Rollenspiele

Ich verkomme wohl auch zum Rollenspielgrundwerkesammler.

Habe mir spontan heute das dt. Regelwerk zu Fantasy AGE geholt einem System von Green Ronin. Die nächste Laeria-Kampagne wird dann wohl nicht Pathfinder :D
 
Und ich habe mir das "neue" von Fantasy Flight geleistet: Genesys mit dem sonderbaren Würfelsystem aus ihrem neuen SW RPG. Mal schauen, ob ich das mal für eine Kampagne verwende :)

Und für die, dies interessiert, hier unser neuestes Kapitel unserer Star Wars "Broken Spine" Kampagne, die rund 130 Jahre nach Yavin spielt (Alter Canon) und von mir, @lain @Dyesce @Laubi @GeeGee @Raidi und @Conquistador erlebt wird:

Immer noch tosend fegte der Schneesturm - ausgelöst vom defekten Weltenvernichter des Imperiums - über die Klippen Lanias. Mit Mühe und Not hatten sich Meister Roon und die anderen vor dem Angriff der Sith gerettet... auch wenn nicht unbedingt durch den zeitlich verzögerten Angriff der Czerka-Fähre, die mittlerweile hinter ihnen gelandet war und deren Repulsoren den verheerenden Schnee noch mehr aufgewirbelt hatten.

Der Sith war offensichtlich der Klinge des Jedi Meisters und den Klippen Lanias zum Opfer gefallen und auch Silas, der sich schon auf ein neues Sith-Lichtschwert gefreut hatte, musste enttäuscht in die Tiefe der Klippen starren, an deren Fuß sich die wütenden Wellen des aufgewühlten Meeres schlugen. Keine Präsenz konnten die Machtnutzer dort erfühlen, keinen Funken der Dunklen Seite... nur ein seltsames Gefühl von Bedrohlichkeit, das über allem anderen hing.



Während sich die Gruppe langsam wieder sammelte, wurde eine ganz andere Frage immer interessanter: Der Weltenvernichter. Dieser lag nur einige Dutzend Meter von der Küste im Meer und sendete weiterhin seine vernichtende Strahlung aus. Was war der Auslöser? Wie konnte man ihn stoppen? Während andere Mitglieder von Meister Rikusas "Bergungstrupp" noch ratlos über ein weiteres Vorgehen grübelten und Li mit den Czerka-Technikern einen Abtransport und die spätere Sicherung des Sith-Raumjägers aushandelte, machten sich vor allem Meister Roon und Jilix Gedanken, was sie nun unternehmen konnten...

Gedankenverloren hatte die Hapan Technikerin das Rettungsshuttle betreten und mit Hilfe der Techniker an Bord Kontakt zu dem Kriegsungetüm am Meeresboden hergestellt. Schneller als erwartet konnte eine Verbindung mit dem Comlink der Maschine hergestellt werden und ebenso schnell wurde allen versierten Technikern an Bord klar, dass es stetig ein altes imperiales Signal auf allen Frequenzen sendete...

Kaum war der elektronische Kontakt mit dem Weltenvernichter hergestellt worden, realisierten die Czerka-Angestellten - und machtbegabten Außenstehenden - entsetzt, dass etwas sehr schief gelaufen war: der Weltenvernichter hatte auf den fremden Ruf reagiert... mit scharfem Geschütz, das aus dem Wasser in Richtung Fähre flog.

Jilix und Silas - gewarnt von der Macht und beide in der Kanzel der Fähre den Czerka-Techniker über die Schultern blickend - waren die Ersten, die zu rennen begannen und die Anderen mit Rufen warnten.



Doch kaum hatte die Technikerin die Rampe der Fähre erreicht, musste sie feststellen, dass der Rest der Besatzung ihrer Warnung nicht nachgekommen war und das Schiff nun begann abzuheben. Silas blieb im Laufen stehen, als er sah, dass Roon beinahe ruhig im Schneesturm stand und zusammen versuchten sie mit aller Kraft, die beiden Raketen mit der Macht ineinander explodieren zu lassen. Sie schafften zumindest, sie außerhalb der Fährenhülle detonieren zu lassen.

Der Schneesturm verwandelte sich in eine Druckwelle, das Eis zu Feuer und Jilix landete unsanft aber unversehrt auf dem kalten Boden vor der Klippe, wo Husskar und Li ihr alsbald auf die Beine halfen. Die Fähre war unweit hinter der Gruppe abgestürzt, jedoch war der Schaden nicht allzu groß.

War dies auch dem Sith mit seinem Raumjäger passiert? Hatte er Kontakt mit der alten Superwaffe hergestellt und war vom automatischen Verteidigungssystem abgeschossen worden?



Keiner der Soldaten oder Piloten von Czerka war dank der schnellen Aktivierung der Schilde ernsthaft verletzt worden, doch die Jedi Padawan Len'Aya begann nun mit beiden Händen an ihren Kopf zu fassen und kreischend zu Boden zu sinken. Alarmiert sprangen Yannia und Li an ihre Seite. Was hatte sie wahrgenommen, was in den Tiefen des Meeres gespürt, während die Raketen aus den Wellen empor geschossen waren?

Auch Meister Roon rannte mit einer Schockdecke auf die junge Padawan zu, die durch eine Hypospritze Lis und Yannias Machtanwendung langsam in eine unruhige Lethargie verfiel. Auch Roon griff mit seinen heilenden Fähigkeiten in Len'Ayas Geist und erkannte nur dunkle Angst, die in ihre Seele gepresst wurde. Sie brauchte wirkliche Hilfe und zwar schnell.



Während Jilix die kleinen Schnitte, Prellungen und Platzwunden der Czerka-Mannschaft mit einem Medipak versorgte, meinte Ro, der Commander des Trupps, dass er mit seinen Leuten nach Laní Ma zurückkehren würde, um sich dort unter ärztliche Aufsicht zu stellen. Er selbst hatte sich an einem in der Fähre ausgebrochenen Feuer leichte Verbrennungen zugezogen, bot nun aber an, Len'Aya mit zur Jedi Akademie zu nehmen. Eine besorgte Yannia wollte die Padawan begleiten.

Dafür, meinte Commander Ro, sollte einer der Techniker, der Gran Snopis, bei der Gruppe bleiben und mit Gerätschaften aus der Fähre ein kleines Lager errichten, zudem würde er weitere Leute aus der Hauptstadt anfordern. Jilix nahm den Vorschlag dankend an.

Schnell flogen sie los und Li schaute der noch rauchenden Fähre sehnsüchtig hinterher. Dann schloss er sich den anderen an, die geschäftig ein Notzelt und portables Energieaggregat aufbauten. Aus einem Flüssigkabelwerfer und einem kleinen Hebekran bauten Li und Jilix über die nächsten Stunden einen Personenlift, während der Schneesturm um sie herum dichter und heftiger wurde. Zum Glück heizte das Aggregat das Zeltinnere auf und nach einer einiger Zeit erreichte ein kleiner Czerka-Transporter das umwehte Lager.



Einige Techniker stiegen dort aus und sie hatten weitere Ausrüstung dabei. Einer übergab Li ein Datapad, auf dem Koktan mit Fingerabdruckabfrage eine Nachricht für ihn abgespeichert hatte: der seltsame Jäger des Sith Kriegers war sichergestellt worden und wartete in einem Czerka-Lagerhaus in Laní Ma auf Li.

Die Techniker begannen mit weiteren Abtastungen und berichteten, dass die Systeme des Weltenvernichters seit dem Raketenangriff schneller und schneller überhitzten. Wenn sie Pech hatten, würde es schon bald zu einer Kernschmelze im Reaktor der Superwaffe kommen und diese würde ein riesiges Gebiet des Herbstplaneten mit sich in den Untergang reißen. Schon im Galaktischen Bürgerkrieg vor rund einhundert Jahren hatten die Giganten mit der Veränderung des Wetters um sie herum für Chaos gesorgt, eine solche Katastrophe würde aber das Ende eines ganzen Planeten besiegeln. Sie mussten so schnell wie möglich handeln, ohne weitere Raketenangriffe auszulösen.

Was sollten sie also machen? Die Außenhülle aufbrechen und den überhitzenden Reaktor mit kühlem Meerwasser fluten? Die Systeme aus dem Inneren des Weltenvernichters ausschalten? Den Reaktor oder aber das Droidengehirn selber, das alle Funktionen der Superwaffe überwachte? Wie auch immer: sie mussten selber hinunter in die Tiefen der Küstengewässer steigen, um sich der Sache anzunehmen...



Cheftechniker Snopis zeigte allen Schutzanzüge mit integrierten Atemmasken, die sie bei ihrem Unterfangen tragen konnten, da diese auch unter Wasser funktionierten. Roon hatte seine eigene Maske, mit der er den für ihn tödlichen Sauerstoff der verschiedenen Welten atmen konnte, nach Pandorra soweit modifizieren können, dass auch er für kurze Zeit im Wasser überleben sollte.

Also entschieden sie sich, am nächsten Morgen hinunter in die Tiefe zu steigen und sich dem mechanischen Ungetüm zu stellen. Li suchte auf seinem Datapad nach Blaupausen der Weltenvernichter und konnte in den Datenbänken einige Aufzeichnungen finden. Im Bürgerkrieg hatte jedes dieser Monster etwas anders ausgesehen, die Größe hatte zwischen drei und eineinhalb Kilometern variiert. Der hier auf Lanía gefundene Weltenvernichter gehörte zur eher kleinen Variante. Wegen diesem uneinheitlichen Aufbau brauchten sie etwas Glück - oder die Macht, würden die Jedi argumentieren - um die Brücke oder das Droidenhirn zu finden. Sie wussten nur, dass die Brücke in den oberen Sektionen des Bugs lag, die Fabriken in der Mitte und das Droidenhirn ungefähr dazwischen.

Konnten sie wirklich das Hirn des Weltenvernichters über die Brücke steuern? Seufzend deaktivierte Li den Bildschirm und legte sich zum Schlafen.



Leere Gänge mit flackerndem Licht. Li stolperte von dunkler Luke zu dunkler Luke. Säure schwappte ihm hinterher, ständig an seinen Stiefeln fressend. Vor ihm ein Sith. Nautolan. Rot und schwarz tätowiert. In seiner Hand ein rotes Lichtschwert. In seinem Torso ein verbranntes Loch. Blut quoll ihm aus Mund und den leeren Augen und ein gurgelndes Ächzen drang an Lis Ohren.

Schweißgebadet wachte er auf und sah sich im Zelt um. Auch die anderen lagen unruhig auf ihren Lagern, drehten sich gequält im Schlaf. Erschöpft drehte sich Li zurück in seine Decke, doch mit dem Schlaf kamen die auch wieder die Gänge, die Säure und der Sith.



Am nächsten Morgen waren alle müde und vom Schlaf zerrieben. Sie steiften ihre Schutzanzüge über und unter der Aufsicht von Snopis und den anderen Technikern wurden sie Länge für Länge die Steilklippe hinunter gelassen.

Kurz bekamen Jilix und Silas noch mit, wie einige Techniker Wetten auf ihre Rückkehr abschlossen, dann waren sie auch schon unterhalb des Felsrandes und näherten sich langsam den tosenden Wellen. Unter diesen lauerte der riesenhafte Schatten der altertümlichen Superwaffe. Dunkel und still lag er im trüb aufgewirbelten tiefblau des Meeres und nur wenige Tiere huschten hier durchs Wasser. Die Metallhülle, die sie alsbald erreichten, war mit Algen und Korallen überwachsen, doch nun hatten sie sich braun und gelb verfärbt und starben unter den tödlichen Ausstößen des fehlschaltenden Riesen.



Silas war der erste, der sich am Flüssigkabel entlang tastete und er war auch der, der die Hülle als erstes untersuchte. Doch fand er unter dem Bewuchs keine Öffnung und erst Jilix deutete auf eine leichte Vertiefung, die etwas neben ihnen lag. Die Jedi spürten, dass sie erneut unbewusst die Macht benutzt hatte, um sich zu orientieren und zuversichtlich schwammen sie zur kleinen Zugangsluke, die Silas freikratzte.

Was darunter lag, wussten sie nicht, doch in der Macht wirkte alles falsch. Dunkel. Korrumpiert. Eine alte Tötungsmaschine des mächtigsten Sith Lords aller Zeiten. Natürlich war hier die Macht verzerrt...

Jilix griff dennoch tief in diese neu gefundene Quelle ihrer Möglichkeiten und mit einem kleinen Griff öffnete sie den inneren Mechanismus des Zugangsschachtes. Sofort strömte vom Weltenvernichter aufgekochtes Wasser in die Öffnung und erst nach zwei Sekunden aktivierte sich ein Magnetfeld, das weitere Sturzbäche verhinderte. Auf einer kleinen Anzeige sank die Prozentzahl der Energiebarriere schnell... der Weltenvernichter kämpfte wahrhaftig um jedes System.



Schnell begaben sie sich ins dunkle Innere und schlossen die Luke, sahen sich dann im runden Wartungsraum um, von dem einige Schächte wegführten. Hier hatten Techniker und Droiden ihre Arbeit verrichtet, nun hörten sie hier nur das ferne Klacken überhitzender Systeme und das Auf und Zu defekter Türen. Mit ihren Anzugsanzeigen überprüften sie die Atmosphäre im Gang und Roon meinte, dass sie im Notfall ihre Masken abnehmen könnten. Doch würden sie zu lange die alte, verseuchte Luft atmen, könnten sie erheblichen Schaden nehmen. Er würde seine Maske eh nicht abnehmen können.

Li konsultierte sein Datapad, das er in einem wasserdichten Beutel mitgenommen hatte. Er kannte den ungefähren Weg zur Brücke und den anderen Stationen, doch meinte Meister Roon nun, dass er tief unter ihnen eine bedrohliche Dunkelheit in der Macht empfinden konnte. Alarmiert sah ihn Silas an.

Die Zwischenböden und Wände des Weltenvernichters waren zu dick, um sich auf Dauer von Ebene zu Ebene zu schneiden und so zog Jilix ihre Taschengeräte hervor und begann, die kleinen Wartungsluken mit Energie zu versorgen und sie dann mit wenigen Tastenkombinationen zu öffnen. Langsam kamen sie voran.



Durch die verschiedenen Wartungsbereiche kamen sie in Sektionen, die für den Aufenthalt der ehemaligen Mannschaft konzipiert worden waren: diese Räume waren eher gedrungen und in ihnen sorgte immer noch ein rötlicher Schein für das nötige Licht. Energielose Droiden standen mitten im Weg, dort wo sie vor Jahrzehnten stehen gelassen worden waren.

