Cadomai

[Weltraum vor Cadomai] - Flash

Flash wachte aus dem Dunkeln auf. Sein Kopf schmerzte und blutete, er fasste sich an den Kopf und sah das Blut an den Händen. Dann fiel ihm plötzlich der Sternenzerstörer wieder ein. Er sah aus dem Fenster, nichts mehr zu sehen. Sie hatten ihn nicht bemerkt. Interessant, aber gut, jetzt war er schon 2 mal dem Imperium entgangen jedoch wollte Flash kein drittes Mal riskieren. Er würde sich wohl irgendwo zurückziehen müssen. Flash nahm seine Augenbinde ab und wenn Flash nicht allein gewesen wäre könnte man jetzt seine leeren, nichtssagenden und geblendeten Augen sehen, das war der Preis für das Miraluka dasein. Er gab den Triebwerken schub und sie liefen wieder. Jetzt musste er sich aber mal einen Planeten suchen wo er sicher war. Flash durchsuchte alles in dem klienen X-Wing nach einer Sternenkartografie. Er fand auch eine, etwas unaktualisierte aber sie würde wohl reichen müssen. Ossus.....Nein.....Bastion......NEIN !!!!! Ahhhhhh......Kashyyk...einen Versuch war es wert. Flash nahm Kurs auf das Kashyyk System und kurze Zeit später verschwand der X-Wing im Hyperraum.
 
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[Apara Sektor | Cardomai-System | äußerer Rand | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


Unsichtbar, wie ein einzelner Wassertropfen während eines Unwetters, machte der schwere Kreuzer Fast Fortune den Sprung durch die Lichtmauer und materialisierte nur wenige Tausendstel einer Sekunde später am Rand des Cardomai-System, in einer Entfernung von fast fünfundzwanzig Lichtminuten, gemessen an der Distanz zu der roten, riesigen Sonne dieses Systems. Das niedrigfrequente Licht dieses langsam dahinsiechenden Sterns hüllte alles, was es bestrahlte, in einen rötlichen, fast melancholischen Schimmer, so auch die Fast Fortune, welche langsam systemeinwärts trieb.

"Sprung zurück in den Normalraum abgeschlossen, Admiral Ga'lor", meldete Navigationsoffizierin R'vanna konzentriert, ohne ihre geübten Finger von der Tastatur der Ruderkontrollen zu nehmen. "Unsere aktuelle Position lautet fünf-sieben-eins zu null-acht-vier und wir machen keine Fahrt mehr, Sir. Nominelle Abweichung zum errechneten Kurs beträgt weniger als zwei Hundertstel Prozent."

Jart massierte leicht seinen linken Lekku, welcher den ein oder anderen blauen Flecken aufwies, zweifelsohne eine Hinterlassenschaft der vergangenen Trainingseinheit. Die Augen des grünhäutigen Twi'lek fixierten den Holoprojektor in etwa auf die Weise, wie ein Raubtier seine Beute nicht aus den Augen ließ. Er nickte kaum merklich, als Reaktion auf die Statusmeldung der Ryn.

"Gut, Pateessa! Da wären wir also. ... Position halten!"

Mit einer knappen Geste winkte Jart seinen XO zu sich, erachtete es jedoch nicht als nötig, sich aus dem Kommandosessel zu erheben, während Cmdr. Wilm eilig zu ihm eilte und neben ihm korrekt salutierte. Er konnte nicht anders, wusste Jart, doch gingen ihm andere Gedanken durch den Kopf.

"Miss Ejahsa, hat uns jemand beim Betreten des System geortet? Vielleicht ein Schiff der Systemsicherheit oder auch nur ein Handelsschiff? Irgendwer?",

fragte Jart misstrauisch, jedoch ohne Eile. Die Anspannung, die Jart selbst spürte, war nicht nur die eigene, sondern die der gesamten Brückencrew. Er saß zwar so aufrecht in einem Kommandosessel, wie irgend möglich, dass sein ausdrucksloses Äußeres strafte seine innere Aufgewühltheit Lügen, denn die ungesehene Einreise ins Cadomai-System war ein unabdingbarer Teil seiner Strategie, in den nächsten Tagen ordentlich Beute zu machen. Selbst der Kontakt mit einem unbewaffneten Schiff, vielleicht einem Tibanna-Gas-Tanker oder einem Kartographierer, hätte das fein säuberlich gewobene Konstrukt dieser Mission zerschmettert. Ein schwer bewaffneter Kreuzer, der am Rande des äußeren Systemperimeters, weitab aller An- und Abflugkorridore, herum schlich, musste einfach Aufmerksamkeit erregen.

"Ich denke nicht, Sir. Zumindest nehme ich keine aktiven Ortungsgeräte war, die auf uns zielen bzw. nach uns suchen. Unsere Ortungsreichweite ist jedoch auch sehr beschränkt, solange wir nur die passiven Systeme einsetzen, nicht einmal dreißig Lichtsekunden, Admiral", zischte die weibliche Sluissi und wippte auf ihrem kraftvollen Körper langsam auf und ab. Jart wertete es als Zeichen von Anspannung.

"Sind Sie sich sicher, Ad'ika Ejahsa? ... Keine Schiffe innerhalb der passiven Erfassungsreichweite unserer Sensoren?",

klingte nun auch Commander Wilm sich in die Situation mit ein, die Hände entschlossen in die Hüften gestemmt. Jart nahm einen kurzen Anflug von Entrüstung von Seiten der ranghohen Sluissi wahr, doch so ungewöhnlich der schlangenhafte Körper dieser Frau war, so undeutbar gestalteten sich für Jart ihr Zisch- und Fauchlaute, bis sie schließlich die leicht lispelnde Stimme wieder erhob:

"Nein, Commander, ich bin mir nicht sicher. ... Mit den passiven Sensoren könnte ich nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob ein ankommender Sternenzerstörer zur imperialen Flotte oder zur CSA gehört. Wenn jemand hier draußen wartet, mit heruntergefahrenen Fusionsreaktoren und ohne sich durch aktive Ortungsversuche zu enttarnen, dann können wir nichts tun, um ihn zu finden, bevor er gefunden werden will. Jedenfalls nicht mit diesen Systemen. ... Deswegen bleibe ich dabei, dass ich denke, dass hier niemand ist."

Es war offensichtlich, dachte Jart, dass mehr in dieser Hinsicht nicht aus der Ad'ika heraus zu bekommen war. Darüber hinaus zeugte die Selbstsicherheit, mit der sie Orus gegenüber aufgetreten war, ohne den nötigen Respekt vermissen zu lassen, dass die Sluissi ein guter Fang gewesen war. "Wohlmöglich", sinnierte er erfreut, "ist sie sogar noch besser, als der Bericht über sie aussagt". Eine Reihe von Test, wie sie auf gewisse, äußerst haarige Situationen reagierte, würde Jart für sie alsbald eigenhändig entwerfen, doch für den Moment musste er sich auf ihr Wort verlassen. Das war nun einmal die Prämisse.

"Na schön, nehmen wir das Beste an: Uns hat niemand geortet. In dem Fall schreiten wir mit der Mission voran, wie geplant. ... Miss R'vanna, korrigieren Sie den Kurs entsprechend unseres Ziels nur mit Hilfe der Schubdüsen, dann zünden Sie für drei Sekunden das Haupttriebwerk. Die restliche Zeit bis zum geplanten Rendevouz mit der Tibanna-Gas-Miene am Rande des System werden alle nicht benötigen Systeme abgeschaltet."

"Verstanden, Admiral", erhielt Jart von jeder Station einzeln Rapport, dann wurden die Befehle ohne Umschweife ausgeführt. Nur wenige Sekunden schwoll die Signatur der Fast Fortune zu einem deutlich registrierbaren Flecken auf der taktischen Karte eines jeden Waffenoffiziers an, der in Reichweite sein mochte, dann ging der Kreuzer der Munificient-Klasse in eine Art Schleichfahrt über, nur noch vorwärts getrieben von dem anfänglichen Impuls der Triebwerke.


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[Apara Sektor | Cardomai-System | äußerer Rand | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


Wie oft er schon die Augen nur eine Winzigkeit nach unten bewegt und nicht in das grünlich schimmernde Hologramm der taktischen Karte fortlaufend gemustert hatte, sondern das kleine, digitale Chrono darunter, konnte Jart nicht mehr mit Gewissheit sagen, doch erstens hoffte er, dass es dieses Mal das letzte Mal wäre, und zweitens wusste Jart, dass er nicht halb so ausgeglichen war, wie er nach seiner kürzlichen Trainingseinheit hätte sein sollen. Die Mundwinkel seines ansonsten ausdruckslosen Gesichts wanderten einen Moment kinnwärts, dann hatte der ehemalige Konteradmiral der Neuen Republik sich wieder soweit unter Kontrolle, dass die Fassade der äußeren Gelassenheit wieder makellos erschien. Doch zu spät!

"Sieben Stunden und zweiundfünfzig Minuten bereits", stellte Cmdr. Wilm so trocken fest, wie ein Sandsturm auf Tatooine ausdauernd war, ohne Jart jedoch anzuschauen. "Unter Berücksichtigung der aktualisierten Systeminformationen, sind wir vor siebzehn Minuten in den äußeren Erfassungsbereich der Tibanna-Gas-Miene eingedrungen. Die erste passive Peilung können wir jedoch erst in neun Minuten vornehmen."

Sein XO hatte natürlich Recht, und die Tatsache, dass sie noch immer keine Anzeichen dafür wahrgenommen hatten, dass jemand sie mit aktiven Ortungsgeräten bestrich, war das beste Indiz dafür, dass sie sich nach wie vor der gut zwei Kilometer langen Mienenstation in Schleichfahrt näherten. Jart warf Cmdr. Wilm einen Blick zu, der seine Einschätzung der Lage bestätigte. Doch es blieb die Ungewissheit, ob der errechnete Kurs exakt war, ob die Position der Mienenstation exakt verzeichnet war und ob sie den Zeitpunkt, an dem der Kurs die Fast Fortune an dem Objekt vorbei trug, ebenso exakt war. Seit fast acht Stunden bewegten sie sich mit 8,7 MGLT durch das Cardomai-System, Antrieb und Waffensysteme befanden sich lediglich in Bereitschaft, doch nur der besorgniserregende Umstand, dass selbst ein kleiner Astrogationsfehler dafür verantwortlich sein könnte, dass sie viele, viele Millionen Kilometer an der Aufbereitungsstation des Teagan Tech Consortiums vorbei flögen, missfiel dem grünhäutigen Piraten der Schwarzen Sonne wirklich. Noch sechs Minuten.

Die Zeit auf dem kleinen Chrono schien förmlich zu kriechen, dachte Jart genervt und ging einige Schritte in Richtung der Brüstung des oberen Teils der Kommandobrücke, welcher ihm einen Blick auf die Bedienstationen für die Navigation und die Sensoren lieferte, samt der dort operierenden Besatzungen. Die Anspannung, die von jedem einzelnen Subjekt auf der Brücke ausging, war überwältigend, auch wenn sich diese natürlich dem sehenden Auge versperrte und nur durch Details an die Oberfläche drang. Pateessa R'vanna beispielsweise knabberte an ihren sauber manikürten Fingernägeln, ein Umstand, wie Jart aus zuverlässiger Quelle wusste, der sie im Nachhinein immer ärgerte. Bei Zapes Keeso, welche nun schon seit fast einem Jahr die Hoheit über die Breitbandsignalanlage der Fast Fortune inne hatte und diese Aufgabe zu seiner vollsten Zufriedenheit erfüllte, war es ein auffällig häufiges Blinzeln, das verriet, unter welchem 'Druck' die Clawdite wirklich stand. Jart ließ die Brüstung los und schlenderte langsam zurück zu seiner ihm angestammten Position, vor dem Holodisplay. Kurz streifte sein ausdrucksloser Blick die neu angeworbene Ad'ika, dann weiteten sich seine Augen, und der ehemalige Konteradmiral blieb unvermittelt stehen. "Nichts", dachte er. "Bei der Sluissi spüre ich gar nichts", stellte er fast ungläubig fest, doch Zeit, diesem Phänomen nachzugehen, hatte Jart nicht, denn ein scharfer Ruf schnellte über die Brücke:

"Sensoralarm, Admiral! Ein ungebündelter Leitstrahl trifft uns aus vier-acht-neun zu sechs-sieben-zwei, das ist in etwa die Position, wo wir die Tibanna-Gas-Miene vermuten, Sir."

Jart fuhr herum und stürzte zurück zu der Brüstung.

"Können Sie uns identifizieren, Zapes?",

verlangte er augenblicklich zu wissen, doch seine Gedanken überschlugen sich bereits. Sie hatten ihr Ziel noch nicht ganz erreicht, doch was auch immer sie da traf bedeutete zumindest, dass sie ihr Zielgebiet in etwa erreicht hatten. Doch gewiss wäre das Überraschungsmoment dahin und es würde eine zeit- und materialintensive Schlacht werden, grummelte Jart verärgert, denn das hatte er für den ersten Angriff nicht beabsichtigt. Sein Schiff besaß keine Traktorstrahlen, was also bedeutete, dass jedes Handelsschiff, das schnell genug reagierte, in den Hyperraum würde flüchten können. Er fluchte in Gedanken, während sich seine scharlachroten Pupillen in den Nacken seiner Sensoroffizierin bohrten. Deren Hände flogen förmlich über die Tastatur, als suchten sie ihr Heil in der Flucht nach vorn. Schließlich drehte Pateessa Keeso um, erschrak ob des durchbohrenden Blicks ihres Kommandanten und rang sich erst dann zu einer Antwort durch:

"Äh ... nein, Sir! Zumindest denke ich, dass sie nicht erkennen, was wir sind. Das war nur ein ungezielter Leitstrahl in den Beta-Bändern. Den benutzen normalerweise nur Anflugkontrollen, um Schiffe durch ein schwieriges Gebiet zu lotsen, gewissermaßen als Ersatz für eine Com-Boje." Die schillernde Haut der Gestaltwandlerin wechselte ihren Farbton, wenn auch nur um wenige Nuancen. Sie dachte nach. "Unser Energieniveau ist zu gering, als dass sie uns als Schiff ausmachen. Vermutlich halten Sie uns für eine Art Treibgut oder ein beliebiges interstellares Objekt. Wenn ich der Lotse wäre, würde ich einen Warnhinweis in der Karte vermerken, damit keine anderen Pötte mit dem Kurs dieses Objekts kollidieren, Sir. ... Wenn Sie uns nicht innerhalb der nächsten Minuten mit einem Suchstrahl anpeilen, bleiben wir ungesehen."

Spürbar atmete Cmdr. Wilm, der an seine Seite geeilt war, aus. Aus alter Gewohnheit rückte er die Schirmmütze seiner Uniform neu zurecht, dann gestand er nur für Jarts Ohren bestimmt:

"Das war enger, als mir lieb ist, Admiral."

"Es wird funktionieren, Orus! ... Und zwar aus dem Grund, weil niemand auf die Idee kommt, dass sich ein Pirat so viel Zeit für die Annäherung nimmt und bei seinem Angriff das Risiko eingeht, selbst ziemlich übel überrascht zu werden."

Ein schalkhaftes Grinsen umspielte die Züge des Twi'lek, dann wandte er sich wieder an seine Sensoroffizierin, welche die Augen nicht vom Plot nahm.

"Miss Keeso, ich denke, wir haben unsere Geduld genug auf die Probe gestellt. Tasten Sie nur mit passiven Sensoren unsere unmittelbare Umgebung ab."

"Verstanden, Sir! Ich sammle die Daten und leite Sie an die Taktik weiter."

Es dauerte fast zwei Minuten, bis das Ergebnis der Sensoranalyse vorlag, denn noch immer waren sie darauf bedacht, so gut wie möglich unter Stealth zu laufen, was bedeutete, dass sie nicht hochenergetische Ortungsimpulse ausstießen, um ihre Umgebung wahrzunehmen, sondern lediglich die eintreffenden Antriebs-, Strahlungs- und Energieemissionen aufnahmen, welche von anderen Quellen in ihrer Umgebung auf die feinen Messsysteme der Fast Fortune eindrangen. Diese Methode verringerte zwar die Chance, nicht entdeckt zu werden, doch zugleich war das Ergebnis bisweilen so ungenügend, dass man einen Offizier mit viel Erfahrung benötigte, um einzelne Werte überhaupt mit einem bestimmten Objekt in Verbindung bringen zu können.

"Zielerfassung an Backbord, Admiral, fünftausend Kilometer schiffseits!" Ad'ika Ejahsa richtete sich um einige Zentimeter auf und deutete auf den taktischen Plot. Sowohl Jart als auch sein XO folgten der Waffenoffizierin kommentarlos, bevor diese ergänzte: "Definitiv befindet sich dort ein Konvoi. Ich registriere mehr als vierundzwanzig Punktquellen, zwei davon mit einer Energiesignatur, die mit absoluter Sicherheit auf Systeme mit militärischer Konfiguration hinweisen. Fregatten, wenn ich schätzen sollte, Sir!"

DAS war die Information, die Jart hatte haben wollte. Sie waren unentdeckt geblieben und der Konvoi war in der Tat genau an der Stelle, wo er den Informationen von Nerra Yarta nach hatte sein sollen. Ein finsteres Lächeln stahl sich auf das Anlitz des grünhäutigen Twi'leks, dann nickte er Cmdr. Wilm zu, mehr war nicht notwendig. Dieser löste sich wie angestochen aus seiner Starre und bellte Befehle:

"Ruder, drehen Sie bei und richten Sie uns frontal zu der ersten Fregatte aus. Waffen, zielen Sie auf die Fusionsgeneratoren und schießen Sie volle Ladungen aus den Hauptbatterien auf mein Kommando! Sobald Ziel eins vernichtet wurde, fahren Sie alle übrigen Systeme hoch. Ziel zwei wird seine Schilde aktivieren können, doch eine Fregatte allein ist uns nicht gewachsen."

"Feuer!"



