Die Feminisierung von "Star Wars"

Ich würde sagen wir kehren jetzt mal zum Thema zurück. Hier geht es um Feminismus in Star Wars, nicht um Mary Sues.
 
Darum ging es aber schon die ganze Zeit. Ist irgendwie das geheime Thema des Threads. ^^

Ich würde sogar fast sagen: Man kann das Thema "Feminisierung von Star Wars" gar nicht diskutieren, ohne zumindest auch auf die "Mary Sue"-Frage einzugehen (zumal gerade auch die Feststellung, Rey sei eine "Mary Sue", wenn ich mich recht entsinne, auch immer wieder als Agument, dass eine solche Feiminisierung stattfindet, hergenommen wurde). Es stimmt aber, dass wir uns gerade etwas sehr in die (IMO sinnlose) Frage, wie denn eine Mary Sue defniert sein muss, verrennen - nur manchmal kommt man um so eine Begriffsarbeit auch nicht herum ;)
 
Zum anderen eben nicht, dass eine Mary Sue tatsächlich eine stark geschönte Version der Autorin ist, sondern da steht "Es wird oft unterstellt". Das ist für mich eben kein zwingendes Definitionsmerkmal.

Nur kurz: Ich glaube das Problem ist, dass sich die Begrifflichkeit Mary Sue inzwischen verselbstständigt hat. In ihrer ursprünglichen Bedeutung lässt sie sich eben nicht vom Kontext ihrer Entstehung trennen und der war nun mal, dass sich die Autorin einer Fanfiction selbst in das Universum von Star Trek versetzt hat und dabei nicht bloß alle anderen Charaktere in den Schatten gestellt, sondern auch noch einige der Hauptcharaktere abgeschleppt hat. Die Mutter aller Mary Sues war also eine stark geschönte Version der Autorin. ;)
 
Ich glaube das Problem ist, dass sich die Begrifflichkeit Mary Sue inzwischen verselbstständigt hat.

So ist es. Außerdem wird diese Bezeichnung inflationär benutzt. Der Link auf tvtropes oben beinhaltet auch einen sehr langen Absatz über Wortverwendungen, welche die eigentliche Definition weit hinter sich lassen.
Besonders häufig, wer hätte das gedacht, wird es benutzt, um einen unbeliebten Charakter zu bezeichnen.

Es ist eine Floskel mit grundsätzlich beleidigender und extrem unsachlicher Konnotation. Genauso, wie es z.B. die vielen Gossenbezeichnungen sind, die eigentlich Prostituierte bezeichnen wollen.

Wenn man eine Diskussion ins Extrem versetzen möchte, braucht man dazu eben nur ambivalenten Internetslang und ein Publikum, das dies toleriert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da wir zurück zum Thema sollen:
Ich finde es immer noch nicht schlimm, dass es Frauen als Hauptfiguren im Star Wars Universum gibt.
Das einzige, was mich stört, ist, dass alles was jetzt passiert, eine Reaktion auf die Debatte ist, jedenfalls in meinen Augen. Es wirkt einfach so verflucht falsch, weil es so heuchlerisch anmutet.

Versteht mich nicht falsch, ich finde es toll, dass es in Episode 7, Rogue One, Battlefront II weibliche Hauptfiguren gibt oder, dass es seit FIFA 17 Frauenmannschaften gibt, was überfällig war. Dennoch ist da dieser fade Beigeschmack, dass es alles nur eine Reaktion ist. Aber: wenn es denjeigen, die sich dafür einsetzen reicht, dann soll es auch mir gefallen.

Frage mich nur, warum man vorher nicht den Schritt gegangen ist.
 
Es wirkt einfach so verflucht falsch, weil es so heuchlerisch anmutet.

Tut mir leid, aber das sehe ich nicht. Man kann sich sicherlich darüber streiten, ob man die weiblichen Figuren mag oder ob es handwerkliche Fehler gibt, aber endlich weibliche Hauptcharaktere war sicherlich keine Reaktion auf eine Debatte, sondern schlicht und ergreifend die Anerkenntnis der Tatsache, dass es keinen Grund gibt, warum nicht auch Frauen wichtige, wenn nicht sogar die wichtigsten Rollen spielen können, ohne gleichzeitig bloß eine damsel in distress oder die hübsche Stichwortgeberin des männlichen Helden zu sein.
 