Dann stießen sie auf die ersten Leichen. Mumifizierte Techniker und Offiziere, die in alten, imperialen Uniformen an Wänden lagen und verhungert aussahen. Soldaten, die ihre Helme abgenommen hatten und nun mit leeren Augen ins Nichts blickten. Zwei hochrangige Imperiale saßen an einem runden Tisch, beide mit einem altmodischen Blaster bewaffnet und verbrannten Kopfüberresten. Die Lage schien nach dem Absturz des Weltenvernichters aussichtslos gewesen zu sein.

Keine Spuren von Kämpfen. Keine Spuren von Explosionen. Als ein heroischer Droide der Neuen Republik damals alle Signale zu den seltsamen Superwaffen gekappt hatte, war jede Hoffnung für die Rettung dieser Frauen und Männer gestorben.



Zehn Stunden lang arbeiteten sie sich so langsam voran, Türe um Türe und Gang um Gang. Immer noch hatten sie keinen ersichtlichen Weg auf die unteren Decks gefunden, als sie endlich in einer zwanzig Meter hohen Industriehalle ankamen. Sie gingen langsam über eine verrostete Treppe bis zum Boden der Halle und Li erklärte, dass sie nun ungefähr in der mittleren Sektion des Giganten angekommen waren. Vermutlich war das Meer direkt über ihnen und nur durch die Außenhülle von ihnen getrennt. Meister Roon schloss seine Augen und konzentrierte sich. Die Dunkelheit war einige dutzend Meter unter ihnen. Deutlich zu spüren.

Jilix war derweil in eine der Ecken der Halle gewandert. Dort führte ein großer Frachtenaufzug nach unten, doch war er mit einem Schott verschlossen und hatten die Systeme keinerlei Energie. Sie konnte den Durchgang schon öffnen, das wusste sie, doch würde dies einige Zeit in Anspruch nehmen und so entschieden sie, hier ein Nachtlager aufzuschlagen. Alle waren von der stundenlangen Wanderung erschöpft und im Schatten der Treppe konnte man sich mit einem kleinen, tragbaren Generator, den Jilix am Rücken getragen hatte, wenigstens etwas gemütlich machen.

Schnell fielen alle in einen tiefen Schlaf, während Roon und Li Wache hielten, der junge Mensch auf seinem Datapad lesend und unter der Treppe eingerollt.



Dort starrte er lange auf die immer wieder verschwimmenden Zeichen, bis er plötzlich ein helles Klacken hörte. Schritte auf der Treppe hinter ihm. Ein Wimmern. Ein Schlürfen. Er richtete sich auf, sah zu Meister Roon und der saß nur im Schneidersitz da und sah in die andere Richtung und als er zu ihm gehen wollte, um ihn zu warnen, wurde Li von hinten an den Haaren gerissen und mit dem Kopf zum Treppengeländer gezogen.

Ein uralter, verschorfter Imperialer presste sich an seine Wange, die Zähne zum Großteil herausgefallen und die Fingernägel unter dem Griff verbiegend und brechend, sich aus dem alten Fleisch drehend. Der Imperiale öffnete seinen verfaulten Mund und ein krächzendes Flehen nach Hilfe drang leise an Lis Ohr, dann lösten sich Teile des Gesichtes des Alten auf und flossen über Lis Schulter und Arm. Li begann zu schreien...



Roon spürte den Albtraum, den Li hatte. Wie ein dunkler Fleck in der Macht ließ es den jungen Mann im Schlaf hin und her winden und mit unsichtbaren Fingern griff der Jedi zu ihm und beruhigte den verängstigten Geist.

Dann ein Aufflackern des Punktes, den Roon seit ihrer Ankunft im Weltenvernichter gespürt hatte. Doch nicht mehr unter ihm erschien diese Dunkelheit, sondern über ihm, an der Decke der Halle. Er blickte nach oben und sah dort eine verhüllte Figur mit rot und schwarz tätowierten Tentakeln: der Nautolan Sith. Ein unheimliches Flüstern hallte durch seine Wahrnehmung, immer und immer wieder einen Namen wiederholend: Moor. Moor. Moor.

Dann zündete der Sith ein rotes Lichtschwert und hieb an die Hallendecke und diese gab nach. Ein Sturzfall aus Meerwasser ergoss sich in die Halle und mit einem alarmierten Schrei sprang Roon auf die Beine.

Alle schreckten aus ihrem Schlaf auf und sahen, wie Roon im Schneidersitz da saß und durch seinen eigenen Schrei erwachte. Silas trat an die Seite des verwunderten Kel'dor und fragte grinsend, ob sein Meister nicht vorgehabt hatte, Wache zu halten. Es waren erst eineinhalb Stunden vergangen, seitdem sie hier Lager aufgeschlagen hatten und niemand fühlte sich wirklich ausgeruht. Li wimmerte, konnte er sich doch auch an einen Albtraum erinnern, der seinen Geist geplagt hatte. Roon nickte. Er hatte anscheinend im Schlaf das Leid des Mannes gespürt und instinktiv seine Macht um ihn gelegt.

Aber er hatte eben auch die Dunkle Seite gespürt. Lauernd und manipulierend. Immer noch tief unter ihnen, aber seiner Beute bewusst. Der Jedi erklärte, dass er nichts Gutes erwartete...



Husskar wollte weiter die Nachtwache übernehmen und Li konnte nach dem Albtraum um den imperialen Offizier nicht mehr schlafen. Zusammen saßen sie da und eine halbe Ewigkeit verging im Halbdunkeln, quälend und angespannt. Dann aktivierten sich Lichter am Aufzug, der Schacht öffnete sich und ein tiefes Summen zeugte vom Ankommen einer Plattform. Li jammerte, wollte er doch aus diesem neuen Traum erwachen und erkannte er nun, dass hier alles nicht so war, wie es im ersten Moment erschien.

Husskar war sich noch unsicher und eilte zu den Schlafenden, rüttelte an ihren zusammengekauerten Körpern. Doch niemand reagierte, alles schien wie erstarrt. Also wirklich ein weiterer Albtraum, den die Dunkle Seite entfachte. Meister Roon hatte sie gewarnt. Immer noch jammerte Li leise vor sich hin, während Husskar näher an den Aufzug heran ging.

Dort fuhr nun ein modifizierter AT-ST empor, seine Waffensysteme aktiv und Lichter von Droidensensoren in seinen sonst dunklen Sichtfenstern glühend. Das quäkende Geplapper eines Suchdroiden hallte leise durch die Halle und mit einem tiefen Schlag machte der Kampfläufer einen schweren Schritt auf sie zu.



"Alles nur ein Traum," murmelte Husskar und eilte dann dem Trugbild entgegen, welches seine tödlichen Waffensysteme auf ihn richtete. Eine Salve aus rotem Plasma, dann ein Feuerball. Wie eine angeschmorte Puppe flog Husskar durch die Luft und kam einige Meter weiter weg hart auf dem Boden auf. Er hatte Verbrennungen und nur durch Glück war er noch am Leben. Li krümmte sich zusammen und begann zu schreien.

Moor. Moor. Moor. Immer wieder hallte dieser Name durch die Dunkelheit, der alle umgab. Schatten, wie lebende Körper von Kindern, umringten sie und drängten sie zurück in die Verzweiflung, während sie sich nicht bewegen konnten und nur darauf warten, überflutet zu werden. Dann durchzuckte eine Explosion und ein Schrei ihre Welt und riss sie aus dem Schattenansturm.

Alle wurden aus ihren persönlichen Träumen wach, die sie in den letzten Stunden geplagt hatten und entsetzt starrten sie einen Augenblick auf den vergehenden Feuerball, hinter dem sich ein voll automatisierter AT-ST auf sie zubewegte. Dann sprangen sie auf ihre Beine und schwärmten koordiniert aus, eine Gabe, die sie in den letzten Monaten zusammen im Krieg erlernt hatten.



Blaster schossen auf die dicke Hülle des Läufers und Jilix' Schüsse trafen einige wichtige Stabilisatoren und Kabel unterhalb der Führungskanzel. Roon sprang nahe an den AT-ST heran und sein Lichtschwert schnitt sich einige Fingerbreit in das Metall eines Beines, doch all dies missachtete das Droidengehirn, das im AT-ST eingebaut worden war: es zielte auf Li, der an der Treppe kauerte und auf seinem Datapad eine Verbindung zu den Systemen des Kampfläufers suchte. Er hatte begonnen, die Kontrolle über den Mechanismus zu erlangen und der AT-ST konnte dies nicht zulassen.

Der Schuss, der aus den schweren Geschützen donnerte, wurde nur einen halben Meter vor Li durch Silas' Schwertschlag abgewehrt. Die rote Klinge des toten Darth Fyrmus lenkte den Plasmabolzen in die nahe Wand, dann griff der junge Jedi tief in die Macht und verdrehte das durch Roon angeschlagene Läuferbein weiter.

Schon wollte der AT-ST zu einem neuen Schuss ansetzen, als die Systeme den Bemühungen Lis nachgaben und sich surrend herunterfuhren.



Ächzend ließ sich Husskar zu Boden sinken und Roon eilte an seine Seite, um ihn mit Syntfleisch aus einem Medipack und der Anwendung seiner Machtheilkräfte zu versorgen. Silas sah zum deaktivierten AT-ST hinauf und fällte ihn dann mit einem weiteren Schwertschlag auf das geschwächte Bein, durchbohrte dann die Kanzel an der Stelle, die ihm Li als Sitz des kleinen Droidengehirns nannte. Kurz bevor die Klinge ihr Ziel fand, sahen sie noch, wie sich einige Lichter wieder erhellten und ein leises Summen begonnen hatte.

Jilix kniete beim Aufzug und betrachtete einen Zugangsbildschirm am Rand der Plattform. Sie könnte den Aufzug kontrollieren, das war sicher. Schnell winkte sie die anderen herbei. Li, der mit seinen Nerven nun vollends am Ende war, folgte seinen Gefährten, wurde aber langsamer, als er das Datapad an seiner Seite warm werden spürte. Roon, Silas und Jilix sahen erschrocken in seine Richtung und riefen simultan eine Warnung, hatten sie doch die Gefahr in der Macht gespürt.

Das Geschnatter einer Droidenstimme erklang aus den Lautsprechern des kleinen Computers und gerade noch konnte Li das Pad zur Seite schleudern, als es explodierte. Hatte das Droidengehirn des Weltenvernichters gerade das Datapad von Li gehackt? Zu was war die künstliche Intelligenz hier noch fähig? Alle starrten auf die Aufzugsplattform und schüttelten den Kopf. Nein, diesen Weg wollten sie nun nicht mehr gehen. Das Gehirn der Superwaffe würde sie in mitten der Fahrt vermutlich in den Tod stürzen lassen...
 
Während die Jedi nun seufzend ihre Lichtschwerter aktivierten und begannen, in die dicken Bodenplatten zu schneiden, sammelte Li die Überreste seines verlorenen Datapads auf. Er murmelte, dass es schade um das wertvolle Verlobungsgeschenk wäre und erstaunt sahen alle auf. Li war verlobt? Doch Li entschied sich zu schweigen und um nicht noch länger Zeit zu verschwenden, bohrten sich die Jedi weiter in den Hallenboden hinab.

Die Arbeit dauerte lange und war mühsam. Der Boden war mit mehreren Metern Dicke zwar schwer zu durchdringen, doch immer noch besser, als in einem Aufzug von einer künstlichen Intelligenz ermordet zu werden. Als die Ränder des Loches langsam abkühlten, schlüpften die müden Abenteurer hinab auf einen wackeligen Wartungssteg, der an der Decke einer gigantischen Fabrikhalle befestigt war.



Stillgelegte Förderbänder und längst verrostete Roboterarme waren tief unter ihnen zu sehen, halb fertige AT-STs und seltsame Kampfjäger, die damals für den Kampf um Lanía erdacht worden waren. Durch den Aufprall vor über einhundert Jahren waren die meisten beschädigt oder zerstört und aus den nun kalten Schmelzöfen war das heiße Innere geschwappt, das sich nun als erstarrte Schlacke in wellenförmige Ebenen über den Boden zog. Totenstill war es hier und nur das Atmen und die Schritte der Gefährten war zu hören.

An einer Zugangstüre neben den weit unter ihnen liegenden Schmelzöfen sahen sie eine Gestalt, die in Roben gekleidet war und nun zu ihnen empor blickte. Die Dunkle Seite schwappte in schweren Wogen zu den Machtnutzern empor und während Li auf die Person zeigte, zündeten die Jedi bereits ihre Lichtschwerter.

Husskars Blaster spuckte glühendes Plasma in Richtung des Schattens, der nun ebenfalls ein rotes Lichtschwert zündete und die Schüsse mit Leichtigkeit abwehrte.



Meister Roon rief den anderen zu, dass es der Sith war, den sie an der Klippe bekämpft und besiegt hatten und der sie nun immer wieder in seine Albträume hatte ziehen wollen. Darth Moor, zischte Silas angewidert und während der Kel'dor schon vom hohen Steg in die Fabrikhalle hinunter sprang, schoss Jilix den Haken ihres Seilwerfers in die Decke und ließ sich so nach unten ab.

Der Padawan sah dieses Manöver der Hapanerin, griff mit der Macht hinaus und ergriff das Lichtschwert des Sith, der von Husskars Schüssen abgelenkt war. Mit einem Ruck flog die Waffe quer durch die Halle und blieb am Boden liegen. Dann sprang Silas über das Geländer des Stegs und ergriff das Seil, an dem Jilix hing, wollte sich mit ihr nach unten tragen lassen... doch der Haken gab dem gemeinsamen Gewicht nach und zusammen krachten sie die letzten Meter auf den staubigen Metallboden.

Ächzend erhoben sie sich, während Husskar weiter den zurückweichenden Sith mit Blasterschüssen eindeckte und Li eine Treppe am anderen Ende des Wartungsstegs erreicht hatte und diese nun hinunter sprang.



Darth Moor ließ sich in die Schatten sinken, die die Luke für ihn bereit hielt und als Mer Roon ihm hinterher eilte, zischten plötzlich tödliche Blitze aus der Dunkelheit und hüllten den Kel'dor ein. Roon sank schreiend auf die Knie, während die Machtblitze ihn weiter umzuckten.

Nun sahen ihn alle: es war wirklich der Nautolan, mit einem klaffenden Loch in seiner Brust, die Augen tot und doch mit Hass erfüllt. Schon wollte Silas ihm etwas entgegenspucken, als Husskars Schuss sein Ziel fand und der von der Schulter abgesprengte Arm des Sith durch die Luft flog, die Blitze verebbten. Der Nautolan fiel in die Dunkelheit hinter der Luke, während der Arm zuckend liegen blieb.