[Apara Sektor | Cardomai-System | im Ortungsbereich der Tibanna-Gas-Miene | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards
 
[Apara Sektor |" Cardomai-System | im Ortungsbereich der Tibanna-Gas-Miene | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


Es gab aus den Augen eines Raumoffiziers, gleich welcher Nation, nichts Verheerenderes, wusste Jart, als wenn man von einem Gegner vollkommen überrascht wurde, und zwar in der Hinsicht, dass man einen Angriff für unmöglich oder doch höchst unwahrscheinlich hielt. Das jedoch passierte dem Kommandanten der Nebulon-B Fregatte direkt voraus gerade, als die Fast Fortune aus ihren zwei Hauptbatterien damit begann, das dreihundert Meter lange Schiff zu beschießen. Als die ersten Turbolaser in die Maschinensektion der Fregatte einschlugen, empfand Jart Genugtuung, welche sich ohne Umschweife in einem finsteren Lächeln wiederspiegelte. Die zerstörerischen Energien zerfetzten Panzerplatten und perforierten den Rumpf des gegnerischen Schiffes wieder und wieder, ohne das ein schützender Schild ihn wirkungsvoll verhinderte. Manch einer auf der Brücke seines eigenen Schiffes dachte vermutlich gerade an die unzähligen Leben, die in diesem Todesreigen umkamen und empfand auf persönlicher Ebene ein gewisses Mitleid, doch dem kaltblütigen Twi'lek fehlte der Sinn für ein solches Denken in Gänze. Der Captain der Nebulon-B hatte einen taktischen Fehler katastrophalen Ausmaßen begangen, und alles was er nun erntete, war die Konsequenz dieses Versagens. "Mitleid", dachte Jart ungerührt, während er sah, wie eine Kaskade von bläulich schimmernden Explosionen im inneren der Antriebssektion wütete, "hat dieser Kretin wirklich nicht verdient."

"Das war es für diese Fregatte, ihr Fusionsreaktor verliert gerade die Eindämmung",

verkündete er in weiser Voraussicht, was gleich geschehen würde. Jart glaubte nicht, dass es viele von der in der Regel knapp neunhundert Mann starken Besatzung in die Rettungskapseln schaffen würde, da erstens die Zeit nur für die wenigstens überhaupt reichen würde, um eine zu erreichen, und zweitens, weil in wenig mehr als einer Minute der Reaktor seine Schmelztemperatur aufgrund der fehlenden Eindämmung erreicht hatte und alles im Umkreis von fünf Kilometer mit sich nehmen würde, wenn sich die verbleibende Reaktormasse explosionsartig ausdehnte.

"Miss R'vanna, ändern Sie unseren Kurs, und zwar um acht Grad nach Steuerbord, bis wir die Position sieben-fünf-acht zu neun-drei-drei erreicht haben, dann schwenken Sie auf die zweite Fregatte zu."

Die weibliche Ryn nickte knapp und im gleichen Moment zeigte der Holoplot der Fast Fortune, wie sich der beschleunigende Kreuzer der Munificient-Klasse begann aus dem Detonationsradius der dem Tode geweihten Fregatte heraus zu drehen.

"Befehl ausgeführt und beschleunigen weiter, Admiral! Vierundzwangzig MGLT liegen an!"

In Gedanken wünschte sich Jart nun zwei oder drei weitere Schiffe, die an dieser Jagd teilnehmen würden, der Schwachpunkt seiner Operationsplanung trat an dieser Stelle nun deutlich zu Tage, denn nun begann der große Exodus der Frachtschiffe. Überall auf dem Plot erhöhten sich die Energieanzeigen, was ein klares Indiz dafür war, dass Schilde, Antriebe und auch Waffen hochgefahren wurden. Nichts von all dem, mit einer Ausnahme, stellte für Jarts schwer bewaffnetes Schiff eine ernst zu nehmende Gefahr dar, doch seine Beute war gerade dabei, sich aus dem Staub zu machen und da hätten einige weitere Schiffe gute Dienste geleistet.

"Genau, wie Sie es erwartet hatten, Admiral! Die Captains der Frachtschiffe nehmen chaotisch reiß aus. Sie hoffen, dass Sie uns dadurch entkommen können, doch wäre es sicherlich klüger, wenn sie in der Gruppe Schutz suchten",

erklärte Cmdr. Wilm nur so laut, dass es das Ohr seines Kommandanten erreichte. Ein nicht zu überhörender Spott trat darin zum Vorschein und Jart spürte, dass Wilm für derlei Disziplinlosigkeit nur wenig Verständnis hatte. Ob Offizier an Bord eines Kriegsschiffes oder Offizier in der Handelsmarine, nach der Auffassung eines Orus Wilm bildeten Disziplin und das bedingungslose Ausführen der Befehle den einzigen Garanten im All dafür, dass ein Schiff und seine Crew so funktionierten, wie sie es sollten. Dies galt für den schnauzbärtigen XO der Fast Fortune und Vertrauten Ga'lors inbesondere im Falle einer Notsituation. Jart schmunzelte darüber und tat etwas, das er sonst selten tat. Er legte seinem Stellvertreter brüderlich die linke Hand auf dessen Schulter.

"Mein lieber Orus, ich fürchte, in dieser Situation urteilen Sie zu hart. Es herrscht auf den allermeisten Schiffen vermutlich blanke Panik. Eben noch war die Herde geschlossen und ruhte im Schutz ihrer Hirtenhunde, wo sie sich sicher fühlte, dann kamen wir, ein Wolf und begannen unter ihnen zu wüten."

Fast im gleichen Moment, in dem die Fast Fortune die detonierende Fregatte umrundet hatte, eröffneten die leichteren Geschütze des Schiffes das Feuer auf die zu fliehen beginnenden Frachter, die wie die Strahlen einer Punktquelle in alle Richtungen davonstoben. Die hochautomatisierten Zwillingsturbolaser folgten dabei einem Beschießungsplan, der vorsah, nur die Antriebe der potentiellen Prisen auszuschalten. Zwar leistete der eine oder andere Frachter auch Gegenwehr in Form von leichtem Turbolaserfeuer, doch bestand für diese vereinzelten Waffen und deren vermutlich schlecht trainierten Crews nur wenig Aussicht auf Erfolg, insbesondere, wenn sie erst einmal manövrierunfähig waren.

"Es regiert die blanke Furcht und der instinktive Wunsch, zwischen sich und den Wolf so viele Lichtsekunden zu bringen, wie möglich. Mich wundert ernsthaft, Orus, wie ein Offizier mit Ihrer Erfahrung in Bezug auf ... nicht-militärisches 'Personal' zu so einer Schlussfolgerung gelangt."

Das Schmunzeln gipfelte in einem Grinsen, erst dann entließ Jart seinen XO aus der für diesen sicherlich unangenehmen Situation. Seinen Unglauben kaschierte Cmdr. Wilm dabei vortrefflich, fand Jart.

"Meiner Erfahrung nach, kommt es dabei stärker auf die Führungsriege an Bord an, Sir",

brummte er ehemalige Offizier der Neuen Republik im Anschluss, doch lag er damit Jarts Meinung nach nur halb richtig, denn auch die leitenden Offiziere an Bord eines Frachters konnten nur im Rahmen ihrer Ausbildung souverän und professionell handeln. Es mochte zwar einige Frachtschiffcaptains geben, die über militärische Erfahrung verfügten, da sie in ihrem vorigem Leben bereits beim Planetenschutz oder einer Teilstreitkraft einer Nation gearbeitet hatten, doch auf sicherlich neunzig Prozent der Skipper, schätzte Jart, traf das wohl nicht zu. Jart war gerade im Begriff auf die Feststellung seines XO zu antworten, als Zapes Keeso barsch die Diskussion unterbrach:

"Sir, die Sensoren orten den Start von Jägern. Ausgangspunkt ist die zwote Fregatte. Diese wendet und hat ihre Schilde bereits hochgefahren. Sie stellt sich uns und ... verdammt, irgendwie haben Sie es geschafft, unsere Funkstörer zu überwinden. Sie benutzen einen eng gebündelten Laserstrahl als Trägerwelle und senden damit über eine der Com-Barken ein Signal direkt nach Cadomai Prime."

Dass der Kommandant der zweiten Fregatte sich stellte, war durchaus im Bereich dessen, was Jart für möglich gehalten hatte, doch dass er mit seiner Verzögerungstaktik vielleicht sogar Erfolg haben könnte, indem es ihm zusätzlich gelang, die Hauptwelt dieses Systems zu kontaktieren, drohte Jarts sorgsam ausgearbeiteten Plan zu zerschmettern. Er ballte die Hand zur Faust, angesichts dieser neuerlichen Nachrichten, doch deswegen das Unternehmen abzubrechen, verbot ihm eine innere Stimme namens Gier. Sie waren ihrem Ziel so nahe, dass er auf keinen Fall zu einem so drastischen Schritt bereit war. Angespannt blickten er und Wilm auf das Holobild des Plots. Beiden war klar, dass sie einige Änderungen am Plan würden vornehmen müssen.


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[Korporationssektor, Hyperraum, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Crew

Kurz vor der planmäßigen Rückkehr in den Normalraum des Cadomai-Systems betrat Nereus die Brücke des Sternzerstörers, auf der sich die wachhabenden Offiziere den üblichen Prozeduren entsprechend auf eben dieses Ereignis vorbereiteten. Donos war, natürlich, ebenfalls an ihrem Platz. Vor dem Hyperraumsprung hatte sie Nereus‘ Anregungen folgend die Befehle an die nunmehr, bedingt durch den Ausfall der Protector, dreigeteilte Task Force und die jeweiligen Kommandoschiffe übermittelt, bevor sie ihre eigene Crew für den „Ausflug“ in das neutrale Sternensystem vorbereitet hatte. Ein Besuch, der natürlich heikel werden konnte – Nereus hatte den Vertrag studiert, den die CSA mit der Regierung von Cadomai Prime, dem einzigen Planeten des Systems, geschlossen hatte, und dieser ließ nur wenig Spielraum für Offiziere der Sicherheitsdivision, die ihre Einheiten in das System führten. Die auf Cadomai dominanten Snivvianer wollten nichts mit dem Imperium oder der Republik zu tun haben und waren folglich auch den nächstgrößeren Organisationen, wie der Authority, gegenüber wenig aufgeschlossen. Gleichzeitig boten die Zwischenstopps der für den Korporationssektor bestimmten Konvois im System durchaus eine stetige Einkommensquelle für einige Branchen der im galaktischen Maßstab nicht nennenswerten snivvianischen Wirtschaft, weswegen man sich am Ende doch zu einigen Konzessionen genötigt gesehen hatte. Inwieweit die Machthaber auf Cadomai Prime bereit waren, bei Bedarf weitere Zugeständnisse zu machen, würde Nereus vielleicht in Kürze feststellen müssen.

„Rückfall in den Normalraum in fünf… vier… drei… zwei… eins…“

Das immer leicht verwirrende Schauspiel des Übergangs zwischen den unterschiedlichen Räumen füllte für einen Moment das Frontfenster der Brücke der Collateral, bevor schließlich das wenig bemerkenswerte Cadomai-System im Sichtfeld erschien und die einzelnen Stationen auf der Brücke nach und nach ihre Meldungen machten.

„Die Reckoning und die Honest Trade haben ihre Sprünge erfolgreich durchgeführt“, ließ der Sensoroffizier verlauten.

„Empfange die jeweiligen Transpondersignale. Sensordaten lassen außerdem auf leichten zivilen Verkehr zwischen uns und Cadomai Prime schließen, Sind außerhalb der verbotenen Zone.“

„Empfange eine automatische Identifizierungsaufforderung der Flugkontrolle von Cadomai Prime“, mischte die Stimme des Kommunikationsoffiziers sich ein.

„Übermittle unsere Identifikation jetzt.“

„Das wird da drüben einige Köpfe rauchen lassen“, bemerkte Donos, die sich neben Nereus an das Brückenfenster gestellt hatte.

„Soweit ich weiß ist die Flotte bisher noch nicht mit einem Schiff in Sternzerstörergröße bei Cadomai aufgetaucht.“

„Nun, wir halten uns an die Vorgaben des Vertrags“, erwiderte Nereus.

„Ein Führungsschiff, zwei Begleitschiffe von Korvetten- oder Fregattengröße.“

Unter seiner Verkleidung schmunzelte er leicht.

„Wenn die Snivvianer reden wollen, steht ihnen das zu.“

Viel wusste er nicht über das einheimische Volk von Cadomai Prime – abgesehen von ihrer Vorliebe für Kunst, die so stark war, dass selbst die leitenden politischen Positionen oft nach der künstlerischen Ausdruckskraft eines Kandidaten besetzt wurde und nicht nach den Kriterien, die man üblicherweise – aus menschlich/imperialer Sicht zumindest – erwarten würde. Vor diesem Hintergrund war es wenig erstaunlich, dass die Snivvianer wohl kaum als Freunde des Korporationssektors zu bezeichnen waren. Kunst galt dort – wie alles andere auch – als Ware. Aber natürlich brauchten auch die Snivvianer Credits und Verkäufe von Kunstwerken an Händler aus dem Sektor waren mit Sicherheit nicht selten.

„Halten sie uns außerhalb der verbotenen Zone und zeigen Sie mir eine Liste der Konvois, die in nächster Zeit im System erwartet werden. Bis auf weiteres bleiben alle Stationen in Alarmbereitschaft.“


[Äußerer Rand, Cadomai-System, Weltraum nahe Cadomai Prime, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | im Ortungsbereich der Tibanna-Gas-Miene | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


Dass sich die eskortierende Fregatte zum Kampf stellte, war zunächst einmal ein Zeichen dafür, dass der Kommandant des Sternenschiffes seine Pflicht gegenüber seinen Auftraggebern und auch gegenüber den schutzlosen Frachtschiffen und Lastkähnen ernst nahm, dachte Jart fokussiert, während die ersten Turbolaser der klar unterlegenen Nebulon-B gegen den Schild der Fast Fortune trommelten und begierig um Einlass baten. Jart glaubte jedoch nicht, dass sein Gegenspieler eine heroische Ader in sich hatte und gewillt war, den Kampf bis zum bitteren Ende zu führen. Erstens sprach dafür, dass er die Explosion seines Schwesterschiffes mitangesehen hatte und diese Bilder vermutlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatten, taten sie doch davon Kunde, dass der Feind vor Vernichtung nicht zurückschreckte. Zweitens, so glaubte Jart zu wissen, waren Personen vom Schlag eines Mannes oder einer Frau, die Eskortdienste anboten, einfach nicht so waagemutig oder prinzipientreu. Es ging um Bares, und der Verlust eines so großen Schiffes wie dieser Fregatte, würde den Eigner sicher nicht erfreuen. Jart riss sich selbst von seinen doch zweitrangigen Überlegungen los.

"Eröffnen Sie nun ebenfalls das Feuer, Ejahsa!" Er hob den Blick nicht einmal vom Holoplot, sondern verfolgte nur akribisch die Bewegungen des Feindes. "Und stellen Sie das Feuer auf die Frachter wieder ein. Die Prise wird diesmal kleiner ausfallen, als gedacht",

brummte er und nickte seinem XO zu, welcher begriffen hatte, warum das nötig war.

"Achtung Nahbereichsabwehr! Die Z-95 kommen jetzt in Schussweite, deswegen haben Sie Feuererlaubnis. Die leichten Turbolasergeschütze zwei bis zwölf und die Zwillingstürme zehn bis vierundzwanzig schwenken um 90° Grad, um zwischen der Fast Fortune und dem Angreifer einen dichten Strahlenteppich zu legen",

erklärte Commander Wilm mit der Gelassenheit eines Routiniers, und erntete von verschiedenen Stationen die verbale Bestätigung, dass seine Befehle die richtigen Adressaten erreicht hatten. Jart hatte indes auch für das farbenprächtige Feuerwerk, welches sich jenseits der Schilde seines schweren Kreuzers ereignete, nur wenig übrig. Grob überschlug er anhand des taktischen Holos, wie viele Frachter sie in den vergangenen Minuten hatten manövrierunfähig schießen können, und die bittere Erkenntnis, dass es lediglich vier Schiffe, ein Deuteriumtanker, zwei Erzkutter und ein Frachtraumer im Megatonnenbereich waren, ließ Zorneslinien längsseits seiner Schläfen entstehen, auch wenn der twi'lekische Admiral ansonsten keinen Ton darüber verlor. "Die haben verdammt schnell reagieren, für Zivilisten", raunte er sich leise zu, denn in der Tat war eine außerordentlich kurze Zeitspanne nur vergangen, bis die meisten Frachtschiffe einen entgegengesetzten Fluchtvektor angelegt hatten und auf vollen Sublicht gegangen waren. Diesmal war es die ehemalige Kopfgeldjägerin, Miss Keeso, welche Jart aus seinen Abschweifungen riss:

"Sir, die Schilde der feindlichen Fregatte sinken schnell. Noch Siebenundvierzig Prozent Sollstärke, unsere liegen bei Achtundsechzig. Bei vier Geschützen ist die Automatik ausgefallen und Fusionsreaktor zwei läuft langsam heiß, meldet Tryykuur aus dem 'Keller'."

Gemeint war damit der Maschinenraum. Jart schnaubte verächtlich und sein vernichtender Blick traf die Clawdite unvermittelt.

"Nur noch Achtundsechzig Prozent?"

Die Meldung über den heiß gefahrenen Reaktor ignorierte Jart. Die Fast Fortune war eine Antiquität gehobenen Alters. Er erwartete von dem kleinwüchsigen Wookiee, dass er mit derlei Problemen fertig wurde, schließlich zahlte Jart ihm dafür ein horrendes Gehalt.

"Äh, ja Sir!", stammelte Zapes Keeso unsicher und suchte per Blickkontakt Hilfe bei der taktischen Offizierin, doch diese schaute demonstrativ auf ihre eigenen Konsole und drückte damit mehr als deutlich etwas aus, wie "Das darfst du dem Skipper erklären!" Zunächst zuckten die aus Jarts Sicht widerlich fleischlosen Lippen der Pateessa, dann gesellten sich zaghaft einige Worte hinzu: "Erschütterungsraketentreffer, Sir! ... Einige der Jäger vermochten an Steuerbord unseren Abwehrschirm zu durchbrechen und da ..."

"Commander!", giftete Jart ohne auf die vollständige Erklärung seiner Sensoroffiziering zu warten und fuhr zu seinem Stellvertreter herum. "Welche Kanonisten tun dort Dienst?"

"Hm, ... die fraglichen Sektionen müsste ich herausbekommen, Sir, doch weise ich verbindlichst darauf hin, dass dies einen Moment dauern wird",

entgegnete Commander Wilm so gelassen, wie ihm dies unter den sengenden Blicken seines aufbrausenden Kommandanten möglich war. Jart indes wollte eine solche Schlampigkeit nicht durchgehen lassen und forderte Köpfe. Wenn er den Befehl gab, die feindlichen Raumjäger, welche zudem ähnlich betagt waren, wie alle beteiligten Kombatanten, dann erwartete er ohne Ausnahme, dass man seinen Befehlen auch nachkam. Eine Idee, um welchen Zug Kanonisten es sich handelte, hatte er bereits, und es würde sie teuer zu stehen kommen, womit er keinesfalls die Soldkürzungen meinte, die er quasi schon beschlossen hatte.

