Crado
machtsensitiver Cathar mit Hang zur hellen Seite
[ Coruscant | untere Ebenen | „Honey House“ | Lagerraum | mit Noomi ]
Ruhe war in den winzigen Lagerraum eingekehrt. Die beiden Jedi erholten sich wieder. Sammelten ihre Kräfte und zogen sich dabei in der Macht unwillkürlich zurück. Trotzdem wollte Crado die Zeit nutzen, um seiner unerfahrene Schülerin etwas in der Theorie über die Jedi, ihre pazifistischen Ziele und ihren Orden zu lehren. Einzig aus diesem Grund hatte er vor dem Abflug nach Coruscant in der kleinen Bibliothek einige Dateien kopiert und auf einem speziellen Datapad gespeichert. Nun war er der Meinung, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war.
„Ok, ich sehe sie mir einmal an“, reagierte die Nautolanerin etwas förmlich und nahm ihm das Ding aus der Hand.
Der struppige Cathar schüttelte sich beiläufig. 'Vielleicht ist sie schlicht erschöpft und braucht etwas Ruhe', überlegte er sich und lehnte sich an eine zweite Kiste, die man einfach schräg auf eine andere Kiste gepackt hatte – sie verschob sich leicht bei seinem Gewicht. Crado schnurrte leise, während er sie schweigend beobachtete. Anscheinend sah sich Noomi gerade die zwei Kampfstile an, welche er erwähnt hatte. Ihr Blick wirkte ein bisschen ungläubig. In diesem Augenblick fühlte er sich in seiner Rolle als Mentor unwohl. Selbstzweifel stiegen in ihm plötzlich hoch, aber er schluckte sie herunter und wartete auf eine Reaktion von ihr.
„Mich sprechen diese Stile nicht an“, sagte sie nach einer Weile gelassen. „Ich werde einfach so weiter kämpfen, wie ich es am besten kann.“
„Das ist deine Entscheidung, Noomi“, entgegnete das Katzenwesen in der gleichen Gemütslage und erwiderte ihren Blick. „Jedoch ist es nicht falsch, wenn man bestimmte Elemente aus verschiedenen Stilen übernimmt. Ich möchte dir mit dieser Datei nur aufzeigen wie vielfältig der Kampf mit einem Lichtschwert für eine machtsensitive Person sein kann. Es gibt noch mehr Formen, die ihre Vorteile und Nachteile für den Anwender haben, denn nicht jede Form ist nur für den Kampf Jedi gegen Sith gedacht.“
Er zwinkerte seiner Schülerin zu, bevor sie sich wieder in die Lektüre vertiefte. Selbstverständlich reflektierte er in seinen Gedanken die Antwort. Nachdenklich zuckten seine spitzen Ohren, während er sich auf die Unterlippe biss. Ganz sicher war er nicht, denn Noomi war sein erster Padawan – sie hatte eigene Vorstellungen von der Macht und den Jedi. Die Gedanken schweiften in die Zeit ab, als er selbst noch Padawan war. 'Mike, du bist so fern, wenn man dich brauch', dachte er wehmütig und blickte zu der niedrigen Decke. 'Ich weiß gar nicht mehr, wann ich dich das letzte Mal gehört oder gar gesehen habe.' Für einen Augenblick hatte er das sanftmütige Gesicht des Coruscanti vor seinem geistigen Auge. Dann riss ihn Noomi aus seinen Gedanken.
„Was ist die dunkle Seite der Macht und warum soll ich sie meiden?“, fragte die grüne Nautolanerin grübelnd. „Warum wird zwischen zwei verschiedenen Arten unterschieden“
„Die Macht selbst hat keine Seiten – so sehe ich das“, antwortete Crado ziemlich ruhig, seine Stirn zeigte aber ein paar tiefe Falten. „Aber wir, die Anwender dieser mysteriösen Macht, haben in uns zwei Seiten. Wir können Engel sein, welche den Frieden bringen, oder deren Gegenstück – die Dämonen, welche die ganze Galaxie ins pure Chaos stürzen. Im Endeffekt ist es deine persönliche Wahl. Trotzdem möchte ich dich vor dieser dunklen Seite warnen. Sie ist sehr verführerisch, jedoch ist ihr Weg von unendlichem Leid, giftigen Verrat und gewaltiger Zerstörung gepflastert. Man kann sagen, dass ihre Anhänger von einem inneren, schwarzen Feuer zerfressen werden. Mike Yu, mein Mentor, hatte mir damals ein Bild von einem mächtigen Sith mittels der Macht geschickt. Vielleicht ist es an der Zeit, dir ebenfalls dieses Bild zu zeigen.“
Nach einem Nicken seitens Noomi schloss das Katzenwesen seine violetten Augen. Auf diese Weise konnte er sich besser konzentrieren. Irgendwo in seinen etlichen Erinnerungen hatte er das gesuchte Bild von diesem finsteren Sith gespeichert. Die dunkle Seite der Macht hatte das ganze Gesicht des Menschen zerfressen – ein schauerlicher Anblick, damals wie heute. Für Crado wirkte das entstellte Gesicht mehr wie eine verzerrte Maske. Es war Ranik Dran, der als abschreckendes Beispiel für den Cathar dienen sollte. Nun sollte er ein zweites Mal für diesen Zweck genutzt werden. Trotzdem ließ sich der Jedi-Ritter zu keinem Lächeln hinreißen, denn es war nicht der richtige Zeitpunkt. Über das besondere Schüler-Meister-Band sandte er am Ende das Bild an die Nautolanerin. Danach öffnete er sofort seine Augen, weil er die Reaktion seines Padawan sehen wollte.
„Die Sith wollen die ganze Galaxie und deren Völker in ein dunkles Zeitalter stürzen und sich selbst in diesem Chaos krönen“, erklärte der Jedi-Ritter weiter. „Nur aus diesem Grund haben sie sich das Imperium zum Untertan gemacht und der Krieg zeigt zusätzlich, welcher Seite man dient. In diesem Konflikt stehen die Jedi auf der anderen Seite. Seit vielen Jahrtausenden sind wir die pazifistischen Hüter von Frieden und Demokratie. Es ist unsere Aufgabe den Schwachen zu helfen, die Freiheit zu verteidigen und dem Willen der Macht zu erforschen, damit man ihm folgen kann. Besonders diese letzten Worte führen mich zu einem weiteren Unterschied. Wir sehen die Macht nicht als Werkzeug, sondern als Freund und Helfer in jeder Lebenslage. Darum sehen wir uns auf einer hellen Seite, statt auf der dunklen dieses Phänomens. Hast du weitere Fragen?“
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