Alle sprangen an Roons Seite und halfen dem gequälten Jedi auf die Beine. Er hatte noch nicht alle Muskeln unter Kontrolle und litt sichtlich unter Schmerzen, die direkte Gefahr jedoch war vorerst vorbei. Nur die Maske des Kel'dors gab fiepsende Geräusche von sich und Roon krächzte, dass er sie alsbald reparieren musste... ansonsten stände es schlecht um seine Atmung.



Silas hob das Lichtschwert von Darth Moor vom Boden auf und sah es stolz an. Eine weitere Sithwaffe für seine stetig wachsende Sammlung.

Sie spürten den Sith nicht mehr in der Macht, erkannten sie und nicht einmal mehr die Dunkle Seite, die die letzten Stunden aus dem Inneren des Weltenvernichters an Roons Sinne geschwappt war. Nur der Arm lag noch vor ihnen und sah aus, als wäre er schon lange tot und am Verwesen. Hieß dies, dass Moor ebenfalls bereits tot war? In einem untoten Zustand verweilte? Das Loch in seiner Brust würde dies jedenfalls untermauern.

Ein plötzliches Aufbäumen des Armes ließ alle zurückspringen, dann war der abgetrennte Körperteil wieder reglos. Er hatte nur wenige Zentimeter zurückgelegt, doch die angespannten Abenteurer atmeten schwer, als Silas den Arm griff und mit verzerrtem Gesicht in seine Tasche stopfte. Meister Rikusa würde sich die Sache sicher nur all zu gerne ansehen, vermutete er...



Sie schlichen sich mit zum Angriff bereiten Waffen durch die Luke und fanden sich in einem kleinen Kontrollraum wieder, dessen verschmierte Sichtwand in eine weitere Fabrikhalle blickte. Außer Staub und einer alten, abgestreiften Krebshaut vor einem aufgebrochenem Zugangsschacht war hier nichts Außergewöhnliches zu sehen, ein Turbolift führte in weitere Ebenen.

Sie entschieden sich, weiter durch den Boden zu schneiden und so näher an das Droidengehirn zu gelangen. Die Brücke war von hier nicht aufzufinden und vermutlich hatten sie sie schon lange auf ihrem Weg verpasst. Die einzige Hoffnung war nun, die künstliche Intelligenz der Superwaffe davon zu überzeugen, alle Systeme kontrolliert zu kappen.



Nach einer Stunde hatten sie so erst sechs Decks überbrückt. Die Lichtschwertgriffe lagen in den verschwitzten Händen und müde beschlossen sie, doch den Aufzugschacht zu verwenden, um sich weiter in den Bauch des Riesen voran zu arbeiten. Doch welche Gefahr ging in dieser Röhre vom Droidengehirn aus?

Vorsichtig deaktivierte Li an der Schaltfläche des Aufzuges alle Funktionen, bis er sicher war, dass die kleine Plattform über oder unter ihnen von niemandem mehr aktiviert werden konnte, während Silas und Roon sich durch die Türe schnitten. Dann begann sie zu klettern.

Elektronisch grünliches Licht flackerte etwa dreißig Meter unter ihnen durch eine halb geöffnete Aufzugtüre. Durch die dicken Wände hörten sie, wie sich einige Gänge und Hallen entfernt etwas großes löste und krachend durch einige Decks brach, die Erschütterung war beim Klettern aber nicht störend. Dennoch mussten sie sich beeilen, das war ihnen klar... um sie herum zerbrach der alte Metallgigant Stück für Stück und schon bald würden die restlichen, verbleibenden Systeme folgen.



Die halb geöffnete Türe führte in einen Gang, in dem einige mumifizierte Leichen lagen und Rauch in der Luft hing. Das Licht wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer, während auf einigen kleinen Wandbildschirmen kryptische Zahlen und Zeichen aufflackerten und dann für immer erloschen. Plötzlich ein krächzender Lautsprecher, der eine abgehackte Durchsage in den Gang hämmerte. Eine vor langer Zeit aufgenommene Menschenstimme? Ein Droide? Sie konnten es nicht wirklich verstehen und eine Sekunde später verstummte der Lautsprecher auch schon wieder.

Die kleine Gruppe machte einige weitere Schritte in die neu gewonnene Stille des Ganges, dann gab es eine gewaltige Erschütterung und eine Feuerwalze raste auf sie zu, verbrannte die imperialen Überreste vor ihnen.

Instinktiv riss Roon eine Machtblase um sie empor und nach einem kurzen Augenkontakt ließen auch Silas und Jilix ihre Kräfte in die Kuppel fließen, die sich um alle gebildet hatte. Die Flammen tobten um sie herum, wurden von der Macht von ihnen weggedrückt und schon bald war die Gefahr gebannt. Alte, abgestandene Luft strömte aus anderen Teilen des Weltenvernichters zu ihnen, während sich alle erschöpft zunickten.



Silas deutete in eine Richtung, den Gang hinab. Er spürte, dass dies der richtige Weg war, dass sie so zum Ziel ihrer Suche gelangen würden. Roon nickte stolz und weiter schlichen sie durch das Gewirr an Schächten und Türen, bis Silas sie mit erhobener Hand zum Anhalten aufforderte. Um sie herum waren immer wieder die Lichter ausgefallen und mit Mühe wieder zum Leben erwacht, Roon hatte eine ferne, dunkle Präsenz in den Ebenen am Heck des Schiffes erspürt. Sie konnten schnell handeln und Darth Moor würde ihnen nicht mehr in den Weg kommen.

Eilig schnitten sie sich mit den Klingen ihrer Lichtschwerter nach unten und spähten in einen großen Raum hinab, in dem ein mit Panzerglas umgebenes Droidengehirn an dicken Kabeln hing. Silas hatte tatsächlich das Kernstück der Superwaffe gefunden!

Sie ließen sich in den Kontrollraum hinab und blickten sich um. Ein schweres Schott an einer Wand führte hinaus auf den Gang, hinter dem mechanischen Gehirn war die Öffnung einer Rettungskapsel zu sehen, mit der im Notfall das teure Droidenhirn in Sicherheit gebracht werden konnte. Die Wände waren von Computer und Monitore bedeckt.



Als Li sich an den Computern zu zu schaffen machte, musste er feststellen, dass ihm die entsprechenden Zugangsdaten fehlten, das nötige Datapad mit allen Überbrückungsdaten war nicht mehr in seinem Besitz. Fluchend hackte er Passwort nach Passwort in die Tastatur, während sich Jilix genau umschaute. Sie griff mit der Macht hinaus in den Raum um sie herum... in den Gang hinter dem Schott.

Dann erklärte sie aufgeregt, dass die Lösung ihres Problems direkt hinter der dicken Sicherheitstüre lag. Sie sollten das Schott öffnen. Die Jedi sahen sich an, tasteten ebenfalls mit der Macht nach draußen, spürten dort aber weder Gefahr noch Hilfe. Neugierig öffnete Roon den Durchgang zum Rest des Weltenvernichters.

Ein seit langer Zeit toter imperialer Offizier, der mit dem Rücken am Schott gelehnt hatte, fiel vor seine Füße und mit einem breiten Grinsen zog Jilix den Datenzylinder aus der Brusttasche der verstaubten Uniform. Bewundernd nickend schloss Roon wieder das Schott und die trockene Leiche wurde zu Staub zerquetscht, während Jilix Li den kleinen Zylinder zuwarf.



Keine Minute später hatte Li Zugang zu allen Systemen der Superwaffe. Die meisten konnten nicht mehr aktiviert werden, aber das hatten sie eh nicht vor. Zwölf Prozent Leistung hatte der Weltenvernichter noch, die Stabilität des Droidengehirns lag bei neunundneunzig Prozent. Innerhalb der nächsten acht Wochen würde das letzte System abschmieren, lange davor sollte aber der Reaktor brechen und eine Katastrophe auf Lanía auslösen. Dazu würde es aber nicht kommen...

Mit einem kurzen Befehl fuhr Li die Reaktorfunktion vorsichtig herunter, sperrte alle weiteren Zugriffe für die Zukunft. Innerhalb der nächsten dreißig Stunden würde sich das Herz der Superwaffe vollends ausschalten und keine Gefahr mehr darstellen.

Schnell überprüfte er noch die Eindringlingsmeldungen, die das Droidengehirn in den letzten Stunden aufgenommen hatte und registrierte einen Schatten, der vor zwanzig Minuten einen halben Klick entfernt aufgenommen worden war. Darth Moor war weit genug entfernt, um keinen Ärger zu machen.



Er sah die anderen an. Sollte er nun auch das Gehirn des Weltenvernichters deaktivieren? Aber wie sollten sie dann innerhalb der nächsten Stunden einen Ausweg aus dem Giganten finden? Der Strom würde so oder so nur noch zehn Stunden lang die nahen Systeme versorgen, die noch nicht korrumpiert waren.

Roon deutete auf die Rettungskapsel hinter der Anlage. Dies war ihr Weg ins Meer. Seine Atemmaske würde nach dem Schaden durch die Machtblitze nicht mehr lange funktionieren und er hatte auch keine große Lust, Darth Moor bei einem erneuten Durchqueren des Schiffes wieder zu begegnen. Czerka würde sich dann um das Droidenhirn und den abkühlenden Reaktor kümmern können, wenn die Gefahr ein für allemal eingedämmt wäre und die Jedi der Rikusa Akademie sicher wären, dass die dunkle Präsenz vollends aus dem Wrack verschwunden war. Und wenn sie die Gänge erneut mit Flammen fluten mussten, um den untoten Sith zu erwischen.



Li drückte einen Knopf und das alte Droidengehirn fuhr mit einem tiefen Surren langsam seine Funktionen herunter. Unter Schmerzen zwängten sich alle in die kleine Kapsel, die nur für eine etwas über Menschen große Sphäre konzipiert worden war, Silas musste sich sogar die Schultern auskugeln, um überhaupt noch Platz im Inneren zu finden. Dann betätigte Husskar den Schalter an der Luke, die sich mit einem Zischen schloss.

Ein brutaler Ruck durchzuckte sie, als sie auf irrwitzige Geschwindigkeit beschleunigten und hinaus ins Meer schossen. Kurz darauf konnten sie nur das Auf und Ab der Wellen spüren, die sie umgaben. Dunkelheit. Das Ächzen der Freunde, die sich unter Qualen zusammenkauerten. Kein Gefühl für Zeit oder auch nur Platz, um sich zu bewegen.



Dann ein Ruck. Licht, das durch eine kleine Luke zu ihnen hinab strömte und das Gesicht eines Grans, der sie angrinste. Snopis streckte ihnen seine dicke Hand entgegen, während sie die salzige Meeresluft von Lanía einsaugten.

Sind noch ein paar wenige Kapitel, dann haben wir die Geschichte zuende erzählt. Wer Interesse hat, das ganze zu lesen, soll sich melden.
 
Nachdem ich mich die letzten Tage in das FantasyAGE-System reingelesen habe, ging es heute daran das Charakterblatt in Word zu basteln und einen Probe-Charakter zu erstellen. Läuft alles ganz gut. Nachdem ich dann feststellen musste, dass weder bei den Amazonen noch in der Bucht einen Universellen Spielleiterschirm zu finden ist, habe ich den Abend nun noch mit einer kleinen Bastelei eingeleitet:

GM Screen_201802.jpg

Materialien: Pappkarton, Folientaschen, Heftklammern und sehr viel Klebeband :D
 
War ein cooles Wochenende mit einigen tollen Highlights:

Samstag: M.A.S.H. Rollenspiel bei @Spaceball...
Mit @Conquistador @Dyesce @Holowebcreator und mir (und @Spaceball als GM) gingen wir in unser zweites Abenteuer des MASHED Systems, in dem wir den Diebstahl von 1000 Dollar aufzuklären versuchten... war cool, das ganze Lager zu durchsuchen und @Spaceball hat sich echt super viel Mühe gegeben, Requisiten anzufertigen. Leider sind die alle so schweinisch, dass ich keines davon zeigen kann... Bilder, die man unter Bibeln findet, sind auch nicht mehr das, was sie mal waren o_O

Sonntag: Die Schatten von Emerald aus meiner eigenen Welt Emmergens...
Eigentlich ein einziger, großer Kampf, da wir ein wichtiges Hauptquartier unser Unterweltsorganisation vor dem Angriff einer rivalisierenden Bande verteidigen mussten. War cool, wie sich das über 4 Stunden ausgedeht hat und wirklich cineastische Aktionen durchgeführt wurden. Geile Action einfach.
Dazu zwei coole Punkte: 1. hat sich @Conquistador s Ameisenbär mal wieder in seine Bashu-Kampfform verwandelt und diesesmal sogar gegen ein Dimetrodon gekämpft, sehr harryhausen'esk... und 2. hat mit @Dyesce einige Häuser gebacken und wir haben mit diesem gebackenen Straßenzug gespielt (das rote Haus war das Badehaus) und alle beschädigten und zerstörten Häuser durften gegessen werden. Nach dem Abenteuer dann der Rest ^^

Harryhausen2.jpg

Zeichnung von @Conquistador


IMG-20180211-WA0005.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo. Mich hat es mal wieder hierher verschlagen. (Und da bin ich dann auch glatt über den Thread hier gestolpert. Schon ertaunlich was sich alles über die Jahre hält.)
Wie ich sehe haben sich hier in letzter Zeit ein paar Systeme eingeschlichen, die ich auch mittlerweile meinem Bücherregal einverleibt habe. Hmm... mal schauen, ob ich hier nicht doch häufiger wieder reinschneie.
 