Der Kampf dauerte noch insgesamt zwanzig interstellare Standardminuten, erst dann sendete die feindliche Fregatte das Zeichen zur bedingungslosen Kapitulation. Den Bestand an Raumjägern hatte die Crew der Fast Fortune bis zu diesem Zeitpunkt auf eine überschaubare Zahl gesenkt, welche ihr Heil ebenfalls in der Flucht sahen. Auf ausufernde und langanhaltende Diskussionen mit dem Captain der aufgebrachten Nebulon-B, es handelte sich dabei um einen - aus Jarts Sicht - einfälltigen Duros, namens Hep Gigrig, hatte er wenig Lust, schließlich hatte dieser Hundesohn noch einen Funkspruch absetzen können, womit Zeit für Jart zu einem wertvollen Gut wurde. Gigrig wurde als Geisel genommen, Mannschaft und Offiziere der Gambit wurden in die Rettungskapseln getrieben, dort sich selbst überlassen und dann der Fusionsreaktor dahingehend sabotiert, dass der zulaufende Kühlmittelstrom abgeschaltet wurde. Nachdem man sich der Fregatte und ihrer Besatzung auf diese doch 'elegante' Weise entledigt hatte, wurden Entermannschaften ausgesandt, um die in unmittelbarer Nähe befindlichen Frachtschiffe aufzubringen und ihre mittelprächtige Ladung in die üppigen Frachträume des Handelskreuzers zu überführen. Dank der neuen Enterboote gelang dies problemlos, hielt Jart in seinem Logbuch fest und notierte zusätzlich den Vermerk, weitere Schiffe davon anzuschaffen, wo auch immer er ihrer habhaft werden konnte. Die Besatzungen der Schiffe bewiesen jedoch weniger Weitsicht, als Captain Higrig, musste Jart sich von seinen Entermannschaften berichten lassen. Es kam zu einigen Schusswechseln, bei denen er zwo Männer verlor. Über die Entbehrlichkeit dieser ehr grobschlächtigen Gestalten vergoss Jart zwar kein Tränchen, doch den Befehl zur Exekution aller Besatzungsmitglieder gab er trotzdem. Man erschoss sie.



[Apara Sektor | Cardomai-System | im Ortungsbereich der Tibanna-Gas-Miene | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, Weltraum nahe Cadomai Prime, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung

Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen musterte Nereus das Hologramm von Sinrich Hyst, seines Zeichens Minister für Äußere Angelegenheiten des souveränen Planeten Cadomai (und – da keine andere Spezies den Snivvianern die Dominanz streitig machte – des gesamten Systems), das im rückwärtigen Bereich der Brücke der Collateral, etwas abgeschirmt von den Augen und Ohren der übrigen Besatzung, vor ihn und Captain Donos projiziert wurde. Die Regierung Cadomais hatte am Ende doch reden wollen.

Der Snivvianer gab einen recht unansehnlichen Anblick ab, aus menschlichen Augen betrachtet, doch Nereus musste sich eingestehen, dass es um ihn selbst in seiner derzeitigen Maskerade kaum besser bestellt war. Ob der Nichtmensch seine kybernetischen Prothesen großartig zur Kenntnis genommen hatte konnte der vermeintliche Commodore der CSA nicht sagen, zu schnell war Hyst dazu übergegangen, ihn mit Fragen bezüglich des Auftauchens der Collateral zu bombardieren, obwohl diese sich – wie ihre beiden Begleitschiffe – sich nach wie vor weit außerhalb der „verbotenen Zone“, jenes im Grunde rein symbolischen Sperrgebiets von zehntausend Klicks um den Planeten, befand.

„Ich kann Ihnen versichern, Minister Hyst, dass wir uns lediglich im System befinden, um die Interessen der Authority in Bezug auf den Schutz ihrer Konvois zu vertreten.“

Kurz warf er Donos einen Seitenblick zu, der er erlaubt hatte, an diesem Gespräch teilzunehmen, weil sie weitaus vertrauter mit den Gepflogenheiten der CSA im Umgang mit ihren Nachbarn zu sein schien, doch für den Moment schien seine Flaggkommandantin es nicht für nötig zu halten, einzuschreiten.

„Uns liegt eine bedenkliche Anzahl an Berichten über Piratenaktivitäten im näheren Umkreis vor. Ich bin mir sicher, Sie verstehen, dass die Sicherheitsdivision des Korporationssektors dem nachgehen muss.“

„Dann verstehen Sie mit Sicherheit, Commodore, dass die Anwesenheit eines Sternenzerstörers in unserem System nicht unbedingt unser Vertrauen in die Absichten der CSA stärkt“, schoss der Minister zurück.

„Auch Ihnen dürfte klar sein, für welche Art von Operationen derartige Schiffe in anderen Bereichen der Galaxis eingesetzt werden.“

Nereus seufzte, ein Laut, der glücklicherweise vollkommen von seiner Verkleidung verschluckt wurde.

„Auf die Operationen des Imperiums irgendwo in den Kolonien hat die CSA keinerlei Einfluss, Minister.“

Die Ironie, dass ausgerechnet er dem Snivvianer dieser Versicherung überbrachte, entging dem ehemaligen Großadmiral der imperialen Streitkräfte nicht. Nicht, dass das Imperium an einem Planeten wie Cadomai sonderliches Interesse gezeigt hätte – sofern er nicht mit dem Rest des umliegenden Sektors in das Reich hätte eingegliedert werden sollen.

„Ich würde allerdings behaupten, dass auch Ihrer Regierung an der Eindämmung von Piratenaktivität in unmittelbarer Nähe Ihres Systems gelegen sein sollte.“

„Wenn es das ist, weswegen Sie hier sind.“

Die Feindseligkeit des Ministers war unverkennbar, sodass Nereus sich im Stillen fragte, wie die CSA es überhaupt vollbracht hatte, einen Vertrag mit dem Planeten abzuschließen, der irgendeine Form der militärischen Präsenz der Authority im System etablierte.

„In dem Fall sollten Sie sich für einen Vorfall interessieren, der sich vor kurzem in der Nähe einer benachbarten Tibannagasmine ereignet hat. Wir empfingen einen Notruf… wenig konkret, daher haben wir lediglich ein Systempatrouillenboot zur Überprüfung entsandt.“

Nereus und Donos tauschten einen vielsagenden Blick – zumindest der von Donos war es, während die Maske des Vilius Trayn weiterhin das rotglühende Starren seiner Droidenaugen zeigte.

„Ich könnte Ihnen die Koordinaten zur Verfügung stellen, damit Sie es selbst überprüfen können“, fuhr der Snivvianer in einem Tonfall fort, der andeutete, dass er ihnen damit einen gewaltigen Gefallen tun würde.

„Ich bitte darum“, entgegnete Nereus trocken.

„Je eher wir wissen, wohin wir müssen, desto eher sind Sie den Sternzerstörer im System wieder los.“

„Ist das eine Drohung?“

„Eine Feststellung.“

Der Snivvianer gab etwas von sich, das wie eine Art Fauchen klang.

„Ich übermittle die Daten. Cadomai Prime, Ende und Aus.“

Das Hologramm erlosch und Nereus schüttelte langsam mit dem Kopf. Die Auflistung erwarteter Konvois hatte in der Tat eine Gruppe aus Frachtschiffen aufgeführt, die im in Frage kommenden Zeitrahmen in der Nähe einer Tibannagasmine hatte Station machen sollen, allerdings verhältnismäßig gut geschützt durch zwei Fregatten der Nebulon-B-Klasse, die zu einem angeheuerten Sicherheitsunternehmen gehörte. Die Tatsache, dass es nur einen Notruf in Richtung Cadomai gegeben hatte und dass weiterhin vom Konvoi jede Spur fehlte, lies darauf schließen, dass die Piraten mittlerweile Erfolg gehabt haben mussten. Also waren sie schwer genug bewaffnet, um mühelos zwei Fregatten ausschalten zu können – etwas, was man von den meisten Piratenbanden nicht unbedingt behaupten konnte. Das war also das wachsende Ausmaß an Bedrohung, von dem Moriera gesprochen hatte…

„Sobald Sie die Koordinaten haben übermitteln Sie sie an die Honest Trade sowie die Reckoning und setzen die Collateral auf Kurs“, instruierte er Donos knapp.

„Maximales Sublicht.“

Er glaubte keine Sekunde daran, dass sie den Ort des Geschehens noch rechtzeitig erreichen würden, um irgendetwas ausrichten zu können, doch gleichzeitig wollte er auch das Systempatrouillenboot der Snivvianer nicht ungestört herumstöbern lassen.

Wenig später war die kleine Gruppe Raumschiffe der Korporationssektorverwaltung auf Kurs und es dauerte nicht lange, bis von der Sensorstation die erste Bestätigung der Behauptung des Ministers einging. An den besagten Koordinaten befand sich das Patrouillenboot der spärlich ausgerüsteten Systemverteidigung der Snivvianer – nebst einer Menge Schrott und Strahlung.

„Das Patrouillenboot scheint sich einem kleinen Flugkörper zu nähern, bei dem es sich laut Funkfeuer um eine Rettungskapsel zu handeln scheint…“

Die Meldung des Sensoroffiziers manifestierte sich im Aufflackern weiterer Elemente im taktischen Hologramm, das Nereus und Donos aufmerksam studierten.

„Da will sich jemand uns gegenüber in eine vorteilhafte Verhandlungsposition bringen“, murmelte Donos.

„Die müssen wissen, dass wir hier sind.“

„Starten Sie eine Staffel IRDs, Kurs auf dieses Patrouillenboot“, befahl der Commodore.

„Keine aggressiven Manöver – er soll nur wissen, dass er nicht alleine ist.“

Weitere, bedeutend kleinere Elemente erschienen auf dem Hologramm – die Staffel IRDs, die den Hangar der Collateral verließ und sich in Formation dem Patrouillenboot und seiner vermeintlichen Beute näherte. Diese Beute war für die Besatzung des Schiffes indes vollkommen wertlos – es handelte sich um ein IPV-1-Patrouillenboot und diese verfügten nach Nereus‘ Wissen über keinerlei Traktorstrahlen, mit denen größere Bergungsaktionen hätten durchgeführt werden können.

„Das Patrouillenboot dreht ab“, meldete der Sensoroffizier schließlich, gefolgt von einem Ausruf des Kommunikationsoffiziers:

„Sie rufen uns.“

„Stellen Sie durch“, entschied Donos.

„Unidentifizierter Raumschiffverband, hier spricht Commander Takeel Dex von der Systemverteidigungsflotte Cadomai. Erklären Sie Ihre Absichten.“

Donos schnaubte und Nereus wusste, wieso. Die Markierungen insbesondere an der großen Collateral waren unverkennbar und machten sehr deutlich, dass es sich bei dem Sternenzerstörer um ein Schiff der CSA handelte. Zweifelsohne war der Kommandant des Bootes auch bereits durch seine eigene Regierung in Kenntnis gesetzt worden.

„Stellen Sie mich durch“, sagte Nereus, an den Kommunikationsoffizier gewandt, und wartete dessen bestätigendes Nicken ab, ehe er selbst sprach.

„Hier spricht Commodore Vilius Trayn vom Sternenzerstörer Collateral der Corporate Sector Authority. Wir sind hier auf Empfehlung Ihrer Regierung, Commander. Man gab uns den Hinweis, dass aus dieser Region ein Notruf empfangen wurde. Offenbar ein wertvoller Hinweis. Ihre Gegenwart wird hier nicht weiter benötigt – da es sich um einen Konvoi der CSA handelt, werden wir die Bergungsarbeiten übernehmen.“

Auch wenn die Schiffe, die er bei sich hatte, darauf nicht unbedingt spezialisiert waren – für das Auflesen der Rettungskapseln würde es reichen, doch um zu ergründen, ob eventuell noch unbeschädigte Waren vorhanden waren oder eines der Raumschiffe wieder flottgemacht werden konnte, würde die Authority wohl Spezialisten nach Cadomai schicken müssen. Und wer wusste schon, dass die lokale Regierung bis dahin anstellen würde.

„Bedauere, Commodore“, kam die Antwort des Patrouillenbootes.

„Meine Zuständigkeit erstreckt sich auf das gesamte System. Sie dürfen gemäß des zwischen Ihren Vorgesetzten und meiner Regierung ausgehandelten Vertrags Ihre Bergung durchführen – doch ich werde den Vorgang überwachen. Reine Formsache – Sie verstehen schon.“

Unter seiner Atemmaske schnitt Nereus eine Grimasse.

„Natürlich. Collateral, Ende.“

Die Droidenaugen des Commodore ruhten wieder auf der blonden Kommandantin der Collateral.

„Unsere IRDs sollen diesen Schlamassel so gut es geht kategorisieren und insbesondere nach weiteren Rettungskapseln Ausschau halten. Die Reckoning wird diese bergen. Währenddessen soll die Honest Trade das Umfeld der Tibannagasmine abfliegen – und ihr Kommandant soll sich beim Stationskommandanten erkunden, ob man uns dort sachdienliche Hinweise zum Vorgang des Überfalls und zur Identität der Angreifer machen kann.“

„Verstanden, Sir. Wir finden diesen Abschaum.“

Nereus lächelte schwach, was natürlich vollkommen an Donos vorüber ging.

„Hoffen wir es.“

[Korporationssektor, Cadomai-System, unweit der Tibannagasmine, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Crew
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | im Tibanna-Gas-Nebel | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


Die Crew der Fast Fortune war seit Stunden auf den Beinen, um die notwendigsten Reparaturen an dem schweren Kreuzer in aller Hast durchzuführen, besagte der soeben auf Jarts Schoße abgelegte Statusbericht, den ein Schreibersmaat ihm aus dem Maschinenraum und im Auftrag Tryykuurs hergebracht hatte. Mit einer wegwerfenden Handbewegung gestattete Jart dem Boten, sich von der Brücke zu entfernen. Nachdenklich rieb er sich die Schläfen. Dem Bericht des Chefingenieurs zu Folge, hatten sie zwei der Geschütze wieder in den Feuerleitverbund eingliedern können und die meisten kleineren Hüllenbrüche soweit abdichten können, doch Fusion zwei blieb angeschlagen und der Pateessa hatte angeordnet, den Energieoutput nicht über sechzig Prozent zu fahren. Das war schlecht, wusste Jart und der grünhäutige Admiral vermochte seine Missstimmung nicht ausreichend aus seiner Mimik zu verbannen.

"Ich habe den Bericht ebenfalls gelesen, Admiral. Fusion zwei schränkt unsere taktischen Optionen stark ein. Entweder nehmen wir mindestens fünfzehn Geschütze vom Netz oder wir können nicht mehr als etwa siebzig Prozent Nominalstärke aus dem Schildgenerator herausbekommen",

erklärte Cmdr. Wilm mit der Gelassenheit des Alters, die jedoch nicht tadellos über seine Besorgnis in Bezug auf den Zustand des Schiffes hinwegtäuschen konnte. Jart verzog die Mundwinkel zu einem gequälten Lächeln.

"Wenn man den Wookiee doch nur mit Peitschenhieben motivieren könnte, was? ... Bis dahin müssen wir damit auskommen und weiterhin darauf hoffen, dass wir mit dem Überraschungsmoment rechnen können."

"Denkbar wäre auch, dass wir das nehmen, was wir haben und bei Nar Shaddaa eigenständig einen solventen Abnehmer suchen. Es könnte sich lohnen."

Jart blickte ärgerlich auf, als er vernahm, was sein schnauzbärtiger Stellvertreter ihm da unterjubeln wollte. Einen für Wilm unsagbar langen Moment hielt er den Blick, bevor er noch leise, doch mit gepresster Stimme auf diesen Unsinn nur entgegnete:

"Völlig inakzeptabel, Orus! Das, was in unseren Bunkern lagert, nennen Sie eine Prise? Eine Prise? ... Die aufgebrachten Waren decken soeben die Umkosten dieses Einsatzes und ich rede noch nicht einmal von den Credits, die ich der Besatzung versprochen habe." Jart schüttelte energisch den Kopf und sortierte seine bebenden Lekku danach neu. "Nein, wir sind hier noch nicht fertig und die taktische Position ist gut. Wir müssen nur Geduld haben, Commander, Geduld."

"Wie Sie meinen, Admiral!"
, stimmte der ehemalige republikanische Commander seinem Dienstherren zu, obwohl Jart sehr deutlich vernahm, dass er von der Entscheidung nicht vollends überzeugt war. "Zumindest die ausgesetzte Sublicht-Funkbarke dürfte sich als ausgemachter Vorteil erweisen, um das Gebiet rund um die Gasmine im Blick zu behalten, während wir uns weiterhin in diesem Nebel verstecken."

"Ja! ... Doch der Kommandeur der Gasmine ist die eigentlich Unbekannte in dieser Gleichung. Ich hätte meiner Drohung, zurück zu kommen und ihm seine Station unter dem fetten Hintern weg zu schießen, mehr Nachdruck verleihen sollen. Weitere Geiseln vielleicht oder ein fernlenkbarer Sprengsatz."

"Zu wenig Zeit, Admiral! Wir mussten damit rechnen, dass jed ..."

"Der Wahnsinn, die Barke zeichnet Kommunikation auf!",

unterbrach der rötlich geschuppte Com-Offizier das vertraute Gespräch zwischen Kommandant und XO, doch angesichts der Brisanz der Nachricht, übersah selbst Cmdr. Wilm die Schnoddrigkeit in der Art und Weise, wie Pateessa Fi-Ek Wumbdi gerade Meldung machte. Jart indes hatte kein Ohr für die Metaebene, sondern realisierte umgehend, dass sie vielleicht früher Glück hatten, als angenommen. Er stand auf, legte die knorrigen Hände in begieriger Vorfreude aneinander und befahl rasch:

"Wiedergabe direkt über Lautsprecher! Und zeichnen Sie die Sendung auf!"

Bereits das dritte Mal ließ Jart die Nachricht nun abspielen, doch der höchst ärgerliche Umstand blieb, dass der abgefangene Schiff-zu-Schiff-Verkehr nur fragmentarisch blieb.

