// Hyperraum auf dem Weg nach Syvris // Dawn Chaser // Dany //
Etwa 24 Stunden später hatte die Dawn Chaser den widerlichen Morast von Gamorr längst hinter sich gelassen. Dany saß wieder im Cockpit, die Sterne des Outer Rim zogen in Streifen am Sichtfenster vorbei, während ihr Frachter durch den Hyperraum schoss. Sie hatte Vira Taan noch vorhin an ihren Auftraggeber übergeben – ein zwielichtiger Hutten-Kontakt hatte das nur einen Quadranten entfernte Arami als nähergelegenen Übergabeort einrichten können. Der grobschlächtige Kerl hatte sie mit einem knappen Nicken und der vereinbarten Überweisung von 800 Credits entlohnt. Der Twi'lek hatte bis zuletzt geflucht, doch die Mandalorianerin hatte seine Worte ignoriert und war froh, den Trottel endlich los zu sein. Er würde vermutlich nicht durch die Hutten hingerichtet, oder sonderlich grausam gefoltert werden, sondern hatte offenbar noch einen Zweck zu erfüllen. Warum sonst hätten ihre Auftraggeber ihn auch in lebendem Zustand gefordert? Im Grunde genommen spielte es auch keine Rolle, denn was letztlich zählte, war einzig und alleine die Bezahlung. Die überwiesenen Credits waren nicht viel, aber genug, um die Dawn Chaser mit Treibstoff zu versorgen und ein paar dringende Reparaturen anzugehen – der Hyperantrieb hatte auf dem Rückweg mal wieder gestottert, und sie hatte keine Lust, mitten im All liegenzubleiben.
Ihr Körper fühlte sich noch immer zerschlagen an, die Prellungen an ihren Rippen pochten bei jeder Bewegung, doch eine heiße Dusche – so heiß, wie die marode Wasseraufbereitung des Schiffes es zuließ – und ein paar Stunden Schlaf hatten zumindest ihre Lebensgeister wieder geweckt. Auch ihre auf Gamorr bis zur Unkenntlichkeit verdreckte Rüstung lag nun gereinigt und bereit in einer Ecke des Cockpits. Dany tippte auf dem Interface ihres Kopfgeldnetzwerks herum, das flimmernde Display zeigte neue Aufträge an, doch sie scrollte sie nur halbherzig durch. Die meisten von ihnen kamen ohnehin nicht in Frage, weil sie am anderen Ende des Outer Rims oder sonst wo lagen. Ihre Gedanken kreisten noch um Gamorr – die zähe Jagd, den Kampf im Sumpf und den Moment, als sie Vira Taan endlich zu Boden gezwungen hatte. Sie hatte es geschafft, trotz allem, und ein kleines, grimmiges Lächeln zuckte auf ihren Lippen auf. Wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.
Die Dawn Chaser steuerte den kleinen Mond Syvris an, den sie in wenigen Stunden per Hyperraum erreichen würde. Die Kopfgeldkägerin hatte sich vorgenommen, dort Ersatzteile und Proviant zu besorgen, bevor sie sich dem nächstbesten Auftrag widmen würde. Je nachdem, was ihr Verhandlungsgeschick in diesem von toydarischen Halsabschneidern und zwielichtigen Schleimsäcken durchsetzten Gaunernest herausholen konnte, standen auch Energiezellen für ihre Bewaffnung und medizinischer Proviant für ihre Prellungen auf dem Plan. Sie seufzte tief, legte den Kopf in den Nacken und spürte die Erschöpfung in ihren Knochen. Ein bitteres Gefühl nagte an ihr – sie hatte das Gefühl, dass jeder Minenarbeiter im letzten Eck des Outer Rim mehr Früchte seiner Arbeit erntete als sie. Wieder schoss ihr der gescheiterte Auftrag durch den Kopf: Torm Vex, der sie nach allen Regeln der Kunst ausgetrickst hatte. Hätte sie dort Erfolg gehabt, würden die Dinge nun anders aussehen. Die Auftraggeber waren reiche Hutten, die ein Schmugglernest kontrollierten, und Dany hätte sich deren Gunst erkaufen können – ein Sprungbrett für größere Aufträge, mehr Credits und Upgrades. Irgendetwas, was ihr aus der aktuellen Situation geholfen hätte. Aber für diese Gedanken war es zu spät und die Mandalorianerin verdrängte sie einfach.
Den pochenden Schmerz in ihren Rippen ignorierend, trottete die blonde Kopfgeldjägerin mit grimmiger Miene in den Frachtraum. Der spartanische Raum war leer, abgesehen von ein paar Kisten und der Käfigvorrichtung, in der Vira Taan noch vor Stunden geflucht hatte. Dany schob die Gedanken an ihre Niederlagen beiseite, straffte die Schultern und begann ihr tägliches Trainingsprogramm. Sie startete mit einer Reihe von Dehnübungen, um ihre steifen Muskeln zu lockern, bevor sie in schnelle, präzise Schlag- und Trittkombinationen überging, während sie imaginäre Gegner attackierte. Jeder Hieb, jeder Tritt war eine Erinnerung an ihre Entschlossenheit – sie würde nicht aufgeben, nicht jetzt, nicht nach allem, was sie durchgemacht hatte. Danach das übliche. Situps, Liegestützen, Burpees und der klägliche Versuch eines Klimmzugs in ihrer angeschlagenen Verfassung.
Entkräftet sackte die Mandalorianerin mit dem Rücken zur angenehm kühlenden Wand gelehnt zu Boden. Ihr Blick fiel auf ihre Halskette mit dem mandalorianischen Wolfssymbol, das sie in ihren schwieligen Händen wog. Dann auf den Dolch, den sie vor den Übungen auf den stählernen Boden gelegt hatte - ein Erbstück ihrer Familie. Dany war keine Romantikerin, die sich besonders viel aus ihrer mandalorianischen Herkunft machte – sie war die Tochter einfacher Leute, Minenarbeiter aus Shinbone, mit einer Familienhistorie, die irgendwo in den Kriegen von Mandalore verwurzelt war, doch diese Geschichten waren für sie nur ferne Echos. Während sie im Frachtraum auf dem kalten Boden saß, spürte sie jedoch, dass genau das hier – die Jagd, der Kampf, das Überleben – sie mit Leben erfüllte, egal wie schlecht es auch zurzeit laufen mochte. Syvris wartete auf sie, und mit etwas Glück würde sie dort nicht nur Ersatzteile und Proviant finden, sondern auch einen vielversprechenden Auftrag...
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