War ein cooles Wochenende mit einigen tollen Highlights:

Samstag: M.A.S.H. Rollenspiel bei @Spaceball...
Mit @Conquistador @Dyesce @Holowebcreator und mir (und @Spaceball als GM) gingen wir in unser zweites Abenteuer des MASHED Systems, in dem wir den Diebstahl von 1000 Dollar aufzuklären versuchten... war cool, das ganze Lager zu durchsuchen und @Spaceball hat sich echt super viel Mühe gegeben, Requisiten anzufertigen. Leider sind die alle so schweinisch, dass ich keines davon zeigen kann... Bilder, die man unter Bibeln findet, sind auch nicht mehr das, was sie mal waren o_O

Dass der "Dear John"-Brief versaut ist, ist ja mal ne plumpe Unterstellung! :o

bbPPYb0.jpg
 
Ich freue mich zZt. besonders das Genesys System von FFG auszuprobieren. @Minza hatte da schon eine geniale Idee, die mich sofort hatte: Ein Altsteinzeit-PnP RPG. Mein Charakter steht auch schon, ein Neanderthaler namens Tola. Und weil ich es nicht lassen kann:

prehistoric_rpg___tola_the_hunter_by_konquistador-dc3fltn.jpg


Leider war das Papier links und rechts zu Ende :kaw:
 
Ich freue mich zZt. besonders das Genesys System von FFG auszuprobieren. @Minza hatte da schon eine geniale Idee, die mich sofort hatte: Ein Altsteinzeit-PnP RPG. Mein Charakter steht auch schon, ein Neanderthaler namens Tola. Und weil ich es nicht lassen kann:

prehistoric_rpg___tola_the_hunter_by_konquistador-dc3fltn.jpg


Leider war das Papier links und rechts zu Ende :kaw:

Genesys reizt mich irgendwie und mir gefallen die Möglichkeiten, die man damit hat. Ich bin auf den ersten Test gespannt, den wir durchführen werden und habe schon einige Pläne, dieses System in verschiedenen Settings auszuprobieren:

- Neanderthaler-Kampagne mit wechselnden Meistern... keine Fantasyeinflüsse, nur aktuelle Wissenschaft und unsere Interpretation dieser Ära. Mein Char steht auch schon, vielleicht malt ihn @Conquistador mir mal: eine Cro-Magnon, die ein wenig an die nette Dame aus "Am Anfang war das Feuer" erinnert ^^

- ein Halo One-Shot, in dem wir eine Gruppe Unggoy Spielen, die unter ihrem Sangheili Commander leiden und versuchen wollen, im Krieg überzulaufen

- ein kleiner Ausflug in die Welt von Attack on Titan... das System bieten sich sowohl für eine solche Tech-Mischung an, als auch für einen derart cinematischen Spielstil

- Zombieausbruch... einige meiner Spieler wollen das schon lange spielen, hier kann man ein bisschen rumexperimentieren

- Der Ygg Krieg... extra als Test für das Genesys System konzipiert, mittlerweile aber eine eigenständige, kleine Kampagne für mein Emmergens-Setting. Angelehnt an den Vietnam Krieg aber mit Weird War Einflüssen und ner Menge Magie erzählen diese fünf Abenteuer die Geschichte einer Kriegsreporterin, die mit einigen Soldaten einen der größten Kriege dieser Zeit durchmacht...

- Die Traumkriege waren schon lange auf meiner To-Do-Liste, vorher aber als On-Going und d20 angesetzt. Jetzt habe ich sie zu einer Mini-Kampagne für den geplanten Irlandurlaub umgestaltet. Eine Mischung aus Antike und High-Fantasy, eingebunden in die Vorzeit meiner eigenen Welt Emmergens erzählt diese Geschichte den Ursprung der Menschheit...

Mal schauen, was ich da sonst noch für Ideen habe :)
 
Zuletzt bearbeitet:
- ein Halo One-Shot, in dem wir eine Gruppe Unggoy Spielen, die unter ihrem Sangheili Commander leiden und versuchen wollen, im Krieg überzulaufen
Darauf freue ich mich auch sehr. Unggoys sind eh meine liebste Covernant-Mitgliedsspezies und ich hoffe wir reden dann auch alle schön in quietschenden Stimmen am Spieltisch :D
Ich suche mir schon mal Referenzen und übe das Zeichnen ... ;)
 
So, heute ist es soweit. Mein erster Rollenspielbericht ist nun fertig. Vielen Dank an @Minza für Vorbereitung und Lektorat.

Gespielt wurde ein kleines bäuerliches Abenteuer in der Welt von Andrzej Sapkowsks "Hexer"-Saga um Geralt von Riva. Spieler waren @Minza, @Dyesce und @lain, geleitet durch mich.
Angehängt sind dann noch meine dazu entstandenen Zeichnung, welche aber auch schon hier im Forum zu sehen waren.
Ich hoffe alle Interessierten werden ihren Spaß haben und vielleicht wird die Geschichte mal weitergeführt.


Alles Verloren
Ein Rollenspielabenteuer in der Welt von „Der Hexer“

Von Minza und Conquistador
nach einer Idee von Conquistador


Disclaimer: Dieser Rollenspielbericht dient der Unterhaltung und ist ohne jedes finanzielle Interesse geschrieben und veröffentlicht worden. Verantwortung und Copyright für den Inhalt der Geschichte verbleiben beim jeweiligen Autor. Eine Verletzung von Urheberrechten ist nicht beabsichtigt.

Des Weiteren erhebt der Autor keinen Anspruch auf korrekte zeitliche oder örtliche Wiedergabe von Ereignissen, Personen oder Lore im Allgemeinen zu der Fiktion. Dies ist der Versuch eines Fans ein kleines Rollenspielabenteuer in eine bereits breit ausgearbeitete Fiktion zu integrieren.


Mein Dank als Spielleiter und Teil des Chronistenteams gilt in erster Linie meinen Spielern, da diese mit der Fiktion nicht vertraut sind und doch einer kleinen Runde Rollenspiel darin zugestimmt haben, außerdem CD Projekt RED und natürlich dem Autor und Schöpfer dieser Welt Andrzej Sapkowski.

- Conquistador Februar 2018​


***​

1267. Es war der Spätsommer in die Grafschaft Ralberg im nördlichen Verden eingekehrt. Seit Wochen machten bereits die Gerüchte um die brutale Vorgehensweise nilfgaardischer Heermeister mit königlicher Duldung die Runde in dem kleinen Dorf Miesing am Krötenmoor. Man fragte sich, wie sich der Graf verhalten mag und so mancher junger Bursche verschwand in der Nacht, um sich im patriotischen Eifer den Rebellen des Prinzen Kistrin anzuschließen.

An einem doch recht kühlen Vormittag befand sich die Dorfgemeinschaft Miesings versammelt auf dem großen freien Platz zwischen Schmiede und dem Haus des Kräuterweibs. Entsetzten stand ihnen ins Gesicht geschrieben, einige Frauen schluchzten, andere hielten ihren Kindern die Hand vor die Augen. Auf dem nebelfeuchten Boden breitete sich langsam eine Blutlache aus.
„Dies passiert wenn man sein Land verrät, den Norden und die Götter!“ bellte der hochgewachsene Soldat in der gelb-schwarze karierten Rüstung.
„Der König hat all dies getan, so Euer Graf und so auch dieser Hundedreck, den Ihr Euren Dorfältesten nanntet!“ Er deutete mit der Schwertspitze auf den kopf- und leblosen Körper der vor ihm im Blut lag. Eine Vettel heulte auf. Im Rücken des Gerüsteten stand eine Formation von Soldaten mit einer verdischen Standarte, sowie ein kleiner Trupp Männer in blau. Auf ihren Schilden prangten stilisierte Lilien in Weiß. Ein Militärschreiber trat aus der Formation, stellte sich mit einem Räuspern neben den Kommandanten und rief:
„Gute Leute, hiermit wird im Namen Prinz Kistrin und der freiheitlichen Armee von Verden, Euer Besitz annektiert und den kämpfenden Truppen zur Verfügung gestellt. Jedweder Widerstand wird …“
„Nichts hat er uns je gebracht, außer Schwierigkeiten …“ meinte die alte Witwe Rutwik zu den Umstehenden und nickte zur Leiche. „Erinnert Ihr Euch noch an die Sache mit …“
„Hat noch jemand das Bedürfnis, Verrat am Vaterland und dem Norden zu begehen?“ unterbrach der Kommandant seinen Herold laut. Grimmig blickte er mit dem vernarbten Gesicht in die Menge. Einer der Bauer, Anbort von der Teeweide begann zu murmeln; „Wenn ich meinen Hof und die Viecher behalten kann?“, der stämmige Mann neben ihm grunzte zustimmend, andere Dörfler nickten.
„Es gibt eine Frage?“ kläffte der Soldat und ein Raunen ging durch die Menschenmenge, unsichere Blicke wurden ausgetauscht. Die alte Rutwik trat aus dieser hervor, hob den Zeigefinger und begann mit ihrer zitternden Stimme zu sprechen:
„Werter Kommandant, wie sollen wir so weiter leben, wenn wir nichts mehr haben. Ohne das können wir niemanden dienen, auch nicht Euch.“ Das Raunen der Umstehenden wurde lauter.

Am Rande der Dörfler stand eine junge Frau, unter ihrem Häubchen quollen wilde feuerrote Haare hervor. Iranna hatte die ganze Zeit das Ereignis stumm verfolgt. Dann näherte sie sich vorsichtig einem Unteroffizier, in ihrer Nähe an und fragte leise:
„Herr, mich als reisende Händlerin betrifft diese Annektierung doch nicht.“ Der Soldat verzog nun sein Gesicht zu einem gehässigen Grinsen. „Alles auf diesem Boden gehört nun Prinz Kistrin.“
„Aber mein Wagen ist mobil, er könnte nun genauso gut in Cidaris oder Kerack stehen.“ Doch der Soldat schüttelte nur zähnefletschend den Kopf.

Anbort beobachteten derweil die Situation mit dem Kommandanten. „Wir sind nicht die hellsten Köpfe hier, doch auch buckeln wir nicht vor jedem.“ dachte er mit leicht abfälligen Blick auf den Soldaten. Die alte Witwe begann so dann wieder zu sprechen während hinter ihr die Menge ernst blickend nickte und raunte:
„Die letzten Winter waren hart, und wir sind nicht weit der Küste. Wir hatten die letzten Jahre arg Glück, dass uns diese Seeteufel von Skelliger nicht heimgesucht haben. Ich erinnere mich da noch an Zeiten … aber was ist Eurer Plan für unser Dorf?“
„Wollt Ihr uns zu Leibeigenen machen?“ rief Anbort laut in Richtung der Soldaten. Der Befehlshaber ging auf ihn zu, der Kopf schon vor Wut gerötet.
„Wollt Ihr lieber die Leibeigenen eines treulosen Königs sein, eines Verräters?“ Er blickte den Bauern dunkel an.
„Ich will kein Leibeigener sein und Niemandem gehören ... nicht Nilfgaard und auch nicht Euch.“ erwiderte dieser hämisch. Rutwik kniff die Augen zusammen und sah den Soldaten an, wie es nur eine Vettel kann, die ein Balg züchtigen will.
Entsetzen machte sich im Gesicht des Kommandanten breit. „Wie könnt Ihr es wagen?“ Auch die umstehenden Bauern warfen den Soldaten nun giftige Blicke zu. Diese sahen nur unsicher Ihren Anführer an und klammerten sich an ihre Gleven und Hellerbarden.
„Bande von Halsabschneidern!“ kam es aus dem Stämmigen mit erhobener Faust. Es war Hinrich der Schmiedegeselle des Dorfes. „Räuber in Uniform!“ schrie Anbort ihnen entgegen. Das Gemurmel der Bauernschar wurde lauter, Iranna sah unsicher die Parteien wechselnd an und kreuzte kurz den verachtungsvollen, schwenkenden Blick des Herolds. Dieser räusperte sich abermals, trat an seinen Befehlshaber und meinte:
„Ähm, Herr Kommandant?“ Dieser verstand, wandte seinen Rücken zu den Dörflern und ging zwei Schritte in Richtung der Soldaten.
„Ihr wisst, was zu tun ist. Alles wird beschlagnahmt!“ brüllte er. Die Truppe nahm eine stramme Haltung an, umfassten ihre Stangenwaffen nun kräftig entschlossen.

Schmatzend drehte sich Rutwik um und begann in die Richtung Ihres kleinen reisiggedeckten Hauses zu humpeln. Ihre alten Glieder machten ihr schon lange das Gehen etwas schwerer. Anbort stand derweil noch entschlossen den Bewaffneten gegenüber und meinte nur, dass ihm ihre Farben egal seien. Dann machte auch er eine Kehrtwende und schritt in Richtung seines Hofes. Die Soldaten lösten so den Rest an Bauern und Handwerkern auf, und die junge Händlerin ging des Weges zum Dorfrand, wo sie ihren Wagen mit der gefleckten Stute abgestellt hatte.
Der Schmiedegeselle trat noch an den Leichnam des Dorfvorstehers hin und unter dem kritischen Blick eines Unteroffiziers schulterte er den Toten und schliff diesen zu dessen Witwe.

***​

Es vergingen mehrere Minuten und eine der vielen aufgezogenen dunklen Wolken schob sich bedrohlich vor die Sonne, wodurch Miesing in eine fast abendliche Lichtstimmung getaucht wurde.

Als die Witwe Rutwik ihr Häuschen erreichte, nahm sie einen langen Holzstab und scheuchte damit ihre Tier aus deren Bestallungen. Die Tauben flatterten in den Himmel und die Kaninchen der alten Frau hoppelten recht zielgerichtet auf eine Wiese, wo sie Gefallen am Löwenzahn fanden. In der engen Stube trat sie an die Feuerstelle, warf etwas trockenes Geäst und Reisig hinein und humpelte dann zur Schlafstatt. Die Wolldecke und ein kratziges Leinentuch, welches als Laken diente, zog sie leicht zitternd vom Bett und legte beides in die Flammen. Einige Augenblicke später hatte beides Feuer gefangen. Rutwik fasste nach einem der Eckzipfel und mit Schwung warf sie die Decken auf das nun blanke Stroh im Bettkasten. Danach griff sie in eine Ecke und nahm ein längliches Lederbündel hervor. Die Vettel riss das dickere Ende auf und zog das sichtlich alte aber gepflegte Schwert aus der Scheide. Es hatte ihrem Mann Hamka, genannt Ohneland, gehört und diesem schon öfters das Leben verlängert.
Zum Stich auf Kopfhöhe bereit, stellte sie sich hinter der Haustür auf. Der Rauch biss in ihren Augen, doch sie dachte an die Erfahrung von vor langen Jahren, als sie in einer Höhle mit einem zwar netten aber doch sehr streng riechenden Troll gewesen war.

Anbort, der auch an seinem kleinen Gehöft ankam, tat es der Witwe instinktiv gleich. Zusammen mit seinem treuen Hund Czarny, einem großen zotteligem Tier, trieb er erst die Hühner aus dem Gatter, dann die Kühe, welche sich zuerst von der Situation überfordert etwas zierten. Seiner Frau Mariella, die nicht bei der Versammlung im Dorf zugegen gewesen war, drückte er seine Axt zum Holz hacken in die Hand und sprach:
„Wir haben wieder Krieg. Es sind Soldaten hierher auf den Weg und werden den Hof brandschatzen und plündern, wie sie es immer tun. Nimm das und schlag damit auf jeden dieser Räuber ein, der sich Dir nähert. Wenn sie Dich schänden oder auch nur ein schlechtes Wort zu Dir sagen, dann bist Du selbst dafür verantwortlich.“
Sie sah ihn nur verwundert an, doch hätte sie solch eine Ansprache nicht überraschen sollen, es war schließlich eine Zweckehe. Mehr nicht. Er griff sich seine Heugabel.