"Nicht meine Schuld, Sir, Admiral! Dieser Nebel bringt hier alles irgendwie durcheinander. Hohe Strahlungswerte und Isobarenkonzentrationen und so, wenn Sie verstehen",

startete Mr. Wumbdi den Versuch, seine Ursachenanalyse in dem ihm typischen Slang zu erklären, doch wirklich zuhören, tat Jart dem jungen Nikto nicht, denn dazu waren die Informationsfetzen, die Sie erhalten hatten, doch zu aufschlussreich. Deutlich wurde daraus, dass zwei Schiffe miteinander Informationen austauschten, wobei eines der Schiffe offenbar ein Patrouillenboot von Cadomai war. Das war nach dem abgesetzten Notruf zu erwarten, doch hatte Jart eigentlich gedacht, dass die Systemsicherheit ein 'potenteres Vehikel' aussenden würde, um dem Hilferuf nachzugehen. Was den zweiten Gesprächsteilnehmer anbelangte, so war eine klare Zuordnung schwierig. Militärischer Befehlston, eine gewisse Reserviertheit gegenüber dem Patrouillenboot und ein angedeuteter Zwist in Bezug auf die Zuständigkeit, das war angesichts der Störgeräusche alles und ließ deutlich mehr Interpretationsspielraum zu, als Jart lieb war. Zudem musste er immer auch davon ausgehen, dass man die ausgesetzte Funkbarke fand, und so entschied er, zunächst abzuwarten.

"Bringen Sie uns näher ran, R'vanna! Fünf MGLT voraus, Schleichfahrt!"

"Verstanden, Sir!"


[Apara Sektor | Cardomai-System | im Tibanna-Gas-Nebel | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, unweit der Tibannagasmine, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Crew

„Wer immer hierfür verantwortlich ist, hat ganz schön gewütet.“

Gaeriel Donos stand über einen Bildschirm gebeugt, auf dem ihr laufend die gesammelten Daten der Reckoning und der Jägerstaffel der Collateral mitsamt vorläufiger Analysen übertragen wurden, während diese das vor dem Sternzerstörer langsam durchs All schwebende Trümmerfeld – unter dem wachsamen Auge des Patrouillenbootes von Cadomai – untersuchten.

„Von einer der Fregatten ist nichts mehr übrig – der Reaktor muss den kritischen Punkt erreicht und das gesamte Schiff zerrissen haben.“

„Das lässt auf schwere Bewaffnung schließen“, warf Nereus ein, der sich mittlerweile zu seiner Flaggkommandantin gesellt hatte.

„Oder eine erschreckend effiziente Taktik.“

„Das… oder die Piraten haben einfach nicht aufgehört zu schießen, bis das gewünschte Ergebnis erreicht war.“

Der Tonfall der Kommandantin der Collateral ließ erahnen, wie unwohl sie sich bei dieser Vorstellung fühlte.

„Sie wissen, wie manche dieser Gruppen sind.“

„Ja, und bei einem Überfall im tiefen Raum würde ich Ihnen zustimmen… aber in diesem Fall hatten die Angreifer – falls es sich denn um eine Piratenbande handelt – nur wenig Zeit. Irgendwie müssen sie die Eskortschiffe überrascht haben… womöglich noch mit heruntergefahrenen Schilden. Ein präziser Schlag auf die Reaktoren hätte in dem Fall auch mit weniger beeindruckender Bewaffnung ausreichen können.“

„Vielleicht können die Überlebenden uns mehr erzählen. Auch wenn ich überrascht bin, dass es überhaupt welche gibt…“

Nereus nickte langsam. Auch die Tatsache, dass zumindest eine Rettungskapsel – jene, der sich das Patrouillenboot genähert hatte – auffindbar gewesen war, ließ darauf schließen, dass die Angreifer wenig Zeit gehabt haben. Ihr Hauptaugenmerk hatte sich selbstverständlich darauf gerichtet, die an Bord der Frachtschiffe gelagerten Güter zu kapern – ein Beutezug, der sich nach den Nereus nun vorliegenden Daten zum Konvoi kaum gelohnt haben durfte, um das Risiko dieses Angriffes zu rechtfertigen. Doch hatten die Angreifer sich mit dieser Beute zufriedengegeben? Oder hofften sie, innerhalb der nächsten Tage weiteren arglosen Konvois auflauern zu können, begünstigt durch die reichlich phlegmatische Einstellung der Regierung von Cadomai? In dem Fall hatte ihnen die Ankunft der Collateral und ihrer Begleitschiffe wohl einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Dass die Angreifer über genug militärische Ressourcen verfügten, einen Sternenzerstörer der Victory-II-Klasse herauszufordern, davon ging der ehemalige Großadmiral der imperialen Streitkräfte nicht aus.

„Die Honest Trade meldet sich zurück, Commodore.“

Nereus wandte sich vom Datenbildschirm ab und konzentrierte sich auf den Kommunikationsoffizier, nicht ohne zu registrieren, dass dessen Gesichtsfarbe beim Anblick des unmenschlichen Starrens seines Vorgesetzten eine Nuance bleicher wurde.

„Commander Trant meldet keinerlei bemerkenswerten Anomalien. Eine Anfrage an den Kommandanten der Gasmine blieb ebenfalls ergebnislos, offenbar hat man dort nichts von dem Angriff mitbekommen.“

Bei diesen Worten sah nun auch Donos vom Bildschirm auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das glaube ich kaum. Sofern die Ausrüstung der Mine dem Standard üblicher Einrichtungen dieser Art entspricht, müssen wir uns in ihrem Ortungsbereich befinden.“

Also hatte sich nicht nur die Regierung von Cadomai entschlossen, zu mauern. Langsam keimte in Nereus der Verdacht, dass die Ursache für diese Mauer des Schweigens und mangelnder Kooperationsbereitschaft systemischer Natur sein konnte – Cadomai war ein kleines System, unabhängig zwar, aber entsprechend schutzlos. Einer kriminellen Organisation von einer gewissen Größe – Hutts, Black Sun oder ähnliches – dürfte es durchaus möglich sein, sich einige Gefälligkeiten zu sichern, im Austausch gegen Schutz oder auch nur eine wohlwollende Nichtbeachtung. Solche Missstände galt es zu beseitigen, wenn Leute wie Moriera beabsichtigten, den Korporationssektor gegen Einflüsse von außen zu rüsten. Das akute Problem der Task Force war allerdings die Beseitigung der schlimmsten Symptome – eben solcher Angriffe, wie er hier stattgefunden hatte.

„Vielleicht sollten wir uns überlegen, wie sehr es dem Kommandanten gefallen würde, wenn ein Regiment Espos seine Station auf den Kopf stellt“, grübelte der Commodore laut.

„Das dürfte dann auch Cadomai daran erinnern, dass ihr Vertrag mit der CSA mehr ist als ein Stück Flimsiplast.“

„Was ist das?“

Stirnrunzelnd ob dieser Unterbrechung richtete Nereus seinen Blick erst auf Donos und dann auf das taktische Hologramm, das aus irgendeinem Grund ihre Aufmerksamkeit gefunden hatte, während es sich laufend anhand der übermittelten Daten aktualisierte. Ohne weitere Umschweife trat die Captain neben ihren Kommunikationsoffizier und an dessen Konsole.

„Dorn 4, überprüfen Sie den Kontakt bei 876 – 765 – 091.“

„Verstanden, Collateral.“

Die Antwort war die eines IRD-Piloten, dessen Maschine dann auch sogleich in Richtung der von Donos genannten Koordinaten abdrehte. Diese war sich mittlerweile des Blickes ihres Vorgesetzten bewusst geworden, der, wären da nicht die künstlichen Augen, wohl recht verständnislos ausgefallen wäre.

„Dieser Kontakt, Commodore…“

Sie schüttelte langsam mit dem Kopf.

„Ich glaube, das ist kein Trümmerteil…“

[Äußerer Rand, Cadomai-System, unweit der Tibannagasmine, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Crew
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | im Tibanna-Gas-Nebel | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


"Die Verbindung steht, Admiral, ist aufgrund der Interferenzen jedoch echt nicht sehr stabil",

erklärte der rot geschuppte Nikto mit einem Schulterzucken, das Commander Wilm nur devot artikulierte Verachtung in Form eines stechenden Blickes, ob der fehlenden Erklärung für die schlechte Verbindungsqualität, entlockte. Jart interessierte sich dafür wenig, sondern drückte sein Rückrat durch, als er aufstand und betont unaufgeregt in das Com-Gerät sprach:

"Mister Katt, es freut mich zu sehen, dass die Schwarze Sonne selbst hier im Apara-Sektor mit ihren Anliegen nicht auf taube Ohren stößt."

Die Verbindung war nur audio, doch die säuerliche Gemütslage des Verwalters der östlichen Provinz von Cardomai-Prime konnte Jart deutlich vernehmen.

"Sind Sie denn total wahnsinnig, mich direkt und ohne Mittelsmann zu kontaktieren? Ein solches Vorgehen war nie Teil des Kontrakts, Mister ... .

"Jart Ga'lor", antwortete Jart gelangweilt und warf seinem XO einen Seitenblick zu, der seine Gedanken in Bezug auf die dümmliche Kleingeistigkeit dieses Regionalgouverneurs noch unterstrich. "Natürlich war es nicht Teil des Kontrakts, denn die Umstände sind nun andere."

"Sind Sie das? Nicht für mich! Ein Kontrakt ist ein Kontrakt, die hohe Kunst des Geschäfts", näselte Katt weiter und legte eine kurze Pause ein, die durch das schlechte Signal jedoch von statischem Rauschen noch zusätzlich gedehnt wurde, dann erklärte der Snivvianer weiter: "Hören Sie, Ga'lor! Wir haben unseren Teil der Vereinbarung eingehalten und Sie mit den äußerst wertvollen Daten ausgestattet, die Ihnen den Angriff auf diese Konvois ermöglichen. Und wie man hört, waren Sie ganz erfolgreich."

Wieder meldete sich Pateessa Wumbdi, diesmal jedoch stand ihm echte Besorgnis ins Gesicht, was Jart dazu veranlasste, ihm auffordernd zu zu nicken.

"Admiral, unsere Com-Barke wird erfasst. Ich würde mich sputen!"

Das war definitiv kein gutes Zeichen, dachte Jart, denn es sprach dafür, dass wer immer dort draußen, außerhalb der Ionisierungszone des Nebels, sich aufhielt, über militärtaugliches Gerät verfügen musste, denn sonst hätte er die nicht einmal einen Meter große Barke nie im Leben aufspüren können, grollte Jart, doch machte es den Grund für das Gespräch mit diesem Kretin nur noch dringender. Und wie es der Zufall so wollte, verlor er langsam die Geduld. Die Verbindung wurde wieder geöffnet.

"Die Vereinbarung, die Sie mit Nerra Yarta geschlossen haben, interessiert mich nicht und jetzt hören SIE gefälligst zu, denn meine kostbare Zeit ist begrenzt. Keinen einzigen Credit werden Sie erhalten, denn ... ."

"Keinen einzigen Credit?"

"Halten Sie den Mund! ... Ihre ach so wertvollen Daten sind nicht mehr wert wie Banthascheisse, denn sonst hätten wir daraus entnehmen können, das militärische Einheiten hier im System Patrouille fliegen. Und so lange uns diese Schiffe zur Untätigkeit verdammen, sehen Sie nicht einen Credit. ... Und ich schlage vor, dass Sie jetzt rasch ihre widerlichen, fleischigen Fingerchen über die Console huschen lassen und dafür sorgen, dass diese Schiffe hier schleunigst verschwinden."

Den letzten Nebensatz hatte Jart nicht geschrieen, doch bis dahin hatte auch nicht mehr viel gefehlt. Sein Gegenüber schien von der anmaßenden Respektlosigkeit derart überrascht zu sein, dass er für einige Momente seine Fassungslosigkeit nicht verbergen konnte und tonlos den Mund mehrmals öffnete und schloss. Jart grinste, doch noch hatte er nichts gewonnen. Vielleicht pokerte er zu hoch, doch dieser Katt hatte mehr zu verlieren, als er, und ihm musste bewusst sein, dass die Schwarze Sonne ein Geschäftspartner war, den man besser nicht hinters Licht führte. Sonst konnte der unangenehme Fall entstehen, dass man sich blindlings von Blasterfeuer in seinem eigenen Penthouse erschossen wieder fand, schließlich gab es genug arme Seelen, die für ein paar Credit so ziemlich jeden umbrachten.

"Das, ... das ist eine Unverschämtheit, Ga'lor. Sie bezichtigen mich des Vertragsbruchs?

"Völlig irrelevant! Die einzig für mich interessante Frage lautet, ob Sie dafür sorgen können, dass diese Schiffe irgendwie abgelenkt werden",

erkundigte sich der grünhäutige Twi'lek, wobei er seine Stimme nun soweit gesenkt hatte, dass der schrille Ton daraus verschwand und die kühle Sachlichkeit wieder in den Vordergrund trat. Katt schien ernsthaft nachzudenken, was Jart als gutes Zeichen wertete.

"Mein Mitarbeiter in der Einsatzleitungszentrale der Systemstreitkräfte berichtete mir heute Morgen davon, dass mehrere CSA-Schiffe unangekündigt ins System gekommen sind und Ihr kleines Spektakel mitbekommen haben. ... Ga'lor?"

"Die Verbindung wird schlechter, Mr. Katt!"

Ein wenig Druck bewirkte bei manchen Personen wahre Wunder, wusste Jart und ein schäbiges Grinsen huschte unversehens über sein Gesicht, während er geduldig dem Snivvianer, einer wirklich hässlichen Spezies, die sogar noch die Bothaner in ihrer Unproportioniertheit überbot, zuhörte.

"Hm, na schön! Ich versuche Sie fort zu locken, auch wenn ich für nichts garantieren kann, Ga'lor. Ich erwarte dafür jedoch einen erheblichen Bonus! Allein schon für Ihre Unverschämtheiten! ... Mal sehen, wenn ich mich recht entsinne, kommt der nächste Konvoi in gut dreißig Standardstunden. Ich werde meine 'Ablenkung' vier Stunden vorher starten, dann müssten Sie ein ordentliches Zeitfenster haben."

"Das klingt annehmbar. Für Ihren Bonus werde ich sorgen! Ga'lor Ende."


[Apara Sektor | Cardomai-System | im Tibanna-Gas-Nebel | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, unweit der Tibannagasmine, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Crew

Aufgeschreckt durch Donos‘ düstere Vorahnung beobachtete wohl jede Seele auf der Brücke des Sternzerstörers, wie sich das den IRD-Jäger verkörpernde Signal langsam jenem mysteriösen Kontakt näherte, der das Misstrauen der Kommandantin geweckt hatte. Nach den ersten übermittelten Daten handelte es sich um ein im üblichen Weltraummaßstab winziges Objekt, kaum einen Meter groß, das im Trümmerfeld wohl untergegangen wäre, hätte Nereus nicht eine gründliche Untersuchung sämtlicher Hinweise angeordnet. Wenig später wurde neben das taktische Hologramm ein Gittermodell des Objekts dargestellt, nachdem der Zentralrechner der Collateral die vom Piloten übermittelten Daten interpretiert hatte.

„Ein… Kommunikationsgerät?“, vermutete Donos leise, während neben ihr ihr erster Offizier langsam nickte.

„Jemand ist sehr interessiert daran, was hier gesprochen wird.“

Nereus wandte seinen Blick vom Hologramm ab und richtete seine nächsten Worte direkt an Donos:

„Rufen Sie die Reckoning – sie sollen auch dieses Objekt bergen.“

„Seltsam…“

Nicht Donos war es, von der dieser nicht ganz dem militärischen Protokoll entsprechender Aufruf kam, sondern vom Sensoroffizier, der sich für den Moment wohl als einziges Brückenmitglied noch voll und ganz auf seine Instrumente konzentrierte.

„Captain, ich verzeichne hier einen rapiden Energieanstieg aus der Richtung des Objekts…“

Nereus reagierte sofort. Mit zwei schnellen Schritten war er nicht beim Sensoroffizier, sondern an der Kommunikationsstation, deren Verantwortlicher ihm geistesgegenwärtig sofort aus dem Weg ging. Einen hastigen Knopfdruck später war eine Verbindung aufgebaut…

„Dorn-3, hier spricht der Commodore! Drehen Sie unverzüglich ab! Ich wiederhole, drehen Sie unverzüglich ab!“

An Stelle einer Antwort flammte im Trümmerfeld eine Explosion auf, so deutlich, dass man sie auch durch das Brückenfenster der Collateral mühelos erkennen konnte, und vom taktischen Hologramm verschwanden zwei Kontakte – das unbekannte Objekt und der IRD Dorn-3.

„Ein Selbstzerstörungsmechanismus…“

Man konnte es Donos anmerken, dass sie all ihre Selbstbeherrschung benötigte, um nicht ungläubig auf das taktische Hologramm zu starren, auf dem sich mittlerweile die Signale weiterer IRDs den Koordinaten der Explosion näherten.

„Collateral, hier Dorn-2. Von dem Objekt ist nichts mehr übrig. Dorn-3 scheint schwer beschädigt, aber der Pilot ist am Leben.“

„Die Reckoning soll ihn reinholen.“

Mühsam ignorierte Nereus den säuerlichen Geschmack in seinem Mund. Irgendwo da draußen trieb irgendjemand – ob Pirat, Söldner der Black Sund oder Handlanger der Hutts spielte keine Rolle – sein Spiel mit ihm und das erfolgreich. Ein Konvoi verloren und ein beschädigter Raumjäger, noch bevor die Task Force auch nur einen Schuss abgegeben hatte, dazu die Scherereien mit der Regierung Cadomais, deren Soldaten an Bord des Patrouillenbootes die Szene vermutlich mit einiger Schadenfreude beobachtet hatten. Angestrengt ballte der ehemalige Großadmiral seine Hände zu Fäusten.

„Und dann mit der Untersuchung des Trümmerfelds fortfahren. Wir nehmen mit der Honest Trade Kurs auf die Minenstation.“

Für den Moment entsprach das ewig finstere Starren der Droidenaugen dem tatsächlichen Gesichtsausdruck des Mannes, der vorgab, Commodore Vilius Trayn zu sein.

„Ich will Antworten.“

***

Wie so häufig musste Nereus feststellen, dass Donos mit ihren Feststellungen ins Schwarze getroffen hatte, als er an ihrer Seite und umgeben von einer Eskorte schwer bewaffneter Espos durch die Korridore der Minenstation schritt. Eigentum eines „Teagan Tech-Konsortiums“, entsprach sie voll und ganz den Spezifikationen, die man von einer Anlage dieses Typs erwartete hätte, was den Schluss nahe legte, dass die Kommandantin der Collateral auch in Bezug auf die Sensorreichweite Recht behalten sollte.

Der Kommandant der Station hatte sich zunächst wenig kooperativ verhalten – doch ein kleines „Manöver“ der Jäger der Collateral und ein kurzzeitiges hochfahren der massiven Frontbewaffnung des Sternenzerstörers hatten ihn dann, unter ignorierten Protesten des sie nach wie vor verfolgenden Patrouillenboots von Cadomai, dazu bewogen, die Pforten seiner Station zu öffnen. Wahrscheinlich hatte er nicht ganz damit gerechnet, dass dies in einer wahren Überflutung der Station mit Espos resultierte, doch es gab wenig, was er dagegen hätte tun können.

