Er hasst sie. Dieses Mädchen. Diese Müllsammlerin. Diese Amateurin, die es irgendwie geschafft hat, das Lichtschwert seiner Famile in ihre Hand zu ziehen und sein eigenes Band mit der Macht zu überwinden.
Und doch sagt Adam Driver, dass Kylo Ren insgeheim nicht anders kann, als Bewunderung für Daisy Ridleys Rey zu empfinden.
„Seit er klein war, weiß er von dieser Gabe in sich selbst, und ich glaube nicht, dass es um ihn herum viele Menschen gibt, die auf der gleichen Macht-Ebene sind”, sagt der Schauspieler. „[Mit Blick auf Rey] ist da nun wohl etwas Vertrautes, etwas, das man fürchten muss, dass er aber nicht ganz einschätzen kann.”
Und das zehrt an ihm. Er sehnt sich nach Respekt, also hat er nichts davon für andere übrig. Stattdessen quillt er in ihm auf und wird zu alles zersetzendem Neid.
Rey hat nicht mit derlei Ablenkungen zu kämpfen. Sie denkt überhaupt nicht über ihn nacht.
Die Dynamik zwischen ihnen, die Dunkelheit und das Licht, dieses gegenseitige Wegstoßen und Anziehen, ist das Herzstück des Films, der am 14. Dezember in die Kinos kommt. Und obwohl sie sich auf entgegengesetzten Seiten befinden, sind ihre Schicksale immer noch miteinander verwoben. Deshalb hat Autor und Regisseur Rian Johnson sie auf dem ersten von EW-Titelbildern, die dem Film gewidmet sind, zusammengeführt.
Rey ist nicht, wie er, davon besessen, anderen seinen Willen aufzuzwingen. Sie will nur diese Fähigkeit verstehen lernen, die in ihr erschienen ist, und sie nutzen, um anderen zu helfen. „Sie weiß nicht wirklich, was sie will”, meint Ridley. „Sie versucht wirklich, das Richtige zu tun, und ihr moralischer Kompass ist genau richtig eingestellt.”
Aber in die Irre geführt werden, könnte sie trotzdem.
„Der Widerstand bedeutet ihr nicht viel”, erklärt die Schauspielerin. „Ich meine, sie wurde ihr ganzes Leben lang verlassen und ist sehr schnell bereit, anderen Menschen zu helfen, was wunderbar ist. Sie will Teil von etwas sein. Ich meine, jeder will Teil von etwas sein.”
Doch als Luke Skywalker Angst vor ihr zeigt und sie ablehnt, anstatt sie als Schülerin anzunehmen, fühlt sich Rey verstoßen. Schließlich hat sich Luke selbst verbannt, anstatt dem Widerstand zu helfen, und hat nun entschieden, dass der Orden, dem er sein Leben geweiht hat, enden muss. Entsprechend wird der Film eine orientierungslose Rey zeigen.
Und genau diese Orientierungslosigkeit hat auch Kylo Ren einst gespürt.
Beide Hauptfiguren wissen, wie es ist, sich verlassen zu fühlen.
Driver erzählt, dass Kylo anfing, sich gegen seine Mutter und seinen Vater, Leia Organa und Han Solo, zu wenden, weil er glaubte, dass sie sich mehr für die Rebellion und den Wiederaufbau nach dem Fall des Imperiums interessierten, als für ihn. Das schuf jene Bitterkeit, die ihn schließlich verzehrte.
„Ich finde, dass die Vorstellung von jemandem, dessen Eltern sich sehr für eine Sache engagieren, etwas ist, mit dem sich viele Menschen identifizieren können, egal ob die Eltern nun für Religion oder Politik oder ihr Unternehmen brennen”, meint Driver. „Wenn man sich selbst dann nicht mit dieser Sache identifizieren kann, können sich daraus sicherlich Komplexe entwickeln. Ich glaube, wenn wir uns umblicken und uns selbst nicht wiederfinden und keine Beziehung zu dem haben, was uns umgibt, beeinflusst das unser Verhalten.”
Nach den Ereignissen in
Star Wars: Das Erwachen der Macht und Rens Entscheidung, eine der beliebtesten Figuren im Universum von George Lucas zu töten, versucht Kylo immer noch herauszufinden, ob er das Richtige getan hat - wenn auch nur für sich selbst.
„Aus seiner Sicht ist das, was er getan hat, ein Hoffnungsschimmer”, meint Driver. „Ein Akt der Gerechtigkeit. Ich denke, er ist überrascht, wie er sich nach Han Solos Tod fühlt. Er hofft auf Hoffnung. Er hofft auf Klarheit.”
Ist Erlösung möglich?
„Das ist ein großer Teil der Geschichte, die erst noch geschrieben werden muss. Und das nicht von mir”, so Johnson, der die Trilogie wieder J. J. Abrams übergibt. „Ich finde es aber nicht sehr interessant, wenn die ganze Geschichte nur darauf hinausläuft, ob Kylo endlich sein Fett weg kriegt. Er ist eine komplexere Figur, und ich denke, er verdient eine komplexere Geschichte. Ich sehe keinen Sinn darin, hinter seine Maske zu blicken und mehr über ihn zu erfahren, wenn wir dort nichts weiter finden, als einen bösen Bösewicht, der umgebracht werden muss.”
Und Rey? Wenn Luke Skywalker sie zurückweist, weil er auch Parallelen zwischen der Macht in ihr und den Fähigkeiten seines entfremdeten Neffen sieht, treibt der alte Jedi-Meister sie und Kylo ungewollt aufeinander zu.
„Hier geht es sehr viel darum, dass Rey herauszufinden versucht, wie sie in all das hineinpasst. Es ist ähnlich wie bei jedem von uns, wenn wir aufwachsen und von Kindern zu Erwachsenen werden”, erklärt Johnson. Man lernt Leute kennen, von denen man denkt, dass sie einem helfen werden, nur tun sie es dann nicht. Und gleichzeitig wird Hilfe auch von unerwarteter Seite kommen.”
Diese unerwartete Seite ist Kylo Ren, und die Situation, in der sie sich befindet - allein und unbeachtet – ähnelt der, in der sich Ben Solo befand, als er mit seinem Onkel Luke brach und den Rittern von Ren auf ihrem dunkleren Weg folgte.
Der Oberste Anführer Snoke, jener rätselhafte Herr über die Erste Ordnung, entdeckte die Macht in ihm und erkannte ihn als jemanden, der sich beeinflussen ließ. Aber noch ist der junge Mann sich seines Weges nicht endgültig sicher, er könnte also auch zurückgeholt werden.
„Jeder, der sich an einem bestimmten Zeitpunkt in seinem Leben zu irgendetwas verpflichtet hat, fragt sich ständig, wie und warum es zu dieser Verbindung kam”, meint Driver.
Rey und Kylo Ren greifen im Kampf nacheinander, und jeder von ihnen könnte dabei den anderen auf seine Seite ziehen.
https://www.starwars-union.de/nachr...alhafte-Anziehungskraft-%96-Rey-und-Kylo-Ren/