, wieso er einen Körper besaß, ohne das Eremitorium verlassen zu haben. War dies eine deutlich elaboriertere Form der Nightmare Trap, jener Machttechnik, die er von seinem Meister gelernt hatte? Die Situation überforderte ihn, allerdings sprangen auch, wie bei jedem Wesen mit Todesangst, ein Instinkt sofort an: Der unbändige Wille zu überleben. Er musste hier raus. Irgendwie. Koste es, was es wolle. Er begann seine Umgebung, nachdem seine Augen sich an die Nachtschwärze gewöhnt hatten, zu mustern. Die Wesen waren feierlich mit einer bestimmten Blickrichtung aufmarschiert, dem Ursprung des widerlichen Windes zugewandt, und nun fiel der Schein ihrer Fackeln auf ihre gesenkten Köpfe – oder vielmehr die gesenkten Köpfe derer, die überhaupt Köpfe besaßen. Sie verharrten in Huldigung vor einer großen schwarzen, Gestank ausströmenden Wandöffnung, die bis fast außer Sichtweite in die Höhe wuchs und die, wie der Exilant erkannte, von zwei gigantischen Stufen.
Der Exilant legte sich flach auf den Bauch und begann mit klopfendem Herzen auf die links gelegenen Stufen zuzurobben, die er für die leichter erreichbare der beiden Treppen hielt. Er vermochte die Zwischenfälle und Empfindungen jener Kriecherei nicht zu schildern, doch konnte man sie sich ausmalen, wenn man bedenkt, worauf er in jenem übelwollenden, windgepeitschten Fackelschein ständig ein Auge halten musste, um einem entdeckt werden vorzubeugen. Der Beginn der Steintreppe lag, fernab im Schatten, bedingt durch den Umstand, dass sie ohne Krümmung direkt zu dem schwindelerregenden ummauerten Absatz über der titanischen Öffnung emporstrebte. Dadurch verlief der letzte Abschnitt seiner Kriecherei in einiger Entfernung von der abscheulichen Meute, wiewohl das Schauspiel ihn selbst dann noch erschaudern ließ, als er es rechts von sich weit hinter sich gelassen hatte. Endlich hatte er es bis zu den Stufen geschafft und begann sie zu erklimmen; dabei hielt Draconis sich dicht an der Wand, auf der er Verzierungen der abscheulichsten Art bemerkte, und versprach mir Sicherheit von der tiefen, ekstatischen Entrückung, mit der die Monstrositäten die übeldünstende Öffnung und die gottlosen Opferspeisen betrachteten, die sie davor aufs Pflaster geworfen hatten. Obwohl die Treppe großstufig und steil war, aus mächtigen Porphyrblöcken wie für die Füße eines Riesen gefügt, schien der Aufstieg schier endlos zu sein. Der Sith hatte vorgehabt, sofort nach dem Erreichen des letzten Treppenabsatzes auf jeder danach folgenden Stufenflucht weiter zu klettern Keinen Abschiedsblick wollte er jenen aasigen Abscheulichkeiten gönnen, die zwanzig oder dreißig Meter unter mir herumfuchtelten und ihre Kniefälle vollführten – doch ein plötzliches Wiederaufbranden jenes tosenden Chors aus Leichengegurgel und Todesgeröchel, das erscholl, als Draconis das obere Treppenende fast erreicht hatte, und dessen feierlicher Rhythmus verriet, dass er nicht seiner Entdeckung galt, ließen ihn innehalten und vorsichtig über die Brüstung spähen. Aus diesen Köpfen schnellten eigentümliche, starre Tentakel hervor, die sich gierig über die Unmengen unaussprechlicher Nahrung hermachten, die vor der Öffnung lagen. Ab und an sprang das Ding hoch, und gelegentlich zog es sich auf äußerst seltsame Art in seine Höhle zurück. Seine Bewegungen waren so befremdlich, dass ich gebannt zusah und wünschte, es würde weiter aus seinem höhlenartigen Bau unter mir hervorkommen. Das Wesen, dass sie anbeteten war enorm. Die linke Hand war blutig rot, im Gegensatz zum restlichen abscheulich deformierten Körper. Das Wesen, dessen Mund in einer Vielzahl von Tentakeln endete, blickte ihn plötzlich an und sein Herz schien stehen zu bleiben. In diesem kritischen Moment erwachte er langsam – oder wechselte zumindest in einen Zustand, der weniger dem des Albtraumes glich als der vorangegangene…
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