Das Büro des Kommandanten, das Nereus, Donos und Eskorte nun betraten, war erstaunlich elegant eingerichtet dafür, dass es sich an Bord einer industriell genutzten Raumstation befand, sogar ein wenig künstlerisch, was allerdings weniger überraschte, da es sich bei dem Stationskommandanten um einen der unansehnlichen Snivvianer handelte. Als die beiden Offiziere der Sicherheitsdivision sein Büro betraten, erhob der Nichtmensch sich halb aus seinem Sessel, überlegte es sich dann allerdings, wohl wegen der Präsenz der bereits links und rechts von ihm postierten Espos, noch einmal anders und begnügte sich mit etwas, was bei seinem Volk wohl als wütender Blick durchging.

„Commodore Trayn, ich muss protestieren! Die CSA hat kein Recht, in diesem System zu walten wie eine imperiale Invasionsflotte!“

Nereus wischte die Worte des Kommandanten mit einer gleichgültigen Handbewegung bei Seite und war einmal mehr froh über seine Maskerade – auch der Stationskommandant, Dervel Kissek mit Namen, fühlte sich allem Anschein nach mehr als unwohl in der Gegenwart eines vermeintlichen Cyborgs.

„Die CSA hat jedes Recht, Ihre Interessen gegenüber Ihren Handelspartnern zu vertreten, Mr. Kissek. Und soweit ich weiß bestehen einige Zulieferverträge zwischen Teagan Tech und dem Korporationssektor.“

„Ich wusste nicht, dass wir unsere vertraglichen Pflichten vernachlässigt haben.“

Nereus stoppte unmittelbar vor dem Schreibtisch des Snivvianers und stützte sich bedrohlich auf die Arbeitsfläche auf.

„Gehören Lügen zu Ihren vertraglichen Pflichten, Mr. Kissek?“

„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“

Die Heftigkeit, mit der Nereus auf den Schreibtisch des Stationskommandanten schlug, ließ nicht nur diesen, sondern auch die halb im Hintergrund wartende Donos zusammenzucken.

„Sie haben dem Kommandanten eines meiner Schiffe versichert, dass ihre Station nichts von dem Angriff auf den verloren gegangenen Konvoi mitbekommen hat. Nun – meine Techniker versichern mir, dass sich der Schauplatz des Überfalls sehr wohl innerhalb ihrer Sensorreichweite befindet. Und, dass gewisse Aufzeichnungen aus Ihren Datenbanken gelöscht wurden.“

Der Snivvianer wirkte, als würde er am liebsten mit seinem Sessel verschmelzen, und sein Blick geisterte alarmiert über die versammelten Espos, obwohl diese sich um keinen Millimeter bewegt und nicht einmal ihre Waffen bereit gemacht hatten.

„Wir… wir hatten bedauerlicher Funktionsstörungen, wenn Sie das meinen…“

„Tatsächlich?“

Nereus machte sich keine Mühe, seine Verachtung aus seiner ohnehin elektronisch aufbereiteten Stimme zu verbergen.

„In dem Fall sollte ich dem ExO der CSA wohl melden, dass Teagan Tech nicht als vertrauenswürdiger Geschäftspartner bezeichnet werden kann und ihm empfehlen, einige Verträge zu revidieren. Wie würde sich das wohl auf Ihre Beurteilung auswirken?“

Neben Nereus entstand plötzlich Bewegung, als Donos sich auf ihr Comlink konzentrierte, doch der Commodore entließ den Snivvianer nicht aus seinem Blick.

„Also?“

„Sie müssen verstehen, Commodore… ich bin auf das Wohlwollen vieler Parteien angewiesen…“

„Commodore?“

Man sah Donos an, dass es ihr unangenehm war, ihren Vorgesetzten bei der Befragung des Stationskommandanten zu unterbrechen, doch gleichzeitig verriet ihr Gesichtsausdruck, dass es wichtig war. Widerwillig zog Nereus sich vom Schreibtisch des Stationskommandanten zurück und trat zu seiner Flaggkommandantin.

„Was gibt es?“

„Kommunikation von der Collateral, Sir. Ein Notruf aus einem benachbarten System… vielleicht eine Spur unseres Piraten.“

„Gut. Navigation soll einen Kurs programmieren… und die Reckoning soll zu uns stoßen. Wir verschwenden hier ohnehin unsere Zeit.“

Ein letztes Mal richtete wer seine Aufmerksamkeit auf den Snivvianer.

„Sie haben noch etwas Zeit, sich eine Antwort zu überlegen, die Ihre Karriere rettet, Kissek. Doch seien Sie sich einer Tatsache bewusst – wir kommen wieder.“

[Äußerer Rand, Cadomai-System, Tibannagas-Mine, Büro des Stationskommandanten]- Nereus, Donos, Dervel Kissek, Espos
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | im Tibanna-Gas-Nebel | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


"Verstehe ich Sie da richtig, Pateessa? Sie würden es bevorzugen, erst dann ihre Schiffe auszuschleusen, wenn der Weg zu Ihrem Ziel von den Geschützen der Fast Fortune freigeräumt wurde? Ist es das, was Sie mir sagen wollen?",

bohrte Jart noch einmal nach und es kostete ihn eine gehörige Portion Selbstbeherrschung, Pateessa Vog'atik nicht aus vollem Hals anzubrüllen, so unsagbar geringschätzig erachtete er dessen letzte Aussage. Jarts Lekku, normalerweise rührten sie sich kaum, versteiften sich, als er mit funkelnden Augen in den kleinen Com-Bildschirm zu seiner Rechten starrte. Er wusste, was jetzt kommen würde.

"Kommen Sie, Ga'lor, das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Diese sonderlichen TIEs, die Sie uns in die Frachträume haben stopfen lassen, taugen doch nicht, zumindest nicht für sowas. Keine Schilde, kaum Panzerung ... und dann sollen wir uns damit bis zu den Sternengalleonen durchmogeln? Da kann ich mir doch besser gleich selbst den Blaster an den Kopf halten."

Jarts Miene wurde ausdruckslos, doch seine Verstimmung stieg ins Bodenlose. Es war zwingend notwendig, dass seine Entermannschaften rasch die Galleonen enterten, und zwar bevor die aus dem Hyperraum kommenden, bewaffneten Frachter ihre Schilde aktivieren konnten. Genau dafür war es notwendig, die zehn TIE-Enterboote bereits im All zu haben. Zeit, das hatte er seinen Führungsoffizieren im letzten Briefing mehr als eingeschärft, war die kritische Ressource dieser Operation, und das nicht nur, weil ein Verband von CSA-Schiffen, wie Jart mittlerweile in Erfahrung gebracht hatte, ihm auf der Spur war. Entsprechend hätte das Ausschleusen der Schiffe, nachdem der Sternengalleonen-Konvoi bereits im System war, einfach zu lange gedauert, eingedenk der Tatsache, dass die Fast Fortune über keinen echten Hangar für mehr als ein paar Fähren verfügte. Die TIEs mussten aus einem Frachtraum gestartet werden, was abermals wertvolle Minuten kostete, denn jeder, der bereits einmal gesehen hatte, wie quälend langsam sich solche Schotts öffneten, wusste das. Jarts Stimme klang entsprechend kühl, als er schlicht meinte:

"Ich verstehe, Mr. Vog'atik. Pateessa Luum?"

"Ja, Admiral?",

antwortete die rauchige Stimme eines noch jugendlich aussehenden, menschlichen Piloten, der während des Gesprächs zwischen Jart und seinem unmittelbaren Vorgesetzten, etwas abseits, doch noch im Aufzeichnungsbereich der Kamera, gestanden hatte. Jart würdigte Vog'atik keines Blickes mehr, hingegen er den jungen, schwarzhaarigen Mann fast milde anlächelte.

"Wie mir scheint, fühlt sich Pateessa Vog'atik nicht in der Lage, meinen Befehlen ordnungsgemäß nachzukommen. Sie haben unser Gespräch verfolgt? ... Das ist keine Fangfrage."

"Äh, ... ja, Admiral, das habe ich."

Die Stimme des Menschen klang zögerlich, doch er ahnte, was er nun gefragt würde, und allein diese Tatsache bestärkte Jart in seinem Tun. Obgleich er in dem Piloten ein gehöriges Maß an Verunsicherung und auch Unglauben spürte, war da doch noch etwas Anderes, und das wuchs von Sekunde zu Sekunde, bis es alles Andere verdrängt haben würde. Gier! Jart lächelte in sich hinein. Dieser unscheinbare Junge tat seinen ersten Schritt hin zur Dunklen Seite, denn genau das war es, was sich hinter so heeren Motivationen, wie 'Gier' verbarg.

"Gut, dann möchte ich, dass Sie an seiner statt die Operation durchführen, und zwar in genau zwei Stunden vierundfünfzig Minuten. Sorgen Sie dafür, dass Mister Vog'atik im Hangar anwesend ist, wenn Ihre TIEs starten. Er soll einen unverbauten Blick auf das Geschehen haben."

Die Bestätigung wartete der grünhäutige Twi'lek nicht einmal mehr ab. Jart schloss die Verbindung und richtete sein Augenmerk wieder auf den Hauptplot vor ihm. Vor etwas weniger als zwanzig Minuten hatten sie den Tibanna-Gas-Nebel verlassen. Weit entfernt, nur als übergroßer Stern zu sehen, befand sich Cadomai, während sie an Steuerbord in nicht einmal zweitausend Klicks Entfernung die Tibanna-Gas-Mine passierten, ein Unternehmen des 'Teagan Tech-Konsortiums', wie er sich erinnerte. Seit fast fünfzehn Minuten rief die Minenstation, in Person von Dervel Kissek die Fast Fortune, doch ernsthaft daran interessiert, mit diesem schleimigen Snivvianer zu sprechen, war Jart nach dem Gespräch mit Adlam Katt nicht mehr. Ihn ermüdeten solche Gespräche irgendwie, denn sie waren so vorhersehbar, so einfältig. Der nur am Überleben seiner kostspieligen Unternehmung interessierte Stationskommandant, bildete da keine Ausnahme.

"Ruder, bringen Sie uns zu Position zwei-fünf-fünf zu sechs-null-eins, dreißig MGLT. Sobald wir die Koordinaten erreicht haben, geben Sie Pateessa Vog'a", der Commander stockte, schien sich zu erinnern und korrigierte umgehend, "geben Sie Pateessa Luum grünes Licht, dass er mit der Operation starten kann. Waffen, Sie warten nicht auf einen Feuerbefehl, sondern schießen nach eigenem Ermessen, sobald sie eine präzise Ortung haben!",

befahl sein Stellvertreter, und einen kurzen Moment fühlte Jart sich zurück an Bord eines republikanischen Kriegsschiffes versetzt, was zweifelsohne an der Art und Weise lag, wie sein XO mit dem Piratenpack auf seinem Schiff umzugehen pflegte. Nachdem er sich von den nostalgischen Gedanken losgerissen hatte, betätigte er den seit nunmehr siebzehn Minuten blinkenden 'Annahme-Knopf', woraufhin sich auf dem kleinen Com-Bildschirm das zerknauschte Gesicht Dervel Kisseks materialisierte. Es wäre wohl nicht vermessen anzunehmen, dachte Jart belustigt, dass sein Gegenüber sicher verärgert sein würde, trotz allem.

"Ga'lor, die CSA hat meine Station gefilzt, dutzende von Espos, und dann dieser Commodore, Trayn war sein Name. Der sah nicht gesund aus, mit seinen Cyberaugen, aber was red ich da",

unterbrach sich Kissek selber und Jart wartete, seine Langeweile nicht einmal verbergend, einfach weiter ab, was dieser zu sagen hatte.

"Die kommen wieder, Ga'lor, das waren seine letzten Worte. Ich bin am Arsch, vollkommen am Arsch!", kreischte er nun fast hysterisch ins Com. Jart fand, dass die Nase des Mannes mehr der eines Tieres glich, als der eines vernunftbegabten Wesens, bevor er sich genötigt sah, dem Gefasel weiter seine Zeit zu schenken. "Sagen Sie mir auf der Stelle, was ich tun soll, Ga'lor! ... Wenn ich Sie verpfeife, schießen Sie alles kurz und klein, halte ich aber mein Maul, dreht die CSA mir den Laden hier um und ich kann in einem ihrer berüchtigten Gefängnisse verschimmeln, wegen Beihilfe zur Piraterie oder sonst was."

Die Zwickmühle, schien Kissek durchaus klar erkannt zu haben. Leider, hatte er nicht bis zu Ende gedacht.

"Bravo, Mister Kissik! Solch feingeistiges Denken hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Seis drum. Meine Stimmung ist im Moment ganz passabel, und so will ich ihr kleines Dilemma ernsthaft versuchen zu lösen." Jart hob rasch den Zeigefinger und grinste freudig in sein Com. "Ah! Und ich hab auch schon eine Lösung! Sie sterben! Jetzt!"

"Nein! Mister Ga'lor, ich habe doch getan, was Sie gesagt haben, die haben nichts von mir erfahren, das schwöre ich Ihnen, bei dem Leben meiner Frau und meiner Kinder."

Jart prustete vor Vergnügen. Auf seiner Brücke war es merklich stiller geworden.

"Eintausend Credits", die Worte waren an seine Führungsoffiziere gerichtet, "dass er weder das eine, noch das andere überhaupt hat. ... Nein, Mister Kissik! Die Espos sorgen leider dafür, dass ich unser kleines Arrangement abändern muss, um sicher zu stellen, dass meine Identität gewahrt bleibt. Leben Sie wohl!"

Mit einem Kopfnicken befahl Jart seinem Waffenoffizier, die Tibanna-Gas-Mine anzuvisieren und zu feuern, ohne auch nur eine Spur von Bedauern zu empfinden. Zwar stockte Ad'ika Ejahsa etwas länger, als eigentlich gut für sie war, doch schließlich fanden die leichten, drehbaren Turbolasergeschütze des schweren Kreuzers ihr Ziel. Aufgrund der hohen Gaskonzentration in und um die Station herum, genügten einige schlecht gezielte Schüsse, und eine mächtige Explosion beendete die Existenz dieser Versorgungseinrichtung und ihrer tragischen Rolle. Es war nicht auszuschließen, vermutete Jart, dass jemand die Explosion vielleicht aufzeichnete oder ihre gravimetrischen Auswirkungen mitbekam, doch dann würden sie schon lange hier wieder verschwunden sein, diesmal hoffentlich mit größerer Beute.


[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards
 
[Äußerer Rand, Sternensystem Besh-5690, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung

Nicht einmal einen Namen war das Nachbarsystem Cadomais seinen Entdeckern und den späteren Kartographen wert gewesen, so belanglos hatte die Zusammenfassung des Sterns Besh-5690 und seiner überschaubaren Anzahl übriger Himmelskörper wohl in den Berichtbögen gewirkt. Erst eine zweite, mehr zufällig erfolgende Expedition hatte schließlich, so war es der Datenbank der Collateral zu entnehmen, zur Entdeckung einiger Schwermetallvorkommen im Asteroidengürtel des Systems geführt, auf welche wiederum die einzige Einrichtung nicht natürlichen Ursprungs zurückzuführen war – die Minenstation in eben jenem Asteroidengürtel, betrieben von einem losen Zusammenschluss aus unternehmungslustigen Geschäftsleuten, die sich von der mageren Gewinnmarge anders als größere Firmen nicht hatten abhalten lassen. Hier waren sie ihren Geschäften unterhalb des Radars etwa der Regierung von Cadomai oder auch des Korporationssektors nachgegangen und hatten es sogar bis zu diesem Zeitpunkt vermieden, die Aufmerksamkeit einer Piratengruppe auf sich zu ziehen. Der Notruf, der die Collateral erreicht hatte, machte allerdings klar, dass es mit dieser vorteilhaften Ruhe nun vorbei war.

„Ich habe Schwierigkeiten, die Minenstation zu erfassen“, meldete der Sensoroffizier mit gerunzelter Stirn.

„Der Metallgehalt der umliegenden Asteroiden stört unsere Sensoren und ich empfange keinerlei charakteristischen Energiesignaturen aus der Richtung, in der sich die Station unseren Aufzeichnungen nach befinden müsste.“

„Keine Kommunikation?“, hakte Donos nach.

„Keine anderen Schiffe?“

„Nein, Ma’am.“

„Bringen Sie uns näher ran.“

Unruhig verlagerte Nereus sein Gewicht von einem Bein auf das andere und blieb weiter auf das taktische Hologramm konzentriert, dessen Informationsgehalt allerdings derzeit gegen Null ging. Sie konnten unmöglich zu spät sein – es war nur ein kurzer Sprung von Cadomai ins Nachbarsystem und sie hatten unverzüglich auf den eingegangenen Notruf reagiert. Selbst, wenn die ominösen Angreifer im Begriff gewesen wären, die Minenstation vollständig zu zerstören, die Sensoren der Collateral hätten zumindest Spuren dieser Verwüstung auffangen müssen. Irgendetwas stimmte hier nicht – wieder einmal.

„Commodore, wir empfangen eine Hyperkombotschaft von Etti IV. Verschlüsselt und adressiert an Sie persönlich.“

Nereus stutzte. Diese Art der Kommunikation konnte eigentlich nur bedeuten, dass entweder der Viceprex der Sicherheitsdivision oder Auditor-General Moriera neue Anweisungen oder zumindest Informationen für ihn hatten – allerdings hatte die Collateral noch keinerlei Berichte nach Etti IV gesandt, da es aus Nereus‘ Sicht noch nichts zu berichten gab. Möglicherweise hatte die Regierung von Cadomai ihrerseits die CSA kontaktiert und sich über das Auftauchen der Task Force beklagt, wenngleich dieses im vollkommenen Einvernehmen mit den geschlossenen Verträgen gewesen war…

„Stellen Sie die Nachricht in den kleinen Konferenzsaal durch, ich werde sie dort entgegennehmen.“

„Jawohl, Sir.“

Mit zügigen Schritten verließ Nereus den vorderen Bereich der Brücke und begab sich in den kleinen Konferenzsaal, der im Grunde für Besprechungen des Brückenstabs gedacht war, in dem er die Nachricht von Etti IV ungestört würde abrufen können. Es handelte sich um eine holographische Botschaft – tatsächlich von Moriera, der immer noch dieselbe Uniform trug wie auf Stars‘ End, auch wenn Nereus sich mittlerweile sicher war, dass diese nichts mit seiner eigentlichen Position innerhalb der CSA zu tun hatte.

„Commodore.“

Die Mimik des Auditor-General wirkte ernst, ja, beinahe angespannt.