An ihrem Wagen angekommen, tat auch Iranna alles, damit möglichst wenig für die Soldaten zu holen war. Ihre Wertsachen waren sowieso nicht dort, denn aus Erfahrung hatte sie diese bereits einen halben Tagesritt außerhalb unter einer jungen Birke vergraben. Sie spannte das Pferd aus und mit einem Klapps auf dem Hintern schickte auch sie ihr Tier möglichst weit weg. Im Wagen kramte sie ein kleines Notfallbündel hervor und gurtete sich ihre zwei Dolche um.
„Wenn die Soldaten sich gerne mit dem Plunder abgeben wollen, dann gerne.“ dachte sie mit einem Blick auf die im Wagen befindlichen schäbigen Töpfe und alten Kleidern. Dann verließ sie den Karren und wanderte vorsichtig in einem Bogen zwischen Dorf und dem Moor, um sich das Treiben abwartend anzusehen.

Mit festem Tritt näherten sich zwei schwere Stiefelpaare der Eingangstür zu Rutwiks Haus. Weiterhin brannten der Rauch in den Augen und das Bett in der Ecke. Das Atmen fiel ihr immer schwerer. Mit einem Schwung wurde die Tür aufgetreten und blitzschnell stach die Alte mit dem Schwert in Richtung des Eindringenden. Sie traf den Soldaten, einen schlaksigen Gesellen mit Beckenhaube und blondem Bart an dessen Brust und drückte den Harnisch dort mit genug Kraft ein, dass er zurück fiel und keuchte. Sein Begleiter, ein junger Kerl keine siebzehn Jahre alt, schmiss aus Reflex der Witwe seine Fackel entgegen, doch verfehlte er und das Stück Holz landete im brennenden Bett. Mit dem furienhaften Verhalten eines Wasserweibs begann sie zu schimpfen und mit dem Schwert die Angreifer zu verdreschen:
„Wie könnt Ihr Halunken es wagen, eine alte Frau überfallen zu wollen! Schämt Euch, Ihr Bande von Strauchdieben!“
„Verrückte Vettel!“ schrie der Junge panisch, während er seinem Kameraden auf die Beine half und beide drohend das Weite suchten. Sie spuckte ihnen nach, wandte sich dem Moor zu und humpelte in diese Richtung, den quakenden Fröschen entgegen. Sie wurde dabei aus der Ferne von Iranna beobachtet, welche dann bedacht der Alten folgte.

Zur gleichen Zeit stand Bauer Anbort, die Heugabel fest umgriffen, auf dem Platz vor seinem Hof und dachte noch kurz darüber nach, seine Milchvorräte, die er eigentlich am nächsten Markttag verkaufen wollte, zu verschütten. Da kam ein Quartett aus den blau uniformierten Soldaten ihm mit grimmigem Blick entgegen. Czarny knurrte aggressiv neben seinem Herrn und dieser erhob entschlossen seine Stimme;
„Verlasst meinen Hof, ich bitte Euch.“ sprach Anbort in einem sehr unfreundlichen Ton, wobei er das „meinen“ besonders stark betonte. Lachend und unbeeindruckt kamen die Gerüsteten näher und hoben drohend ihre Waffen. Dann ging alles ganz schnell.
„Fass!“ brüllte Anbort, und Czarny rannte den Soldaten entgegen, verbiss sich im Unterarm eines Bogenschützen, welcher schmerzhaft aufschrie. Im selben Moment stieß der Bauer seine Gabel ins Gesicht des Kämpfers, der ihm am Nächsten war und traf diesen zwischen Eisenhut und Halsberge. Daraus hervor drangen einige Spritzer Blut und ein unappetitliches Gurgeln. Der Mann begann zusammenzusacken.
„Mein Hof bleit mein!“ rief Anbort. Mit einem flinken Hieb durchtrennte ein anderer Soldat die Heugabel die noch im Kopf seines Kameraden steckte und stieß einen Kampfschrei aus. Anbort wandte den Kopf zum Haus und schrie: „Mariella, die Milch...!“ Doch stand in der Tür nur ein weiterer Kämpfer mit blutiger Schwertschneide. Der Bauer ächzte und wich noch einem Fausthieb aus, wurde aber dann umgestoßen und zu Boden gerungen.
„Ihr habt Eurem Herrn keinen Gefallen getan.“ knurrte Anbort, „Ein Hof ohne Bauer ist wertlos...“
Doch der Soldat grinste nur und schlug ihm mit dem gepanzerten Handschuh ins Gesicht. Alles verschwamm und verdunkelte sich und eine warme Flüssigkeit sammelte sich in Anborts Mund. Für einen Moment sah er noch, wie sich die Soldaten an Czarny abmühten, dann wurde ihm komplett schwarz vor Augen und er hörte auch nichts mehr.

Rutwik stolperte weiter in Moor hinein, die Glieder schmerzten, das Rheuma machte ihr zu schaffen, als plötzlich ein scharfer Pfiff aus ihrem Rücken sie aufhorchen ließ. Aus ihrer Denkung heraus winkte Iranna kurz und verschwand wieder im Versteck. Die Alte kniff kurz die Augen zusammen, dann folgte sie dieser Aufforderung. Miesing brannte und entsetzliche Schreie kamen aus dem Dorf. Der graue Himmel wurde durch die schwarzen Rauchschwaden immer dunkler. Zwischen Brombeerbüschen und einem alten moosüberwachsenen Baumstumpf setzten sie sich zusammen.
„Iranna, mein Schatz, was sollen wir machen? Vielleicht unser Glück im Moor suchen?“ fragte Rutwik.
„Die Soldaten werden wohl das Dorf niederbrennen, denn mit solchem Widerstand habe sie nicht gerechnet.“ Meinte die Händlerin mit Blick in Richtung der Häuser. „Doch im Moor leben Ertrunkene und Wasserweiber, nachts ist es dort besonders gefährlich. Warten wir lieber ab.“ Rutwik begann zwischen Mückenschwärmen etwas zu dösen, während Iranna immer wieder aus dem Versteck lugte. Auf den Mittag folgten der Nachmittag und der frühe Abend.

***​

Ein ruckartige Erschütterung und lautes Poltern ließen Anbort wieder zu sich kommen. Er konnte Arme und Beine nicht bewegen, sein rechtes Auge war geschwollen, wodurch er mit diesem nicht richtig zu sehen vermochte. Über ihm glitten Äste und Zweige hinweg, die Abendsonne blendete ihn, als er den Kopf drehte. An den großen Flicken an der Plane, die an der hölzerne Wand sah, erkannte er, dass es wohl der Karren des benachbarten Bauern Piotr war, auf dem er sich befand. Er legte den Kopf in den Nacken, um einen Blick auf den Kutschbock zu erhaschen. Dort sah er zwei uniformierte Rücken, die leise etwas vor sich hin murmelten. Zu seiner linken machte ein bekanntes Grunzen ihn auf die Mitgefangenschaft von Hinrich dem Schmiedegesellen aufmerksam.
„Wo sind wir?“ fragte Anbort leise und presste das Kinn auf die Brust, um zu sehen, welchen Weg sie hinter sich gelassen hatten. Hinter dem Wagen trotten drei weitere Soldaten her.
„Wir haben das Dorf vor einiger Zeit schon verlassen, müssten aber noch in unserem Wald sein.“ flüsterte der Hüne ihm zu.
„Ruhe da hinten.“ fauchte einer der Soldaten auf dem Kutschbock. Er begann wieder mit seinem Beifahrer zu reden und Anbort spitze die Ohren.
„Jedenfalls hat sich Cedric schon etwas blamiert, sich von Bauern so etwas gefallen zu lassen.“
„Naja, das Dorf steht nicht mehr, aber den Prinzen wird das nicht beeindrucken.“ lachte der Soldat. „Sind ziemliche Bastarde, diese Dörfler, aber in ihrer Dummheit dann doch recht mutig gewesen.“
Die Vögel zwitscherten und ein Kuckuck rief. Kurz darauf ein weiterer Kuckuck und ein dritter. „Seltsam.“ dachte Anbort, da hörte er zweimal, dreimal ein scharfes Surren. Reflexartig blickte er zum Kutschbock und sah, wie ein Pfeil im Hals des Fahrers steckte. Der Beifahrer schrie und sprang vom Wagen, das Pferd wieherte auf. Es begann ein Tumult in dem kleinen Tross.
„Hinterhalt!“ rief eine Stimme. Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. Aber zu schnell. Es gab wohl keinen Lenker mehr und das Pferd war durchgegangen. Anbort setze sich auf, um die Situation zu überblicken, doch mit einem Krachen fiel der Wagen auf die Seite.
Er fiel ächzend auf seinen rechten Arm. Die Soldaten liefen wie eine Hühnerschar herum, wurden einer nach dem anderen Opfer des Pfeilbeschusses. Der letzter der Uniformierten, soviel sah Anbort aus dem Augenwinkel, wurde von einer untersetzten Gestalt mit langem Bart mit einer großen Axt in den Rücken getroffen und ging auch zu Boden.
Nachdem der Trupp am Boden war, tot oder noch wimmernd herum kriechend, huschten weitere, größere Silhouetten aus den Büschen auf die Straße. Der Bauer blieb ruhig am Boden liegen, ebenso wie der Schmiedegeselle und sie sahen, wie die elfischen Krieger in dunkelgrüner Kleidung die letzten überlebenden Soldaten mit präzisen Dolchstößen töteten.
„Elfen? Hier bei uns?“ flüsterte Hinrich.
„Ist das der Tross?“ fragte einer der Elfen den Zwerg, der seine Axt aus dem Rücken des Gefallenen zog.
„Dit wees ick ned.“ erwiderte dieser schulterzuckend.
„Entschuldigt, werte Herren.“ begann Anbort „können Sie uns denn nicht vielleicht losschneiden?“ Er sprach besonders höflich.
Der Elf trabte mit gezücktem Dolch zu ihnen. Beim Losschneiden bemerkte der Bauer zwei aufgenähte kleine Wappen auf dem Wams des Elfen. Das eine zeigte drei weiße Blitze, das andere eine goldene Sonne. Beide auf schwarzem Grund. „Sollen das Nilfgaarder sein?“ fragt sich Anbort.
Hinrich grunzte und fragte „Wie geht es Dir, Anbort?“
„Wie ’nem Sack Kartoffeln.“ erwiderte dieser.
„Irenn!“ rief ein weiterer Elf den Losschneidenden zu. „Das war der falsche Zug!“
„Dammt nomma“ kam es aus dem Zwerg „denn werma dit …“ Die Elfen würgten seinen Satz mit bösen Blicken ab.
Anbort setzte sich auf, rieb sich die Handgelenke, „Ich weiß, nicht ob ich noch etwas besitze. Ich kann Euch aus Dank leider nichts geben“.
Der Zwerg trat an den Sitzenden heran, blickte kurz zu dem Elfen, dann sprach er „Bauer, weeste watt? Ihr habd uns nie jesehen.“ Anbort nickte zustimmend und das Letzte, was er in diesem Moment sah, war wieder eine geballte Faust, die auf sein Gesicht zukam.

Es war dunkel geworden und Iranna und Rutwik kamen aus ihrem Versteck zwischen den Brombeerbüschen und dem Baumstumpf am Rande des Moors hervor. Vorsichtig wanderten sie zu den ersten abgebrannten Häusern Miesings. Keine Menschenseele war zu sehen, der Gestank von allerlei Verbrannten lag schwer in der Luft: Fleisch, Holz, ein einfachen Leben. Die Soldaten waren wohl wieder abgezogen, tiefe Muster von Stiefelabdrücken zeugten davon. Zwischen einem Bauernhaus und einem kleinen Hühnerstall kam ein Wimmern hervor. Rutwik erkannte die dort kauernde Gestalt, es war der Knecht des Hofs, der nun noch leicht kokelnd da stand.
„Oh Melitele, Muttergöttin, warum?“ weinte der junge Mann leise vor sich her.
„Wo sind all die anderen?“ fragte Rutwik, doch sah sie nur in ein verrußtes verweintes Gesicht mit leeren Augen.
„Warum?“ flüsterte der Junge wieder vor sich hin.
Rutwik sah sich um und entdeckte nur eines ihrer Kaninchen, welches sich an einem umgefallenen Korb an den dortigen Rübenresten verköstigte.
Iranna blickte derweil die Straße entlang. Die Marschspuren der Soldaten führten in Richtung der nächsten größeren Siedlung, eine kleinere Kolonne samt Wagen war wohl in die entgegengesetzte abmarschiert.
„Wir sollten gehen.“ sagte sie zur Alten, „Am besten den Wagenspuren nach, durch den Wald.“ Rutwik nickte nur und wandte sich dem Knecht zu.
„Komm mit uns, hier wirst Du nur verhungern.“ doch keine Reaktion. Sie tätschelte vorsichtig seinen Kopf. „Armer.“ dachte sie.
„Warte hier, ich schaue ob ich mein Pferd finde.“ sagte Iranna.
Die Händlerin sah nach den Spuren, die ihre Stute hinterlassen hatte. Sie führten auch in den Wald, allerdings ins Dickicht. Iranna folgte ihnen eine Weile. Sie trat auf eine kleine Lichtung, vom Halbmond schon ins Blaue getaucht. Die Erde war aufgewühlt, wie bei einem Maulwurf, oder besser gesagt, einer Herde großer Maulwürfe. „Verdammt.“ dachte sie und zog einen Dolch. Nun ging sie der durchwühlten Erde nach, vorsichtig und mit leichtem Tritt. Ein beißender Geruch bestätigte ihre Sorge. In einem Moosbett fand sie das Pferd. Ausgeweidet, angefressen und mit langen Krallen verunstaltet.
Enttäuscht wandte sie sich ab. Als der Mond schon hoch stand kam sie an die Stelle, an der sie zuvor ihr Bündel vergraben hatte. Mit diesem über der Schulter wandte sie sich wieder zum Dorf. Es graute ,als sie wieder auf Rutwik stieß, die im Schutt der Ruinen wühlte.
Iranna, schüttelte den Kopf. „Kein Pferd... ein Rudel Nekker hat es sich geholt.“ „Böse Kreaturen.“ erwiderte die Witwe und spuckte auf den Boden. Zusammen zogen sie den Wagenspuren nun nach, die Morgenröte im Rücken. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren.

***

00_PCs Line-Up.jpg 05_Cedric der Offizier.jpg Czarny greift an.jpg
Cnq.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe gestern eine Kampagne beendet, die 5 Jahre gespielt wurde... es kommt zwar noch ein weiteres "Kapitel", in dem weitere Abenteuer gespielt werden, das spielt aber über 1.000 Jahre später und ist nur vom Ort und einigen Dingen her damit verbunden, alle Charaktere und Ereignisse sind daher ersteinmal abgeschlossen.

5 Jahre... und jetzt isses zuende.

Seltsames Gefühl...
 
