Das damals zeitnah erschienene OT-EU (Marvel, Newspaper Strips, Ewoks, Droids, Splinters, Solo-Trilogie von Daley, Calrissian-Trilogie) kann man IMHO nicht wirklich mit dem jetzt neben und zwischen den Prequel-Filmen erscheinenden EU vergleichen.
Die Marvel-Comics haben einfach keine Relevanz für die Filme. Ok, sie zeigen ein paar Nebenabenteuer von Luke und Han, aber sie beschreiben keine Entwicklung. Und die Daley-Trilogie, so nett sie auch ist, trägt auch nichts zur vertiefung des Charakters von han bei (mal abgesehen davon, daß man Zeuge des Ereignisses wird, wie Han seine Narbe am Kinn bekommt).
In den EU-Veröffentlichungen, die in den 70ern und 80ern rauskamen, ist einfach nie etwas wichtiges passiert. Deshalb mussten die Filme per se ganz für sich alleine stehen. Und den Fans kam es nicht so vor, als ob das EU den Filmen irgendetwas abnehmen würde.
Eine "Unterwanderung" der OT durch das EU gab es dann erst ab Anfang der 90er. Auf einmal weiß man alles über die Cantina-Besucher, die komplette Lebensgeschichte jedes einzelnen Kopfgeldjägers ist tiefschürfend behandelt, SotE ist als Buch/Comic von der Story her fast so relevant wie TESB und RotJ... bis es zu diesem sprunghaften Anstieg der Relevanz des EUs kam, konnten sich aber alle Fans daran gewöhnen, die Filme rein als Filme zu betrachten, ohne irgendwelche anderen Stories im Hinterkopf zu haben.
Bei den Prequels ist diese Situation nun aber schon von Anfang an total anders verlaufen. Die Continuity-Abteilung von Lucas Licensing bereitet schon wärend der Dreharbeiten eines Films mögliche Handlungssträng für die darauf basierenden EU-Veröffentlichungen vor, und in derselben Minute, in der ein kostümierter Statist auf seinen Einsatz wartet, sitzen zwei Türen weiter schon irgendwelche Mitarbeiter, die sich überlegen, wie man diese für den Film eigentlich nur als Bildfüller agierende Figur im EU weiter ausbauen könnte.
Auch die beteiligen Verlage stecken heutzutage viel tiefer mit drin. Als Marvel wärend der Entstehungsphase von RotJ Anfang der 80er einen SW-Comic mit pelzigen kleinen Wesen machen wollte, wurde das von Lucasfilm verweigert. Dann kam Marvel kurz darauf mit der Idee, einen neuen Todesstern in den Comics einzuführen. Natürlich wurde auch das verweigert. Beides waren Handlungselemente, die RotJ vorweggenommen hätten. Auf was ich dabei hinauswill: die Verantwortlichen von Marvel wußten nicht, was in RotJ passieren würde, bis ziemlich spät die Produktion des Film-Comics anstand. Heute ist das anders. Parallel zu den Dreharbeiten von Ep.III durften die Herausgeber von Dark Horse und DelRey das jeweilige Drehbuch lesen, um ein vollkommen schlüssiges und passendes Konzept für das EU zwischen Ep.II und Ep.III entwickeln zu können.
Man gibt sich mit dem EU heutzutage einfach viel mehr Mühe als in den 80ern. Deshalb hat man heutzutage (zu Recht) das Gefühl, daß das EU ein wichtiger Teil der SW-Welt ist.
Aber das hat nichts mit den Prequels als Film-Trilogie zu tun. Die Prequels enthalten ebensoviele Handlungs-Elemente und Story-Bögen wie die OT, wenn nicht sogar noch mehr. Dem Zuschauer werden auch in den Prequels ausreichend Infos gegeben, um die Story vollständig zu begreifen. Der Unterschied zu OT-Tagen ist einfach, daß es damals zwischen den Filmen keine anderen wichtigen Infos gab. Heutzutage gibt es die. Und wer das Prequel-EU nicht liest, hat dann das Gefühl, daß er etwas verpaßt.
Ok, die Klonkriege spielen sich also größtenteils im EU ab, na und? Der galaktische Bürgerkrieg ist auch nicht wirklich tiefschürfend in den Filmen behandelt worden damals. Wir haben aus den Filmen Yavin, Hoth, und dann den Angriff bei Endor. Wer glaubt, daß das schon der ganze galaktiche Bürgerkrieg gewesen ist, muss schief gewickelt sein. Und nun haben wir in Ep.II eben den Anfang der Klonkriege, und in Ep.III voraussichtlich das Ende. Das ist absolut dasselbe wie bei der OT. Aber auf einmal regen sich die Leute auf.
Ich fasse es nochmal in einem Absatz zusammen: Stilistisch hat sich die Story der Filme nicht geändert, allerdings ist das EU interessanter, tiefschürfender, informativer und relevanter geworden. Ob man damals bei der OT die Marvel-Comics ignoriert hat, oder heute bei den Prequels das EU völlig neben sich liegen läßt... es ist genau die gleiche Situation. Die Filme sind als solches dadurch nicht besser oder schlechter zu verstehen.
Allerdings vertieft das EU die Eindrücke, und auch das ist seit Anfang der 90er für OT und PT völlig identisch: wer genau erbeutete die Todessternpläne des ersten Todessterns, wie erging es Biggs, nachdm er Tatooine verließ, wie fanden die Rebellen Hoth, was machte der Hammerkopf in der Cantina, was passierte mit Greedos Leiche, wie kam Leia an das Boushh-Kostüm... die antworten auf diese Fragen sind nicht notwendig, um die OT zu begreifen. Aber sie helfen, um hinter der zweidimensionalen Welt der Filme eine dreidimensionale Welt wahrzunehmen.
Und so ist das eben auch mit den Prequels. Wo sich diese vielseitige EU-Welt bei der OT aber erst innerhalb von Jahrzehnten entwickeln musste, ist sie jetzt bei den Prequels allerdings sofort mit dabei.