„Ich hoffe, diese Nachricht erreicht sie rechtzeitig. In der Auflistung von Konvois, die Captain Donos vorliegt, werden sie einen Verbund aus Coruscant kommender Sternengalleonen finden, als dessen Fracht Industriegüter mittlerer Priorität aufgeführt sind. Aufgrund der… politischen Entwicklungen auf Coruscant sah man sich allerdings gezwungen, vor einer endgültigen Kontrollübernahme durch die Republik weitere heikle Fracht vom Planeten zu bringen. Es handelt sich um den Prototypen einer neuen Art von Panzerung, die ursprünglich für das Stars‘ End-Projekt gedacht ist und deren Nutzen für die Anwendung auf Raumschiffen untersucht werden soll. Ich will Sie nicht mit den technischen Details behelligen – seien Sie nur sicher, dass eine erfolgreiche Übertragung dieses Panzerungskonzepts auf die Raumschiffe unserer Flotte die Aufrüstungsbestrebungen des Sektors erheblich begünstigen wird. Dieser Konvoi muss Bonadan um jeden Preis erreichen. Sie wissen, was Sie zu tun haben.“

Das Abbild des Auditor-General erlosch. Eine düstere Vorahnung beschlich Nereus, als er mittels zweier rascher Knopfdrücke die Auflistung der zu erwartenden Konvois aufrief und tatsächlich die Gruppe Sternengaleonen fand, die von Coruscant aus aufgebrochen waren. Letzter Zwischenstopp vor dem letzten Sprung nach Bonadan: Cadomai. Wenige Sekunden später war er wieder auf der vorderen Brücke.

„Bericht.“

„Sir, wir konnten mittlerweile die Minenstation ausfindig machen, aber…“

„Sie ist schon lange verlassen, nicht wahr?“

Irgendwo in der hintersten Ecke seines Schädels begann sich dumpfer Schmerz auszubreiten. An der Nase herumgeführt wie ein dummes, kleines Kind.

„Ja, Sir. Anscheinend wurde der Betrieb schon seit geraumer Zeit eingestellt, wohl aus wirtschaftlichen Gründen. Einen Piratenangriff hat es hier jedenfalls nie gegeben.“

„Programmieren Sie sofort einen Kurs zurück nach Cadomai.“

Langsam schüttelte Nereus mit dem Kopf, fast als wünschte er sich, dadurch die letzten Stunden rückgängig machen zu können.

„Und hoffen Sie, dass wir nicht zu spät sind.“

[Äußerer Rand, Sternensystem Besh-5690, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


Das taktische Display an Bord der Fast Fortune, auch Holoplot genannt, spuckte allerhand Daten über die Schiffsbewegungen in ihrer unmittelbaren Nähe und, und dank der üppig dimensionierten Sensorantennen von Schiffen der Munificient-Klasse, auch darüber hinaus aus. Von der einstigen Minenstationen waren nur noch wenig Wrackteile von der Größe vorhanden, welchen die Sensoren noch auflösen konnten, doch galt die fokussierte Aufmerksamkeit des grünhäutigen Admirals auch nicht dieser unschönen Episode ihres Raids. Jart schnalzte ungeduldig mit der Zunge.

"Wie lange noch, bis der Konvoi voraussichtlich die Hypermauer durchbricht?",

verlangte er barsch zu wissen, auch wenn dies seine fehlende Geduld offenkundig werden ließ. Doch dies interessierte Jart nicht, solange dieser Konvoi bloß endlich bald auf den Sensoren auftauchte. Er hasste das Warten, hatte er schon immer, doch es gehörte zu seinem Betätigungsfeld dazu, wie Turbolaser zu einem Sternenzerstörer. Dennoch ungehalten verschränkte er die Arme vor der Brust.

"ETA beträgt noch neunzehn Minuten, Admiral",

meldete die Sluissi, mit ihrem leicht zischelnden Akzent, bevor sie sich zu räuspern schien. Jart wandte sein Augenmerk von dem grünlich schimmernden Plot ab, um der geschuppten 'Schönheit' einen fragenden Blick zu zu werfen. Er spürte, wie ein Gedanke sich seines weiblichen Offiziers bemächtigte und sie offensichtlich damit rang, ihn offen auszusprechen, auch wenn ihre geschlitzten Augen und das regelmäßige Schlängeln der gespaltenen Zunge nichts über ihre zwiespältigen Gedanken verrieten. "Ob Sie den Mumm hat?" Nur wenige Herzschläge später wusste er es besser:

"Sir, ich habe mir die Freiheit genommen noch einmal die Berechnungen zu überprüfen. Mir ... ist da eine Idee gekommen",

erklärte Ejahsa vollkommen ruhig, doch einen Moment war deutlich zu spüren, wie mehrere, rangniedrige Mitglieder der Schwarzen Sonne auf der Brücke die Luft anhielten, offenbar zutiefst entsetzt über soviel Initiative. Es waren schon Personen für weniger Feistes exekutiert worden, schien in den Gedanken jener Heuchler der Konsens zu sein, wusste Jart und wandte seiner Waffenoffizier dann den Kopf zu, bevor der drahtige Körper ihm schlendernd folgte, bis Jart die Distanz zu der Station überbrückt hatte und das Gespräch in diskretere Bahnen lenken konnte:

"Was für eine Idee?"

"Unsere Position, Sir!" Als die erfahrene Raumoffizierin in Jarts rote Augen schaute, die sie anstarrten, wie zwei überhitzte Glutöfen, verlor Ejahsa für einen Moment den Faden, erst dann fasste sie neuen Mut. "Nun äh, schauen Sie hier Admiral! Die ungefähren Sprungkoordinaten, also der Ort, wo die Sternengalleonen zurück in den Normalraum transistieren, können wir ziemlich genau eingrenzen. Zum Einen besitzen wir die Informationen des geplanten Kurses, zum Anderen können wir den Liegeplatz des letzten Konvois nehmen, um die Daten noch zu verfeinern."

Jart nickte, während er im Hintergrund mitbekam, wie Commander Wilm die Besatzungen der Enterboote zu ihren Schiffen schickte und das Schiff allgemein in Gefechtsbereitschaft versetzte, worauf hin sich auch die neugierigen Ohren, die versuchten Fetzen von ihrem Gespräch aufzufangen, deutlich verringerten.

"Worauf wollen Sie hinaus?"

"Auf Folgendes: Unsere jetzige Position liegt bei zwei-fünf-fünf zu sechs-null-eins, was uns ziemlich achteraus des Konvois bringt. Wir fallen ihm quasi in den Rücken, wie man so schön sagt. ... Ich denke jedoch, dass die Position zwei-sechs-fünf zu sechs-null-eins meines Dafürhaltens entscheidende Vorteile hat."

Es kam äußerst selten vor, dass jemand einen Aspekt seiner Einsatzplanung kritisierte, dachte Jart und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, denn in der Regel empfand er dies als Angriff auf seine Authorität, was nicht ohne Strafe bleiben konnte. Ganz entfernt, in einem unterbewussten Bereich seines Verstandes, erinnerte sich jedoch ein Teil seiner selbst daran, dass ein guter Offizier stehts auch die Meinung seiner Untergebenen ernst nahm. Bei dem Gedanken daran, entspannte Jart sich etwas, dann hakte er nach, indem er selbst Hand an den Plot der taktischen Station anlegte.

"Sie wollen die Fast Fortune unmittelbar IN die Sprungzone manövrieren? Für gewöhnlich ... würde ich so ein Manöver als Selbstmord einstufen, Ad'ika, als warum sollte ich mich darauf ein lassen?"

"Weil der taktische Vorteil die Nachteile aufwiegt! Sie können alle Geschütze feuern lassen, nicht nur die zum Bug hin arretierten, stiften von Anfang an Verwirrung, indem wir innerhalb ihrer eigenen Formation auftauen und grenzen damit den Manövrierspielraum der Sternengalleonen beträchtlich ein."

Jart wurde nachdenklich. "Konnte Sie Recht haben?" Ihm war der Gedanke zuwider, doch an den Überlegungen der Sluissi kam er nicht vorbei.

"Der Preis wäre das Risiko, noch während der Transition mit einer der Sternengalleonen zu kollidieren."

"Ja, das Risiko besteht. Allerdings sind Sternengalleonen auch zähe Biester, nicht besonders stark im Austeilen, doch dafür langatmig. Ein kurzes Gefecht, ohne dass sich die Schiffe taktisch klug gruppieren können, würde unsere Siegchancen beträchtlich erhöhen."

"Ich stimme zu, ... in beiderlei Hinsicht."

Nur mit Hilfe der Manövrierdüsen schob sich die Fast Fortune noch einige hundert Klicks weiter in die Sprungzone, ganz wie Ad'ika Ejahsa vorgeschlagen hatte. Als Jart wieder auf dem Stuhl des Kommandanten saß, warf er seiner taktischen Offizierin noch immer schele Blicke zu, denn so viel taktischen Sachverstand hatte er der unansehlichen Kreatur bei allen Beteuerungen doch nicht zugetraut. Wohlmöglich - nur im Falle eines Erfolges - würde er die Frau und ihren Wert für seine Operationen neu bewerten müssen. Andernfalls ... ein gewisser Teil von Jart besaß ein erstaunliches Maß an Kreativität in diesen Dingen.


[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards
 
[Hyperraum, Sternengaleone „Steady Profit“, Lagerraum der Schiffskombüse]- Severina, Teela, Agent Itoklo

Das Gefühl in ihren Händen hatte Severina nach wenigen Minuten verloren. Sie befanden sich in einem kleinen Vorratsraum, dessen eigentlicher Zweck allem Anschein nach die Unterbringung von Nahrungsmitteln zur späteren Verarbeitung in der Kombüse der Sternengaleone war und den ihr temporärer „Gastgeber“ – Agent Itoklo, auch wenn nach wie vor rätselhaft blieb, im Auftrag welcher Institution dieser „Agent“ handelte – in eine Art Verhörzimmer umfunktioniert hatte. Sie war mit den Lähmhandschellen an eine Art Rohr über ihren Köpfen gefesselt, gerade tief genug, dass sie auf ihren Zehenspitzen balancieren konnte, doch immer noch so hoch, dass jedes Abknicken die Handschellen dazu veranlasste, unangenehme Betäubungsimpulse durch ihre Arme zu jagen. Die leise schluchzende Teela hatte der fahlblaue Nichtmensch an ein Regal gekettet, offenbar der Auffassung, dass er aus Severina weitaus mehr würde herausbekommen können als aus der Mirialanerin. Auf einem Tisch vor ihm lagen Severinas Q2-Blaster und der Rucksack mitsamt der Glitzerstimkapseln, von denen Itoklo eine aufmerksam betrachtete. Langsam schüttelte er mit dem Kopf, bevor er einen schmalen, schwarzen Zylinder aus dem Inneren seiner Lederjacke hervorholte.

„Wissen Sie, die Sicherheitsdivision schwört auf diese Geräte…“

In einer fließenden Bewegung schwang er den Zylinder hin und her, was andeutete, dass es sich um eine Waffe handelte.

„Merr-Sonn Betäubungsstäbe. Sehr geeignet, um Schlägereien oder unliebsame Demonstrationen aufzulösen. Ich allerdings…“

Ohne Vorwarnung schmetterte Itoklo den Stab gegen das Regal, an das Teela gefesselt war, woraufhin dort, wo sich Regal und Spitze des Zylinders trafen, grelle Funken aufsprühten. Das erschreckte Aufschreien der Mirialanerin ging fast im Geräusch dieser abrupten Entladung unter.

„Ich habe mein ganz eigenes Verwendungsfeld.“

Mit der grazilen Langsamkeit eines siegessicheren Raubtiers näherte sich der Agent seiner hilflos von der baumelnden und verbissen um ihre Balance bemühten Gefangenen und ließ den Stab dabei locker in seiner rechten Hand kreisen.

„Also… wer besitzt die Dreistigkeit, den Schmuggel von strikt kontrollierten Substanzen in den Korporationssektor voranzutreiben? Die Hutten? Die Black Sun vielleicht? Ein… neuer Spieler?“

Severina zwang sich, das selbstzufriedene Grinsen des Mannes zu ignorieren, und suchte stattdessen den angsterfüllten Blick Teelas.

„Sieh einfach nicht hin…“

Die Attacke kam zumindest in ihrer Heftigkeit unerwartet. Mit wohl all seiner Kraft rammte Itoklo Severina den Betaübungsstab in ihre Magengrube – alleine die kinetische Wucht reichte, um ihr die Luft aus den Lungen zu treiben und eine furchtbare Übelkeit in ihr aufsteigen zu lassen, verblasste allerdings vollkommen im Vergleich zu den Schmerzen, den die „Betäubungs“funktion des Stabes ihr zufügte. Offenbar konnte man die Intensität des Schocks nach eigenem Gutdünken justieren – und Itoklo hatte wohl nicht die Stufe gewählt, die zur Auflösung von Kneipenschlägereien benutzt wurde.

„Es gibt… keinen… Auftrag…“

Der zweite Hieb war noch schlimmer als der Erste. Severina hörte ihren eigenen schmerzerfüllten Schrei wie den einer dritten Person, während ihre Füße unter ihr nachgaben und sich zum Elend ihres Körpers auch noch die zunehmende Taubheit ihrer Arme gesellte. Man hätte meinen können, dass diese Taubheit die Tortur erträglicher machte – doch tatsächlich vereinigte sie sich mit ihr zu noch schlimmerer Qual.

„Wirklich, Ihre Loyalität ist bemerkenswert… aber so nutzlos. Eine leere Geste. Oder ist es Furcht, die Ihre Lippen verschließt?“

Das Grinsen des Nichtmenschen wurde regelrecht hässlich.

„Ich versichere Ihnen, Sie haben weitaus unangenehmere Dinge, vor denen Sie sich fürchten sollten, als Ihre Auftraggeber.“

Severina hatte die Augen in Erwartung eines dritten Schlags bereits geschlossen, doch sie wurde enttäuscht – an Stelle einer knisternden Entladung hörte sie das plötzliche Schrillen eines schiffsinternen Alarms, gefolgt von einer hektischen Durchsage über das Lautsprechersystem:

„Achtung, Gefechtsstationen einnehmen! Wir werden angegriffen! Gefechtsstationen einnehmen!“

Irritiert öffnete Severina wieder ihre Augen. Dass die Galeone angegriffen wurde konnte nur eines bedeuten – sie waren aus dem Hyperraum gefallen, ein Übergang, der unbemerkt an ihr vorübergegangen war (schließlich war ihre Aufmerksamkeit auch von anderen Dingen beansprucht gewesen). Itoklo wirkte, soweit sie seine nichtmenschlichen Züge lesen konnte, ebenso irritiert wie sie – ein wenig verunsichert sogar. Sie erinnerte sich an das kurze Gespräch, das er mit den Wachleuten unmittelbar nach ihrer Verhaftung geführt hatte – er war für irgendeine besondere Fracht an Bord des Schiffes verantwortlich. Und diese war nun in Gefahr. Wenn er sie nur losmachen würde!

„Sithspucke…“

Die Tür des Lagerraums öffnete sich und zwei sichtlich besorgt wirkende Wachleute mit gezogenen Waffen traten ein.

„Agent Itoklo! Wir…“

„Ich habe es gehört.“

Der Nichtmensch warf einen kurzen Blick über seine Schulter, wandte sich dann jedoch ab.

„Verfahren Sie mit denen, wie es Ihnen beliebt. Ich muss mich auf eine mögliche Enteroperation vorbereiten…“


[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Lagerraum der Schiffskombüse]- Severina, Teela, Agent Itoklo, Wachleute
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


Wie auf Kommando und im Rahmen dessen, was man soweit weg vom Zentrum der Galaxis noch als pünktlich bezeichnen konnte, sprangen die vier unförmigen Sternengalleonen mit einem kurzen Lichtblitz aus dem Hyperraum. Die Schiffe waren so dicht an Steuerbord und Backbord der Fast Fortune aus dem Nichts gekommen, dass nicht einmal die Schwärze des Alls sich zwischen sie uns sein Auge legen konnte, dachte Jart gehässig beim Anblick der schwer bewaffneten, schweren Transportschiffe. Im nächsten Augenblick schon gellten Befehle über die zweistufige Brücke des Schiffes der Schwarzen Sonne, worauf hin mit wenigen Sekunden Verspätung, die auf Türmen montierten Geschütze der Fast Fortune begannen Feuer zu spucken, und zwar auf alles, was in ihrer Reichweite war.

"Gut, ... wieder liegt der Überraschungsmoment auf unserer Seite. Die Informationen waren wohl ihre Credits wert. ... Fahren Sie fort mit Beschießungsplan Ga'lor-Tango, Commander",

bestätigte Jart gut gelaunt und ließ sich vorsichtig in den Stuhl des Kommandanten nieder. Beschießungsplan Ga'lor-Tango sah vor, dass die Geschütze seines Schiffes sich primär zwei Aufgaben widmeten, und zwar der Zerstörung der gegnerischen Antriebssysteme, womit ihnen eine Flucht unmöglich wäre, und zum Zweiten, dass der nahegelegendste Transporter zugleich als das Ziel mit der höchsten Priorität darstellte. Entsprechend heftig war der Beschuss, der das Schiff mit der internen Bezeichnung Grim Harvest I (Steady Profit) traf.

"Verstanden, Admiral!", bekräftige der schnauzbärtige Commander pflichtbewusst, doch anstatt sich seinem eigenen Datenterminal zu zu wenden, verharrte er in der Position Jart gegenüber. "Merkwürdig ist nur, dass alle Verbandsschiffe die Schilde aktiviert haben. Meiner Einschätzung nach, ist das kein übliches Vorgehen. Vielleicht neue Sicherheitsprotokolle! Das lässt die Sternengalleonen zu recht harten Brocken werden."

"Ja, vielleicht aber auch nur ein Verbandschef, der seinen Verstand benutzt, anstatt seine Geldbörse, Orus. Hoffen wir auf wertvolle Fracht!"

Im selben Moment schien den vier Sternengalleonen zu blühen, dass auch sie nicht ganz zahnlos waren.

"Einkommender Beschuss von allen Seiten, Sir",

rief irgendjemand über die Brücke, und im nächsten Moment erbebte die Fast Fortune auch. Jart klammerte sich fest an das Lederpolster seines Sessels. Der letzte Schlag war heftig gewesen und diverse Schadensleuchten funkelten durch die steril beleuchtete Atmosphäre der Brücke, doch dem konzentrierten Unterton, den Jart bei allen Brückenoffizieren spürte, schlussfolgerte er rasch, dass die Lage ernst, doch nicht dramatisch war.