Es war eine wirklich tolle "kleine" Kampagne, die wir da gespielt haben. Ein ganz klein wenig bin ich auch wehmütig aber meine Charaktere habe einen schönen Abschluss gefunden und ich freue mich nun auch auf neue Abenteuer, Charaktere und Welten :)

Und hier nochmal das Lied für den Abspann:
 
Und jetzt unser erstes Abenteuer, was wir (@Spaceball @Conquistador @Dyesce und ich) mit dem FFG Genesys System gespielt haben: eine kleine Geschichte zur Zeit der Neanderthaler... war sehr witzig und davor wird noch mehr kommen :)

DIE KLEINE JAGDGRUPPE wanderte unter der hohen Sonne über die weite Auenwiese, die bis zum Großen Fluss weit über den Horizont führte. Drei Männer waren es, die nur mit dünnen Hosen und Stiefeln bekleidet durch das hohe Gras stapften. Der Boden unter ihnen war durch den Sommersturm der letzten Tage und dem damit einhergehenden langen Regen matschig und oft mit großen, flachen Tümpeln überzogen und die Mücken labten sich nur nicht an ihrem Blut, weil sie ihre nackte Haut mit einem Gemisch aus Lehm und Kräutern eingeschmiert hatten.

Die drei Männer waren vor zwei Tagen aufgebrochen und hatten zwanzig Menschen an der großen Haupthöhle ihres Stammes zurückgelassen. Dort, am Blauen Wald, hatte der Stamm die Umgebung der Höhle nach verwertbaren Ressourcen abgesucht, nachdem der Sturm endlich abgeklungen war und die Verwüstung im lichten Nadelwald erkundet werden konnte. Eine andere Gruppe aus vier Kundschaftern, das wussten sie, war in die andere Richtung gewandert. Hin zur Küste, wo das endlose Meer seine Wellen gegen die Klippen schlug. Vielleicht hatte der Sturm auch etwas an die Küste gespült. Vielleicht fanden sie dort einige Tiere, die sie erlegen konnten.

Und vielleicht waren auch hier auf den Auen die Herden seit dem Frühsommer wieder zurückgekehrt und die drei Jäger hatten Erfolg bei ihrer Suche nach Fleisch für den Stamm. Die Töchter des Großen Flusses wanden sich durch das Land und in den Teichen und auf den überfluteten Wiesen quakten die Frösche ihr Lied, um die Geister zu feiern und kleine Vögel schnappten im schnellen Flug Fliegen und Libellen.



Einige Enten flogen in weiter Entfernung aus ihrem Versteck im Schilf, zu weit entfernt, um sie mit einem Speerwurf zu treffen. Tola Ta Erm sah den drei Tieren einige Herzschläge hinterher. Er war kein großer Mann, dieser Tola, der Sohn des Großen Flusses. Aber man sah ihm an, dass er in seinen zwanzig Sommern schon viel erlebt hatte. Über seine linke Schläfe zog sich eine breite Narbe und das dunkle, volle Haar war in seinem Nacken zusammengebunden.

Er kam von einem Stamm, der tiefer in den Auen lebte. Wo die großen Büffel in großen Herden zusammen umherzogen. Warum er die Flussmenschen verlassen und einen neuen Namen angenommen, sich den Menschen des Blauen Waldes angeschlossen und ihre Sprache gelernt hatte, wusste nur er. Doch nun war er einer von ihnen. Ein Toe'el Gup. Und er stellte sicher, dass die Menschen vom Blauen Wald wussten, was sie an ihm hatten.

Tola Ta Erms Blick wanderte zu einem kleinen Wäldchen, an dessen Rand er eine Bewegung erkennen konnte. Im Dickicht, wo das Sonnenlicht wie ein Schwarm Bienen unter den Blättern tanzte. Ein Beutetier?



Auch Haruuk hatte seinen Kopf in diese Richtung gedreht und still starrte der große Mann noch lange, während die Bewegung schon verschwunden war. Stark und gestählt war sein Körper von vielen Reisen und Kämpfen und er liebte die Wildnis sogar mehr, als seine Mitmenschen. Doch die Toe'el Gup brauchten Fleisch. Wenn die Jäger nun Erfolg hatten, würden sie als Helden zurück zum Stamm heimkehren.

Tola Ta Erm nickte Haruuk zu, zeigte mit einem schwieligen Finger in Richtung des Waldrandes. Der andere Mann nickte stumm. Beide gingen in die Knie und auch der dritte Mensch folgte ihrem Tun, während Tola Ta Erm mit seiner freien Hand nun andeutete, dass sie ihr Ziel in die Zange nehmen sollten. Dann nahm er einen seiner Speere, die er in der linken Hand trug in die Rechte, testete Gewicht und Ausgewogenheit. Sie waren bereit. Bereit, gemeinsam zuzuschlagen.



Goranga Toe'el Gup blickte vorsichtig über das hohe Gras hinweg. Er war der jüngste Sohn des Anführers der Menschen vom Blauen Wald. Ein Prinz des Stammes. Doch während sein älterer Bruder nach dem Tod des Vaters die Führung über diese Gruppe übernehmen würde, war es Goranga Toe'el Gups Aufgabe, das Wissen und die Lehren des alten Schamanen zu verinnerlichen. In seine Fußstapfen sollte der Mann eines Tages treten. Schon vierundzwanzig Sommer hatte er erlebt und für einen Menschen war er feste gebaut, hatte er doch immer genügend zu essen gehabt und nur selten die Jagdtruppen seines Stammes begleitet. Aber dieses Mal hatte der alte Schamane ihn mit auf die Suche geschickt. Damit die Geister durch ihn sprechen konnten. Damit die Jäger viel Fleisch mit nach Hause brachten.

Er beobachtete, wie Haruuk und Tola Ta Erm nach vorne schlichen, vorsichtig das Gras zur Seite schiebend, immer das Unterholz des Waldes im Blick haltend. Kein Wind kühlte die warme Sommerluft und sie waren zuversichtlich, dass ihr Geruch nicht bis zu den Bäumen drang.

Dann hob ein alter Riesenhirsch sein majestätisches Haupt, das Geweih an einigen Stellen angebrochen, von trockenem, nicht vollends abgeschabtem Bast behangen. Er drehte seinen Kopf in Richtung der Menschen, kaute dann weiter auf den Trieben, die er von den Sträuchern gezogen hatte. Hier am Rand der Bäume konnte er sich zwischen den Gebüschen und jungen Pflanzen ohne große Probleme bewegen. Doch hinter ihm waren die Stämme der Birken ein unüberwindbares Hindernis, in dem er sich mit den verasteten Hornschaufeln auf seinem Haupt unweigerlich verfangen würde.

Die Geister waren den Menschen freundlich gestimmt, das stellte Goranga Toe'el Gup mit kaum hörbaren Lippenschnalzen fest. Die Jäger hatten gute Aussichten und sollte nichts Unerwartetes dazwischen kommen, würden die Toe'el Gup schon bald Hirschfleisch speisen.



Immer noch hatte das alte Tier sein Haupt erhoben, zuckte aufmerksam beim Kauen mit den Ohren, doch nun bemerkte Tola Ta Erm das linke, blinde Auge des Hirschen, milchig und den Rändern verkrustet. Auf dieser Seite würde er nur wenig sehen können, erkannte der erfahrene Jäger und langsam drehte er sich im Gras zu Haruuk, um ihm leise diese Neuigkeit zukommen zu lassen.

Der aber kämpfte gerade mit der Verschnürung seines Fellstiefels, der sich immer mehr mit Wasser vollgesogen hatte und nun bei jedem Schritt schmatzende Geräusche von sich gab. Vorsichtig zog er seinen Fuß aus dem Schutz und ließ das Fell dort liegen. Haruuk hoffte nur, das keine scharfen Splitter im hohen Gras lagen, aber er hatte schon mit schlimmeren Bedingungen zu tun gehabt.

Laut schnaubte der große Hirsch, nervös geworden, dann wieder kauend. Hatte er sie doch gewittert? Hatten sich die Jäger verraten? Tola Ta Erm sah zu Haruuk, sah seinen eindringlichen Blick den seinen treffend. Mit einer kurzen, kleinen Handbewegung deutete er an, dass er einen weiten Bogen machen wollte, um die Flanke des Tieres anzugreifen. Doch Haruuk schüttelte nur irritiert den Kopf. Er verstand nicht, was Tola Ta Erm ihm sagen wollte, erkannte der Jäger aus dem Stamm der Flußmenschen und leise grunzte er, unzufrieden mit dem Verlauf der Dinge.



Dann hob er langsam seinen Speer und Haruuk tat es ihm gleich. Noch waren sie gebückt im hohen Gras versteckt, doch erkannte der Hirsch nun die nahende Gefahr und mit einem lauten Fiepen sprang er weg von Haruuk, den er mit seinem gesunden Auge trotz des Verstecks sehen konnte. Am Waldrand rannte das alarmierte Tier entlang, weg von den hinderlichen Bäumen und so direkt auf Tola Ta Erm zu, der mit einem überraschten Laut zur Seite sprang. Doch der alte Hirsch hatte den Menschen gerade noch wahrgenommen und das breite Geweih gesenkt, riss mit einer leicht abgebrochenen Schaufel eine flache aber lange Wunde in die Brust des Jägers.

Kurz taumelte Tola Ta Erm, dann stieß er seinen Speer von unten in Richtung des großen Schulterblattes. Der scharfe Stein der Spitze drang durch Fell, Muskeln und bohrte sich zwischen die Wirbel des Tieres. Das bäumte sich gequält auf und mit langen Schritten holte Haruuk auf. Wieder war Goranga Toe'el Gup erstaunt, zu welcher Geschwindigkeit dieser Mann im Stande war.

Mit einem tierischen Laut der Anstrengung trieb er seine Waffe in die Flanke des stürzenden Hirsches, lehnte sich mit seinem vollen Gewicht gegen den sich wehrenden Körper. Sehnen rissen und Muskeln überdehnten. Knochen brachen. Mit einem schmerzerfüllten Röhren versuchte der Hirsch sich auf die Beine zu stemmen, mit seinem Geweih wenigstens einen der Menschen über ihm zu treffen. Aber sie waren zu schnell, seine Kraft schwindend. Tola Ta Erm trat auf den Hals des sterbenden Tieres und wollte schon seinen Speer ansetzen, als es sich ein letztes Mal aufbäumte. Er stolperte zurück, dann sprang Haruuk auf die Seite des Hirsches und trieb seinen Speer durch Brustkorb, Lunge und Herz.



Mit weit geöffneten Augen und zuckenden Gliedmaßen hauchte der Hirsch seinen letzten Atem ins platt gedrückte Gras, als Goranga Toe'el Gup angerannt kam. Besorgt betrachtete er die Wunde, die die breite Schaufel auf Tola Ta Erms Brust gerissen hatte, doch hatte der Mann Glück gehabt: die stark blutende Kluft ging nicht bis zum Knochen.

Schnell zog der Schamanenschüler ein Bündel getrockneter Pflanzen aus seiner Tasche, steckte sie sich in den Mund und kaute sie schmatzend und brummend, bis sie ein weicher Brei zwischen seinen Zähnen und Lippe waren. Er zog einige Bastfäden aus der Wunde, pulte den Kräuterbrei zwischen seinen dicken Lippen hervor und strich die Paste in den unregelmäßigen Riss.

Mit zusammengebissenen Zähnen ertrug Tola Ta Erms die Prozedur. Nur ein Grunzen entfuhr seiner Kehle. Als Goranga Toe'el Gup seine Behandlung beendet hatte, entspannte sich der Jäger und legte dem Anderen dankend seine Hand auf den Oberarm, tätschelte die raue Haut freundschaftlich.



Haruuk war schon mit seiner Steinklinge dabei, den Kadaver auseinanderzunehmen. Sie durften hier keine Zeit verlieren, lockte der Geruch doch unweigerlich andere Jäger als Menschen an. Von den Schwärmen an Fliegen ganz zu schweigen. Die anderen beiden Männer begann ihm zu helfen, doch war Haut und Fell an vielen Stellen nicht mehr zu retten, war es doch durch Alter und Krankheiten verdorben und auch große Stücke des Fleisches waren von Larven und Geschwüren verunreinigt.

Vorsichtig griff Tola Ta Erm in den Schädel des getöteten Tieres und holte den gesunden Augapfel heraus, sah ihn kurz stolz an und schob ihn sich dann in den Mund. Enttäuschung wanderte über sein Gesicht, als er erkannte, dass auch diese Köstlichkeit nicht mehr den erwarteten Geschmack hatte, die beste Zeit schon hinter sich hatte.

Sie schnitten so viel gutes Fleisch ab, wie sie tragen konnten, ließen den Rest für die Aasfresser liegen. Mit geübten Handgriffen befestigte Goranga Toe'el Gup einen Hinterlauf an den fein geschnitzten Schamanenstab, balancierte ihn auf seine Schulter und packte das abgenommene Geweih ihrer Beute in die freie Hand, würde es den ganzen Weg bis zu ihrer Höhle mit sich ziehen. Es wog viel, aber der junge Mann war kräftiger, als seine Begleiter es wahrhaben wollten.



Auch die anderen hatten große Stücke Fleisch gesichert und es war dämmrig geworden, als sie merkten, dass sie nicht mehr alleine am Waldrand waren. Ein Schwarm Wildgänse erhob sich warnend schnatternd aus dem hohen Gras, flüchtete mit kräftigen Flügelschlägeln in die Lüfte. Die drei Männer horchten angespannt auf und fuhren herum, als ein Knacken und Schnauben zwischen den Birkenstämmen erklang.

Fünf große, struppige Wölfe standen dort, sahen sie neugierig und mit wachem Blick an. Sie wirkten satt und gut genährt. Wenig aggressiv. Vielleicht waren noch mehr Mitglieder des Rudels in der Nähe, das konnten die Menschen gerade nicht sagen, aber sie wussten, dass jeglicher Kampf vollends unnötig war.

Vorsichtig deutete Tola Ta Erm in die Richtung, aus der sie auf ihrer Suche nach Beute gekommen waren. In Richtung des Blauen Waldes. Langsam, Schritt für Schritt, zogen die Drei los, ließen den Kadaver im Unterholz liegen und nahmen nur ihren Teil der Beute mit. Kein Blick mehr wurde den Wölfen geschenkt und bald schon hörten sie lauteres Schnuppern und ein Jaulen, den Lärm eines kleinen Gerangels zwischen gierigen Mäulern. Doch sie selbst blieben unangetastet...



Weiter in Richtung ihrer Heimat führte sie Tola Ta Erm, der die weiten Auen gut kannte und als die Nacht über sie hereinbrach, ließ er sich von den Sternen leiten und der Mond schenkte ihm genügend Licht, um seinen Weg um Tümpel und Bäche zu finden. Die Frösche sangen ihr Sommerlied und die Luft kühlte angenehm ab.

Einige Zeit war so vergangen, als sie endlich trockenen Boden erreicht hatten. Hier ein Nachtlager aufzuschlagen, war eine sinnvolle Überlegung und schon blickte sich der Jäger der Flußmenschen um, als er ein sich bewegendes Licht in der Dunkelheit erkannte. War dies ein Lagerfeuer? Nein, es schwang herum und blieb wieder stehen, bewegte sich erneut in, vermutlich sogar in Rufreichweite. Tola Ta Erm streckte seinen Arm aus und deutete auf den kleinen Schein in der Nacht.



"Scheinbar sind wir nicht die Einzigen, die hier sind," flüsterte Haruuk.



Menschen. Es mussten andere Menschen sein. Goranga Toe'el Gup nickte ihm erstaunt zu, drehte sich schon zu Tola Ta Erm, um mit ihm zu sprechen, der aber wandte sich lieber an Haruuk. Goranga Toe'el war nur der Schüler des Schamanen. Haruuk bereits ein erfolgreicher Jäger des Stammes.



"Sollen wir mit ihnen sprechen?" fragte der Flussmensch. "Oder weiterziehen?"



Haruuk blickte sich im fahlen Mondlicht um. Hier konnten sie schon ruhen, ohne Frage. Auch ein eigenes Feuer entzünden, ohne das trockene Gras in Brand zu stecken. Aber das Licht war nicht allzu weit entfernt und mit einem eigenen Feuer würden sie ihre Anwesenheit verraten. Hätten sie nicht den Vorteil des ersten Schrittes.



Er schnaubte. "Gehen wir hin. Schauen wir nach, wer es ist."



Es gab neben den Menschen des Blauen Waldes nur drei weitere Stämme in diesem Gebiet: zwei in der Richtung des Großen Flusses und von einem dieser Stämme kam auch Tola Ta Erm und sie waren Haruuk und den anderen bekannt. Und ein weiterer, von dem Goranga Toe'el Gups Vater erzählt hatte und der an der Küste nach Fischen jagte und Muscheln suchte. Bei ihrem letzten Streifzug zum Großen Wasser hatten die Menschen von Blauen Wald diesen Stamm aber nicht mehr angetroffen und niemand wusste, was aus ihnen geworden war. Sie hatten nur leere Höhlen und zerbrochenes Werkzeug gefunden.



Stumm gingen die Drei los und näherten sich so dem Licht in der Nacht, das schon bald als loderndes Feuerchen erkannt wurde. Sie hörten fremde Stimmen, laut und auf eine seltsame Art plätschernd. Beinahe flüssig. Dann verdeckte etwas Großes das Feuer und die drei Männer hielten in ihrem Schritt inne. Tola Ta Erm drehte sich zu seinen Gefährten um, machte mit seiner freien Hand Bewegungen, als würden zwei Kiefer Worte formen. Er wollte, dass auch jemand von den anderen etwas zu den Fremden sagte.

Haruuk nickte und zusammen begann die beiden Männer, in die Nacht zu rufen.



"Hey!"



"Wir wollen nichts Böses!"



Derweil legte Goranga Toe'el Gup das große Geweih des Hirsches zu Boden und auch das Bein ließ er ins Gras sinken. Er löste die Verankerung an seinem Stab und nur mit diesem traditionellen Werkzeug eines Schamanen machte er einige mutige Schritte nach vorne. Der kleine Tierschädel, der am Kopf des Stabes befestigt saß, reflektierte das Mondlicht auf eine unheimliche aber schöne Weise.

Ein helles Surren. Lang und wütend, wie der Flug einer Hornisse. Dann schlug neben Goranga Toe'el Gups Fuß ein seltsam dünner Speer in den Boden ein, blieb dort zitternd stecken. Mit angehaltener Luft und plötzlichem Schweiß auf der Stirn blieb der Schamanenschüler stehen.



Ein Ruf aus der Dunkelheit erklang, dann das Geräusch einer Hand auf nackter Haut. Ein Schmerzenslaut und das unverkennbare Lachen amüsierter Menschen. Immer noch stand Goranga Toe'el Gup wie festgewurzelt neben dem Speer, Tola Ta Erm stimmte aber in das Lachen aus der Nacht mit ein und so abrupt wie sie aufgeblüht waren, verschwanden die Stimmen auch wieder.

Dann schälten sich vier Menschen aus der Dunkelheit. Sie sahen seltsam und fremd aus, mit hochgewachsenem, zerbrechlich wirkendem Körperbau. Ihre Gesichter hatten kleine, schmale Nasen und spitze Kinne. Die Stirne waren hoch und ihre Brauen schützten ihre Augen nicht. Die Kleidung, in die sie gehüllt waren, war der der Menschen aus dem Blauen Wald nicht unähnlich, die Stiefel ebenfalls aus Fellen und Schnüren gebunden.

Die Fremden stutzten kurz, als sie die drei Männer sahen und Tola Ta Erm und Haruuk grüßten sie mit ruckartigem Kopfnicken, hielten ihre Speere weit von ihren Körpern, die Spitzen gen Sterne gerichtet.



Die fremden Menschen hatten keine sichtbaren Waffen und nur einer der Männer trug eine leere Lederschneide am Gürtel, in der ein kleines Steinmesser passen würde. Er stellte sich vor Goranga Toe'el Gup, sah ihn kurz neugierig an und berührte dann vorsichtig die Schulter des Anderen. In der blubbernden Sprache sagte er ein paar Worte.

Goranga Toe'el Gup nahm all seinen Mut zusammen und griff langsam nach vorne. Er berührte die Schulter des größeren Menschen, der so anders als alle anderen Menschen, die er kannte, aussah. Beide begannen, breit zu lächeln. Auch die anderen Fremden waren stehen geblieben und fassten sich an die Stirn, deuteten auf Goranga Toe'el Gup und sprachen in nicht allzu leisen Stimmen miteinander.

Dann zeigten sie in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren und wieder war dort das flackernde Feuer zu sehen. Einer der fremden Männer sprach etwas unverständliches, zeigte auf die drei Menschen aus dem Blauen Wald und dann in die Dunkelheit, die sie nach ihrer Jagd durchwandert hatten. Doch was wollten er genau wissen? Was sie dort draußen zu suchen gehabt hatten? Wo ihr Stamm wohnte?



Tola Ta Erm entschied sich, nicht all zu viel von sich zu verraten. "Da sind Wölfe." Er zeigte mit einem Speer in die Nacht.



Das Unverständnis auf den Gesichtern der Fremden war deutlich zu erkennen. Doch dann deuteten sie auf ihre Münder und lachten und winkten sie zum Feuer, luden sie ein, sich zu ihnen zu gesellen. Haruuk trat an Goranga Toe'el Gup vorbei und griff nach unten, zog den seltsamen Speer aus dem Boden und ging Tola Ta Erm und den anderen Menschen nach.

Goranga Toe'el Gup hob Geweih und Fleisch aus dem Gras und zwei der fremden Menschen sprangen zu ihm und halfen ihm beim Tragen, einer von ihnen mit schnalzender Zunge und einigen kurzen, harten Faustschlägen gegen den eigenen Hinterkopf. Der andere deutete auf das nahe Feuer und Goranga Toe'el Gup glaubte zu verstehen. Er senkte seinen Kopf und überließ den Hinterlauf den beiden Menschen, die es freudig zu ihrem Lager brachten.

Das flackernde Feuer war mit Mufflonhörnern und gespannten Fellen vor dem Wind gesichert und noch sieben weitere Männer und zwei Frauen saßen hier im Kreis. Alle hatten ähnlich seltsame Züge wie die ersten Fremden, die ihnen in der Nacht begegnet waren, ihre nun sichtbar dunklere Haut mit hellen Farben bemalt.



Mit eindeutigen Gesten luden die Menschen am Feuer die drei Jäger nun ein, bei ihnen zu sitzen und lachend zupften sie an deren Kleidung und der älteste von ihnen - ein alter, dünner Kerl mit weißen, krausen Haaren und Bart, über und über mit weißen Streifen und Punkten bemalt - stand nun auf und sprach laut mit den Männern, die sie hier hergeführt hatten. Er deutete auf das Fleisch, das immer noch in ihren Armen lag und eine der Frauen stand auf und nahm das kostbare Gut an sich. Goranga Toe'el Gup deutete von seiner Brust über das Fleisch hin zur Fremden und die lächelte ihn mit großen Zähnen an und trug die Keule mit ihren Kumpanen zum Feuer.

Als die drei nun zwischen den seltsam aussehenden Menschen saßen, streifte Goranga Toe'el Gup die Büffelblase vom Rücken, die ihm als Wasserschlauch diente und nahm einen Schluck des sorgsam vergorenen Saftes, das er darin gelagert hatte. Als die anderen ihm neugierig zusahen, deutete Haruuk mit Mimik und einigen Bewegungen an, dass der Inhalt scharf sei, grinste dann breit, als einer der Fremden den Schlauch neugierig an sich nahm.

Schon wollte der Mann trinken, hielt dann aber unter Goranga Toe'el Gups amüsierten Blick inne und schnupperte an der kleinen Öffnung, hustete kurz lachend. Die anderen Menschen fielen in das Gelächter ein. Der Neugierige trank, schluckte und schlug sich dann auf den Hinterkopf. Er reichte den Schlauch an den Nächsten weiter.



Die anderen Fremden hatten allerlei Dinge aus ihren Tragetaschen geholt und die zweite, jüngere Frau fixierte eine kleine Schale zwischen ihren Fußsolen, pürierte etwas mit einem schweren Stock. Wie zermahlene Leber sah es aus und es roch würzig, beinahe erdig und mit dünnen Fingern streute die Frau noch ein Pulver darüber und gab die Schale dann zu ihrem Nebenmann, der mit zwei Fingern in die Paste eintauchte und sich diese dann in den Mund steckte.

Tola Ta Erm entspannte sich. Alle schienen friedlich und er sah in die Runde, fing dann an, zuerst leise zu singen, dann immer laute. Nicht die traditionellen, gutturalen Melodien, die ihren Platz in den alten Rieten hatten, sondern fröhliche und leichte Töne. Die fremden Menschen sahen ihn irritiert an, drehten sich dann grinsend weg und schnalzten mit den Zungen. Als dann zwei von ihnen in den Gesang von Tola Ta Erm einstiegen, fingen mehr und mehr an, den Rhythmus zu untermalen. Schon bald wehte das Lied über die nächtliche Heide, während die Funken des Lagerfeuers zu den Sternen tanzten.



Haruuk nutzte die Gelegenheit, um dem Alten den kurzen Speer wiederzugeben, den er zuvor aus dem Boden gezogen hatte. Der nahm die Waffe lachend an und gab sie dem jungen Mann, der gerade noch einige Schlucke aus Goranga Toe'el Gups Trinkschlauch genommen hatte. Der alte Mann schlug dem verwunderten Jüngling ins Genick, nahm dann den Trinkschlauch an sich. Die anderen lachten und der junge Mann rieb sich die geschundene Stelle, legte den Speer dann vorsichtig neben sich, wo bereits andere Speere und ein seltsamer, kurzer Stock mit einem gekrümmten Ende ruhten.

Die erste Frau hatte das Fleisch der Keule in Scheiben geschnitten und auf dicke Äste gespießt, hängt sie nun so über die Flammen und machte dann der Zweiten Platz, die einen kleinen Behälter hervorzog und einen festen Pfropfen aus Gras herauszog. Eine grüne Paste kam zum Vorschein und eifrig schmierte sie die Fleischscheiben damit ein.

Lange saßen sie da, während Tola Ta Erm weiter über den Frühling und die Mädchen und so einige andere Dinge sang und als die Frauen den gebratenen Hirsch endlich verteilten, schmeckte er nach frischen Kräutern und kühlem Quellwasser. Die Männer des fremden Stammes schlugen sich schmatzend auf die Hinterköpfe, kauten ansonsten stumm die dampfende Köstlichkeit.



Als alle satt waren, begann die Fremden zu singen, mit lautem Zungenklicken und hohen Rufen. Einer hielt sich einen kleinen, fein bearbeiteten Zweig an den Mund und pfiff darauf die unterschiedlichsten Töne, die mit dem Gesang verschmolzen.

Entspannt kramte Goranga Toe'el Gup einen Streifen Trockenfleisch aus seiner Tasche hervor, legte zwei gedörrte Pilze auf den Fetzen und rollte das Ganze zusammen. Als er es sich in den Mund steckte und langsam und mit Bedacht darauf herumkaute, sahen ihn die anderen Menschen zuerst erstaunt und dann lachend an, doch nur noch wenig bekam er davon mit. Er kippte leicht nach hinten, blieb so im Sitzen mit nach hinten gestrecktem Kopf und offenem Mund hängen. Anscheinend kannte auch dieser Stamm die Gifte dieser Welt und wie die Schamanen sie einsetzten.



Schließlich wandten sich die Männer neben Haruuk an die zwei noch wachen Jäger und sprachen einige Worte, deuteten auf ihre Nasen und wiederholten bestimmte Sätze immer und immer wieder. Haruuk versuchte, das Gesagte nachahmen und versuchte dann zu verstehen, was sie wollten.



"Nase," erklärte er. "Das ist eine Nase."



"N'dek."



"Nase."
 
Namen wurden ausgetauscht und über die Aussprache gelacht und auf Schultern geklopft und weiter der Schlauch herumgereicht. Einer der Fremden war mittlerweile so betrunken, dass er den lachenden Haruuk fest in den Arm nahm und an sich drückte, alle anderen grölten amüsiert.

Als sich dann die ersten erschöpft und satt zum Schlaf hinlegten, beugte sich der alte Anführer der Fremden nach vorne, nahm einen der seltsamen Speere in die Hand und ritzte einige Rillen ins trockene Erdreich vor seinen Beinen. Haruuk und Tola Ta Erm erkannten nach wenigen Augenblicken eine Darstellung der weiten Umgebung in den Linien: die Küste und den Großen Fluss, ihre ungefähre Position. Mit dem Speer, einigen Worten und Handbewegungen zeigte der Alte, dass sein Stamm zum Meer wollte.

Mit seinem Finger zeichnete Haruuk nun Wälder und kleinere Flüsse ein und Tola Ta Erm deutete auf eine Stelle, an der es viele Bären gab. Mit Gesten und gefletschten Zähnen zeigte er dem Alten das Tier, vor dem sie sich dort in Acht nehmen sollten, doch alle sahen ihn nur unverständlich an und erst Haruuks in den Boden gezeichneter Bär ließ die Fremden wissend nicken.



Einer holte nun eine große Bärenkralle hervor und er hob sie hoch und deutete auf einen anderen Mann in der Gruppe, der aber schüttelte nur den Kopf. Der Alte sagte etwas in ihrer Sprache, aber immer noch weigerte sich der Andere und so stand der Alte auf und drückte den Mann nach unten und unter dem Lachen der anderen zog er ihm die Beinbekleidung nach unten und deutete auf tiefe Narben auf seinem Hinterteil. Mit der Bärenkralle, die der Alte nun in der Hand hielt, machte er reißende Bewegungen und lauter lachten alle.

Nur das Opfer des früheren Bärenangriffes wollte nicht in das Gelächter mit einstimmen und erst als er sich wieder seine Beinbekleidung nach oben zog und ihm Tola Ta Erm freundschaftlich auf die Schulter schlug und auf seine eigene Narbe zeigte, die quer über sein Gesicht ging, hellte sich die Miene des Fremden auf.



Goranga Toe'el Gup hörte das Meckern von Mufflons. Alles war langsam und wie wenn er unter Wasser schweben würde. Er blinzelte mit der Geschwindigkeit der Jahreszeiten und sah zu Haruuk. Erstaunlich... der Jäger hatte den Kopf eines Hirschen und alle sprachen seltsam, wie aus einem Mund und vielen Mündern zugleich. Goranga Toe'el Gup verstand sie. Verstand die Fremden und doch war immer, wenn Haruuk seinen Mund öffnete, nur ein fernes Röhren zu hören. Der Jäger wackelte mit seinen Ohren und sah Goranga Toe'el Gup mit großen, schwarzen Augen an. Was wollten ihm die Geister sagen? Er richtete sich auf, versuchte nach einem Gedanken zu greifen, der gerade aus seinem Kopf floh und starrte dann ins regungslos eingefrorene Feuer.



Haruuk saß immer noch neben dem Alten und nun deutete er neugierig auf die Speere, die so ungewöhnlich gefertigt waren. Der alte Mann nahm einen zwischen die Finger und reichte ihm dem dankbaren Jäger, der in der Hand Gewicht und Lage einschätzte, dann testweise einen Wurf andeutete. Der Alte lachte laut, stand auf und nahm den kurzen Stock, der neben den Speeren lag. Er legte einen der Speere auf den Stock, hielt beide in den Fingern und schleuderte dann mit einer schnellen Schulterbewegung und mit Hilfe des kleinen Stockes den Speer in die Dunkelheit. Es war eine Schleuder. Eine Schleuder für die Speere, erkannte Haruuk.

Die jüngere Frau fing an zu schimpfen und der Jäger sah sie kurz erstaunt an. Dann griff er nach einem weiteren Stück Fleisch, das sie bei sich getragen hatten und hielt es dem alten Mann hin, deutete gleichzeitig auf die Speere und die Schleuder. Der Alte holte nun ein scharfes Obsidianmesser hervor und deutete damit Schnitzbewegungen an. Als Haruuk nicht gleich verstand, nahm sein Gegenüber einen der Speere in die Hand und zeigte damit auf die Frau, die ihn mit gerunzelter Stirn ansah. Leise aber mit deutlichem Missfallen in der Stimme sprach sie einige für Haruuk unverständliche Worte, doch der Alte grinste sie nur an und schüttelte seinen Kopf.



Goranga Toe'el Gup kicherte. Auf der Handfläche des Alten stand ein kleiner Mann und wurde von dem fremden Menschen mit einem Finger über den Kopf gestreichelt. Der Anblick war großartig. Witzig und faszinierend zugleich. Wo hatte der kleine Mann die Reise über ausgeharrt? Wollte er auch von den Pilzen naschen, die Goranga Toe'el Gups Geist vernebelten? Was wollten die Geister dem Schamanenschüler überhaupt mit all dem sagen?

Zufrieden ließ er sich zurück fallen und seufzte Farben aus, die sich mit der Nacht paarten und zu Sternen wurden, die in der Dunkelheit zu tanzen begannen.



Tola Ta Erm sah von Goranga Toe'el Gup zu Haruuk, schmatzte laut und trank den beinahe geleerten Schlauch trocken. Glücklich mit sich und der Welt beobachtete er, wie der Alte Haruuk nun ein ganzes Bündel der seltsamen Speere hinstreckte, sie schüttelte und dann auf die junge Frau deutete, die immer noch vor sich hin schimpfte. Der Alte nickte eindringlich.

Haruuk überlegte kurz. Dann nahm er das Bündel und reichte der Frau das Fleisch, die verdrehte seufzend die Augen und begann dann damit, die Stück Hirsch in ein Fell einzuschlagen, das neben ihr lag. Der Alte klopfte Haruuk auf die Schulter und laut lachte Tola Ta Erm auf und begann erneut zu singen. Die Männer, die noch wach waren, stimmten in sein Lied ein und nur Goranga Toe'el Gup blieb schweigend liegen.



Er beobachtete die Herde Sternenhirsche, die durch die Dunkelheit zog, über helle Lichter sprang und sich ineinander floss. Die Hirsche sangen vom Wald und dem Wind und den Bergen und dem Fluss und seufzend schloss Goranga Toe'el Gup seine Augen.



Als er sie wieder öffnete, war es morgen geworden und sein Mund schmeckte nach Erbrochenem. Seine Augäpfel, seine Zunge und sein ganzer Kopf schmerzten. Er stützte sich auf seine Elbogen und sah sich angestrengt um. Die Feuerstelle war abgebaut, die Glut nur noch schwach am glimmen. Von den anderen Menschen war keine Spur zu sehen und nur seine beiden Gefährten standen am Rand des hohen Grases und blickten in die Ferne. Ihren Köpfen schien es gut zu gehen.

Er erhob sich schwerfällig und und wankte hinüber zum Geweih, das immer noch auf dem Boden ruhte. Daneben das Fleisch, das sie nicht dem anderen Stamm geschenkt hatten. In Haruuks Griff erkannte er die Speere, die der Jäger im Handel mit dem Alten erstanden hatte. Dann fiel sein Blick auf die junge Frau, die am Rand des ehemaligen Lagers auf einer Grasmatte saß. Sie sah unglücklich auf ihre nackten Füße und wackelte mit ihren Zehen.

Er starrte sie ungläubig an, stellte sich dann neben Tola Ta Erm und Haruuk, die immer noch mit ihren Augen die Heide absuchten. Auch er sah keine anderen Menschen dort draußen und mit aufgeregt begann er, von seiner Vision zu erzählen. Vom kleinen Mann auf der Hand des Alten. Von der Bedeutung dieses Geistertraums.



"Und was bedeutet es genau?" wollte Haruuk abwesend wissen.



"Das muss ich den Schamanen zuhause fragen."



Die beiden Jäger senkten ihre Köpfe und wandten sich ihrem Besitz zu. Den anderen Stamm würden sie so schnell nicht wieder begegnen, das war ihnen bewusst. Während sie alles auf ihre Schultern packten, hob sich Goranga Toe'el Gups Stimmung weiter. Er wirkte aufgeregt.



"Und Haruuk... Du hattest den Kopf eines Hirsches. Und Du... nein... Tola Ta Erm... röhrte wie ein Hirsch."



Tola Ta Erm sah ihn kurz amüsiert an und flüsterte, seinen Kopf in Unglauben schüttelnd: "Schamanen..."



"Ich glaube," fuhr Goranga Toe'el Gup fort: "dass bald eine Herde am Blauen Wald vorbeiziehen wird. Dass wir uns keine Sorgen um Fleisch machen müssen."



"Sehr schön," seufzte Haruuk. "Dann hat sich der Tausch ja gelohnt."



Er blickte zur Frau, die mittlerweile aufgestanden war. Sie murmelte etwas in ihrer Sprache, löschte die Glut mit Erde und rollte die Grasmatte zusammen. Dann begann sie, eine lederne Tasche zu packen.



Haruuk ging auf sie zu. "Guten Morgen."



"A tu wa i."



"Ja, deine Leute sind abgehauen."



Die Frau deutete über die Heide.



"Ja, weg." Er schüttelte seinen Kopf. "Ohne Dich."



"Ti le ila."



Haruuk sah sie gequält an. "Gehörst Du jetzt uns?"



Die Frau verdrehte die Augen, rollte die Grasmatte wieder aus und setzte sich darauf. Tola Ta Erm kam zu ihnen.



"Wollen wir einfach zum Stamm ziehen? Und wenn sie uns folgt..." Er ließ den Satz unvollendet. "Wenn sie ein Geschenk ist, muss sie uns ja folgen."



"Dann werden wirs schon merken."



Tola Ta Erm nickte. "Wäre mein Vorschlag."



Auch Goranga Toe'el Gup stand nun vor ihr und sah sie an. Sein Blick wanderte zu Haruuk.



"Hast Du die gekauft?"



"Ich glaube nicht..." Haruuk legte seine Stirn in Falten. "Ich habe... so eine Speerschleuder gekauft..." Er hob die Waffen und zeigte sie dem Schamanenschüler.



"Davon haben die Geister mir nichts gesagt." Goranga Toe'el Gup überlegte kurz. "Der kleine Mann auf der Hand hat davon nichts gesagt."



Tola Ta Erm atmete tief ein, nahm seine Sachen hoch und sah die anderen erwartungsvoll an. Haruuk schüttelte noch einmal seinen Kopf und überprüfte die Feuerstelle nach letzten Glutresten. Goranga Toe'el Gup trat vor die Frau und streichelte ihr über den Kopf, so wie der Alte in der Nacht den kleinen Mann gestreichelt hatte. Was hatte das alles zu bedeuten?

Neugierig beobachtete Haruuk, wie sie reagieren würde. Sie saß mit dem Kinn zwischen den angezogenen Beinen und kurz hob sie ihren Blick, sah Goranga Toe'el Gup seltsam an und presste dann Luft zwischen ihren Lippen hervor.



"Ob die bei denen als hübsch galt?" überlegte Haruuk laut. "Die sahen ja alle ein wenig..."



"Komisch aus," beendete Tola Ta Erm den Satz. "Ich weiß. Viel zu hohe Stirn."



"Und hinten gar nichts."



"Und die Nase von denen."



Nun wollte auch Goranga Toe'el Gup in das Gespräch einsteigen. "Habt Ihr deren Augenbrauen gesehen?"



"Ja," gab Haruuk zu. "Nichts da. Und das Kinn! So viel Kinn und die dunkle Haut und diese hellen Augen." Er sah die Frau unglücklich an. "Ist sie blind? Nein, sie hat uns ja angeschaut. Die ist nicht blind."



Wieder war die Frau dabei, ihre Grasmatte zusammen zu rollen und an ihre Tasche zu schnüren. Erwartungsvoll stellte sie sie sich vor die Männer. Die sahen sich amüsiert an und zogen dann langsam los, um zurück in ihren Heimatwald zu gelangen. Die Frau ging ihnen hinterher und schloss letztendlich zu Haruuk auf.

Immer wieder berührte sie die Speere und Schleuder in seiner Hand und schließlich streckte er ihr die Waffen hin. Sie nahm sie wortlos, schulterte die Schleuder und trug die Speere in ihrer Hand, ging weiter neben ihm her. Sie wirkte so, als würde sie sich mit diesen Dingen wirklich auskennen, das musste Haruuk zugeben.



Aufmerksam blickten sich die Jäger auf dem Weg um. Sie hatten eine große Menge ihrer Beute an den fremden Stamm gegeben und da sie nun einen Mund mehr zu füttern hatten, war Fleisch umso wichtiger. Als sie an einem dichten Schilffeld am Rand eines kleinen Moorsees vorbei marschierten, zuckten sie plötzlich zusammen, als ein helles Zischen über ihre Köpfe flog. Die Frau eilte dem Geräusch hinter, verschwand im Dickicht und kam nur wenige Augenblicke später mit einer toten Gans wieder zum Vorschein. Im Hals des Vogels steckte einer der kurzen Speere.

Ein normaler Schaft hätte den Hals gänzlich zerfetzt, die schmälere Waffe aber war treffsicher und dünn genug, um noch in der Beute zu stecken, während die Frau sie zu den Jägern brachte.



"Guter Schuss," brummte Tola Ta Erm ihr erstaunt zu, als sie den Speer aus dem Hals zog und die Gans Goranga Toe'el Gup überreichte.



Der legte das Geweih auf den Boden, bedankte sich mit einer weit ausholenden Geste und band die Beute dann an seinen Stab. Sie setzten ihre Reise fort und nun war es Haruuks Rolle, immer wieder auf die Speere der Frau zu deuten. Als er ihre Aufmerksamkeit hatte, imitierte er Wurfbewegungen, hatte sich aber schon mit dem Gedanken abgefunden, dass er den Preis seines Handels so schnell nicht wieder bekommen würde.

Als sie endlich Rast machten, während die Sonne am höchsten stand, nahm die Frau Haruuk zur Seite und zeigte ihm, wie man die Speere auf die Schleuder auflegte und wie man sie vor dem Wurf mit den Fingern stützte. Langsam bekam Haruuk ein Gefühl für die neue Waffen und während er Speer um Speer in die unmittelbare Nähe eines alten Baumstumpfs warf, huschte sogar ein ungewohntes Lächeln über das Gesicht seiner Lehrerin.

Der Schamanenschüler setzte sich zu ihnen.



"Goranga Toe'el Gup. Goranga. Goranga."



Haruuk hielt in seinem angesetzten Wurf inne, drehte sich dann zur verwunderten Frau, die ihren Kopf schief gelegt hatte.



"Haruuk. Haruuk."



Erkenntnis blitzte in den größer werdenden Augen auf und sie deutete auf ihre schmale Nase.



"Arra."



"Arra," wiederholte Harruk langsam und nickte.



Tola Ta Erm schmunzelte. "Das heißt vermutlich 'Nase'."





Er sah zwischen Goranga Toe'el Gup und Haruuk hin und her und hoffte, dass sie die Bemerkung lustig fanden. Er war noch neu im Stamm und benötigte den Anschluss, versuchte ständig, Freundschaften zu festigen und Vertrauen aufzubauen. Als die beiden Männer lachten, entspannte er sich und fiel ins Gelächter mit ein. Kurz sah ihnen Arra verständnislos zu, dann begann auch sie vorsichtig und mit heller Stimme zu glucksen.

Sie nahmen ihre Sachen und marschierten in Richtung des Blauen Waldes davon...

Jo, Genesys macht Spaß und ich bin gespannt, was wir da noch alles mit anstellen werden. Auf meiner Genesys-To-Do-Liste: mehrere Emmergens Kampagnen, Mad Max, Halo (Grunt Abenteuer), ALIEN, Matrix (Beginn und Ende des Krieges), Attack on Titan, Zombies...
 
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