Frage mich nur, warum man vorher nicht den Schritt gegangen ist.

Weil sich vorher nicht wirklich eine plausible Möglichkeit dazu bot. 1977 bis 1983 hat man die Geschichte von einem Bauernjungen erzählt und mehrfach auf den bösen Vater referenziert. Dann hat man 1999 bis 2005 die Geschichte des Vaters und seines besten Kumpels erzählt. Da ist jetzt nicht so wirklich besonders viel Spielraum für eine weibliche Protagonistin. Diese Baustelle hat man ja auch postwendend mit Clone Wars und Ms. Tano in Angriff genommen. Früher ging halt einfach nicht, wenn man mal von diversen Legends-Romanen z.B. um Mara Jade absieht.
 
@Ben
Vielleicht habe ich es falsch ausgedrückt, aber was ich nicht mag, ist, dass das ganze so "politisch" aufgezogen wird.
Wenn sich jemand irgendwo hinstellt und beispielsweise ein Videospiel mit einer Frau als Hauptfigur ankündigt, wird immer direkt hinterher geschoben "We at [Publisher] believe in strong female characters."
Okaaaay? Daran glaube ich auch, aber kündigt doch einfach das Ding an und macht ja keine Heckmeck draus.

Gleiches hat glaube ich Kennedy doch auch mehrfach gesagt. ;)

Niemand stellt sich hin und sagt beim Han Solo-Film "We believe in strong nerf herding characters!"

Es erinnert mich halt immer sehr an das was Morgan Freeman zum Thema Rassismus gesagt hat.

@icebär
Meinte das ganze eher Allgemein und nicht bloß auf Star Wars bezogen, was vermutlich (definitiv) der falsche Thread dafür ist.
Aber klar, vorher gab es die Möglichkeit nicht, da hast du natürlich recht. :)
 
Okaaaay? Daran glaube ich auch, aber kündigt doch einfach das Ding an und macht ja keine Heckmeck draus.

Gut, das ist sicherlich was anderes, ja, aber ich vermute dahinter nicht unbedingt eine großangelegte Agenda. Eher halt übersättigtes PR-Gesülze, aber das gibt's ja auch in allerlei Facetten - und das man heute mit der Anerkennung von Selbstverständlichkeiten zumindest Buzz generieren kann, ist wohl kaum ein Geheimnis. :)
 
@Ben
Vielleicht habe ich es falsch ausgedrückt, aber was ich nicht mag, ist, dass das ganze so "politisch" aufgezogen wird.
Wenn sich jemand irgendwo hinstellt und beispielsweise ein Videospiel mit einer Frau als Hauptfigur ankündigt, wird immer direkt hinterher geschoben "We at [Publisher] believe in strong female characters."
Okaaaay? Daran glaube ich auch, aber kündigt doch einfach das Ding an und macht ja keine Heckmeck draus.
Genau darum geht's. Wenn die Gleichberechtigung eine Selbstverständlichkeit sein soll, dann muss diese auch als selbstverständlich behandelt werden und nicht wie der heilige Gral angepriesen, sowas emotionalisiert und polarisiert letzten Endes nur.

Es erinnert mich halt immer sehr an das was Morgan Freeman zum Thema Rassismus gesagt hat.
Was wäre das? Das interessiert mich jetzt.
 
Darauf, dass man im Marketing auf selbstverständliche, redundante und triviale Infos verzichtet, kann man aber lange warten.

Eine Grundregel in der Werbung lautet nämlich: Löse Emotionen aus, ganz egal wie! Gefühle bleiben in den Köpfen der Zielgruppe sehr gut hängen. ;)

Verwunderlich ist es aber nicht, wenn Mann bzw. Frau verwirrt oder genervt vor einem Werbespot sitzt, der nicht an ihn/sie adressiert war. Das nennt man Streuverlust.
 
Das erinnert mich ein bisschen an die Diskussion um den Comedian Chris Tall, der der Meinung ist, dass man um niemanden zu diskriminieren natürlich Witze über Afrikaner, Juden, Katholiken, Moslems, Homosexuelle, etc. etc. machen MUSS.
 