"Status der Sternengalleonen, Miss Keeso?"

"Grim Harvest I hat Antrieb und Backbordschilde verloren, das Schiff rollt, um uns einen unbeschädigten Schild zu zu wenden. Harvest II und III wenden und nehmen uns von beiden Seiten unter Beschuss. Ihr Hyperraumantrieb ist offline", grunzte die Sensoroffizierin, als sie sich bei einem neuerlichen Treffer, kaum auf ihrer Station halten konnte. Ein Fluchen war aus dem Hintergrund zu hören und Cmdr. Wilm gab Order, nun auch die Geschütze der Sternengalleonen zum Ziel zu machen. Noch während Pateessa Keeso sich aufrappelte, fragte Jart, wobei die Zwischentöne der Frage zur Vorsicht mahnten:

"Was ist mit Harvest IV, Zapes?"

Die Züge der Clawdite gefroren.

"Flieht, Admiral. Mit dreißig MGLT Richtung sechs-zwei-neun zu null-acht-eins. Cadomai Prime!"

Jart knirschte mit seinen Zähnen und ballte innerlich eine Faust. Das Schiff befand sich noch gut zwei Minuten in der Reichweite seiner leichten Geschütze, und um es noch länger unter Beschuss nehmen zu können, müsste sich die Fast Fortune um fast 270° in Richtung Steuerbord drehen, was zugleich den noch angreifenden drei Galleonen Schüsse auf die 'schwache Seite' seines Schiffes erlauben würde. Angestrengt dachte der erfahrene Schiffskommandant nach. Nicht schon wieder wollte er, dass sich seine Prisen noch im letzten Moment aus dem Staub machten. Sie gehörten ihm und sollten seine bodentiefen Taschen mit reichlich Credits füllen. Jart stand auf, seine Wangen mahlten vor Verärgerung.

"Beschuss auf Harvest IV abbrechen. Das werde ich mit ihren Leuten noch erörtern, Ad'ika Ejahsa, doch die Flucht ist wohl nicht aufzuhalten",

prophezeite er grimmig, ohne den Blick von dem Datenplott zu nehmen, welcher anzeigte, dass sie von den verbliebenen Schiffen gut die Hälfte der Waffen ausgeschaltet hatten, doch auch die eigenen Geschütze bereits eine Ausfallquote von fast dreiundzwangzig Prozent aufwiesen, teils aufgrund von gestörten Datenverbindungen, dem Verlust der zentralen Kampfleitung oder ganz klassisch, weil die Geschütze von den gegnerischen Turbolasern zu klump geschossen worden waren.

"Jetzt die Enterboote aussenden! Schicken Sie sieben Boote zu den Frachträumen und Hangars, drei dahin, wo sie ihren zentralen Reaktorkern vermuten, Commander. Sobald Wampa eins bis Wampa zehn weg sind, rollen Sie das Schiff ebenfalls. Die Geschützmannschaftskommandanten sollen per Sprechfunk die Übergabe der Ziele koordinieren, wenn eines Ihren Beschussbereich verlässt."

Wilms Erwiderung fiel knapp, doch korrekt aus. Der Kampf indes stand auf Messers Schneide, denn die Schildleistung der Fast Fortune näherte sich bedrohlich fünfundzwanzig Prozent, was bedeutete, dass der Schild löcherig wurde, wie ein Asteroid, indem sich ein gigantischer, stellarer Wurm eingenistet hatte. Selbst auf der Brücke waren mittlerweile die Schutzschotts heruntergesaust, um bei einem Treffer nicht sofort alle Atemluft samt der Personen, die diese benötigten, in das Vakuum des Weltalls zu verlieren. Doch bevor das geschah, hätte er diese widerspenstigen Frachtkähne längst zerschmettert, tönte Jart in Gedanken, insbesondere, da alle Anrufversuche, die Mister Wumbdi gestartet hatte, konsequent nicht beachtet wurden. "Ihr Fehler, und zwar ihr letzter!" Entweder, so vermutete Jart nun nachdenklich, überschätzten die Kommandanten des Verbands ihre Siegeschancen doch gewaltig, denn letztlich, das wusste Jart, würde er natürlich gewinnen, oder die Fracht war so bedeutsam, dass sie besser nicht ohne an ihrem Zielort ankämen.


[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards
 
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[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Lagerraum der Schiffskombüse]- Severina, Teela, Wachleute

Während im Hintergrund die Alarmsirenen klagten und das Ächzen der Sternengaleone eindrucksvoll belegte, dass sich das Raumschiff in der Tat unter nicht zu unterschätzendem Feuer befand, sahen die beiden Wachmänner sich für einen Moment nach dem Abgang Agent Itoklos ratlos an, bevor der rechte schließlich mit den Achseln zuckte und seine Waffe holsterte, bevor er schließlich einen Schritt auf Severina zu machte.

„Kümmer‘ dich um die“, wies er seinen Kollegen mit einem knappen Nicken in Richtung der Mirialanerin an.

„Bringen wir sie zur Arrestzelle.“

Es bedurfte keines schauspielerischen Talents, um dramatisch auf die Knie zu fallen, als der Wachmann endlich die Lähmhandschellen löste. Nur langsam kehrte das Gefühl in Severinas Gliedmaßen zurück, sodass sie sogar befürchten musste, nicht sofort im Sinne ihres in Windeseile gefassten Plans handeln zu können, doch zu ihrem Glück gehorchten ihre Finger, als sie im Schaft ihres Stiefels nach dem verborgenen Vibrodolch tastete, den Itoklo nachlässigerweise übersehen hatte. Dem vor ihr stehenden Mann gelang kaum mehr als ein überraschtes Keuchen, als sie ihm die Waffe ohne Rücksicht unterhalb der Rippen in die Seite rammte – die durch ihre Vibrationen verstärkte Klinge glitt durch das Gewebe wie Butter – und so seiner Einsatzfähigkeit ein überaus schmerzhaftes Ende bereitete. Nach einer grotesken Pause, in der sich ein Moment zur Ewigkeit zu dehnen schien, war es ein Fluch des zweiten Wachmanns, der die relative Stille abseits des Gefechtslärms von außerhalb brach.

„Miststück…“

Der zweite Wachmann hatte seine Waffe noch in der Hand und sehr schnell lösten sich zwei Schüsse, doch diese waren angesichts der Überraschung des Schützen ungezielt und schlugen in den Rücken des Sterbenden ein, der für einen Moment drohte, die immer noch geschwächte Severina unter sich zu begraben, bevor sie mit einem Akt puren Willens es schaffte, ihn von sich und in Richtung seines Kollegen zu stoßen, nicht ohne sich der Waffe aus seinem Holster zu bemächtigen. Der letzte Schuss, der in dem Abstellraum fiel, beendete auch das Leben des zweiten Wachmannes mit einem schwelenden Loch in seiner Brust. Purer Unglaube sprach aus dem Gesicht des Mannes in der grauen Uniform des Sicherheitsdienstes, als dieser mit kraftlosen Gliedmaßen vor Teela zusammenbrach, welche die Szene mit ähnlicher Bestürzung betrachtete.

Severina verschwendete keine Zeit. Methodisch durchsuchte sie den Leichnam des ersten Wachmannes, um den sich jetzt schnell eine Blutlache ausbreitete, und nahm sämtliche Munition und eine Codekarte an sich, bevor sie ebenso mit dem zweiten Toten verfuhr und schließlich ihren auf dem Tisch liegenden Q2-Blaster wieder an seinen Platz in ihrem Ärmel verstaute. Nachdem sie Teela von ihren Fesseln befreit hatte, hielt sie der jüngeren Frau die Waffe des zweiten Wachmanns hin.

„Kannst du damit umgehen?“

Sie erntete ein energisches Kopfschütteln, entlud die Pistole und ließ den nun nutzlosen Gegenstand neben den beiden Körpern auf den Boden fallen. Stattdessen griff sie sich den Rucksack mit dem Glitzerstim, packte die zusätzlichen Energieziellen hinein und warf ihn der Mirialanerin zu.

„Macht nichts. Pass nur gut hierauf auf, okay?“

„Wo wollen wir hin?“

Grimmig schüttelte Severina mit dem Kopf.

„Das weiß ich noch nicht. Aber da draußen wird es vielleicht schon bald heiß her gehen…“

Ihre Optionen waren begrenzt. Sie selbst konnte keine Raumschiffkontrollen bedienen – und sie bezweifelte, dass dies bei Teela anders aussah – sodass sich die Möglichkeit, in den Wirren des Gefechts ein Beiboot des Raumschiffes zu stehlen und so zu entkommen höchstens bot, wenn sie einen Piloten als Geisel nahmen oder womöglich einen Droiden fanden, der mit der Steuerung eines Raumschiffes und astrographischen Berechnungen vertraut war. Daran, dass es sich bei den Angreifern des Schiffes um potentielle Freunde handeln mochte, glaubte Severina keine Sekunde – aller Wahrscheinlichkeit nach waren es Piraten, Schläger wie Kar’malloc und um jeden Preis zu vermeiden. Sie hoffte nur, dass ihr „Gastgeber“ das bekam, was er verdiente.

Ein letzter Blick auf ihre erbeutete Waffe – eine BlasTech DH-17, nichts Besonderes, aber durchaus die logische Wahl für den Sicherheitsdienst an Bord eines Raumschiffes – und Severina riskierte einen Blick aus der Tür des Abstellraums. Der Korridor dahinter war verlassen und in die rötliche Alarmbeleuchtung getaucht, im Rhythmus der Sirenen flackernd. Gerade in diesem Moment wurde das Schiff erneut erschüttert, dieses Mal so heftig, dass Severina sich am Türrahmen festhalten musste, um nicht zu stürzen. Ein Volltreffer – oder vielleicht etwas anderes?

„Achtung, Sicherheitsteams! Auf Abwehr von Eindringlingen vorbereiten! Wiederholung: Alle Sicherheitsteams auf Abwehr von Eindringlingen vorbereiten!“

Die Lautsprecherdurchsage unterstrich, wie ernst die Lage – zumindest aus Sicht der Besatzung des Frachters – sein musste. Doch auch für Severina und Teela bedeutete das, dass sie sich so schnell wie möglich zumindest verstecken mussten, wenn sie den Gefechten aus dem Weg gehen wollten. Vielleicht ergaben sich dadurch neue Chancen – wenn die Piraten abgewehrt werden konnten, waren die Sicherheitsteams durch den Kampf womöglich doch so dezimiert, dass sie beide sich leichter verbergen konnte, bis der Frachter sein Ziel erreicht hatte. Und wenn die Angreifer die Überhand erlangen sollten – nun, dann stand nur zu hoffen, dass sie das Schiff nach getaner Arbeit nicht einfach sprengten. Auf jeden Fall wollte sie vermeiden, Itoklo und seiner kleinen Leibstandarte aus Immobilizer-Sicherheitsdroiden noch einmal über den Weg zu laufen. Auch wenn sie sich zugegebenermaßen brennend für dessen besonders schützenswerte Fracht interessierte, über die nicht einmal die übrigen Sicherheitsleute Bescheid wussten…

Einer Eingebung folgend bückte sie sich noch einmal zur Leiche des zweiten Wachmanns und nahm ihm sein Comlink ab, bevor sie Teela mit einer Geste ihrer Waffe bedeutete, ihr zu folgen, das erbeutete Kommunikationsgerät ans Ohr gepresst, um so ein Gefühl für die Lage an Bord zu bekommen.

„Brücke an Sicherheitsteams, die Angreifer schleusen TIE-Enterboote aus. Bereithalten für Durchgabe des genauen Angriffsortes.“

„Brücke, hier Team Cresh. Bitte um Wiederholung: TIE-Enterboote? Greift uns das Imperium an?“

„Team Cresh, hier Brücke: positiv und negativ. Es handelt sich um TIE-Enterboote, aber das angreifende Schiff entspricht keiner vom Imperium verwendeten Modellreihe. Bereithalten.“

„Dass mir da keine Sturmtruppen rauskommen…“

„Funkdisziplin, Team Cresh! Brücke, Ende und Aus.“

Also war es noch zu früh, um abschätzen zu können, wo sich die Sicherheitskräfte des Schiffes sammeln würden, um die Angreifer zu stellen. Ein logisches Ziel wäre die Brücke – zumindest wenn die feindlichen Enterboote über Ausrüstung verfügten, mit denen sie sich durch die Hülle des Frachters schneiden konnten – oder die Frachträume. Dummerweise führte ihr derzeitiger Weg Severina und Teela genau dorthin.


[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Korridor]- Severina, Teela
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards


"Kursänderung von Harvest II und III, Admiral! Beide Schiffe drehen ab und beschleunigen mit maximaler Geschwindigkeit von uns fort, offenbar in verschiedene Richtungen",

vermeldete die kratzige Stimme, welche zu Zapes Keeso gehörte und aus der eine deutliche Erleichterung sprach, wie Jart glaubte, denn er teilte die Empfindung der Clawdite. Jart nahm einen tiefen Atemzug und atmete genüsslich und kraftvoll aus. Es war überstanden. Noch während er, die sehnigen Arme hinter dem Rücken verschränkt, sich vom taktischen Plot wegdrehte und auf seinen Stuhl zusteuerte, übernahm Commander Wilm. Besonders an solchen Details bemerkte man, dass beide seit vielen, vielen Jahren gemeinsam auf der Brücke desselben Schiffes standen, und obwohl der Commander niemals behaupten würde, Jart wirklich zu verstehen, wusste er doch stets, was Jart von ihm erwartete. In diesem Fall war es, die fliehenden Sternengalleonen endgültig zu den Sternen zu schicken.

"Wie lautet der Status der beiden Schiffe, Patessa",

verlangte der schnauzbärtige XO auch promt zu wissen und näherte sich der Sensoroffizierin einige Meter an, um seine Befehl physisch zu unterstreichen.

"Die Schilde von beiden Sternengalleonen sind nahezu zerstört, ebenso ein Großteil der Seitenarmierung an Steuerbord und Backbord. Harvest II scheint Probleme mit dem Fusionskraftwerk zu haben, anders kann ich mir die Energiespitzen nicht erklären, Commander. Und Harvest III, Sir, ist auch in keinem formidablen Zustand mehr, wenn ich das so sagen darf. Ich registriere massiven Sauerstoffverlust und fehlende Antriebskraft, gemessen an den Standards einer Sternengalleone dieses Typs."

"Ich verstehe." Wilm drehte sich zu seinem Kommandanten um und ließ die Pateessa weiter ihre Arbeit tun, die u.a. darin bestand, neueste Sensorinformationen unmittelbar an die Taktik weiterzugeben. "Admiral, mit Ihrer Erlaubnis möchte ich den Beschuss auf die fliehenden Schiffe fortsetzen, auch wenn wir selbst schon einiges abbekommen haben." Sein Blick fiel auf die vielen Kleinteile, die umher geflogen waren und irgendwie den Weg auf Jarts Kommandantensessel gefunden hatten. "Wir sollten mit einigen gezielten Schüssen auch ihre Sublichtantriebe vernichten können."

"Einverstanden, Commander! Wir kümmern uns um die Enterung, sobald wir mit unserem aktuellen Ziel fertig sind. Das sollte laut Zeitplan in wenigen Minuten erfolgt sein."

Erst jetzt hatte ein Untergebener, der so tief in der Hierarchie der Schwarzen Sonne stand, dass Jart sich an den Namen nicht einmal entfernt erinnerte, seinen lederüberzogenen Sessel von all dem Unrat befreit, der bei dem letzten Volltreffer von der Decke der Brücke heruntergefallen war. Die Fast Fortune, resümierte Jart, während er bedächtig Platz nahm, hatte einiges einstecken müssen. Sie hielt zusammen, spürte er, doch selbst ein Wunder von Seiten des Chefingenieurs würde dem schweren Kreuzer nicht einen Werftaufenthalt ersparen. Deshalb zählte nun umso mehr, dass die Enterung von Harvest I Resultate zeigte, die man in klingende Credits umwandeln konnte. Und von den Credits würde er einige gebrauchen, wenn er seine geheimen Pläne, die er hegte, in absehbarer Zeit realisieren wollen würde. Plötzlich und in Erwartung einer schlechten Nachricht, wandte Jart sein Augenmerk Mister Wumbdi zu. Die trübe Einfärbung der Aura des Nikto sprach für einen Machtbegabten Bände.

"Eijeijei, Probleme, Admiral! Es gibt Probleme auf dem geenterten Schiff."

Auf ein knappes Nicken Jarts hin, fuhr Wumbdi rasch fort.

"Unsere Jungs stoßen auf heftigen Widerstand. Den Maschinenraum haben sie unter Verlusten bereits nehmen können, ebenso die umliegenden Decks. Aber auf der Brücke läuft es voll für'n Arsch, Sir. Pateesa Joggdal meldet, dass schwere Sicherheitsdroiden den Raum von innen verteidigen und schon die Hälfte der Einheit ausradiert hätten."

"Das sieht diesen Krämern ähnlich", zürnte Commander Wilm mit deutlichen Worten. "Paranoia gehört in dem Metier zum Geschäft. Daran hätte ich denken müssen."

Jart schaute ernst, doch im Grunde gab es nur eine Lösung. Für die Selbstzweifel seines XO, hatte er im Moment keine Zeit, deswegen agierte er lieber, anstatt den Ereignissen nur hinterher zu laufen.

"Ja, hätten Sie! Lassen Sie meine Fähre bereitmachen, ich schaue mir die Sache persönlich an. Meine Magna-Guards begleiten mich. Commander, Sie haben die Brücke!"


[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Fast Fortune | Deck 1 | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Cmdr. Wilm, Brückencrew, Magna Guards
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung

Während des gesamten – und relativ kurzen – Sprunges zurück vom vermeintlichen Ort des Piratenüberfalls auf die Minenanlage im Asteroidengürtel des Sternensystems Besh-5690 nach Cadomai war Nereus mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor dem zentralen Transparistahlfenster auf der Brücke der Collateral verharrt, schweigend und fast absolut regungslos. Immer noch brodelte es in ihm – Zorn, gemischt mit einer gehörigen Portion Scham, Scham darüber, dass es irgendjemanden auf rückblickend so einfache Weise gelungen war, ihn fortzulocken, weg von Cadomai. Natürlich spielten auch andere Faktoren in diese ungünstige Entwicklung, nicht nur seine bedauerliche Leichtgläubigkeit. Der Ausfall der Protector hatte etwa die Stärke seines Verbandes drastisch reduziert und ihn davon abgehalten, die Task Force weiter aufzuteilen, musste er doch damit rechnen, dass der Feind über eine Schlagkraft verfügte, die es mühelos mit mehreren Fregatten der Nebulon-B-Klasse hatte aufnehmen können. Und diese Schlagkraft würde jetzt auf den von Coruscant kommenden Konvoi treffen – bestehend aus lediglich vier Sternengaleonen ohne Begleitschiffe. Der früheste Zeitpunkt einer Ankunft des Konvois im System war schon lange verstrichen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte das Gefecht bereits begonnen, zumindest wenn sich seine düstere Vorahnung als korrekt erwies. Und wenn sie dies tat, so warf sie doch Fragen auf – wie war es den unbekannten Piraten gelungen, den Notruf der Minenstation zu fingieren? Verfügten sie tatsächlich über Verbündete, Handlanger in den Reihen der Regierung von Cadomai? Und wenn ja, wie tief mochte diese Korruption reichen – tief genug, dass im äußersten Fall selbst die Systemverteidigung sich gegen die Schiffe der CSA wenden würde?

Ihr einziger Trumpf war die Hyperkombotschaft, die die Colateral empfangen hatte. Ohne Morieras Vorwarnung wäre Nereus immer noch damit beschäftigt, das System nach Spuren der Piraten zu durchsuchen, vielleicht sogar damit, sich vergeblich um einen Kontakt zur lange verlassenen Minenstation zu bemühen. Ihre Rückkehr nach Cadomai dürfte also deutlich früher vollendet sein, als es sich seine rätselhaften Widersacher erhofft haben mochte. Nur würde dieses kleine zusätzliche Zeitfenster ausreichen?

„Wir fallen jetzt gleich in den Normalraum zurück.“

Donos‘ Ankündigung ihrem Vorgesetzten gegenüber wirkte fast ein wenig schüchtern, nachdem die Kommandantin des Sternzerstörers sich dem versehrten Commodore langsam genähert hatte. Ihr war vermutlich ebenso klar wie ihm, was auf dem Spiel stand – auch wenn sie Morieras Nachricht nie gesehen hatte und die Dringlichkeit der Lage nur aus seinen Befehlen deduzieren konnte. Die blonde Offizierin jedenfalls wirkte angespannt – wie sie es spätestens tat, seit sie die Reste des ersten Konvois am Rande des Gasnebels gefunden hatten.

„Sorgen Sie dafür, dass die Collateral sofort gefechtsbereit ist“, wies Nereus sie – vermutlich überflüssigerweise – an.

„Inklusive unserer Sternenjäger.“

„Natürlich, Commodore.“

Eine Pause entstand, ehe die Stimme des Navigationsoffiziers den Countdown zur Rückkehr in den Normalraum einleitete. Das übliche Spektakel der Rückkehr in eine für den menschlichen Verstand fassbarere Version der Realität vollzog sich und die drei Schiffe der CSA „materialisierten“ im Cadomai-System. Allem Anschein nach wurden sie hier bereits erwartet, wie Nereus mühelos auch ohne die Zuhilfenahme der Sensoren des Sternenzerstörers feststellen konnte.

„Ein Schiff befindet sich auf unserem derzeitigen Anflugvektor“, bestätigte der Sensoroffizier diese rein visuelle Beobachtung dann auch.

„Es handelt sich um ein Systempatrouillenboot – der übermittelten Kennung und unseren Sensorlogs nach zu urteilen um dasselbe Schiff, das uns zum Nebel begleitet hat.“

„Wir werden gerufen“, ergänzte der Kommunikationsoffizier. Neben Nereus legte sich Donos‘ Stirn in Falten.

„Sollen wir unsere Geschwindigkeit drosseln?“

„Tun Sie das. Und stellen Sie mir unseren hilfsbereiten Commander Dex durch.“

Als schließlich das Abbild des Kommandanten des Patrouillenbootes vor ihm und Donos erschien, hätte Nereus nicht sagen können, ob es sich bei seinem Gesprächspartner tatsächlich um Commander Jakeel Dex handelte – zu ähnlich erschienen die Snivvianer vor seinem menschlichen Auge. Er stützte sich bei dieser Vermutung ausschließlich auf die Information, dass sie es offenbar mit demselben Schiff zu tun hatten – und dass dieses nicht binnen weniger Stunden den Kommandanten gewechselt hatte.

„Commander Dex, grüßte Nereus den Nichtmenschen mit einer Freundlichkeit, die von seiner elektronisch verarbeiteten Stimme und seinem Cyborgantlitz in ein angemessenes Zwielicht gerückt wurde.

„Es wird Sie mit Sicherheit erleichtern zu hören, dass es sich bei dem… „Angriff“ auf die Minenstation von Besh-5690 um einen falschen Alarm handelt. Allerdings frage ich mich, wie es Ihren Behörden entgehen konnte, dass diese bereits seit längerem außer Betrieb ist.“

An Stelle einer sofortigen Antwort schwieg der snivvianische Offizier für einen Moment, fast so, als hätte Nereus‘ Eröffnung ihn aus seinem sorgsam einstudierten Konzept für diese Unterhaltung gebracht.

„Ich weiß nichts von einem Piratenangriff auf Besh-5690… meine Zuständigkeit endet an den Grenzen des Cadomai-Systems. Ich weiß nur, dass das Verteidigungsministerium eine Sperrung eben dieses Systems für jedweden Raumverkehr verhängt hat, mit Ausnahme von Schiffen der Systemverteidigung.“

Ohne sein ausdrückliches Zutun ballten sich Nereus‘ Hände hinter seinem Rücken zu Fäusten. Die Hinweise auf eine vollkommene Korrumpierung der Regierung von Cadomai verdichteten sich.

„Erklären Sie das.“

„Es gab einen Zwischenfall bei der Tibannagasmine des Teagan Tech-Konsortiums. Ermittlungen wurden eingeleitet.“

Der Snivvianer zögerte kurz.

„Mehr weiß ich auch nicht, Commodore. Mir wurde aber explizit zu verstehen gegeben, dass diese Sperre auch die Schiffe Ihrer Task Force miteinbezieht. Ich soll Sie daran erinnern, dass Cadomais Vertrag mit der CSA dies im Falle einer solchen Entwicklung ausdrücklich vorsieht.“

„Inakzeptabel.“

Nereus beugte sich leicht vor, in der Hoffnung, dass die auf ihn gerichtete Kamera ihn im Schiff des Snivvianers deswegen ein wenig größer erschienen ließ.

„Ich habe begründete Hinweise darauf, dass ein in Kürze hier erwarteter Konvoi das Ziel eines Überfalls ist. Vielleicht ist es auch schon geschehen.“

„Da kann ich Ihnen nicht helfen“, wehrte der Snivvianer ab.

„Ich bin nicht befugt, die Sperre aufzulösen. Tatsächlich wurden auch die übrigen Systemschiffe aus dem Umkreis der Station abgezogen… um die Ermittlungen nicht zu behindern, heißt es. Wenn Sie diesbezüglich Minister Hyst zu sprechen wünschen…“

„Dafür habe ich keine Zeit“, fiel Nereus dem Snivvianer grob ins Wort.

„Dann kann ich Ihnen wirklich nicht helfen, Commodore. Meine Befehle stehen fest. Dex, Ende.“

Das Abbild des Nichtmenschen erlosch, eine sichtlich vor den Kopf gestoßene Donos und einen schweigend vor sich hin brütenden Nereus zurücklassend.

„Was tun wir jetzt?“, fragte die Kommandantin der Collateral schließlich.

„Wir können ihn nicht einfach aus dem All blasen. Der Vertrag…“

„… ist offenbar nicht so nützlich, wie man zum Zeitpunkt seiner Unterzeichnung dachte“, vollendete Nereus den Satz seiner Untergebenen mit Worten, die sie aller Wahrscheinlichkeit nicht gewählt hätte.

„Bringen Sie uns mit vollem Schub zum Transitpunkt des Konvois. Und ich will sofort informiert werden, wenn unsere Sensoren irgendetwas auffangen.“

„Und das Patrouillenboot…?“

„Schaffen Sie es mit Traktorstrahlen aus dem Weg. Sollte Commander Dex töricht genug sein, das Feuer auf uns zu eröffnen…“

Er fasste seine Flaggkommandantin ins Auge.

„… vernichten Sie es.“


[Äußerer Rand, Cadomai-System, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Korridor]- Severina, Teela

Mittlerweile beschränkten sich die an Bord der Sternengaleone zu hörenden Kampfgeräusche nicht nur auf das Ächzen des Frachters unter Beschuss, sondern bestanden nun aus der noch bedrohlicheren Kulisse aus Schreien, Blasterschüssen und Explosionen, die auf heftige Kampfhandlungen im Inneren des Schiffes schließen ließen. Die Meldungen, die Severina über ihr erbeutetes Komlink aufschnappte, wurden immer verzweifelter – die verteidigenden Sicherheitsleute wurden zurückgedrängt, der Maschinenraum war verloren… alles wirkte in der Tat wie ein Piratenangriff. Sturmtruppen waren aus den TIE-Enterbooten jedenfalls nicht herausgekommen. Severina hätte das gerne als Lichtblick gekennzeichnet, doch die Lage war auch so düster genug – selbst wenn sie und Teela strenggenommen zu keiner der beiden Seiten gehörten.

Der Frachtraum erwies sich als ungünstiger Ort für ihre leicht ziellose Flucht – nicht so sehr wegen der angreifenden Piraten, sondern weil Agent Itoklo hier tatsächlich eine Teil seiner Droiden um sich geschart hatte (die übrigen waren, wie der Funk verriet, auf der Brücke postiert und hielten die Verteidiger des Schiffes im Spiel), nebst eines kleinen Kontingents an Sicherheitsleuten. Doch da diese auf einen Angriff von außen vorbereitet waren, bemerkte diese niemand Severina und die junge Mirialanerin, als diese sich durch die Gassen zwischen den aufgestapelten Frachtcontainer jenem Ort näherten, den der fahlblaue Itoklo als letzte Linie der Verteidigung auserkoren hatte. Im Schatten des binären Lastenhebers, der Severina auf ihrem glücklosen Erkundungszug durch das Schiff beinahe zu Tode erschreckt hatte, beobachteten sie, wie Itoklo fünf schwer bewaffneten und gepanzerten Wachmännern und zweien seiner Immobilizer-Droiden Anweisungen gab. Zentrum ihrer Bemühungen war ein unscheinbarer Container, kaum zu unterscheiden von den übrigen, die im Frachtraum gestapelt waren. Er musste jene mysteriöse Fracht beherbergen, die zu schützen Itoklos besondere Aufgabe war. Severinas Gedanken rasten, als in ihr eine Idee zu reifen begann – wenn diese Fracht so wertvoll war, um den Schutz des „Agenten“ und seiner Droiden zu rechtfertigen, dann müsste sie auch für die enternden Piraten von Wert sein. Vielleicht hatten sie den Konvoi, der abgesehen von diesem Container augenscheinlich nur unspektakuläre Fracht transportierte, auch nur deswegen überfallen. Wenn Severina ihnen allerdings zuvor kam und Itoklo und die Wachen ausschaltete… dann mochte sie Teela und sich womöglich eine Passage weg von hier erkaufen können, anstatt einen qualvollen Tod in der Leere des Alls zu sterben. Doch zwischen ihr und diesem Ziel standen sechs bewaffnete Männer und zwei waffenstarrende Droiden… Mit einem Seufzen lehnte sie sich gegen das Bein des binären Lastenhebers – und ihre Augen weiteten sich. Das Bein. Des binären Lastenhebers.

„Versteck dich weiter hinten…“, wisperte sie Teela zu, die sie nur verständnislos anschaute, aber gehorchte, wie sie es im Grunde seit dem Beginn ihrer Flucht auf Coruscant getan hatte. Sie selbst machte sich unterdessen an die nicht zu unterschätzende Aufgabe, den binären Lastenheber zu erklimmen.

Sie kannte dieses Modell von Coruscant – der CLL-8 Lastenheber wurde dort in zahlreichen Umfeldern für das Transportieren schwerer Güter eingesetzt, trotz seiner offensichtlichen Defizite. Binäre Lastenheber waren nicht sonderlich intelligent – sie verstanden simple Befehle, doch waren nicht in der Lage, beispielsweise selbstständig Umstände zu erkennen, die ihre bestehenden Befehle obsolet oder gar gefährlich erscheinen ließen. Genau dieser Mangel an Intelligenz war es, den Severina hoffte, sich zu nutzen zu machen – wenn sie es nur schaffte, dem Droiden zu befehlen, den Standort eines ganz bestimmten Containers zu ändern…

Severina würde sich selbst nicht als Droidenexpertin bezeichnen, auch war es um ihr Verständnis für die binäre Droidensprache – die einzige Kommunikationsform, die ein binärer Lastenheber verstand – nicht sonderlich gut bestellt. Zu ihrem Glück war der Zugriff auf den Droiden nicht besonders gesichert – niemand war wohl auf die Idee gekommen, dass sich eine unbefugte Person Zugang zu ihm verschaffen konnte, davon abgesehen, dass die meisten einen binären Lastenheber wohl kaum als Sicherheitsrisiko ansehen würden. Mit einem stetigen Brummen fuhren die Systeme des Droiden hoch, dieses wurde allerdings mühelos von den Geräuschen der immer noch tobenden Gefechte an Bord übertönt. Das Glück blieb Severina weiterhin hold – da man offenbar die Notwendigkeit umgehen wollte, einen Binärprogrammierer oder einen Protokolldroiden zur Steuerung des Lastenhebers vorzuhalten, hatte man sich mit einem simplen, am Droiden angebrachten Steuerungselement beholfen, das einfache Befehle ins Binäre übersetzte. Die Möglichkeiten beinhalteten die Nummern der einzelnen gelagerten Container, eine Auswahl an möglichen Befehlen und schon…

Bevor der Lastenheber sich in Bewegung setzte hatte Severina sich mit einem Sprung auf einen benachbarten Container zurückgezogen, von dem aus sie die Situation relativ passabel im Auge behalten konnte. Itoklo war der Erste, der bemerkte, dass etwas nicht stimmte – und dass dieses Etwas nicht von vor ihnen kam, sondern von hinter ihnen. Sichtlich irritiert stieß er eine Warnung aus – und das Chaos war perfekt. Fluchtartig mussten die Sicherheitsleute ihre Barrikaden verlassen, da diese exakt entlang des Pfades lagen, den sich der Lastenheber stur als die optimale Route auserkoren hatte, während die Immobilizer unschlüssig schienen, wie sie auf diese Entwicklung zu reagieren hatten. Für zwei der Wachmänner kam Itoklos Warnung indes zu spät – sie wurden vom stur auf seine Aufgabe fixierten Lastenheber niedergewalzt, ein sehr unschönes Bild, das immerhin den Sicherheitsdroiden bei der Berechnung ihrer nächsten Aktion behilflich war – sie eröffneten aus ihren schweren Blasterkanonen das Feuer auf die größere Maschine.

Severina nahm sich nicht mehr die Zeit, zu beobachten, wie der ungleiche Droidenkampf ausging – die Beschäftigung der Immobilizer und die Panik der Organischen verschaffte ihr die Luft, die sie gebracht hatte. Im Schatten der Containerreihen ließ sie sich wieder von ihrem erhöhten Ausguck heruntergleiten. Keine Sekunde zu früh – weitere Rufe mischten sich in die Geräuschkulisse und die Schüsse leichterer Waffen mischten sich unter das Wummern der schweren Droidenblaster. Auch die Angreifer waren mittlerweile im Frachtraum angekommen, wenngleich sie vermutlich nicht mit dem Bild gerechnet hätten, das sich ihnen hier bot.

Diese Entwicklung spielte Severina weiter in die Hände, die mittlerweile ihre Blasterpistole provisorisch unter ihren Gürtel geklemmt und ihren Vibrodolch aus seinem Versteckt hervorgeholt hatte – was sie jetzt gedachte zu tun musste leise geschehen. Wie erwartet hatte Itoklo sich von der ganz und gar nicht zu seinen Gunsten verlaufenden Szene zurückgezogen, in den vermeintlichen Schutz der Gasse zwischen dem Container, in dem sich seine wertvolle Fracht befand, und der benachbarten Containerreihe, nach wie vor nicht auf das achtend, was hinter ihm geschah. Als der Vibrodolch in einer fließenden Bewegung die Kehle des fahlblauen Nichtmenschen durchschnitt, kam es Severina fast ein wenig zu einfach vor.

„Sieht so aus, als müsste ich mich tatsächlich vor gar nichts fürchten“, flüsterte sie dem röchelnden Sterbenden fast zärtlich ins Ohr, während das Leben seine Augen verließ und er kraftlos in ihre auffangbereiten Arme sank, sodass sie ihn tiefer in die Gasse ziehen konnte.

Eine Durchsuchung des Leichnams des „Agenten“ brachte einige interessante Gegenstände zum Vorschein – eine Codekarte, die aller Wahrscheinlichkeit nach den Container öffnete, einen von der Korporationssektorverwaltung ausgestellten Ausweis, seine filigrane, elegant wirkende Blasterpistole, die Severina sich mitsamt des zugehörigen Holsters kurzerhand aneignete und… eine vielversprechende Schachtel.

„Na sieh mal einer an“, entfuhr es ihr anerkennend, als die Schachtel sich als Behältnis für metallene Hülsen entpuppte, jenen nicht unähnlich, in denen das Glitzerstim in Teelas Rucksack aufbewahrt wurde, doch mit einem Firmenlogo verziert, das Severina sofort verriet, welches Gut dort vor den widrigen Einflüssen der Umwelt geschützt werden sollte. Das Abschrauben der Kappe einer dieser Hülsen bestätigte den Verdacht – feinste Cigarras aus erlesenem Carababba-Tabak, deren unverwechselbares Aroma ihr ein verschmitztes Grinsen auf die Züge zauberte. In einer der Innentaschen der Lederjacke des Toten ein Feuerzeug zu finden war da nur noch reine Formsache.

Während aus dem Frachtraum also ein klagendes Ächzen davon kündete, dass der konzentrierte Beschuss der Immobilizer-Droiden den Lastenheber mit ihrem konzentrierten Beschuss in die Knie gezwungen hatte, setzte Severina sich an die kühle Metallwand des nächsten Containers gelehnt neben ihr Opfer. Der nächste Schritt ihres provisorischen Plans erforderte, dass die Angreifer die verbliebenen Wachmänner und die beiden Sicherheitsdroide ausschalteten – dann würde man weitersehen können.

Ein kurz andauernder Lichtblitz aus dem Feuerzeug erhellte die Containergasse und nach einem tiefen Zug aus ihrer Kriegsbeute sah die Lage gar nicht mehr so hoffnungslos aus…

[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Severina, (Wachmänner, 2 Immobilizer-Sicherheitsdroiden, Angreifer)
 
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