Weil sich vorher nicht wirklich eine plausible Möglichkeit dazu bot. 1977 bis 1983 hat man die Geschichte von einem Bauernjungen erzählt und mehrfach auf den bösen Vater referenziert. Dann hat man 1999 bis 2005 die Geschichte des Vaters und seines besten Kumpels erzählt. Da ist jetzt nicht so wirklich besonders viel Spielraum für eine weibliche Protagonistin. Diese Baustelle hat man ja auch postwendend mit Clone Wars und Ms. Tano in Angriff genommen. Früher ging halt einfach nicht, wenn man mal von diversen Legends-Romanen z.B. um Mara Jade absieht.
Das kann man jetzt aber alles auch auf das Drehbuch oder den Zeitgeist schieben. Wenn man wirklich gewollt hätte, hätte man Luke und Anakin schon damals starke Frauenrollen an die Seite stellen können, ohne dass es der Story im Weg steht. Leider verkam im Gegenteil Leia in RotJ zur reinen Nebenfigur und Padmé wurde nach einem relativ starken Auftritt in TPM in den Folgeepisoden ziemlich demontiert.
 
Obwohl sowohl Leia als auch Padme für mich schon immer eher hervorstehende Nebenrollen als echte Hauptrollen waren, verläuft die Entwicklung bei Leia im Laufe der Trilogie ein bisschen sanfter ab als bei Padme. Schließlich darf unsere Prinzessin in Episode VI wenigstens versuchen ihren geliebten Han zu befreien (und erwürgt später sogar noch Jabba). Padme hingegen ist in der gesamten Episode III etwas mehr als ein sprechender Statist.

In dem Punkt bin ich über Reys und Jyns Ausrichtung bislang wirklich froh.

Grüße,
Aiden
 
Obwohl sowohl Leia als auch Padme für mich schon immer eher hervorstehende Nebenrollen als echte Hauptrollen waren, verläuft die Entwicklung bei Leia im Laufe der Trilogie ein bisschen sanfter ab als bei Padme. Schließlich darf unsere Prinzessin in Episode VI wenigstens versuchen ihren geliebten Han zu befreien (und erwürgt später sogar noch Jabba). Padme hingegen ist in der gesamten Episode III etwas mehr als ein sprechender Statist.

In dem Punkt bin ich über Reys und Jyns Ausrichtung bislang wirklich froh.

Grüße,
Aiden
Ich finde es rückblickend halt schade dass Leia zwar einerseits als Schwester von Luke und Tochter des Anakin Skywalker präsentiert wird, aber andererseits in RotJ nicht zeigen darf was wirklich in ihr steckt. Vielleicht korrigiert man das ja mit TLJ, ansonsten bleibt einem wahrscheinlich für's erste nur "Legends".
 
Das kann man jetzt aber alles auch auf das Drehbuch oder den Zeitgeist schieben.

Eher auf das Drehbuch. Der Zeitgeist (noch so ein fürchterlich unpräziser Begriff :p ) hat sich spätestens mit ALIEN und Ellen Ripley endgültig in die heutige Richtung entwickelt. Wie sehr sich die Figuren Leia und Ripley in dieser Frühphase gegenseitig beeinflusst haben, wäre wohl einer Diskussion wert. Die Schockwellen dieser Entwicklung dauern jedenfalls bis heute noch an und die letzte derartige Verwerfung ist dann auch X-23 (Logan).

Leider verkam im Gegenteil Leia in RotJ zur reinen Nebenfigur

Die hat in diesem einen Film aber immer noch mehr starke Momente, als Padmé in allen drei Teilen der PT zusammen. Welche Nebenfigur darf denn schon den Verbrecherboss eigenhändig erwürgen, der es auf ihren Göttergatten abgesehen hat? Schon eine ziemliche Femme Fatale. :braue Ähnlich cool ist dann auch der Auftritt als Boushh mitsamt Thermaldetonator und angekettetem Wookiee im Schlepptau.

und Padmé wurde nach einem relativ starken Auftritt in TPM in den Folgeepisoden ziemlich demontiert.

Das ist leider so und das kann man auch nicht schön reden. Aber auch Jar Jars Rolle hat es in Episode II und III schwer getroffen. In der Summe hab ich einfach das Gefühl, dass Episode I der aufrichtigste Film der PT ist und Teil 2 und 3 schon sehr stark durchgestylte Marketingprodukte sind: Eine Reaktion auf die prototypischen Shitstorms der frühen 2000er. GL ist halt immer auch Geschäftsmann gewesen der auf laute Nachfragen reagiert hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben