Tawarwaith

[Unbekannter Wanderplanet | Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten | vor dem Hauptlabor am Aufzug] - Saphenus, Gefangene

Seufzend richtete er sich auf. Ein Blick herum zeigte ihm, dass sich die Situation mittlerweile zu ordnen schien. Die Gefangenen, zumindest die, die das Glück hatten überlebt zu haben, befanden sich wieder in ihrem gewohnten Raum auf der untersten Etage, ansonsten wurde sich eifrig um die Überlebenden gekümmert. Das Gestöhne und Gejammer, das eben noch von den Wänden wiedergeschallt war, war mittlerweile auf ein erträgliches Maß herabgesunken. Die nützlichen Soldaten und Wissenschaftler waren versorgt, ab jetzt konnte alles mehr oder weniger seinen gewohnten Gang nehmen. Vermutlich eher weniger. Spätestens jetzt mussten die Wissenschaftler wissen wen sie sich hier in die Station geholt hatten und so manch einer musste es bereuen. Hybris war grausam und duldete keine Fehler. Jeder der Forscher, der sich seinem Willen nicht beugte, würde sterben und das nicht schnell und schmerzlos. Hybris war kein Gegner, gegen den man sich so einfach behaupten konnte, das hatte er eben bewiesen. Wer besaß schon die Macht mehr als hundert Personen auf den Boden zu schicken und zu überwältigen? Schaudernd dachte Saphenus an den zerfetzten Arm des Albtraums. Ohne zu zögern riskierte er seine Gesundheit für seine Ziele, es kümmerte ihn nicht welche Verletzungen er dafür in Kauf nehmen musste. Noch auf Bastion forderte Hybris von ihm selber nach dem gleichen Muster zu denken und zu handeln. Konnte er das? War er in der Lage Schmerzen zu ertragen um seine Ziele zu erreichen? Welche Ziele überhaupt? Saphenus stellte fest, dass er immer mehr an seinem ursprünglichen Ziel, seiner ursprünglichen Motivation zu den Sith zu gehen, zweifelte. Er war außer Reichweite, die Jedi würden ihn nicht finden solange er an seinen Meister gebunden war. Doch Hybris zu dienen hieß Dinge zu tun, schreckliche und abstoßende Dinge. Mord war noch nicht einmal das Schlimmste, Mord ging schnell und löste keine Qualen aus. Es gab viel schrecklichere Dinge, die man einem Lebewesen antun konnte. Doch diese Gedanken halfen ihm nicht weiter. Entweder der Tod wartete auf ihn, er würde sich den Jedi stellen, was auf’s gleiche hinauslief, oder er beugte sich dem Willen seines Meisters. So wie er es bisher auch schon getan hatte.

Saphenus stieß sich von der Wand ab an der lehnte, atmete tief durch und fasste dann einen Entschluss. Zusammen mit Anaster fuhr er schweigend in die oberste Etage. Der lange Gang lief an seinem Ende den Hangar erahnen, indem die Fury stand und darauf wartete wieder geflogen zu werden. So sehr er auch das Schiff nehmen du seinem Auftrag woanders nachgehen würde, er war hier noch nicht fertig. Ruhe und die Entspannung, die ihm das Weltall bieten würde, mussten warten.
Von dem langen Gang vor ihm gingen Räume ab, die keiner der Sith genauer in Augenschein genommen hatte. Im Vorbeigehen war es ihnen nur vergönnt gewesen kurze Blicke hinein zu werfen. Sie wussten, dass es hier die Quartiere der Soldaten und Wissenschaftler gab und genau die waren Saphenus‘ Ziel. In seine Gedanken versunken ließ er sich von Anaster die Räumlichkeiten zeigen. Die Quartiere der Soldaten waren karg und boten das Nötigste zum Schlafen. Auch hier war der Kannibalismus der Station allgegenwärtig, alle nützlichen Geräte und Utensilien mussten für die Forschung zweckentfremdet werden. Wie in einer Kaserne gab es Hochbetten, eine einzige Truhe jeweils für die persönlichen Gegenstände der Männer und kaum mehr. Im Moment war der Zabrak mit Anaster alleine, die Soldaten waren noch immer damit beschäftigt die Leichen zu entsorgen. Wenn sie die Explosion denn unbeschadet überstanden hatten. Diese Männer waren hier gefangen. Ihnen blieb keine andere Wahl als die Forschung zu unterstützen, die hier betrieben wurde, denn zuhause drohte ihnen wegen Desertation Gefängnis oder sogar der Tod. Sie waren an das Schicksal der Station gebunden und konnten keinen Gedanken darauf verschwenden von hier zu verschwinden. Mal ganz davon abgesehen, dass es sowieso nur zwei funktionstüchtige Schiffe hier gab. Ohne ein Wort zu sagen ging Saphenus an den Betten entlang. Dank der militärischen Disziplin waren sie aufgeräumt und gepflegt. Diesen Raum musste er belassen wie er war. Es gab keine Möglichkeit den Soldaten noch weniger Platz zur Verfügung zu stellen. Ihr Aufenthaltsraum diente bereits als zweites Lager, die Soldaten improvisierten hier Trainingsgeräte um sich in Form zu halten. Bazaakkarten lagen verstreut und boten den Wachen wohl eine der seltenen Möglichkeiten sich abzulenken und Spaß zu haben. Zu ihrem Glück konnte man die Spielkarten mit Sicherheit nicht zur Forschung benutzen. Saphenus fiel ein Pad ins Auge. Er hob es auf und schaltete es ein. Geöffnet war eine pausierte Aufnahme, ein junger Mensch blickte in die Kamera. Saphenus drückte auf abspielen und das Bild erwachte zum Leben.


„Tag Zweihundert und…ach was soll das. Mit jedem Morgen zähle ich eins nach oben und es passiert doch nichts. Wir sitzen auf der Station fest und langweilen uns während die Wissenschaftler ihre Forschung betreiben. Ich vermisse euch. Ich sage das jedes Mal aber ich meine es so. Hoffentlich bekommt ihr das Pad irgendwann mal zu sehen.“ Der Mann seufzte, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und fuhr dann fort. „Ich wünschte all das wäre niemals geschehen. Ich entfliehe dem einen Krieg um schließlich in einem Gasplaneten festzusitzen und darauf warten, dass irgendwas passiert. Damals war es eine gute Idee, doch jetzt…Was bewachen wir überhaupt?! Von Zeit zu Zeit zeiht der Traktorstrahl neue Schiffe herein, wir führen die Gefangenen oder Probanden, wie die Docs sagen, nach unten und sehen die meisten davon nie wieder. Ich habe noch nie einen Fuß in die unterste Etage gesetzt, nur Gott weiß, was da unten vorgeht. Dann bleibt uns nur noch übrig das Schiff auseinander zu nehmen und zu hoffen, dass möglichst viele verwertbare Teile dabei sind. Ich erinnere mich noch an den letzten Frachter, die Mannschaft war total verängstigt. Sie hatten sich schon verirrt und gedacht in dem kalten All draußen zu sterben. Sie dachten wir wären ihre Rettung doch…ach, das bringt alles nichts. Ich sitze hier fest und muss mich damit arrangieren. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich wünschte nur ich könnte bei euch sein und euch wieder im Arm halten, ich wünschte…“ Der Mann stockte und sah zur Seite. Im Hintergrund kam aufgeregtes Flüstern auf, dann wandte sich der Mann wieder dem Bildschirm zu. „Wir haben Besuch, jemand ist hier gelandet. Ich muss…“

Die Aufnahme brach ab. Saphenus schaute noch eine Zeit lang auf das eingefrorene Bild des Mannes, dann wandte er sich ab. Zumindest bekam er nun einen besseren Eindruck von den Soldaten hier…was immer ihm das auch brachte. Die Quartiere der Wissenschaftler waren zu seiner Überraschung ebenso karg und pragmatisch eingerichtet wie die der Soldaten, nur vermisste man hier die Disziplin. Überall lagen Gegenstände verstreut, Aufzeichnungen und Holopads. Saphenus warf Anaster einen Blick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern. Der Zabrak sparte es sich sich hier weiter umzuschauen. Aus irgendeinem Grund waren ihm die Wissenschaftler unsympathisch und fast sofort wurde ihm ein Beweis geliefert warum. Der führende Forscher, Dr. Tool, sicherte in all seiner Arroganz trotz der Knappheit, die auf der Station herrschte, eines der größten Zimmer für sich alleine. Er genoss offensichtlich den größten Luxus, er leistete sich ein riesiges Aquarium, das bestimmt drei Meter lang war. Es musste noch aus der Zeit stammen in der sie keinerlei finanziellen Probleme gehabt hatten und ihnen alle Ressourcen zur Verfügung standen, die sie brauchten. Nun waren nur einige wenige Fische in dem Wasser übrig geblieben. Saphenus kannte die Art nicht, doch er wusste, dass es sich um teure handeln musste.

„Ich denke Dr. Tool wird umziehen und sich zu seinen Kollegen gesellen. Das wird deutlich machen, dass er nicht länger das Sagen hat.“, befahl Saphenus an Anaster gewandt. Der nickte mit dem Kopf. Die Arroganz des Wissenschaftlers machte Saphenus fassungslos. Sie wirkte unwirklich, surreal wenn man den Rest der Station betrachtete. Dem Raum würde er eine neue Aufgabe zuweisen. Gerade als sie das ehemalige Quartier Dr. Tools verließen, drehte sich Saphenus noch einmal um, sammelte die Macht um sich und entließ sie in einem Stoß auf das Aquarium. Das Glas brach und das Wasser flutete den Boden. Wenn es nach ihm ginge, dürfte der Weißkittel hier auch noch aufräumen bevor er umzog.

Die letzten Räume boten keine Überraschungen mehr. Von den zwei großen Duschräumen musste einer für das neue Projekt zur Verfügung gestellt werden, entschied Saphenus. Ebenso würde er sich die Umkleide mit der Schleuse zu Nutze machen. Hier würde sowieso niemand mehr Gefahr laufen sich mit irgendetwas zu kontaminieren wenn die restliche Forschung erst einmal eingestellt worden war. Anaster selbst zeigte keine Reaktion auf die Umgestaltung des Zabrak. Er beherzigte den Rat des Albtraums, dass seinen Schülern Folge zu leisten war. Vermutlich interessierte es ihn nicht einmal was mit der Station passierte solange sein eigenes Leben nicht bedroht war. Saphenus beäugte diese Eigenschaft kritisch. Es war ihm suspekt wie man in Angesicht dessen, dass so eben ein mächtiger Sith die Kontrolle an sich gerissen hatte, so ruhig bleiben konnte. Entweder war der Mensch ein verdammt guter Schauspieler oder er hat eine Einstellung für sich gefunden, die ihn gelassen mit jeder neuen Situation umgehen ließ. Saphenus beneidete das. Die Gedanken, die er sich um die Umgestaltung der Station machte, verdrängten seine ethischen Zweifel mit dem Projekt, das Hybris in Auftrag gegeben hatte. Indem er nicht daran dachte, was mit den Gefangenen passieren würde, verdrängte er seine eigene Verantwortung und er war erstaunlich gut darin, diese Gedanken einfach verschwinden zu lassen. Mit Anaster im Schlepptau begab er sich wieder auf die mittlere Etage. Eines der Labore diente immer noch als Krankenstation, die anderen beiden waren von Ares von ihrer Forschung befreit worden. Hybris selbst war nirgendwo zu sehen, ein verstörter Wissenschaftler sagte schließlich, dass sich der Sith wieder auf die unterste Etage begeben hatte. Er war kreidebleich und stotterte ein bisschen. Misstrauisch runzelte Saphenus die Stirn und sah den Twi’lek misstrauisch an.


„Was ist passiert?“, fragte der Zabrak so tonlos wie möglich. Der Twi’lek druckste umher und schien gar nicht in Worte fassen zu wollen was er erlebt hat. Offenbar war es einfacher es zu verdrängen anstatt sich jetzt daran zu erinnern. Saphenus konzentrierte sich auf die Macht. Mit einer Bewegung seiner Hand wirkte er auf das Bewusstsein des Forschers ein und übte leichten Druck darauf aus. Er sah ihm in die Augen und meinte dann eindringlich:

„Du willst mir sagen, was hier passiert ist.“


Die Gesichtszüge des Twi’lek entspannten sich und seine Lekku entspannten sich etwas. Schließlich erzählte er, was passiert war.

„Der Sith hat Dr. Tenaris geschnappt und…ich weiß auch nicht, ihr das Leben entzogen. Da war ein blutrotes Leuchten als er seine Hand auf ihre Stirn legte und plötzlich fing sie an zu altern, unglaublich schnell. Währenddessen heilte sein Arm, der sah wieder aus wie normal. Nur Dr. Tenaris lebte noch, sie war nicht tot. Jim musste sich um sie kümmern…“

Seine Stimme versagte und er fiel merklich in sich zusammen. Die Demonstration des Albtraums war furchteinflößend gewesen und hatte seine Spuren hinterlassen. Nun würde niemand mehr die Befehle Hybris‘ in Frage stellen, dachte Saphenus. Für die Frau hatte er kein Mitleid. Sie war unfähig gewesen, sie hätte dafür sorgen können ein Mittel herzustellen, mit dem er stark geworden wäre. Doch stattdessen war ihr das nicht möglich gewesen, schlimmer noch: sie hatte ihn belogen und ihm ein Märchen aufgetischt. Die Hoffnungen, die er hatte, wurden enttäuscht und verraten. Er hätte sie töten sollen, das war es, was sie verdiente. Ihm Hoffnungen darauf zu machen seinem schwächlichen Körper zu entfliehen und endlich der Zabrak z sein, der er schon von Geburt an hätte sein sollen. Er hätte sie verflucht nochmal leiden lassen sollen, länger und heftiger, er hätte sie…Seine Hände ballten sich zu Fäusten und immer mehr verlor er sich in den Gedanken. Die Welt um sich herum blendete er aus. Anaster sah ihn immer noch mit seinem gleichgültigen Gesichtsausdruck an und plötzlich war er verschwunden und Je’ana stand an seiner Stelle.

„Immer die alte Leier, komm endlich davon weg. Du bist nunmal schwach, find dich damit ab. Immer bist du so egoistisch und denkst nur an dich selber, ich bin es leid. Aus gutem Grund habe ich mir jemand anderen gesucht…“

Bevor Saphenus antworten konnte, tippte ihm jemand auf die Schulter und Dr. Tool stand vor ihm. Verwirrt von der Erscheinung seiner toten Frau verstand er zunächst kein Wort des Chefwissenschaftlers. Dessen Gesicht war rot angelaufen. Er verlangte tatsächlich, dass Saphenus gefälligst seinen wahnsinnigen Meister in den Griff kriegen sollte. Alles wäre zur Hölle gefahren seit sie hier gelandet wären. Ohne nachzudenken schlug Saphenus zu. Seine Knöchel knackten als sie die Wange des Forschers trafen. Der stolperte nach hinten und fiel unsanft auf den Boden. Saphenus nutzte die Macht und katapultierte sich auf ihn drauf. Besinnungslos deckte er ihn mit Schlägen bis er plötzlich in der Luft stockte und auf Dr. Tool hinabsah. Blut lief ihm aus der Nase. Die Schläge waren nicht stark genug um ihn ernsthaft zu verletzen oder bewusstlos zu schlagen, doch aus seinen Augen sprach Furcht. Saphenus sog sie ein und richtete sich auf. Kalt schaute er auf den Menschen hinunter.

„Es reicht. Sie haben hier nicht mehr das Sagen, ihre Meinung interessiert niemanden. Seien Sie froh, wenn Sie am Leben bleiben.“

Als er sich umdrehte ignorierte er die Blicke der anderen Wissenschaftler und Soldaten. Mit einem kurzen Blick nach hinten fügte er noch hinzu:

„Ach, bevor ich es vergesse: Sie räumen ihr Quartier. Ich glaube ihre Kollegen wünschen sich von ihnen etwas mehr Gleichbehandlung.“

[Unbekannter Wanderplanet | Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten | vor dem Hauptlabor am Aufzug] - Saphenus, Anaster (NPC), Dr. Tool (NPC), Wissenschaftler, Soldaten
 
[Unbekannter Wanderplanet - Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten -E1 - Kommandozentrale - Alle außer die Gefangenen]

Hybris hatte die dritte Etage sehr viel schneller wieder verlassen können als er zuvor noch angenommen hatte. Die zwei Gefangenen, die seine Aufmerksamkeit erregt hatten, waren ihm mehr oder weniger von selbst in die Arme gelaufen und nach nur einer Drohung war ihr Geheimnis bereits gelüftet gewesen. Sie waren Anasters Spitzel innerhalb der Gefangenen-Gemeinschaft und sollten melden, falls diese einen Aufstand planten. Die Gerätschaften auf ihren Rücken würden sie nämlich nicht davon abhalten können. Was die „Anomalie“ betraf die er bei ihnen gespürt hatte, so war diese deshalb von ihm entdeckt worden, weil sich ihre Angst – nämlich entdeckt zu werden – zu der Todesangst gemischt hatte und das war Hybris tatsächlich aufgefallen. Nicht das er von vorn herein gewusst hatte nach was er suchen musste – so gut entwickelt waren seine Machtsinne dann auch nun wider nicht -, doch das etwas anders an diesen beiden Menschen gewesen war, das hatte er sofort festgestellt. Da er bezweifelte das seine Schüler schon so weit waren und es gut sein konnte das die beiden Apprentice die Spione töteten – und Hybris außerdem keine Verwendung mehr für solch eine Position hatte – entließ er sie von ihren Pflichten und schickte sie zu Anaster. Dieser würde sie dann in seine Security eingliedern. Zumindest für die nächsten paar Stunden. Hybris hatte nämlich Pläne geschmiedet und seine Ansprache an die Belegschaft der Station vorbereitet. Um sicher zu gehen das er nichts vergessen hatte, hatte er sich zwei Stunden Zeit genommen um seine Gedanken stichpunktartig aufzuschreiben. Er rechnete nicht damit das er diese Stütze brauchen würde, doch etwas zu notieren war bei ihm einer der sichersten Methoden um etwas nicht zu vergessen, da er seine Gedanken so visualisieren konnte und sich deshalb quasi nur an Momentaufnahmen zu erinnern brauchte.
Rund drei Stunden nachdem seine beiden Schüler mit ihren Aufgaben begonnen hatten – und zumindest Ares damit schon fertig sein sollte – rief er alle Nicht-Gefangenen in der Kommandozentrale zusammen.


Yelm hatte noch vor dem betreten der Station festgestellt, das 154 Seelen sich in der Station befunden hatten. Davon waren 115 bzw abzüglich der beiden Spione, 113 Gefangene gewesen, wovon inzwischen aber natürlich ein paar gestorben waren. Doch um sie ging es nicht. Blieben also 41 Wissenschaftler, Secs und Techniker.
Abzüglich des von Ares getöteten Wissenschaftlers, Anaster, seinen Stellvertreter, die von Hybris verstümmelte Frau und eines Mannes der einen grau-schwarzen Overall trug und der einzige „echte“ Techniker war, blieben also 36 übrig. Davon waren nur 9 bewaffnete Männer, die ihre Blastergewehre ständig mit sich führten und meist auf den Rücken geschnallt hatten. Auch jene die Hybris anfangs entwaffnet hatte, waren wieder bewaffnet.
Der Sith Executor stand mehr oder weniger mittig in der Kommandozentrale, wobei sich der Gang in Richtung Hangar hinter ihm befand. Relativ nahe und ebenfalls der restlichen Gruppe zugewandt standen
Saphenus und Ares. Dann kamen die Wachen, Anaster und sein lethargischer Stellvertreter und dann die Wissenschaftler. Ganz am Ende stand der Techniker, ganz so als ob er gleich in den Lift, nur ein paar Schritte hinter ihm, springen wollte. Die Mitte zwischen ihm und Hybris war frei, sodass es so aussah als hätten sich alle um einen imaginären Tisch versammelt. Alle standen und keiner hatte die Möglichkeit sich abzustützen. Nicht das Hybris sie allzu lange in Beschlag nehmen wollte. Als er nun zu sprechen begann, sah er ohne jemanden zu fixieren in die Gruppe.
„Für alle die es noch nicht mitbekommen haben: Ich bin Darth Hybris, zu meiner linken Lord Saphenus und rechts Lord Ares. Auch wenn wir Mitglieder des Sith Ordens sind und damit auch dem Imperium angehören, führen uns eigene Interessen hier her. Da viel Arbeit vor uns allen liegt, versuche ich mich kurz zu halten.
Das ich die Leitung dieser Station übernommen habe, hat folgende Änderungen zur Folge: Alle Abteilungen werden aufgelöst, die bisherige Hierarchie durch eine neue ersetzt. Es gibt keine Abteilungsleiter und keine Stellvertreter mehr. Des weiteren wird die bisherige strickte Trennung von Wissenschaft und Security aufgeweicht. Soll heißen, alle beteiligen sich so weit es ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Geschick es erlaubt an den Forschungen.“

Er machte eine kurze Pause und starrte bewusst Tool an, der wegen der unterdrückten Wut erneut kurz davor stand ein zuckendes Auge zu bekommen.
„Ihre bisherigen Forschungen werden auf Eis gelegt, zum Teil für immer. Die gesammelten Informationen wegen gespeichert und eingelagert, sodass wir Platz für die neuen zwei Projekte haben. Da ich keinen Sinn darin sehe diesen irgendwelche phantasievollen Namen zu geben, werden sie einfach nur Projekt A und Projekt B genannt. Ersteres wird direkt von Lord Saphenus, letzteres von Lord Ares betreut. Um was es dabei genau geht, werden sie in wenigen Stunden erfahren. Bis es jedoch soweit ist, müssen die Labore von allen Altlasten gesäubert werden. Darum werden sich die Wissenschaftler nun kümmern … hm … ja Doktor Tool, sie haben etwas zu sagen?“
Der angesprochene Mann schob das schmale Kinn vor, hob die buschigen Augenbrauen und tat auch sonst alles um sich größer zu machen. Als er dann antwortete, hörte man wie er in seinem Inneren mit sich selber kämpfte. Eigentlich wollte er Hybris wer weiß was an den Kopf werfen, doch der rationale Teil seines Hirns schien dagegen halten zu wollen.
„Sie kommen einfach hier her und eignen sich alles an, beenden unsere Forschungen und zwingen uns dann Ihre auf. Warum sollten wir Ihnen helfen? Was haben wir davon?“
Besser hätte Hybris es nicht formulieren können. Irgendwie schaffte es der Doktor immer die richtigen Fragen zu stellen, sodass der Sith selber nicht nur ihm antworten, sondern dem Rest der Anwesenden auch noch das eine oder andere sagen konnte, ohne es später selber anzuschneiden. Als wäre es einstudiert gewesen. Nach wie vor gefühlskalt und regungslos antwortete der Executor ruhig, auch wenn ganz am Ende, kurz bevor die letzte Silbe seiner Sätze verklang, ein furchtbares Versprechen rauszuhören war.
„Bevor die Projekte nicht abgeschlossen sind, darf niemand diese Station verlassen. Keiner hier kann wollen, das jemand verschwindet und irgendwem mitteilt wo wir uns aufhalten. Also arbeiten Sie mit, oder eben nicht. Und was sollen wir mit jemanden anfangen der nur Ressourcen verschwendet, aber nicht mitarbeitet?
Ich erwarte keine Loyalität, keinen Respekt. Nur das sie sich den Projekten verschreiben und alles tun um diese so schnell es eben geht abzuschließen. Ihre Entlohnung wird sein, was auch immer sie wollen. Diese Station wird danach nicht aufgelöst und sollten sie hier bleiben, wird es sich für Sie lohnen. Egal was, Geld, ein eigenes Labor, Rache an wen auch immer. Jeder hier wird etwas davon haben, da die Forschungen genug abwerfen werden das sogar ich großzügig sein kann. Zeigen Sie den selben Ehrgeiz wie auch bei ihren bisherigen Forschungen und wir alle bekommen was uns zusteht.“
„Das klingt ja ganz toll, aber wer sagt uns das Sie sich daran halten?“
„Niemand. Es gibt keine Garantie, nur die schon erwähnte Alternative. Sorgen Sie dafür das sie für diese Station unentbehrlich sind und sie haben für den Rest ihres langen Lebens ausgesorgt. Gut, genug davon. Alle Wissenschaftler bis auf die ehemaligen Abteilungsleiter gehen jetzt an die Arbeit. Wer welchem Projekt zugeteilt wird, entscheidet sich bald.“

Die meist in weiß gekleideten Männer und Frauen setzten sich schweigend in Bewegung, wobei jeder darauf achtete nicht in die Richtung des Siths zu schauen. Bloß kein Augenkontakt herstellen.
Bevor jedoch auch nur der erste am Techniker vorbei war, fügte der Executor noch etwas hinzu.

„Diese Station wird in naher Zukunft ausgebaut. Sobald sie Zeit erübrigen können, sollten sie sich mit dem Auseinander setzen was Sie sich von all dem hier versprechen. Notieren und schicken Sie es mir.“
Grüne Blumen der Gier blühten hier und da auf, wurden meist aber sofort von violetten Wogen aus Misstrauen und Unglauben hinweggespült. Noch würden sie Hybris Behauptungen keinen Glauben schenken, doch im Laufe der nächsten Monate würden sie es tun. Da war sich der Sith absolut sicher.

Als die meisten Wissenschaftler weg waren, nickte Hybris dem Techniker zu. Mit ihm – einen Dressellianer – hatte er bisher noch keinen Kontakt gehabt, doch Anaster war wohl zufrieden mit ihm. Das diese Spezies einen großen Kopf besaß, fiel sofort auf, doch das sie selbst schon in jungen Jahren eine faltige Haut besaßen, konnte man bei diesem Exemplar nicht feststellen. Da Hybris diese Spezies aber nicht kannte und er sich auch keine Gedanken um die Herkunft des Technikers machte, fiel ihm auch gar nicht auf das der Mann sich aus irgend einem Grund eben diese Falten mit Hilfe von Haken und schwarz gefärbten Riemen nach hinten gezogen hatte. Das sah in den Augen des Siths nach gewollt, aber nicht gekonnt aus, doch da eine der wenigen positiven Eigenschaften von Hybris die Toleranz war, nahm er ihn kommentarlos wie er war.
„Alpargh, richtig?“
„Ja Mylord.“
„Sie sind der einzige Techniker hier?!“
„Sozusagen. Eigentlich ist Anaster der Ingenieur und ich habe ihm meist nur geholfen. Inzwischen arbeite ich aber meist alleine.“
„Das Schiff im Hangar, das laut Anaster fluguntauglich ist. Was brauchen Sie um es zu reparieren? Was in der Station müsste dafür demontiert werden?“
„Hier und da etwas kleines in den Laboren. Aber hauptsächlich der Lift. Die anderen Sachen könnte ich wohl kompensieren indem ich improvisiere, die Teile vom Lift aber brauche ich auf jeden Fall.“

Hybris neigte den Kopf nach links und sah Saphenus an, der wohl den Blick spürte und ihn seinerseits ansah.
„Falls du den Lift für dein Projekt brauchst, du hast zwei Stunden dafür. Danach kontaktierst du Alpargh, damit er das Schiff reparieren kann.“
Der Zabrak zögerte kurz – vielleicht weil er überschlug ob er es in 120 Minuten schaffen würde – und nickte schließlich.
„Bis dahin will ich von Ihnen eine vollständige Liste aller Dinge die sie brauchen um die Station für zwei Jahre in Stand halten zu können.“
„Die haben wir schon Mylord. Ich muss es nur noch auf die zwei Jahre hochrechnen.“
„Wie sieht es mit den Gravitationsprojektoren aus? Die bisherige Leistung reicht mir nicht aus.“
„Sie sind hier für nicht ausgelegt. Wollen wir sie auf maximaler Leistung laufen lassen, benötigen wir so viele Ersatzteile, das es sich nicht mehr lohnt. Sinnvoller wäre modernere beziehungsweise größere.“
„Kosten?“
„Kann ich Ihnen jetzt nicht aus dem Kopf sagen. Aber legal bekommt man die nicht, sofern wir eben welchen haben wollen die man nicht ständig reparieren muss. Es handelt sich dann um Militärtechnologie, womit man auch ohne weiteres einen Immobilizer ausstatten könnte. Auf dem Schwarzmarkt kostet so ein Ding aber so viel, das es sich schon gar nicht mehr lohnt. Es sei denn natürlich Sie haben doch die entsprechenden Mittel.“
„Was auch immer wir besorgen, darf nicht zurück zu verfolgen sein. Keine Zeugen, keine Beweise. Setzen Sie es auf die Liste und falls Sie über den nötigen Informationen verfügen, auch jene Verkäufer die sie anbieten.“
„Mach ich.“
„Noch etwas. Die Station soll wie gesagt ausgebaut werden.“
„Was auch nötig ist. Der neue Grav-Projektor ist um ein vielfaches größer als die jetzigen zusammen genommen.“
„Dann brauchen wir entsprechendes Gerät.“
„Ich kümmere mich darum.“
„Brauchen Sie Hilfe bei der Reparatur des Schiffes? Und wie lange wird es dauern?“
„Nein und nicht lange. Ich habe es mit auseinander genommen. Ich weiß wo was hin kommt und wir haben es vorsorglich so demontiert, das man es leicht wieder zusammen bauen kann. Ich würde schätzen … nochmal zwei Stunden.“
„Kennen Sie sich mit den Minen im Orbit aus?“
„Minen? Ähm … nein, das ist Anasters Projekt.“

Hybris sah den Logistiker an.
„Im Orbit darf nichts darauf hindeuten das sich etwas auf diesem Planeten befindet. Kann man die Minen deaktivieren und ins Schiff laden?“
„Ja.“
„Haben wir hier einen Piloten der diese Aufgabe übernehmen kann?“
„Haben wir. Koi hier wird es machen.“

Der genannte Security schob sich einen halben Schritt vor, nickte Hybris kurz zu und tat dann wieder so als wäre die Wand vor ihm das Interessanteste auf der Welt.
„Gut. Kümmert euch darum. Alpargh, machen Sie sich an die Arbeit.“
„Mylord.“

Nachdem der Techniker verschwunden war, mussten die bisherigen Securitys noch eingewiesen werden. Deshalb ließ er sie alle vor sich in einer Reihe aufstellen. Platz genug war ja nun.

„Da es keine weiteren Besucher mehr geben wird und Lord Saphenus Projekt dafür sorgen wird, das die Gefangenen nicht mehr bewacht werden müssen, werden sie andere Aufgaben zugeteilt bekommen. Auch wenn sie keine Wissenschaftler sind, so kann ich deutlich spüren das sie genug erlebt haben, um an den Projekten mitarbeiten zu können. Vor allem Lord Ares Team wird von ihrer Erfahrung profitieren können, also arbeiten sie dort mit. Bis auf Koi, der sich allein um das Schiff kümmern wird, werden sie außerdem im Laufe der Zeit weitere Aufgaben zugeteilt bekommen. Und jetzt helfen sie erst einmal den Wissenschaftlern.“
Er schickte sie mit einer Geste fort und ließ die ehemaligen Abteilungsleiter antreten.
„Ich brauche zwei Biologen, Mediziner und oder Chemiker die direkt Lord Saphenus unterstellt sind. Irgendjemand dabei der dieser Aufgabe gewachsen ist?“
Drei gaben ein Zeichen und Hybris wählte die beiden aus, die sich zuerst gemeldet hatten.
Die beiden anderen, darunter auch Tool, wurden Ares zugeteilt. Nachdem Hybris klar gestellt hatte, dass sie nun so etwas wie beratende Adjutanten darstellten, die wann immer sie Zeit hatten auch direkt am Projekt arbeiten würden, wurden auch sie entlassen.
Es folgte ein kurzes Gespräch mit Saphenus und danach widmete auch er sich seinem Projekt. Im Moment schien die Verantwortung und die noch zu erledigenden Dinge ihn schwer zu belasten, doch er würde daran wachsen. Würde es müssen.
Schließlich waren also nur noch Anaster und Ares übrig. Letztere sollte nun endlich erfahren worum er sich kümmern sollte. Da der Logistiker auch ihm bei der Zusammenstellung der benötigen Dinge und wenn notwendig auch bei der Beschaffung selbiger helfen sollte, durfte der unscheinbare Mann bleiben und sich das nur in groben Zügen erklärte Projekt B mit anhören. Kurzum, es ging um die Erschaffung einer kybernetischen Armee. Doch um eine ganz spezielle.
Nach nicht einmal zwei Minuten durften beide Männer gehen. Ares würde nun Zeit haben einen entsprechenden Plan auszuarbeiten und zu präsentieren. Hybris hielt ihn zwar für nicht so gebildet wie Saphenus, aber für intelligent genug das er auf seine Weise Erfolg haben würde. Außerdem war er bei dem Menschen auch der Meinung, dass dieser keinerlei Probleme damit haben würde die von Saphenus nicht benötigten Gefangenen für Projekt B zu benutzen und vermutlich alle dabei zu töten...


[Unbekannter Wanderplanet - Hybris Basis nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten -E1 - Kommandozentrale - Hybris]
 
[Unbekannter Wanderplanet | Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten | Leerer Raum] - Saphenus

Mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf dem Boden sitzend spürte Saphenus die Macht um ihn herum. Deutlich zeichneten sich die Auren der Wissenschaftler in seiner Nähe ab, selbst in der Entfernung konnte er noch dunkle Schemen erkennen. Noch vor 1 ½ Jahren hätte er sich diese Fähigkeit niemals erträumen können, nur gehörte sie zu seinem Leben wie das Atmen. Ruhig atmete er tief ein und aus. Der Vorfall eben war nicht geplant gewesen, wieder einmal verlor er die Kontrolle über sich an das Monster. Nur allzu bereitwillig schlug es in seinen schwachen Momenten zu und überflutete ihn mit Hass. Es lauerte, unsichtbar und versteckt, wartete nur auf den richtigen Augenblick. Es boten ihm immer mehr Gelegenheiten und Saphenus machte das Sorgen. Ihm tat Dr. Tool fast leid, der Mann wurde mir nichts dir nichts aus seinem gewohnten Umfeld herausgerissen und einem Albtraum untergeordnet, dessen Befehle er unter Bedrohung seines Lebens Folge leisten musste. Dann jedoch kam dem Zabrak wieder das luxuriöse Quartier des Wissenschaftlers in den Sinn und spürte er wieder den Ärger in sich aufsteigen. Wie konnte man so arrogant sein und sich so vor dem verschließen, was um einen herum geschah? Hybris würde diese Gedanken nicht gut finden, schalt sich Saphenus. Sie waren einem Sith nicht würdig. Dennoch hatte er sie. In ruhigen Momenten wie diesen fragte er sich wie wohl sein Leben verlaufen wäre, wäre er schon als Kind von den Jedi entdeckt worden. Hätten sie seinen Jähzorn in den Griff gekriegt, wären sie in der Lage gewesen das Monster zu zähmen oder zu vernichten? Er schüttelte den Kopf. Es war zu mächtig und wenn er nicht aufpasste, würde es ihn verschlingen. Die Dunkelheit drückte von außen auf ihn, Ares gab sich ihr bereits schon hemmungslos hin. Wie lange würde es bei ihm dauern bis er sich nicht mehr nur in kurzen Augenblicken von ihr überwältigen ließ sondern sie freiwillig empfing und von der Macht kostete, die sie versprach? Jedes Mal wenn die Wut von ihm Besitz ergriff spürte er wie die Dämme drohten zu reißen, die den Ozean seiner Macht zusammenhielten. Er spürte das Potential in sich und es war frustrierend es nicht voll ausschöpfen zu können. In ihm lag die Macht sich vor all seinen Feinden, also besonders den Jedi, zu schützen und doch konnte er sie nicht nutzen. Es sei denn er bezahlte den Preis und ließ sich fallen, hinein in den tiefschwarzen Abgrund in dem eine Armee aus toten Geistern auf ihn wartete um ihn mit offenen Armen und messerscharfen Krallen zu empfangen. Allen voran Je’anas hübsches Gesicht, das plötzlich vom Tode entstellt war.

Er öffnete die Augen. In einem ruhigen Moment konnte er sich zurückziehen und nachdenken. Anaster würde sich um die Neuorganisation der Räume kümmern, da war sich Saphenus sicher. Noch wusste er nicht welches Quartier für welche Aufgabe benutzt werden würde, aber das spielte auch keine Rolle. Noch würde etwas anderes auf ihn warten, etwas, das ihn noch näher an den Abgrund bringen würde…wenn es ihn nicht sogar schon hineinstieß. Langsam stand er auf und streckte sich, dann warf er seinen Umhang über. Ihm fiel auf, dass er noch immer eingerissen war, dort wo ihn der Mann aus dem Frachter gepackt hatte. Saphenus war es egal, was kümmerte ihn die beschädigte Robe. Seine beiden Lichtschwerter hingen an seinem Gürtel, mittlerweile war ihm das Gewicht der Waffen so vertraut, dass er es nicht mehr missen wollte. Er wusste, dass er im Kampf mit den Waffen noch immer eine Niete war und das wahrscheinlich auch immer so bleiben würde, dennoch gaben sie ihm Sicherheit. Sicherheit, die er brauchte. Gerade als er sich dazu entschloss noch einmal in sich zu gehen und die Macht zu spüren, ertönte eine Durchsage.

Gleichzeitig mit den Wissenschaftlern fand sich der Zabrak in der Kommandozentrale ein. Die wenigen Bildschirme zeigten noch immer den Raum der dritten Etage in dem sich nun wieder die Gefangenen befanden. Sie sahen niedergeschlagen aus, manche weinten. Vermutlich um diejenigen, die sie bei Hybris‘ Machtdemonstration verloren hatten. Das Grausamste musste gewesen sein sie erst aus ihrem Gefängnis herauszuholen und dann verwundet und gedemütigt wieder dort hineinzuschmeißen. Sie hatten Hoffnung und nun war davon nichts mehr übrig. Was wohl mit der Blume passiert war…Saphenus verdrängte den Gedanken. Er durfte sich nicht in Mitleid üben, dazu war die Aufgabe, die vor ihm lag, zu grausam. Sie würde ohnehin schon alles von ihm abverlangen. Seine Gedanken drehten sich genug um die Gefangenen und immer wieder kam er zu dem gleichen Ergebnis: er hatte keine Wahl. Der Albtraum begann seine Ansprache und schon bald bewunderte Saphenus fast den Mut, den Dr. Tool an den Tag legte. Dennoch ging ihm der Chefwissenschaftler so sehr auf die Nerven. Saphenus hörte seinem Meister aufmerksam zu und bekämpfte die Gedanken, die schon wieder versuchten ihn in ihre Welt zu ziehen. Lord Saphenus….der Titel, von dem der Zabrak nicht wusste ob er ihm wirklich zustand, schmeichelte ihm. Er hörte sich wichtig an. Obwohl er niemals danach gestrebt hatte ein Amt oder wichtigen Posten zu bekleiden, er hasste es nämlich in der Öffentlichkeit zu stehen, gab ihm die Bezeichnung Lord nun das Gefühl von Bedeutung zu sein. Ein Gefühl, dass ihm seine Frau und alle um ihn herum, von seinen Eltern mal abgesehen, kaum mehr gegeben hatten.

Nun schien Dr. Tool nicht mehr an sich halten zu können. Mit offensichtlich unterdrückter Wut fiel er Hybris ins Wort und Saphenus ballte die Hände zu Fäusten. War der Mann wirklich so wichtig, dass man nicht auf ihn verzichten konnte? Wie gerne er es doch sehen würde wie der Wissenschaftler vom Albtraum verschlungen wurde. Doch dieser schien gnädig zu sein oder einfach keinen Sinn darin zu sehen Ressourcen zu verschwenden und sprach stattdessen eine Drohung aus, die jedem auf der Station klar machen sollte was die Konsequenzen waren. Schließlich blieb es bei bloßen Worten, keine weitere Machtdemonstration oder Exempel wurden statuiert und die Weißkittel verließen die Kommandozentrale. Letztlich würden sie sich fügen denn ansonsten stand ihnen nur noch die Möglichkeit eines qualvollen Todes zur Verfügung. Saphenus fühlte sich ihnen plötzlich zugehörig, war er doch in der gleichen Situation und seinem Meister ausgeliefert. Wenn auch mit etwas mehr Komfort und Freiheit. Etwas. Nur ein paar wenige blieben noch in dem Raum, Hybris wollte die nun ehemaligen Abteilungsleiter bei sich haben. Schon bald gab es nur noch die Erinnerung an die alte Hierarchie. Doch zunächst rückte der Techniker, der einzige der gesamten Station, in den Fokus des Albtraums. Alpargh sollte sich darum kümmern das zweite Schiff wieder flugtauglich zu machen. Saphenus hatte eigentlich damit gerechnet, dass es das bereits war, doch offensichtlich hat er sich geirrt. Der Dresselianer wollte Hybris Bitte sehr eifrig nachkommen, doch musste dafür der Lift demontiert werden. Saphenus spürte plötzlich den Blick seines Meisters auf ihm ruhen und widerwillig sah er in die gelben reptilienartigen Augen. Sofort schien es kälter zu werden, doch er hielt dem Blick stand. Zwei Stunden Zeit hatte er um den Lift für alles zu benutzen, was er brauchte. Danach wurde er abgebaut und es mussten die Treppen benutzt werden. Brauchte er den Lift? So weit war er mit seinen Plänen noch nicht. Was musste nach unten geschafft werden? Schließlich kam er zu dem Entschluss, dass er es darauf ankommen ließ. Ansonsten hatten die Wissenschaftler eben was zu schleppen. Er nickte und der Blick des Albtraums wandte sich wieder ab. Dieser wandte sich direkt wieder Alpargh zu, doch das Gespräch drang nicht mehr an Saphenus‘ Ohren, zu sehr war er in seine Gedanken vertieft. Ares würde auch ein Projekt bekommen, das wusste er nun. Was er nicht wusste war welche Räumlichkeiten und Labore der andere Schüler dafür brauchte. Er wusste nicht einmal was er selber brauchte. Ihm war klar, dass es eine Medistation geben musste. Diese musste in der Lage sein eine grundlegende medizinische Versorgung zu gewährleisten und darüber hinaus auch mit Machtnutzern umgehen können. Eines der drei kleineren Labore würde dafür herhalten müssen. Zudem brauchte er Ärzte. Schließlich würde er noch das ehemalige Quartier Dr. Tools für sein Projekt beanspruchen.

Saphenus wurde erst wieder aus seinen Überlegungen gerissen als Hybris erneut seinen Namen nannte. Nun wurden ihm zwei Wissenschaftler zugewiesen, die unter seinem direkten Befehl standen und ihn bei seinem Projekt unterstützen würden. Sie stellten sich als Dr. Lavé und Dr. Servan vor, einer Arzt, der andere Biologe und wurden nach einer kurzen Belehrung von Hybris entlassen. Saphenus warf ihnen einen Blick hinterher und beschloss die beiden schon bald mit ihren Aufgaben zu betreuen. Schließlich vergewisserte sich der Albtraum noch, dass Saphenus das Projekt durchführen konnte und wollte, dann durfte auch er sich seinen Aufgaben zuwenden. Als er durch das kribbelnde blaue Energiefeld trat, stockte er und blieb etwas unschlüssig vor dem Aufzug stehen. Die beiden ihm zugewiesenen Wissenschaftler standen nicht weit von ihm entfernt beieinander und tuschelten. Aus den Augenwinkeln warfen sie ihm Blicke als musterten sie ihn abschätzig. Saphenus wurde unruhig, er mochte es nicht von anderen beobachtet zu werden. Unruhig wanderte sein Blick umher und blieb doch immer wieder bei den Weißkitteln hängen. Er gab sich einen Ruck und ging geradewegs auf die beiden zu.


„Mitkommen!“, murmelte er und begab sich dann in das rechte Labor. Dort wurden schon fleißig die Altlasten der vergangenen Forschungen beseitigt. Zunächst stand er einfach nur da und sagte nichts. In dieser Hektik fiel es ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen, das hin und her der Weißkittel, die sich um das Forschungsmaterial kümmerten, war ihm zu viel. Wollte er zunächst einfach abwarten bis sie ihre Arbeit erledigt hatten, riss ihm dann doch der Geduldsfaden. Laut forderte er sie zum Gehen auf, doch zunächst wussten sie nicht so recht ob sie diesem Wunsch Folge leisten sollten. Erst als er demonstrativ zu seinem Lichtschwert griff verließen sie tatsächlich den Raum sodass der Zabrak mit den beiden Forschern allein war. Er atmete durch und genoss die Ruhe. Das blaue Energiefeld schirmte sie einigermaßen von der Geräuschkulisse ab, die draußen am Lift herrschte. Saphenus ließ sich auf einem Stuhl nieder und starrte in seinen Schoß. Besonders Dr. Lavé wurde immer unruhiger und trat von einem Bein auf das andere, bis sich schließlich Dr. Servan ein Herz fasste:

„Lord Saphenus…?“, sagte er und betonte dabei das Wort Lord in einer merkwürdiger Art und Weise. Ruckartig schaute Saphenus zu ihm auf und starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

„Darth Hybris hat euch meinem Projekt zugeteilt.“, sagte er schließlich leise und mehr zu sich als zu den beiden.

„Wir werden Dinge erledigen müssen, Sachen, wir haben…viel…vor.“

Mit den letzten Worten wurde er immer leiser und verstummte dann. Er schloss die Augen, spürte die Macht um ihn herum. Er sammelte sie, griff aus den Pfützen, die ihm zur Verfügung standen und katapultierte sich schließlich genau vor die beiden Wissenschaftler. Mit leiser, aber eindringlicher Stimme sagte er:

„Es wird nicht schön werden, aber ihr werdet meinen Befehlen Folge leisten. Nicht nur Darth Hybris kann euch wehtun. Ich werde nicht zulassen, dass mein Projekt behindert wird, habt ihr beide das verstanden?“

Überrascht von dem plötzlichen Ausbruch verschlug es beiden die Sprache, sie nickten nur. Zufrieden damit wandte sich Saphenus ab. Seine Hand zitterte, schnell legte er sie auf seinem Lichtschwert ab. Das kühle Metall beruhigte ihn. Für einen Moment wünschte er sich trotzdem die Ruhe und Einsamkeit seiner Bibliothek zurück, doch diese war für ihn unerreichbar.

„Das hier wird zu einer Medistation umgebaut werden. Ihr werdet dafür Sorge tragen, dass uns alles zur Verfügung steht was man für eine grundlegende medizinische Versorgung braucht. Der Lift wird noch zwei Stunden in Betrieb sein, kümmert euch darum, dass alle schweren Dinge rechtzeitig hier sind.“


Stumm starrte der Apprentice an die Wand. Die beiden Wissenschaftler sahen sich stumm an, einer zuckte mit seinen Schultern und sie verließen das Labor. Schnell lugten andere hinein, die mit ihrer Arbeit fortfahren wollten und schienen unsicher ob sie das nun durften. Wortlos wandte sich Saphenus um und verließ das Labor.


[Unbekannter Wanderplanet | Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten | vor dem Hauptlabor am Aufzug] - Saphenus, Darth Hybris und Ares in der Nähe, NPCs
 
[Unbekannter Wanderplanet | Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten | vor dem Hauptlabor am Aufzug] - Saphenus, Darth Hybris und Ares in der Nähe, NPCs

Die zwei Stunden vergingen wie im Flug. Eilig schafften Lavé und Servan die größten und sperrigsten Geräte in das zur neuen Medistation auserkorene Labor. Viel war sowieso nicht zu holen, die meisten Gerätschaften befanden sich ohnehin schon auf der Etage. Schließlich stand Saphenus vor Alpargh und gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er den Lift zerlegen konnte. Dieser ächzte und stemmte sich noch ein aller letztes Mal gegen die abnorm hohe Gravitation dieses künstlichen Konstrukts und schwieg dann für immer. Blicke zwischen den Wissenschaftlern verrieten, dass sie es keinesfalls zu schätzen wussten von nun an die Treppe zu laufen, doch sie fügten sich. Saphenus selbst war von der Aussicht nicht begeistert sich noch mehr gegen die Schwerkraft behaupten zu müssen, doch er verstand, dass ein weiteres flugfähiges Raumschiff von größerem Nutzen war als ein Lift. Er vermied den Gedanken an seine kümmerliche körperliche Gestalt und schlang die Robe enger um sich. Das Jahr in den Bergen Bastions hatte ihn ausgezehrt, er war dünner als jemals zuvor. Er scheute den Blick in den Spiegel, er wollte sich das nicht mit ansehen. Ein Stich durchfuhr ihn als er an die Worte Dr. Tenaris‘ und ihre Lügen dachte, die Forscher würden an Supersoldaten arbeiten. Sie hatte ihm die Hoffnung gegeben doch noch den Körper zu erlangen, der einem Zabrak zustand und nun lag sie in Trümmern. Doch die Dame bezahlte ihren Preis dafür und erlitt ein Schicksal, das Saphenus nicht teilen wollte. Ihr gealterter Körper ruhte irgendwo in dieser Station und wurde nur noch der Qual halber am Leben gelassen. Es erschauderte ihn, er wollte gar nicht wissen wo die lebende Mumie lag.

Seine Gedanken richteten sich wieder auf sein Projekt. Projekt A, wie Hybris es getauft hat. Ein systematischer Name, der keinesfalls vermuten ließ was dahinter steckte. Es gab ein Buch der Jedi, von einem längst verstorbenen Literaten geschrieben. Darin sprach dieser Jedi von der sogenannten Banalität des Bösen. Es war an Padawane gerichtet, nur mit sehr viel Glück und Ausdauer war es Saphenus gelungen eine Kopie in die Hände zu bekommen. Dieser Jedi warnte nun seine Schüler und alle, die nach ihm kommen würden, das Böse auf die leichte Schulter zu nehmen. Er sprach nicht direkt von der dunklen Seite der Macht, wie Saphenus sie nun kennen gelernt hatte, sondern vielmehr von dem Bösen im Allgemeinen wie es auch in Lebewesen vorkam, die keine Verbindung zur Macht hatten. Instinktiv würde man doch annehmen, das Böse müsste leicht zu erkennen sein, offensichtlich und auf einem Silberteller präsentiert. Das Böse musste so präsent sein, dass man es ohne weiteres als solches identifizieren könnte, denn sonst wäre es nicht das Böse. Der Jedi widersprach dem. Die grundlegendste Eigenschaft allen Übels war, dass es subtil war. Es ergriff von Zeit zu Zeit mehr Besitz und harrte geduldig aus bis es mächtig genug war um zu zuschlagen. Wenn das geschah, wusste derjenige nicht einmal mehr, dass er überhaupt böse war, er sah seine Taten und Entscheidungen als gerechtfertigt an, als notwendig um eben dem Bösen zu widerstehen. Ehe man sich versah war man selbst Teil davon und konnte sich nicht mehr davon befreien. Der Jedi hatte offenbar die Absicht ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie schnell auch die Erfahrensten unter uns ins Dunkel fallen konnten. Projekt A war Teil dieser Banalität des Bösen. Es könnte genauso gut das Projekt einer wohltätigen Organisation sein, doch das war es nicht. Saphenus kam es merkwürdig vor, dass er gerade in dem Augenblick daran dachte als um ihn herum Trubel herrschte, als die Wissenschaftler noch immer damit beschäftigt waren die Altlasten ihrer vergangenen Forschung zu beseitigen um sich ganz den neuen Projekten verschreiben zu können. Sie kamen voran mit ihrer Arbeit. Saphenus sah Dr. Lavé in die neue Medistation hetzen, bald darauf kam Dr. Servan ins Blickfeld, dann eilten sie zusammen wieder woanders hin. Haben sie Angst, fragte sich Saphenus. Fürchteten sie ihn und vielmehr seinen Meister? Warum sollte man ihn fürchten? Er dachte an die toten Gesichter, die er zu verantworten hatte. Seit seiner Ankunft auf der Station war niemand Neues zu der Armee von Geistern hinzugekommen, die ihn verfolgte. Wie lange würde das noch so bleiben, wollte er jemanden töten? Natürlich will ich das nicht, redete er sich ein. Dabei verleugnete er den Teil in sich, der sich danach sehnte wieder zu spüren wie das Leben aus jemandem hinauswich und einen leblosen Körper zurückließ. Er schüttelte energisch den Kopf. Das bin ich nicht, war sein entschiedener Gedanke dabei. Er bekam Kopfschmerzen. Noch immer gab es diese eine unausgesprochene Frage in seinem Kopf: war er böse? Würde man sie mit ja beantworten, so würde auch ihn die Banalität des Bösen perfekt beschreiben. Ein schwächlicher Zabrak, der die Finsternis in sich trug.

Mit großen Schritten ging er zurück in die Medistation. Sie war leer doch schnell gesellten sich Lavé und Servan zu ihm. Es wirkte alles noch etwas chaotisch. Utensilien standen herum, die Tür zu dem abgeschlossenen Glasraum war offen. Kurz fragte er sich ob darin wohl das Behandlungszimmer seinen Platz finden würde, dann entschied er sich dazu die Frage den beiden Wissenschaftlern zu überlassen.


„Wie sieht es aus?“, fragte er an die beiden gewandt jedoch ohne sie anzusehen.

„Nun, wir…“, antwortete Lavé zögerlich, dann fiel ihm Servan ins Wort.

„Wir kommen voran, aber zwei Stunden sind nicht genug Zeit. Wir glauben wir können eine rudimentäre Versorgung gewährleisten. Darüber hinaus sieht es allerdings schlecht aus. Von dem Standard einer Krankenstation der Kernwelten sind wir meilenweit entfernt. Aber…“, er zögerte kurz und fuhr dann fort, „erwarten wir denn Probleme? Die Station gibt es nicht erst seit gestern, wir mussten bisher noch niemanden mit ernsthaften Verletzungen versorgen.“ Servan schaute den Zabrak eindringlich an, das spürte er. Der Biologe war offensichtlich der forschere von beiden, Lavé trat von einem Bein auf das andere. Ihm war unwohl, dass sein Kollege diese Frage so offensichtlich stellte. Wirke ich auch so, fragte sich Saphenus, bin ich genauso zittrig, stinke ich genauso vor Angst? Langsam drehte er sich zu den beiden um und schaute sie an.

„Es wird keine Verletzten geben. Wenn alle tun was von ihnen verlangt wird, dann wird etwas wie eben…“, er machte eine Pause um ihnen noch einmal die Erinnerung an Hybris‘ Machtdemonstration hervorzurufen, „nicht mehr geben. Aber…“, er stockte. Sollte er jetzt schon erzählen woraus das Projekt A überhaupt bestand? Er konnte die Reaktion der beiden nicht einschätzen und im Moment ertrug er eine Konfrontation mit ihnen nicht.

„Aber…?“, fragte Servan ganz direkt während Lavé sichtbar schlucken musste.

„Aber ich sorge mich um das Wohlergehen der Gefangenen.“, sagte Saphenus schließlich. „Es ist nur fair wenn wir sie untersuchen und überprüfen ob sie in guter, körperlicher Verfassung sind. Immerhin können wir niemanden gebrauchen, der nur Ressourcen verschwendet. Das wird unsere nächste Aufgabe sein.“ Saphenus entschied sich es dabei zu belassen. Noch musste das reichen. Vielleicht würden die Wissenschaftler dann auch erfahren was Banalität des Bösen bedeutete.

„Wir sollen sie untersuchen?“, fragte Servan ungläubig. Lavé wurde immer unruhiger und schien kurz davor zu sein seinen Kollegen auszubremsen.

„Das wird ewig dauern!“

„Dann beeilt ihr euch am besten die Medistation zum Laufen zu bringen und damit anzufangen.“, sagte Saphenus leise. Zuerst schien Servan noch etwas erwidern zu wollen, doch mit einem beherzten „Ja, Lord Saphenus.“, schleifte Lavé ihn nach draußen. Entweder sie mussten sich noch um andere Geräte kümmern oder wollten erstmal der Anwesenheit des Zabraks entfliehen. Saphenus wusste plötzlich, dass es noch Ärger mit einem der beiden Wissenschaftler geben würde. Auch wenn die bisherige Forschung, die hier betrieben wurde, am Rande dessen war, was ethisch zu vertreten war und diese Grenze vermutlich auch überschritten hatte, die Forscher hatten einen Zweck in den bisherigen Projekten gesehen. Projekt A jedoch…sie würden seinen Sinn nicht verstehen egal wie deutlich man es ihnen erklären würde. Ihnen fehlte etwas und das war die Verbindung zur Macht. Etwas, das man mit allem Verstand der Welt nicht aufwiegen konnte.

Er verließ die Medistation. Momentan sah er keine Aufgabe, der er sich selbst widmen könnte. Die beiden Wissenschaftler mussten zunächst dafür Sorge tragen, dass die Gefangenen untersucht werden konnte. Danach musste er überlegen wie er weiter vorgehen würde. Ein Schritt nach dem anderen auf ein Ziel hinzu, das ihm im Moment noch unerreichbar vorkam. Fast kam es ihm vor als würde der Albtraum unmögliches von ihm verlangen nur um ihn mit seinem Gewissen in Konflikt zu bringen. Förderte er den Konflikt in ihm? Natürlich tat er das. Er war ein Sith, der sich ganz und gar der dunklen Seite verschrieben hatte. Wenn sich Saphenus dazu entschied im weiter zu folgen, würde er am Ende selber die dunkle Seite umarmen. Oder tat er das nicht jetzt schon? Das Gefühl der Macht, das Gefühl stark zu sein nach dem er sich so lange gesehnt hatte? Man offenbarte ihm die Möglichkeit sich endlich gegen die zu behaupten, die sich wegen seiner Statur über ihn lustig machten, konnte er das ablehnen? Ohne es zu merken führten ihn seine Schritte in das ehemalige Quartier des Chefwissenschaftlers. Die Treppen ließen seine Lungen brennen als er gegen die erhöhte Schwerkraft ankämpfte. Der Raum war noch immer von dem Wasser geflutet, Scherben lagen verstreut, Pflanzen und Kies. Saphenus setzte sich an die Wand, ihm kümmerte es nicht, dass sein Hintern dabei nass wurde. Er vergrub den Kopf in seinen Armen. Plötzlich schien ihn die Welt erdrücken zu wollen, die Wände rückten näher und nahmen ihn gefangen. Er schnappte nach Luft. Er war umringt von den Geistern deren, die er getötet hatte. Sie alle schauten ihn vorwurfsvoll an. Je’ana lächelte mitleidig. Ihre grazile Hand legte sich auf seine Schulter und fuhr seinen Arm herab bis sie schließlich seinen Ring berührte. Mit einem Ruck zog sie ihn vom Finger und hielt ihn vor ihr Gesicht. Der blaue Edelstein funkelte.


„Für immer.“, hauchte sie mit der Stimme, die ihn schon beim ersten mal betört hatte. Wie Engelgesang war sie durch die Gänge der Bibliothek gehallt und hatte den uralten Datalogs neues Leben eingehaucht. Wie sie ihn damals beflügelt hatte. Zu einer Zeit in der er trotz der Arbeit, die ihn so sehr erfüllte, an sich zweifelte und sich selber oftmals hasste war sie sein Symbol dafür gewesen, dass er normal war. Für kurze Zeit gab sie ihm die Illusion als von Menschen großgezogener Zabrak nicht zwischen zwei Welten gefangen zu sein nur um ihn dann vor genau das gleiche Dilemma zu stellen. Er wurde zu einem Gefangenen zwischen vielen Welten. Zwischen Mensch und Zabrak, zwischen Ruhe und Party, zwischen Intellekt und Kurzweil. Wie hätte ihre Beziehung auch glücklich enden sollen unter diesen Voraussetzungen? Dann verschwanden die Geister und Saphenus hielt seinen Ring in der Hand. Er war es so gewohnt ihn zu tragen, dass er ihn augenblicklich vermisste als er nicht mehr seinen Finger umschlang. Schnell steckte er ihn. Das Blau schien auf einmal nicht mehr ganz so kräftig zu strahlen, etwas Schmutziges schien in dem Edelstein festzustecken und die Farbe zu dämpfen.

Er blinzelte mit den Augen. Was geschieht nur mit mir, fragte er sich. Hatte es nicht schon fast den Augenblick gegeben in dem er sein Schicksal akzeptiert und sich dazu entschieden hatte alles was nötig war zu tun um nicht den Jedi in die Hände zu fallen? Immerhin hatte er getötet, Blut klebte an seinen Händen. Damit war nicht der erste Mord an Je’ana und ihrem Liebhaber gemeint sondern vielmehr das Abschlachten der Crew, das er fast schon freiwillig und nur allzu bereitwillig getan hatte. Er stand auf. Wasser tropfte von seiner Robe, doch er merkte es nicht. Bei dem Gedanken an Dr. Tool spürte er wieder die Wut in sich, die sofort all die Gedanken, die er sich gerade noch gemacht hatte, beiseite schob. Er würde mit seinem Projekt fortfahren müssen.


[Unbekannter Wanderplanet | Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten | Oberste Etage | Dr. Tools ehemaliges Quartier] - Saphenus
 
[Unbekannter Wanderplanet - Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten -E1 - Hangar - Hybris Fury - Hybris und die beiden Droiden (NPC)]

Inzwischen befand sich Hybris wieder auf der Fury – und genoss, auch wenn er es niemals zugeben würde, die normale Schwerkraft – und stand vor einem seiner Experimente. Er hatte nicht mitbekommen das einer seiner Schüler daran gearbeitet hatte, doch das es verändert worden war, war offensichtlich. Das Stasefeld, das lediglich dafür gesorgt hatte das der Leichnam nicht von biologischen Faktoren jeder Art zersetzt bzw. verändert worden war, hatte den Körper nicht daran gehindert an seinen Fesseln zu zehren. Mit halb geöffneten blinden Augen starrte das Wesen vor sich hin, zappelte unruhig hin und her und gab dabei Geräusche von sich, die ein lebendes Exemplar dieser Spezies nicht zur Stande gebracht hätte. Es funktionierte also tatsächlich. Der Parasit hatte sich in dem bereits sterbenden Gehirn eingenistet und es quasi kurz vor knapp übernommen und grade so weit am Leben erhalten, das einzelne Funktionen noch erhalten geblieben waren. Doch würde Hybris das Stasefeld nun abschalten, der Verwesungsprozess würde wieder einsetzen und die Bewegungen würden nach wenigen Minuten enden. Insofern war die Reanimation einer Leiche also wenig sinnvoll, was einen Außenstehenden verständlicherweise hätte fragen lassen, wieso grade Hybris sich einem solchen Experiment gewidmet hatte. Zumindest wenn man nicht weiter darüber nachdachte. Es ging hier bei nämlich nicht um die Auferstehung von Toten und Schaffung einer Armee aus solchen Wesen, sondern viel mehr darum wie dieser parasitäre Wurm die Funktionen des Gehirns übernahm. Dem Sith erschien es wenig sinnvoll, weshalb er auch nicht davon ausging das der Wurm den Wirt steuern wollte. Es handelte sich dabei mit Sicherheit um einen so von der Natur nicht gewollten Effekt, der ja meist eh nicht lange anhielt. Selbst wenn die äußere Hülle eines Humanoiden oder Tieres noch intakt war, wurden die inneren Organe und Nervenstränge doch recht schnell ihrer Funktion beraubt oder zumindest irreversibel geschädigt. Was also hätte der Wurm schon davon wenn sein Wirt völlig von jedem bewussten Gedanken befreit über wer weiß welchen Untergrund stolpern oder sich nur über den Boden ziehen würde? Die paar Meter die es dabei gewann, konnten doch unmöglich die Motivation von so einem Parasiten sein.
Aber eigentlich ist es doch eh nicht der Sinn dieses Experimentes ihre Motivation herauszufinden. Schließlich kennt man die bereits, auch wenn ich sie wegen fehlendem Holonetzes gerade nicht abrufen kann. Wichtiger ist das wie...
Doch selbst das nicht im Augenblick. Hybris war nicht wegen der keifenden Leiche her gekommen, sondern um sich mit Rope und Yelm zu unterhalten. Sein Kommunikator schien bei der letzten Unterhaltung die Energiezelle entleert zu haben, weshalb er auf altmodische Weise mit ihnen reden musste. Da sich die Aufladestation für den Com aber in diesem zum Labor umfunktionierten Raum befand, war er eben hier. Und ging nun wieder. Der Bordcomputer hatte ohnehin alles über das Experiment aufgezeichnet – oder anders ausgedrückt den Wurm nicht aus den „Augen“ gelassen – und konnte daher warten.

Im Cockpit fand er gleich beide Droiden, die stumm nach vorne schauten, sich aber wie der Sith wusste gerade auf ihre Art miteinander unterhielten. Schließlich war es für zwei „Wesen“ mit einer künstliche Intelligenz sehr viel einfacher und schneller wenn sie in ihrer „Sprache“ miteinander kommunizierten. Als ihr Meister nun aber eintrat, erhob sich Rope von seinem Platz und machte ein paar Schritte, nur um von Hybris sogleich zur Seite gedrückt zu werden. Spontan beschloss der Executor, nun endgültig genug davon zu haben. Er wies den Butler zurecht und legte ihm nahe, sich in seiner Anwesenheit wie Yelm zu benehmen. Schließlich hatte er einen Droiden und keinen umarmungsbedürftigen und emotional gestörten Diener bestellt. Bisher hatte er darüber hinwegsehen können, doch so langsam aber sicher wurde es ihm zu viel. Er konnte die Nähe von diesem Ding einfach nicht ertragen, wollte die pervertierte Version von sozialem Gehabe des Dieners nicht auf sich gerichtet sehen und vor allem nicht umarmt werden. Er stand verdammt noch mal so weit über ihm, das Rope eigentlich ein Makrofernglas mit 500facher Vergrößerung brauchte um ihn auch nur als mikroskopisch kleinen Punkt ausmachen zu können. Auch wenn sein Körper das egal war, ob nun Droide, Mensch oder sonst was ihn berührte, sein Geist, sein Verstand schreckte angeekelt zurück. Er reagierte quasi allergisch auf Wesen die seiner Ansicht nach weit unter ihm standen, während er gleichzeitig tolerant genug war um alles in einem ausreichend großen Abstand zu dulden. Wobei man natürlich seine Toleranz nicht mit der eines Durchschnittsbürgers des Imperiums oder der Republik vergleichen sollte. Für ihn gab es schließlich nur zwei Sorten von Existenzen. Jene die ihm überlegen und jene die ihm unterlegen waren. Ob es in den Gruppen Wesen mit 2 oder 6 Armen, schwarzer oder grüner Haut oder sonst was befand, war ihm herzlich egal. Die letztere Gruppe ignorierte er wenn er gut gelaunt war und tötete sie gleichgültig wenn nicht. Die andere hielt er meist auch auf Abstand, doch je intelligenter und bösartiger ein Wesen war - das im besten Falle auch noch ein ästhetisches Äußeres besaß – desto eher war er bereit es an sich heran zu lassen. Und hätte er seinen Sexualtrieb nicht bewusst unterdrücken, würde er sich vermutlich auch mit ihnen einlassen. Zu welcher Gruppe Rope gehörte dürfte offensichtlich sein...

Allzu lange dauerte das Gespräch aber nicht. Schon nach fünf Minuten verließ Hybris das Cockpit mit dem Wissen, dass zumindest Yelm Saphenus auf Kurs halten würde, sollte der das eine oder andere vergessen. Zum Beispiel sollte der Zabrak sich auf Bastion ein wirksames und am besten sofort wirkendes Betäubungsmittel besorgen, da es ja durchaus sein konnte das er auf dem Rückflug an einem Planeten vorbei kam auf dem machtsensitive Tiere lebten und die man mal so eben einsammeln konnte. Erst an das Einfangen zu denken, wenn man ihnen gegenüber stand, war schließlich die beste aller Möglichkeiten um sich das Leben schwer zu machen. Der Iridonianer war gebildet und intelligent, doch wie Hybris an sich selber erkennen konnte, mangelte es ihm womöglich an praktischem Denken oder vielleicht auch einfach nur an Vorstellungskraft. Auf jeden Fall würde Yelm Saphenus Schatten darstellen und ihn niemals alleine lassen. Auch wenn der Apprentice sich vermutlich nur auf die Stimme des Droiden würde stützen können.
Zu diesem Zweck hatte der Executor etwas vor. Als er jetzt im Aufenthaltsraum vor dem großen Holoprojektor stand, dämmte er mit einer Geste das restliche Licht und ließ dann von dem Pilotendroiden den Projektor anwerfen. Und zeigte damit Saphenus, wie er nach dem einen Jahr auf Bastion ausgesehen hatte. Als jemand der zwanghaft Kontrolle auf seine Diener und Schüler ausüben wollte – und sich davon nur lossagen konnte wenn es die Notwendigkeit erforderte – hatte er seine beiden Schüler natürlich scannen lassen. Er kannte jede ihrer physischen Schwächen und dank der Ausbildung auch die meisten ihrer psychischen. Sie zu brechen oder gar zu töten war somit so einfach geworden wie das Zertreten eines Insektes. Die perfekte Meister-Schüler-Beziehung also.
Als Hybris den unbekleideten Körper des Apprentice analytisch musterte, musste er sich zwangsläufig mit dem mangelnden Selbstvertrauen des Zabraks beschäftigen. Das eine Jahr hatte ihn noch dünner werden lassen und auch sonst sah er wenig anziehend aus. Was aber kein Grund dafür war sich für diesen Körper zu schämen oder ihn zu verstecken.
Nach gut einer Minute griff Hybris ins Hologramm und drückte den durchscheinen Körper des Apprentice quasi durch den Projektor. So lange, bis schließlich nur noch der Kopf zu sehen war. Diesen vergrößerte er und zentrierte dann die leere Augenhöhle. Yelm folgte in diesem Augenblick den Instruktionen seines Meisters und öffnete neben dem roten Schädel ein paar kleinere Abbildungen. Eines zeigte ein bloßes Auge, das genau so gut jedem Sith hätte gehören können, aber tatsächlich Hybris gehörte. Daneben gab es zwei Zelltypen. Eine menschliche und eine iridonianische. Sie waren, wie er dank der medizinischen Datenbank des Fury wusste, nicht kompatibel. Das wollte er nun ändern. Nicht das er der Meinung war Saphenus bräuchte unbedingt ein zweites Auge. Es war viel mehr so das er dem Zabrak etwas einpflanzen wollte das genug Material von ihm enthielt das er es auch über größere Entfernungen spüren konnte. Wie weit genau wusste er nicht, doch die Reise des Apprentice würde es offenbaren.
Der erste Schritt war einfach. Er passte die Größe des Auges an die Augenhöhle des Zabraks an und entfernte den Kopf dann vorerst von der Projektionsfläche, woraufhin die beiden Zellen ins Fokus rückten. Sich der Präsenz und des Wissens Yelms bewusst, begann er sie anzupassen...


Viel zu viele Stunden später saß der Sith oben am Rand der Rampe des Fury und schaute in die Richtung aus der der Zabrak auftauchen würde. Neben ihm werkelte der Techniker immer noch am Schiff herum, wenn auch nicht mehr um es zu reparieren, sondern um genug Platz für die Minen im Orbit zu schaffen. Wie auch Hybris war er jemand der ungern zweimal flog, wenn man es auch schon beim ersten Mal schaffen konnte. Wenn man dafür die Schilde und Schwerkraftblase um ein paar Meter erweitern musste – damit auch die Sprengfallen auf der Hülle geschützt waren -, war das nur ein geringer Preis. Was Alpargh aber von dem Executor unterschied war die Art wie er arbeitete. Nämlich nicht besonders leise und bedacht. Wenn etwas auf den Boden fallen durfte, weil es eh robust genug dafür war, dann wurde es auch durch die Luft geschmissen, gegen Wände, Böden und sogar gegen die Decke gepfeffert. Eigentlich hätten nur noch irgendwelche Flüche und Selbstgespräche gefehlt, doch der Mann mit dem großen Kopf war tatsächlich eher der schweigsamere Typ. Dafür sprachen seine Arme mit ohrenbetäubenden Krachen, Poltern und Scheppern. Vermutlich bestand die gesamte Inneneinrichtung des anderen Schiffes aus massivem gehärtetem Durastahl...
Saphenus war noch immer im Labor zugange, doch das störte Hybris weniger. Er hatte sich bei der Erschaffung des menschlichen, aber kompatiblen Auges stark verausgabt und das er vor ein paar Stunden seine Macht hatte demonstrieren müssen, ermüdete ihn zusätzlich. Doch an schlafen war nicht zu denken, da der Apprentice ihn so nicht vorfinden sollte. Also meditierte er stattdessen und blendete dabei alle Geräusche aus die links von ihm ihren Ursprung fanden und dann mehr als einmal durch den gesamten Hangar schallten. Den zylindrischen Behälter mit der integrierten Energiezelle, die das Stasefeld aufrecht erhielt, zwischen die Beine geklemmt, tauchte Hybris in die vielschichtigen Wogen der Macht ein.


Eine unbestimmte Zeit später spürte er seinen Schüler und beendete deshalb die Meditation. Nebenan war es inzwischen ruhig geworden, sodass die beiden Sith sich normal würden unterhalten können. Als der Zabrak schließlich am Fuße der Rampe ankam, war Hybris schon beinahe bei ihm. Die letzten Schritte überwand er rasch, schob sich dann an dem Apprentice vorbei, drehte sich um und drückte seinen Schüler ohne jede Gegenwehr auf die Rampe. Dann stellte er den Zylinder auf dessen Brust ab, betätigte einen Schalter am unteren Rand und die dünnen Wände schoben sich in den Boden hinein. Zum Vorschein kam ein vollständig intaktes Auge inklusive der Sith Augen Optik. Der Executor umschloss es mit der Macht und das leicht gelbliche Stasefeld wurde einen Augenblick später deaktiviert. Schnell verschwand der Behälter irgendwo links von ihm auf dem Deck des Hangars und Hybris beugte sich über den Zabrak.
„Eine Lektion scheint noch zu fehlen. Ich habe mich bisher nicht darum gekümmert, weil ich davon ausgegangen bin das deine wachsende Macht das Problem von alleine beseitigen würde. Doch nichts hat sich geändert.“
Das rechte Bein auf die Brust des Apprentice gedrückt, aber ohne tatsächlich sein ganzes Gewicht dabei einzusetzen, näherte er sich so weit dem Kopf des Zabraks das er dessen austretenden Schweiß sehen konnte.
„Dein Selbstmitleid und dein mangelndes Selbstvertrauen gehören sich nicht für einen Sith Lord. Ja, nicht einmal für einen Schüler. Du machst dir Gedanken um deinen Körper? Wozu? Ich habe in dir keinen Gendefekt gefunden, also bist du alleine dafür verantwortlich das du so schwach bist wie du bist. Wenn du äußerlich so aussehen willst wie Rake, hindert dich niemand daran.“
Noch während er gesprochen hatte, hatte er die Sehnervenstränge in die nebenbei von Narbengewebe befreite Augenhöhle eingeführt und schob das eigentliche Auge dann immer weiter rein. Da er sich darauf konzentrierte, schaffte es der Executor grade so noch dem Apprentice den Vortrag zu halten. Was dieser deshalb fühlte oder gar sagte, entging ihm aber.
„Muskeln aufbauen kann jeder. Etwas einfacheres gibt es nicht. Du musst dafür kaum oder gar nichts wissen und nur tumb deine Übungen immer und immer wiederholen. Wer Muskeln aufbaut um stärker und mächtiger zu werden hat den leichtesten Weg gewählt. Sich Wissen anzueignen, es im Gedächtnis zu behalten und zu wissen wann man es in der richtigen Dosis einsetzt und das dann auch noch in dreistufigen Plänen, das ist eine Leistung.“
Ein letztes, leises fleischiges Ploppgeräusch und der Augapfel war in der Höhle. Nun schloss der Sith Executor die Augen, entließ das Sinnesorgan aus seinem Griff und konzentrierte sich stattdessen darauf es mit dem Körper des Zabraks zu verbinden. Währenddessen reden konnte er aber immer noch.
„Ich habe dich ausgewählt weil du den schwierigeren Weg gewählt hast, ob nun bewusst oder weil dir deine Gene und Umwelt es so diktiert haben. Dich, und nicht Rake. Was bedauerst du also? Deinen schwachen, mageren Körper, den du jeder Zeit in eine Kopie von Rakes Körper verwandeln könntest? Es mag sein das jene die dich nicht kennen zuerst deinen Körper sehen und wer weiß was darüber denken mögen, doch denk stets an folgendes...“
Die Verbindung war hergestellt und Hybris erhob sich wieder, wobei er Saphenus mit sich hoch zog. Die Schmerzen die dieser während des Eingriffes hatte erleiden müssen, waren nicht gemildert worden. Stattdessen hatte sein Meister einfach seinen Kopf in mit der Macht an Ort und Stelle fixiert. Doch diese Klammer löste sich nun auf, er war befreit. Und mehr oder weniger durcheinander. Hybris verpasste ihm eine Ohrfeige mit der Rechten und packte ihn dann an der Robe, zog ihn zu sich, sodass nur noch wenige Millimeter ihre Nasen trennte.
„An deinen Taten wirst du gemessen, nicht an deinen Worten oder Äußeren. Ich will nie wieder sehen wie du deinen Körper zu verstecken versuchst. Sei selbstbewusst, sei mächtig und enttäusche mein Vertrauen nicht. Taten, Schüler, nichts anderes zählt für jene die dich ansehen, egal was sie im ersten Augenblick auch denken mögen.“
Er ließ Saphenus los und der landete sofort auf dem Hosenboden. Hybris betrachtete ihn noch einen Augenblick lang schweigend, kalter Zorn in den Augen, dann wand er sich ab und verließ den Einflussbereich des Fury. Die Schwerkraft schlug über ihm zusammen, wurde aber sogleich von der Macht empfangen.
„Dein Gehirn wird eine Weile brauchen das neue Auge zu akzeptieren. Falls du Fragen oder Probleme hast, Yelm ist dein Ansprechpartner.“
Wieder eine kurze Pause.
„Hast du mir noch irgendetwas zu sagen? Oder weiß Anaster über alles Bescheid?“

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Er war zufrieden, ein Lächeln umspielte seine Lippen. Die Gedanken der letzten Stunden waren von ihm abgefallenen und ein ungewohnter Optimismus ergriff ihn. Er wusste nicht wie viel Zeit er noch in dem ehemaligen Quartier des Chefwissenschaftlers verbracht hatte, doch es hatte ihm gut getan. Nachdem die Erinnerungen an die Getöteten verschwunden waren, vertiefte er sich ganz in die Macht. Es lenkte ihn von all den Gedanken ab, konzentriert ließ er die Bruchstücke des Aquariums um sich herum schweben. Das Levitieren der Glassplitter war eine leichte Aufgabe, wie Federn schwebten sie durch den Raum. Schließlich nahm er alle Gegenstände hinzu, die er finden konnte. Mehr und mehr spürte er ihre Feinheiten, die raue Oberfläche des Glases, die kleinen Kratzer. Die Macht offenbarte ihm eine Welt, die er mit bloßem Auge nicht erkennen konnte. Auch wenn die Bewegungen der Bruchstücke am Anfang noch etwas ungelenk waren, je mehr er sich darauf konzentrierte desto weicher flogen sie herum, desto eleganter sah das ganze Schauspiel aus. Schließich forderten die Anstrengungen des Tages ihren Tribut und während die Gegenstände zu Boden fielen, schloss er seine Augen und fiel in einen seichten, traumlosen Schlaf. Auch wenn man ihn nicht als entspannend bezeichnen konnte, er war bitter nötig um die Energiereserven aufzufüllen, die er in der letzten Zeit verbraucht hatte. Er konnte nicht lange geschlafen haben, seine Glieder knackten als er vom Boden aufstand und das Quartier verließ.

Die beiden Wissenschaftler standen an seiner Seite, die Medistation war einsatzbereit. Alle grundlegenden Instrumente konnten aufgetrieben werden, es fehlte nichts essentielles. Natürlich lag das Niveau dieser improvisierter Station weit unter dem einer der medizinischen Einrichtungen auf Taris oder Bastion, selbst als Jünger war ihm im Sith-Tempel eine Behandlung zuteil geworden, die er hier nicht erwarten durfte, doch zumindest diagnostisch wurden sie nicht eingeschränkt. Letztlich kam es auch nur darauf an, es war gar nicht ihr Ziel Verletzungen zu heilen. Mit denen für ihn unbrauchbaren Gefangenen….nun, Ares konnte sie haben und was der dann damit anstellte, das war seine Sache. Dr. Lavé schien seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen höchst erleichtert, offenbar hatte er trotz der Mühe, die sie sich in den letzten Stunden gegeben hatten damit gerechnet, bestraft zu werden. Saphenus hatte nichts in die Richtung vor. Seine Erleichterung überwog die Unzufriedenheit darüber, dass es besser gehen konnte. Sie waren nun in der Lage mit dem Projekt fortzuführen.


„Gut gemacht.“,

flüsterte der Zabrak und schaute die beiden Forscher an. Dr. Lavé sank automatisch etwas in sich zusammen, während Dr. Servan seinen forschen Blick beibehielt. Skepsis lag in seinen Augen, er kaufte Saphenus den Grund nicht ab wofür sie diese Medistation eingerichtet hatten.

„Fürs erste bin ich zufrieden. Gönnt euch eine Pause, danach möchte ich, dass ihr mit der Untersuchung der Gefangenen beginnt. Nehmt euch eine der ehemaligen Wachen oder jemanden, der in der Lage ist mit einer Waffe umzugehen. Sorgt dafür, dass es für die Gefangenen keine Chance gibt zu entfliehe, ich möchte keine Krawalle riskieren auch wenn die Demonstration meines Meisters eigentlich ausreichen dürfte. Arbeitet so schnell und gründlich ihr könnt. Denkt an die Belohnung, die euch mein Meister in Aussicht gestellt hat.“

„Ihr habt uns noch nicht gesagt weswegen wir die Gefangenen untersuchen sollen, Lord Saphenus.“

Der höflichen Erwähnung des Titels zum Trotz lag Misstrauen in der Stimme Servans. Der Biologe war kein Idiot und längst nicht so eingeschüchtert wie sein Kollege. Er glaubte aus gutem Grund nicht daran, dass Saphenus nur das Wohl der Gefangenen am Herzen lag. Saphenus lächelte doch noch war es nicht an der Zeit seine beiden Mitarbeiter komplett in das Projekt einzuweihen. Nicht, dass es eine Möglichkeit für sie gab sich dem zu entziehen, nein. Saphenus musste sie im Unklaren lassen um sie nicht unnötig zu verstören. Im Moment reichte es für ihre Arbeit nur mit dem nötigsten vertraut zu sein, er musste die ethische Integrität der beiden nicht so früh auf die Probe stellen.

„Doktor, Sie werden die Gefangenen untersuchen, die Gründe spielen keine Rolle. Machen Sie es sich einfach und glauben zunächst daran, dass ich tatsächlich nur um die Gesundheit unserer Probanden besorgt bin. In gewisser Weise bin ich das wirklich, mehr müssen Sie nicht wissen.“

Saphenus war tatsächlich besorgt. In den letzten Stunden hatte er keinen Gedanken mehr an das Grauen verschwendet, dass dieses Projekt ausmachte. Die Frage ob er selbst böse war, war in den Hintergrund gerückt. Einzig und allein die Erfüllung des Auftrags, dem ihn der Albtraum gegeben hatte, stand nun im Vordergrund. Was war nun wenn sich keiner der Gefangenen dazu eignete, wenn sie alle unnütz waren? Dann konnte das Projekt schon scheitern bevor es überhaupt begann und das konnte er nicht zulassen. Sein eigenes Leben stand auf dem Spiel, er würde es nicht wegwerfen!

Dr. Servan schien etwas erwidern zu wollen, doch Saphenus‘ Hand fuhr als deutliches Zeichen zu seinem Lichtschwert. Der Wissenschaftler stockte.


„Erledigen Sie Ihre Aufgaben und mehr nicht!,

sagte Saphenus so drohend wie er nun konnte. Dr. Lavé schluckte sichtlich und fasste seinen Kollegen am Arm als wolle er ihn davon abhalten noch etwas falsches zu sagen. Der Mediziner hatte Angst, Saphenus konnte das spüren. Er hatte vor ihm Angst. Zum ersten Mal spürte der Zabrak, dass sich jemand nur vor ihm fürchtete, wegen dem wozu er in der Lage war. Es erzeugte ein ambivalentes Gefühl in ihm, zum einen genoss er diese Angst, zum anderen stieß sie ihn ab. Früher wünschte er sich oft, dass sich andere vor ihm fürchteten und endlich damit aufhörten ihn zu hänseln und sich über ihn lustig zu machen. Dieser Wunsch trieb ihn dazu sich selbst in seinen Träumen als mächtiger Zabrak zu sehen nur um dann in der Realität zu erwachen. Nun, das stellte er mit plötzlicher Klarheit fest, war es soweit und er konnte das Gefühl nicht genießen. Welchen Preis hatte er dafür bezahlt? In seinen Träumen verschwendete er niemals einen Gedanken an die Gräueltaten, die man vollbringen musste um Angst zu erzeugen. Nun lagen diese hinter ihm und drückten schwer auf seine Seele. Mord, Folter…wie leicht war es gewesen ihn dazu zu bringen. War es wirklich nur die Angst vor den Jedi, die ihn dazu gebracht hatte alles zu verraten was ihm seine Eltern beigebracht hatten oder steckte doch mehr dahinter? Diese Frage würde unbeantwortet bleiben. Dr. Servan schluckte seinen Kommentar hinunter und nickte stattdessen. Die beiden Weißkittel verließen das ehemalige Labor und Saphenus war alleine. Er atmete tief durch. Verwirrung stieg in ihm empor. Er fühlte sich selbst unausgeglichen, als würde er ständig zwischen zwei Persönlichkeiten wechseln. In dem einen Moment beherrschten ihn die Gedanken an Je’ana, die Reuegefühle, das bohrende Gewissen wegen der vergangenen Morde, in dem anderen Moment war er ruhig und befahl seinen neuen Untergebenen ein Projekt durchzuführen, das abseits jeder guten Moralvorstellung war. Er fasste sich an den Kopf, ein bohrender Schmerz durchzuckte ihn. Er stützte sich auf einem der Tische ab. Was war nur los mit ihm, woher kam diese Fähigkeit anderen das Leben zu nehmen, sie zu foltern und über sie zu herrschen? Sein ganzes Leben wollte er nur in der Bibliothek sein und die Bücher dort studieren und nun dachte er an Macht, an Furcht, die er in anderen auslösen konnte. Ihm kam es vor als würde seinem Leben von jemandem geschrieben werden, der ständig neue Einfälle hatte was Saphenus fühlen und denken konnte, als wäre er die Puppe, deren Bewegungen von seidenen Fäden bestimmt wurden. Ruhig atmend versuchte er sich zu beherrschen, langsam verschwanden die Kopfschmerzen. Er war alleine, die Armee aus Geistern, die ihn verfolgte, hatte diesen schwachen Moment nicht ausgenutzt um ihn zu terrorisieren. Dass ihm noch ein anderer Albtraum bevor stand wusste er in diesem Moment nicht.

Ebenfalls auf der zweiten Etage der Station fand Saphenus nach kurzer Suche Anaster. Der nickte ihm zu und erzählte in gleichgültiger Art und Weise davon, dass die Verwundeten versorgt waren und bald ihrer Arbeit nachgehen konnten. Die Leichen waren entsorgt und im Hauptlabor zeugte nur noch der Einschlagsort des Machtblitzes von der Demonstration des Albtraums. Saphenus hörte die Schreie und das Wimmern der Gefangenen, die es allesamt von den Beinen gerissen hatte als er sich in dem großen Labor umschaute. Ihm zuckte das Bild der Frau durch den Kopf, der er die Blume auf die Brust fallen ließ. Dann stand nur noch Anaster vor ihm. Saphenus weihte den Menschen ebenfalls in sein Projekt ein, er sollte dafür sorgen, dass alles nach Plan verlief falls er die Station verlassen musste. Er wusste nicht ob Anaster selbst mit einer Aufgabe betreut worden oder bereits von Ares in das andere Projekt eingebunden worden war, es spielte auch keine Rolle. Zur Not musste er es eben selbst wieder an jemand anderen delegieren. Fürs Erste war Saphenus eigene Arbeit beendet, er konnte nur noch auf die Ergebnisse warten, die seine beiden Wissenschaftler zu Tage fördern würden. Unschlüssig entließ er Anaster, der sich schnell wieder seinen eigenen Aufgaben zuwandte und dachte nach. Projekt A ging weiter als das, was die Station bieten konnte. Mit den Gefangenen, die sich unten in ihrer eigenen Welt quälten, war es nicht getan. Sie brauchten weitere Probanden, die am besten eine Verbindung zur Macht hatten. Doch war er schon soweit die Station zu verlassen, gab es noch etwas, das er tun konnte? Irgendetwas? Auch wenn er fieberhaft darüber nachdachte, ihm fiel für den Augenblick nichts ein. Seufzend musste er sich eingestehen, dass er nichts anderes tun konnte als das Gespräch mit dem Albtraum selbst zu suchen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken als er an den kalten Blick seines Meisters dachte, doch es führte kein Weg daran vorbei. Der Zabrak konnte seine Hoffnung darauf legen, dass Hybris mit dem Fortschreiten des Projektes zufrieden war. Einer der ehemaligen Soldaten konnte ihm schließlich sagen, dass sich der Sith zurück in den Hangar begeben hatte, den Grund wusste er selbstverständlich nicht. Langsam machte sich Saphenus selbst auf den Weg. Er streckte den Rücken soweit durch wie es die Schwerkraft zuließ und quälte sich dann die Treppen hinaus. Nicht einmal die künstlich erhöhte Gravitation in den Bergen Bastions war hiermit vergleichbar und selbst die hatte ihn schon an seine Grenzen gebracht. Das Jahr Training hatte ihn geprägt, das wusste er. Das stetige Misstrauen gegenüber seinem Mitschüler, die Angst vor der Konfrontation, vor dem Kampf…es hatte dem Monster ermöglicht zu verschwinden und in ihm aufzugehen, es machte es immer schwieriger ihm zu widerstehen. Wenn er das denn überhaupt noch wollte.

Viel schneller als ihm lieb war legte er den Weg zum Hangar zurück. Die Fury rückte immer näher bis er schließlich Hybris sehen konnte wie er auf der Rampe des Schiffs stand. Als sich Saphenus ihrem Anfang näherte, ging es plötzlich ganz schnell. Der Albtraum verschwand schemenhaft und riss ihn dann von hinten auf den Boden. Es presste dem Zabrak die Luft aus den Lungen, ein stummer Schrei entwich seinen Lippen. Das Knie des Albtraums landete auf seiner Brust und nagelte ihn auf der Rampe fest. Panik stieg in dem Apprentice hoch, seine Gedanken rasten: hatte er versagt, was zum Teufel war hier los? Ihm entging der Behälter, den Hybris öffnete und dann achtlos zur Seite beförderte. Sein Blick war nur auf die reptilienhaften Augen des Albtraums gerichtet, die sich in seinen Körper zu bohren und ihn zu Eis erstarren schienen. Seine Worte drangen kaum an seine Ohren, er verstand nur ungefähr, was er sagte. Der Schweiß rann dem Zabrak über die Stirn, sein Mund war vor Schreck weit geöffnet. Dann rückte das Auge, das der Sith-Executor in der Hand hielt, in sein Blickfeld. Erst schien es als wäre dem Albtraum noch ein weiteres gewachsen, denn es sah den gelben Reptilienaugen zum Verwechseln ähnlich. Dann sah er jedoch, dass an dem Auge ein Nerv heraushing und es immer näher an seine Augenhöhle wanderte. Panisch versuchte er seinen Kopf zu bewegen, doch eine unsichtbare Macht hielt ihn fest.

„Bitte, was…“, keuchte er während sich das künstliche Auge immer weiter näherte. In einem verzweifelten Versuch sammelte er die Macht um sich. Die Angst ließ die Mauern um den riesigen Ozean in seinem Inneren einstürzen, er schöpfte aus dem Vollen. Als er sie in einer ungelenken Bewegung entließ, verpuffte sie wirkungslos an dem Machtschild seines Meisters als wäre sie nichts weiter als ein lauer Luftzug. Selbst seine entfesselte Macht konnte dem Albtraum nichts anhaben, wahrscheinlich lachte er sogar darüber. Hybris‘ kalte Worte drangen nur bruchstückhaft an seine Ohren, er verhöhnte ihn, weil er sich seines Körpers schämte, er machte sich über ihn lustig, weil er die Macht nicht als Quelle seiner Stärke erkannte. Es wäre doch so unendlich leicht Muskeln aufzubauen, wenn er es wollte konnte er wie Rake aussehen. Sein geist wäre nur zu schwach, er solle sich verdammt noch mal so benehmen wie es sich für einen Sith gehörte! Als das Auge schließlich Saphenus‘ Haut berührte sah er wieder Rakes Kralle vor sich, die sich seinem damaligen Auge näherte und schließlich unter Schmerzen zerstörte. Er sah das Gesicht des Feeorin und dessen genüssliches Grinsen. Dann durchzuckte ihn der gleiche Schmerz, nur dass ihm diesmal etwas eingepflanzt und nicht genommen wurde. Der Schmerz drang in seinen Kopf vor als sich der Sehnerv mit den Überbleibseln seines eigenen verband. Muskeln legten sich an den Bulbus und verankerten ihn in der Augenhöhle. Saphenus hörte sich fluchen doch Hybris schien seine Worte nicht zu beachten. Er war ganz auf seine Arbeit und seine eigenen Worte fixiert. Dann stand er auf und zog den erstarrte Körper des Zabraks mit sich hoch. Die schallende Ohrfeige ließ dessen Wangen brennen, Speichel lief ihm aus dem Mundwinkel. Dann trennten ihre Gesichert nur noch wenige Millimeter, Saphenus sah geradewegs in die verderbten Augen des Sith. Er konnte sein eigenes Spiegelbild in dessen Pupille sehen, ein normales Auge, eines ebenso verdorben wie das von Hybris. Ihm fiel nicht auf, dass er doppelt sah, er war wie gefangen. Die letzten Worte des Albtraums drangen in seinen Geist ein: Es zählten nur Taten, sonst nichts. Sein Selbstbewusstsein hing nicht von seinem Körper ab sondern nur von dem, was er vollbrachte. Dann befand er sich plötzlich im freien Fall. Er spürte den Schmerz nicht mehr als er auf dem Boden auftraf als hätte ihn Hybris paralysiert. Es zählten nur Taten…er spürte einen letzten, kalten Blick auf sich ruhen als sich der Albtraum entfernte. Saphenus versuchte zu sprechen und nach einem Stottern brachte er tatsächlich einen Satz hervor:

„Ich wollte…niemals so sein. Das…Schicksal hat mich…betrogen. Ich müsste stärker sein.“ Als wäre er alleine murmelte er vor sich hin.

„Es ist so leicht zu sagen…es reiche selbstbewusst zu sein…Ich werde in die Dunkelheit gerissen….Wir morden und foltern...für was? Ich sehe die Gesichter derer....deren Leben ich genommen habe...sie verfolgen mich...es sollte mich stärker machen...aber tut es das...Etwas in mir WILL das alles tun...es dürstet danach...aber ist das wirklich der richtige Weg?“, fragte Saphenus leise mit gebrochener Stimme.


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Eigentlich hatte er gehen und seinem Schüler Zeit geben wollen sich nicht nur an sein neues Auge, sondern auch an das Gesagte zu gewöhnen. Sich gewisse Dinge einzugestehen und endlich mit dem Projekt weiter zu machen. Doch der Zabrak schien die Situation ausnutzen zu wollen. Er beklagte sich über das Los das er gezogen hatte, fürchtete die Dunkelheit die ihn als Sith umgab, hinterfragte die Methoden um gewisse Ziele erreichen zu können und schließlich wagte er gar den eingeschlagenen Weg in Frage zu stellen. Hätte er jetzt noch angezweifelt das Hybris ein Sith sei, der Executor hätte ihm vermutlich lachend die Haut vom Gesicht gebrannt. Doch die Kombination aus all diesen Dingen bewirkte nicht das er die Beherrschung verlor und Saphenus durch den Hangar prügelte, sondern nur das er innerlich seufzte. Und das ausgiebig. Seine eigenen sozialen Unzulänglichkeiten hatten ihn in den letzten zwei Jahren des öfteren überrascht und manchmal sogar geschadet. Ja, er war empathisch und nutze diese Fähigkeit um zur richtigen Zeit das richtige Maß an Einschüchterung und Schmerz anzuwenden. Doch wenn es um soziale Interaktion und das Verstehen von anderen ging, war ein Scheitern beinahe schon vorprogrammiert. Natürlich hatte er die Zweifel des Zabraks gespürt, genau so wie ihm dessen Versuche sich zurück zu halten aufgefallen waren. Er war aber stur davon ausgegangen das mehr Macht, mehr Abhängigkeit und ihm keine Wahl mehr zu lassen ausreichen würde, dass er die Notwendigkeit der Dinge akzeptieren würde. Das er den Weg eben nicht anzweifelte. Hybris hatte sich geirrt und das frustrierte ihn mehr als die Tatsache das Saphenus grade eine Hand voll Schwächen zugegeben hatte die ihn normalerweise töten würden. Den Drang, den Apprentice ins Koma zu prügeln – wenn auch nicht mit Fäusten – war dennoch sehr stark und es erforderte mehr Geduld und Zurückhaltung um dem nicht nachzugeben, als Hybris ihm zugestehen wollte. Er hatte es verdient zu leiden. Hatte es allein schon deshalb weil er seine Zeit stahl. Doch er hatte Glück und durfte sich ein letztes mal belehren lassen. Und wieder nur weil sich der Executor selbst bestrafen wollte.
Er hatte sich also schon halb umgedreht, da hielt er in der Bewegung inne und sah den Zabrak erneut an. Unabhängig von den Gedanken die der Executor hatte, gefror sein Gesicht, die Augen weiteten sich und ein Zucken in seinen Mundwinkeln deuteten auf einen Wutanfall hin. Er konnte sich nicht mehr an seine ersten Schüler erinnern, doch er bezweifelte das sie derart von Schwäche befleckt gewesen waren. Beziehungsweise Saphenus. Ares war ja nicht so, wie sich Hybris ins Gedächtnis rief.


„Was beklagst du, Schüler?“
Er näherte sich dem Zabrak rasch und baute sich vor dem sitzenden Apprentice auf. Die Aura des Todes die ihn wie ein Schatten begleitete, legte sich um Saphenus und raubte ihm die Luft zu atmen. Furcht trat in Wogen aus ihm heraus, vermischte sich mit der Präsenz des Executors und schuf etwas, das Machtnutzer und manchmal, wenn es ganz besonders stark war, sogar normale Sterbliche spüren und riechen konnten, wenn sie auf Schlachtfeldern unterwegs waren auf dem sich genau so viele Sterbende wie Tote befanden. Als Hybris nun nach unten griff, ihn am Kragen packte und hoch riss, konnte man zwar nichts von der Zurückhaltung des Siths sehen, doch sie war tatsächlich da. Andernfalls würde der Zabrak bereits vor Schmerzen schreien und um seinen Tod betteln.
„Du kannst verdammt noch mal nicht ändern an welchem Ort und unter welchen Umständen du von wem geboren worden bist. Das sind Faktoren, die nicht mehr beeinflusst werden können, also warum beklagst du dich darüber? Steht irgendwo das die Natur fair und gerecht ist? Jeder hat seine Lasten zu tragen, komm damit klar!“
Er schüttelte den Apprentice ein wenig und schon verengten sich seine Sith Augen zu Schlitze, nur um sich kurz darauf wieder drohend zu öffnen.
„Dunkelheit, ja? Wie hast du dir das Leben als Machtnutzer vorgestellt? Als du den Orden aus welchem Grund auch immer betreten hast, hast du dich an ein Meer, gefüllt mit pechartiger Schwärze gestellt und hinauf auf die See geschaut. Hast gesehen was dort für eine Macht wartete und bist hinein gelaufen. Hast gemerkt das die schwarze Masse sich an dich heftete, wie sie deinen Geist manipulierte. Und wolltest fliehen, wolltest nichts mit dieser vergifteten Macht zu tun haben. Aber du bist mir in die Arme gelaufen. Ich habe dich gepackt und festgehalten. Du hast meine Prüfungen absolviert und dadurch gesehen was in den Tiefen für eine Macht lauerte. Und du hast gesehen was geschehen wird, wenn du dich darauf einlassen wirst.“
Er machte eine kurze Pause und grinste den Apprentice höhnisch an.
„Du hättest fliehen können. Das Zeug stand dir nur bis zu den Knöcheln. Mit nur einen Bruchteil deiner Willenskraft hättest du dich abwenden und gehen können. Verfolgt und zurück gestoßen hätte ich dich wohl kaum. Doch das wolltest du nicht. Du wolltest mehr und bist tiefer hinein. Die Zeit verging, du hast gelernt, wurdest mächtiger und warst schließlich hier an diesem Ort. Warst im Labor und hast die Befehle zum Projekt A erhalten. Und plötzlich wurde dir bewusst wo du dich befandest. Bis zur Brust in Wahnsinn bringender Finsternis. Du konntest nicht mehr aus eigener Kraft umkehren und hast gleichzeitig gespürt wie dich das Gift in dieser Brühe, in der dunklen Seite, korrumpierte. Meine Warnung, nicht schneller zu wachsen als dein Machtschild stärker wird, hast du aus Gründen die nur dich etwas angehen ignoriert. Und so hattest du plötzlich nur noch zwei Möglichkeiten. Stehenbleiben, abwarten und schließlich den Verstand verlieren und deshalb sterben. Oder du ergreifst die eine Hand die man dir entgegen streckt.“
Hybris ließ Saphenus los und ließ ihn die Rampe herunter stolpern, wobei er es schließlich wieder nicht schaffte auf den Beinen zu bleiben und auf dem Boden landete.
„Doch du weißt das diese Hand dich nicht raus, sondern noch tiefer hinein ziehen wird. Ich biete dir nicht die Flucht, sondern einen Weg durch die Dunkelheit an.“
Der Executor schnaubte verächtlich und sah zur Seite, als würde dort jemand stehen.
„Die Jedi machen es sich leicht. Sie stehen am Ufer des Meeres, in ihren schicken Lichtblasen gehüllt und stecken hin und wieder einen Fuß in die Finsternis, je nachdem wie es ihnen grade passt. Doch wir Sith durchschreiten die Finsternis. Natürlich umgibt sie dich, zerrt dich langsam tiefer. Die dunkle Seite ist fleischfressendes Gift, deshalb lernen die Sith ja auch damit fertig zu werden. Sie bleiben nicht abseits und beobachten nur, sie gehen rein. Und erhalten dadurch eine Macht, die kein Jedi standhalten kann. Zu einem gewissen Preis, natürlich. Aber so ist es nun mal.“
Jetzt sah er wieder Saphenus an.
„Du hast Entscheidungen getroffen. Aus welchen Gründen auch immer, inzwischen sind diese irrelevant. Du hast mit den Folgen zu leben, andernfalls kannst du nur noch aufgeben und sterben. Doch das wirst du nicht, kannst du nicht. Du zweifelst an der Richtigkeit unseres Weges, an den Opfern die wir anderen Aufzwingen? Glaubst du etwa das Recht auf Leben, Unversehrtheit und Freiheit wird einem von den Eltern gegeben und damit hat es sich? Du musst es einfordern, jeden Tag aufs neue. Oft wird man sie dir schon allein deshalb nicht zugestehen weil man es kann, und hin und wieder macht sich einer die Mühe und ignoriert sie weil es sich für ihn lohnt.“

Nach ein oder zwei Sekunden streckte Hybris den rechten Arm aus und hielt Saphenus die Hand hin, als wollte er ihm aufhelfen.

„Ich biete dir mein Wissen, meine Macht und meinen Schutz an. Mit dieser Hilfe kannst du die erdrückende Finsternis überleben, dich an ihr laben und dadurch mächtiger werden. Und dafür fordere ich nur Gehorsam. Loyalität und Respekt bedeuten mir nichts, das weißt du. Tue was getan werden muss damit du irgendwann aus dem Meer auftauchen und deinen eigenen Weg gehen kannst. Hadere nicht, zweifle nicht, denn mit jeder Verzögerung verlängerst du auch meinen Aufenthalt in dieser toxischen Finsternis. Zwing mich nicht dich los- und dich dem Wahnsinn zu überlassen. Du hast keine Wahl mehr, dafür hast du zu viele Entscheidungen getroffen die dich hier her gebracht haben. Bereue es, bade meinetwegen in Selbstmitleid und betrauere deine Opfer. Doch sabotiere nicht meine Befehle. Bremse mich aus und ich vernichte dich. Schreite neben mir her durch unvorhersehbare Pfade auf den Grund des Meeres der dunklen Seite und lerne, werde mächtiger. Wenn das kein Anreiz ist am Leben zu bleiben, solltest du am besten einfach sitzen bleiben und ich brenne dir das Herz heraus. Entscheide dich. Jetzt. Die Hand oder das Lichtschwert!“


Saphenus zögerte, überlegte offensichtlich und kam schließlich doch zu dem Schluss das er eben keine Wahl hatte. Ob die Ansprache nun etwas bringen würde oder nicht. Hybris hatte ihm gerade eine letzte Chance gewährt. Würde er erneut Schwäche zeigen, er würde das erste Opfer von Hybris Seelenfänger werden und somit auf Ewig an diesen gebunden sein. Zu viele Entscheidungen die ihn in Hybris Richtung geführt hatten und nun war er sogar schon an einem Punkt angekommen, an dem er nicht mehr zwischen mächtiger werden und den Tod wählen konnte. Sondern nur noch zwischen ersteres und für immer als Machtgeist an ein Schwert gebunden zu werden. Ob der Zabrak so etwas ahnte oder auch nicht, es war zu spät. Würde er sich weiterhin über getroffene Entscheidungen beklagen, anstatt sich einfach mit den Folgen auseinander zu setzen und sie anzugehen, war sein Ende vorprogrammiert.
Und er traf erneut eine Entscheidung. Und nahm Hybris Hand. Der ihn sogleich für seine Schwäche bestrafte. Kaum hatten sich ihre Handinnenflächen berührt, schossen Lanzen aus glühend heißem Schmerz durch den Schädel des Apprentice. Ihre Hände lösten sich wieder und der Zabrak konnte nicht anders als sich auf dem Boden zu wälzen und der Agonie in Form von Schreien und Krämpfen entgegen treten. Hybris hatte vorhin seinen Schädel ganz genau analysiert und wusste daher wo er mit der Macht ansetzen musste um ihn schier unerträgliche Schmerzen zuzufügen. Und das auch noch ohne ihn tatsächlich zu verletzen. Die Krämpfe jedoch waren keine Show, sondern so echt wie sie sein konnten. Ein Neuronengewitter fegte durch seinen Schädel und störte so ziemlich alles genau so schnell wie es sich danach wieder davon erholen konnte. Ungerührt sah Hybris seinem Schüler zu, wie er sich erst besudelte und dann ohnmächtig wurde, nur um eine Sekunde später mit Kopfschmerzen aufzuwachen, die kein auf Alkohol basierender Kater auch nur im Entferntesten das Wasser reichen konnte. Jede Bewegung, jedes Geräusch, einfach alles das seine Sinne betraf führte zu Schmerzen. Der Executor baute sich breitbeinig über den auf dem Rücken liegenden Apprentice auf, als wolle er sich gleich auf dessen Brust setzen. Stattdessen fügte er seinem Vortrag noch ein paar Zeilen hinzu. Damit Saphenus diese aber überhaupt verstand, packte er sie sozusagen in Watte und ließ sie so langsam in ihn hinein tröpfeln, das er gerade so eben in der Lage war sie zu verstehen. Nicht darauf zu antworten, aber verstehen würde er sie können.

„Ich bin dein schlimmster Alptraum. Doch um mich zu überleben, wirst du widerstandslos tun was ich sage. Entfernst oder flüchtest du vor mir, verlässt du meinen Einflussbereich und dann bist du nichts weiter als ein Verräter an meiner Sache. Sei froh darüber das du mächtiger wirst, je länger du es in meiner Nähe aushältst.“
Hybris musterte kurz die Mimik des Zabraks, die irgendwo zwischen Orientierungslosigkeit und kindlicher Furcht lag und verschwand dann aus dem eingeschränkten Sichtfeld des Apprentice.
„Das Letzte eben war die angekündigte Strafe dafür das ich mich wiederholen musste. Eine weitere Chance wird es nicht geben … Partner.“

Die Ernsthaftigkeit die in dem letzten Wort rauszuhören war, war weder ein Beweis dafür das Hybris tatsächlich so etwas wie eine – natürlich nicht gleichberechtigte - Partnerschaft anstrebte oder einfach nur keine Lust hatte den womöglich vorhandenen Sarkasmus hervorzuheben. Das war aber vielleicht auch gar nicht wichtig, da nichts dafür sprach das Saphenus in diesem Moment in der Lage war zwischen den Zeilen zu lesen.
Der Executor verließ den Hangar und machte sich auf dem Weg zur zweiten Ebene. Er musste sich unbedingt ansehen was sein Schüler da aufgebaut hatte...


[Unbekannter Wanderplanet - Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten -E1 - Hangar - Vor Hybris Fury - Saphenus und Hybris]
 
[Unbekannter Wanderplanet | Unbekannte Station nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten | Oberste Etage | Hangar | Vor Hybris' Fury] - Saphenus, Darth Hybris

Die Erkenntnis traf ihn urplötzlich, noch bevor sich Hybris zu ihm umdrehte und ihn mit diesen kalten, gelben Augen ansah: er würde seine Worte bereuen. Die Härchen auf seiner Haut stellten sich um und schienen schon in bloßer Erwartung vor dem Schmerz, der da kommen würde, zu zittern. Als würde ihn ein heftiger Wind auf dem Boden festdrücken, war er unfähig sich zu bewegen. Dann war der Blick des Albtraums doch wieder da und ruhte auf ihm, brannte sich durch seinen Körper. Schnell stand er über dem Zabrak, baute sich zu voller Größe auf und strahlte nichts als Dunkelheit aus. Die gleiche Dunkelheit, die Saphenus eben noch beklagt und gefürchtet hatte, strömte nun über ihn, hüllte ihn ein und ließ alles andere um ihn herum verschwinden. Plötzlich war er mit Hybris alleine in einem schwarzen Meer, die Finsternis umhüllte und erdrückte sie. Während der Zabrak nach Luft schnappte schien Hybris selbst es zu genießen, all seine Kraft schien daraus zu kommen. Er wurde in die Luft gehoben und abermals war sein Gesicht wieder ganz nah an dem seines Meisters, wieder sah er sein entstelltes neues Auge in der Pupillenreflexion. Unfähig wegzuschauen war sein Blick gefangen, um sie herum herrschte Totenstille. Die Worte, die Hybris sprach, konnte er nicht überhören, er konnte sich nicht vor ihnen verschließen. So gern er es auch gewollt hätte, sie brannten sich durch seine Hörnerven und hinterließen bleibenden Schaden. Seine Worte beschrieben genau den Albtraum, den Saphenus jetzt durchlebte, pechschwarze Finsternis um ihn herum, so weit das Auge reichte keine Chance ihr zu entkommen. In der Hoffnung auf Macht und Schutz hatte er sich hier verirrt, entweder konnte er sich in dem See voller Dunkelheit verlieren und das Böse annehmen, das in ihm lauerte oder er gab sein Leben auf und wäre endlich mit all jenen vereint, die er getötet hatte. Er spürte ihre Geister warten, voller Zorn und dem Wunsch nach Rache. Sie würden seine Seele bis in alle Ewigkeit quälen und keinen einzigen Gedanken daran verschwenden ihm zu vergeben. Die Schatten waren ihr Reich, ihr Herrschaftsgebiet in dem Saphenus nichts weiter als ein Sklave war, ausgesetzt der Vergeltung derer, deren Leben er so willig beendet hatte. Das war die Bürde, die er nun zu tragen hatte wenn er sich für das Leben entschied: Die Angst vor denen, die auf der anderen Seite auf ihn warteten. Er war niemals religiös gewesen, bisher hatte er nicht einmal darüber nachgedacht was nach seinem Tod auf ihn wartete. Doch nun fürchtete er ihn. Es war ein Teufelskreis, wenn er am Leben blieb würde er der verborgenen Armee, die auf ihn lauerte, weitere Seelen hinzufügen, die ihn dann im Tod bis in alle Ewigkeit Schmerzen zufügen würden. Er war in diesem Albtraum gefangen, verkörpert durch Hybris selbst, der ihn auf diesen Weg geführt hatte. Wer konnte schon sagen wie sein Leben in dem Tempel verlaufen wäre, wäre er niemals über den Rang eines Jüngers hinweggekommen, wäre er niemals so in der Macht ausgebildet worden. Doch jetzt war es zu spät darüber nachzudenken, er war wo er war und konnte nichts mehr daran ändern.

Hybris hatte Recht, auch wenn Saphenus es nicht zugeben wollte oder konnte. Das Gewölbe des Sith-Tempels hatte ihm die Augen geöffnet, die Schmerzen, die er durchlitten hatte, zeigten ihm was die dunkle Seite war, welchen Preis sie dafür bezahlen mussten. Sein versuch das Monster zu ignorieren und zu glauben, er würde es besiegen können während alles um ihn herum nach Dunkelheit stank, war erbärmlich gewesen. Reiner Selbstbetrug. Er klammerte sich an die letzten Reste seiner Moral und seiner Wertevorstellungen als wären es seine eigenen, als wären sie ihm nicht von seinen Eltern eingepflanzt worden. Wohin hatten sie ihn denn gebracht? Sein ganzes Leben war er schikaniert worden, gedemütigt und verhöhnt. Er hatte versucht es mit der Gleichgültigkeit zu ertragen, die die Jedi an den Tag lehnten und er hatte versagt. Wie oft spürte er den Stich des Neides, der Eifersucht, des Zornes auf andere? Es war ein Schmerz, an den er sich schon so sehr gewöhnt hatte, dass er ihn kaum mehr wahrnahm. Doch jetzt rückte der Zorn auf diejenigen, die sich immer für was Besseres gehalten hatten, wieder in sein Gedächtnis und entfachten seine Wut. Doch sie richtete sich auch gegen ihn selber: Hybris bot ihm die Chance durch diese Dunkelheit zu gehen und stärker zu werden und er konnte nicht anders als schwach zusammen zu brechen. Er wünschte sich doch so sehr stark wie ein echter Zabrak zu sein, nun hätte er es beweisen können. Er war nicht dazu fähig. Während dieser Hass wuchs spürte er wieder das Gefühl zu fallen. Er spürte den Schmerz nicht als er hart auf dem Boden landete. Die Dunkelheit empfing ihn, umarmte ihn in seinem Hass. Er spürte wie die Dämme in seinem Inneren brachen und alle Reste von Moral und Anstand hinweg zu spülen drohten. Von weit her hörte er die Geister schreien, die ihn verfolgten, voller Wut darüber schon so nahe bei ihm gewesen zu sein. Nun entwich er ihren Klauen, zumindest fürs Erste. Sein Blick lag auf Hybris, die gelben Augen hielten ihn gefangen und erdrückten ihn. Er sah die Häme in ihnen, er sah die Verachtung, die der Albtraum für das Verhalten des Zabrak empfand. Es würde nicht mehr lange dauern bis er sich von seinem lästigen Schüler endgültig trennen würde, trotz der Anstrengungen und Mühen, die er in ihn investiert hatte. Es gab nur noch diese eine, letzte Chance, Saphenus musste sich nur noch dazu entscheiden sie zu nutzen.

Das Wort Jedi ließ seinen Kopf brennen, er sah die Gestalten in ihre braunen Roben gehüllt vor sich wie sie langsam ihre Lichtschwerter zündeten. Nichts als Verachtung schlug ihm entgegen für das, was er seiner Frau angetan hatte. Wie ein tollwütiges Tier machten sie sich daran ihn hinzurichten. Tod, Verlust, das war die dunkle Seite der Macht, aber war es eine Schwäche? Hybris selbst glaubte nicht an die Freiheit, die man durch seine Geburt geschenkt bekam, man musste sie sich erkämpfen, jedes Mal, immer und immer wieder. Er hatte sich seine Freiheit erkämpft, er hatte die Fesseln seines alten Lebens gesprengt auch wenn er das nicht willkürlich und bewusst getan hatte. Etwas trieb ihn dazu bis er schließlich hier gelandet war, auf dem Boden vor dem Albtraum höchstselbst, als sein Schüler. Seit dem Augenblick an dem er die Hand zu dem tödlichen Schlag erhoben hatte, musste sein Leben vorherbestimmt gewesen sein, eine andere Erklärung gab es für die Verkettung dieser Umstände nicht. Die Dunkelheit wurde immer erdrückender als ihm der Albtraum schließlich die Hand reichte. Die fahlen Finger schienen wie ein Anker zu sein, der ihn befreien und die Ketten dieser unsagbaren Finsternis sprengen würden. Wie sie das taten wurde Saphenus bewusst als er die Hand seines Meisters ergriff. Hatte er wirklich geglaubt es würde so einfach werden das Meer der Dunkelheit zu durchwandern, als würde es reichen eine Hand in die seine zu legen und alles war gut? Hybris war Sith und genau so verhielt er sich. Mitleid war ihm fremd, Gefühle für andere ebenso. Saphenus war ein Werkzeug, in das viel Arbeit gesteckt worden war. Jetzt versuchte es der Albtraum zum letzten Mal daraus seinen Nutzen zu gewinnen bevor er seine Geduld verlor. Lag ihm etwas daran die Zweifel in dem Zabrak zu vernichten und ihn wirklich mächtig werden zu lassen? Vermutlich nicht. Die Worte des Albtraums lullten ihn ein, das Versprechen nach Schutz und Macht war immer noch so verlockend wie es damals schon im Keller des Tempels gewesen war. Doch war es wahr?

Als sich ihrer beider Hände fast berührten, spürte er die Macht seines Meisters. Als die Wogen des Schmerzens über ihm zusammenkrachten und ihn unter sich begruben wusste er, dass es für ihn kein Zurück mehr gab, weder im Leben noch im Tod. In beiden Welten verfolgten ihn unsichtbare Schatten und quälten ihn. Sein Kopf drohte zu zerbersten, er spürte wie er die Kontrolle über seinen Körper verlor. Er krampfte, seine Muskeln zuckten und drohten zu zerreißen. Die Dunkelheit brach über ihm zusammen, plötzlich war er ganz alleine mit sich und dem Schmerz, seine ganze Welt bestand daraus. Es war mit nichts vergleichbar, dass er während der Prüfungen erlebt hatte, der simulierte Myokardinfarkt war eine sanfte Berührung gegen das, was er nun durchlebte. Fast schon spürte er sich doch auf die Schattenseite hinübergleiten wo ihn die Geister seiner Opfer bereitwillig mit offenen Armen empfangen würden, doch etwas hielt ihn zurück, wollte ihn doch noch nicht gehen lassen. Die Bilder zuckten vor seinen Augen umher, dumpfe Eindrücke des Hangars drangen an sein Bewusstsein und verschwanden sofort wieder. Er spürte wie seine Robe vor Nässe an seinem Körper klebte ob vor Schweiß oder doch etwas anderem. Was spielte es denn auch für eine Rolle? Der Schmerz schien nun seine ganze Welt zu sein und auch wenn die Krämpfe abebbten und nur noch eine deutliche Erinnerung hinterließen, so war jeder Sinneseindruck zu viel. Das Licht brannte in seinen Augen, jedes gesprochene Wort seines Meisters dröhnte in seinen Ohren wie das Triebwerk eines Sternzerstörers. Sie trafen ihn mit einer Wucht, die ihm den Atem raubte. Ein aller letztes mal machte der Albtraum deutlich, dass Saphenus sein Diener war und Verrat nicht geduldet wurde. Dann war er weg. Warum als letztes das Wort „Partner“ in seinem Kopf nachhallte, das konnte der Zabrak nicht mit Bestimmtheit sagen. Sie waren keine Partner…

Wie lange lag er auf dem Boden, unfähig sich zu bewegen? Er konnte es nicht sagen. Das Licht brannte durch seine geschlossenen Lider und wurde nur langsam schwächer, als bräuchte er eine Ewigkeit um sich nach einem langen Schlaf an die Helligkeit zu gewöhnen. Hin und wieder zuckten seine Muskeln noch, doch zumindest der Schmerz wurde weniger. Manchmal glaubte er dumpfe Schritte um sich herum zu hören, doch sie mussten Einbildung sein. Zumindest hoffte er inständig, dass ihn niemand so sah. Auch wenn er am liebsten ewig liegen geblieben wäre und die Existenz seines Körpers verleugnet hätte, er wusste, dass er das nicht durfte. Langsam öffnete er die Augen und schloss sie direkt wieder. Sein Kopf brannte. Ächzend drehte er sich auf den Bauch, das kühle Metall berührte seine Wange und linderte den Schmerz zumindest ein kleines bisschen. Noch einmal versuchte er die Augen zu öffnen. Ganz langsam gelang es ihm ohne sie wieder geblendet zusammenkneifen zu müssen. Er atmete schwer, sein ganzer Körper war nass und schien zu stinken. Er wollte sich nicht ausmalen welches Missgeschick wohl passiert war. Stöhnend versuchte er sich hochzudrücken und schlug sofort wieder auf dem Boden auf als seine Muskeln anfingen zu zucken und schließlich versagten. Die Schwerkraft drückte ihn unerbittlich auf den Boden. Schließlich schaffte er es seinen Kopf in Richtung der Laderampe der Fury zu drehen und kroch ganz langsam auf sie zu. Wie jämmerlich musste er wohl aussehen, es wäre ein Leichtes ihn einfach von seinem Elend zu erlösen. Wenn Dr. Servan hier wäre und seinen Zweifeln Taten folgen lassen würde…dann schien es plötzlich als würde Saphenus schweben. Das Gravitationsfeld des Raumschiffes brach über ihn herein und wie von selbst fand er den Weg auf seine Füße. Er zitterte am ganzen Körper, schnaufte und ächzte, doch er stand. Hin und er wankend wie jemand, der zu viel Ale getrunken hatte, aber immerhin. Mit ganz kleinen Schritten bewegte er sich vorwärts bis seine Hand schließlich an der Schleuse des Schiffes zu liegen kam. Mit einem leisen Pfeifen öffnete sie sich und gab den Weg ins Innere der Fury frei. Die geringere Schwerkraft war wie ein Segen für ihn, er wusste nicht ob er sich sonst wieder hätte aufrichten können.

Zu seinem Glück lief er Rope nicht über den Weg. Der Droide hätte nur zu genüsslich seine Kommentare über Saphenus‘ jetzigen Zustand abgegeben. Ohne auf irgendjemanden zu stoßen fand der Zabrak den Weg in sein eigenes Quartier und in die Nasszelle. Als das kalte Wasser schließlich über seine Haut lief, ließ er sich kraftlos sinken. Die Robe zog sich schnell mit Wasser voll, er umklammerte seine Beine und fing an zu schluchzen. Niemals hätte er sich einen Albtraum wie diese ausdenken können, kein Roman, den er gelesen hatte, reichte an das Grauen heran, das er durchlebte. Einsame Tränen rollten seine Wange hinunter und vermischten sich mit dem sterilen Wasser. Dann wurde ihm bewusst wieso Hybris ihn derart bestraft hatte: er war unfähig aus seinen Fehlern zu lernen. Trotz der Ansprache des Albtraums war er hier nun alleine und weinte, bemitleidete sich selber anstatt aufzustehen und zu beweisen welchen Wert er hatte. Anstatt alles dafür zu geben seine Macht zu vermehren und endlich der zu sein, der er immer sein wollte, badete er in den Zweifeln, die ihn ewig verfolgt hatten. Wieder spürte er die nur allzu bekannte Wut in sich emporsteigen, jetzt gab er sich hier ganz und gar hin. Er umarmte sie, hieß sie willkommen und sie ergriff nur allzu bereitwillig Besitz von ihm. In einer unkontrollierten Explosion entließ er sie, das Wasser wurde zu allen Seiten gedrückt, der Hahn zerfetzt und die Tür aus den Angeln gerissen. Kleine Beulen drückten sich in die Stahlwände. Saphenus atmete schwer, doch er genoss dieses Gefühl. Sein Leben lang hatte er sich vor dem Hass, der in ihm schwelte, versteckt und ihn verneint, damit hätte er ihn einfach nur umarmen und liebkosen müssen. Mit ihm würde er gegen die verborgene Armee bestehen, sollten sie nur wachsen, sollten sich weitere Geister zu ihnen gesellen. Sie würden keine Chance gegen ihn haben!

Das blecherne Antlitz Ropes schon sich in Saphenus‘ Blickfeld. Ein Lebewesen aus Fleisch und Blut hätte bestimmt die Augen weit aufgerissen, doch der Droide blieb ausdruckslos. Lediglich seine Stimme zeugte von der Ungemach, die er empfand.


„Was hast du hier angestellt, Haustier?! Nur weil der große Meister sich dazu herablässt deinen Rücken zu streicheln musst du nicht das Schiff zerstören!“

Fast weinerlich klang der Roboter als könne er es nicht mit ansehen wie das Schiff seines Herrn in Mitleidenschaft gezogen wurde. Vermutlich hatte er als Maschine noch eine ganz andere Bindung zu der Fury als Saphenus. Dem war es nämlich herzlich egal. Langsam stand er auf, mit immer mehr Selbstbewusstsein als er merkte, dass ihn seine Beine auch wirklich trugen. Er zitterte immer noch, das Wasser kühlte zwar seinen Kopf doch auch hier waren die Schmerzen noch immer nicht verschwunden. Er spürte die Wut noch in sich glimmen. Nicht mehr stark genug um erneut einen Ausbruch zu verursachen, doch war sie immer noch da.

„Ich gebe nichts auf deine Meinung!“, fauchte Saphenus so böse wie er konnte. „Unser Meister…“, wie er ausdrücklich betonte, „hat klargestellt, dass du meinen Befehlen gehorchen sollst und ich erwarte, dass du das tust!“

„Dann freue ich mich darauf wenn du dich…“, fing Rope an und hörte dann auf als er ddrohte sich zu verplappern.

„Wenn ich was?“


„Nichts!“


„Dann geh mir aus den Augen wenn du mir nichts mehr zu sagen hast!“, sagte Saphenus und starrte den Droiden angriffslustig an.

„Und ich muss eine Reise nur mit dem Haustier unternehmen.“, fing Rope an zu jammern. „Ich wünschte der Meister würde mitkommen, er hat wenigstens Manieren.“

„Welche Reise, du verdammter Droide?“, fragte der Zabrak und spürte wie er immer die Geduld verlor.

„Die Reise für dein Projekt, du dummes etwas. Hast du das schon vergessen? Wieso solltest du sonst an Bord der Fury sein?“, entgegnete Rope selbst genervt und entgeistert von der Aussicht eine Zeit lang nicht an der Seite seines Meisters sein zu können. Dann drehte er sich um und verschwand lautlos. Saphenus schaute ihm noch kurz hinterher. Trotz dem was vorgefallen ließ es Hybris zu, dass sein Schüler mit seinem Schiff verschwand? Entweder er vertraute ihm…Hybris vertraute niemandem rief er sich ins Bewusstsein. Der Sith musste wissen, dass sich Saphenus ihm niemals widersetzen würde und wenn er den törichten Versuch wagen würde…dann würde er noch mehr leiden als noch vor ganz kurzer Zeit.

Langsam streifte er seine Kleidung ab und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Sie war nass und kaputt, in gewisser Weise hatte er die Dusche wirklich nötig gehabt. Der Blick in den Spiegel rief Hybris Worte wach, dass er an sich arbeiten konnte wenn er das nur wollte. Einfacher gesagt als getan. Ihm starrte ein ungleiches Augenpaar entgegen und sofort musste Saphenus an die kalten Augen seines Meisters denken, deren Blicke sich in sein Fleisch bohrten. Nun sah er zur Hälfte genau so aus. Er spürte wie sein Kopf klarer wurde, doch irgendwas stimmte nicht. Er hatte es auf die Aufregung und die Schmerzen geschoben, doch ihm wurde nun bewusst, dass er doppelt sah! Statt zwei schauten ihn vier Augen an, er sah zwei Bilder, die nicht übereinander zu passen schienen. Er stürzte näher an den Spiegel. Je näher er kam desto weiter entfernten sich die zwei Bilder voneinander, als würde das eine Auge nicht mit dem anderen zusammenpassen wollen. Schon war die Wut wieder da und mit einem Stoß der Macht zerbrach der Spiegel. Er schnaubte.

„Er hat kein Recht so etwas zu tun!“, flüsterte er während er immer noch von dem gelben Auge aus dem zerbrochenen Spiegel heraus angestarrt wurde. Dann fiel ihm ein: doch, das hatte er. Er war nur ein Diener, ein Werkzeug, mehr nicht.


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Mit seinem Fuß schleuderte er die immer noch nassen Klamotten in eine Ecke des Quartiers und zog neue, trockene an. Sie waren ebenfalls schwarz und weit geschnitten, so wie er es am liebsten mochte. Die beiden Lichtschwerter hingen mit ihrem mittlerweile mehr als vertrauten Gewicht am Gürtel, er streichelte sanft über sie. Sie gaben ihm Kraft und das obwohl er nicht einmal in der Lage war, vernünftig mit ihnen zu kämpfen. Das Chaos in der Dusche war unverändert, nur das Wasser schoss nicht mehr aus dem abgerissenen Hahn, es musste zentral abgestellt worden sein. Sein unkontrollierter Wutausbruch hatte mehr Schaden angerichtet als er erwartet hatte, doch es war bei weitem nicht genug um dem Schiff ernsthaften Schaden zuzufügen. Die Wände waren an manchen Stellen eingedrückt, die Lampen gerissen sodass das Licht merkwürdige Schatten warf. Wut, sein lebenslanger Begleiter. Wie befreiend hatte es sich angefühlt ihr einfach freien Lauf zu lassen, sich ihr einfach hinzugeben und die Macht zu spüren, die sie ihm gewährte? Die Barrieren, die den Ozean seiner Macht gefangen hielten, waren kurzzeitig gebrochen und hatten ihm erlaubt auf sein volles Potential zuzugreifen auch wenn er noch nicht in der Lage gewesen war es effektiv zu nutzen. Jetzt in Ruhe und mehr oder weniger gelassen, spürte er diese Barrieren wieder wie sie ihn von der Quelle seiner Kraft abschirmten, wie sie einen Teil von ihm selbst vor ihm fernhielten. Wut sprengte seine Ketten. Doch hatte Hybris sie nicht davor gewarnt ihr nachzugeben? Seiner Meinung nach musste man die Macht analytisch begreifen, sie in wissenschaftlicher Manier sezieren und alle Facetten beleuchten. Er würde sich niemals seinen Gefühlen derart hingeben. Damit schützte er sich vor dem destruktiven Einfluss der dunklen Seite der Macht, er schirmte sich davon ab. Doch war das der richtige Weg oder beschritt sein Meister einen Pfad, der ihn schon bald an das Ende seines Potentials führen würde? Saphenus konnte die Erinnerung an die Kraft, die er eben noch gefühlt hatte, nicht verdrängen. In seinem Zorn kam es ihm vor als könne er alles erreichen was er sich nur vornahm. War es Hochmut oder doch ein Geschenk, das ihm der Zorn verlieh? Der Gedanke berauschte den Zabrak, ihm kam gar nicht mehr in den Sinn was passieren würde wenn sich sein Zorn nicht gegen unbelebte Gegenstände sondern gegen andere Lebewesen richtete. Es spielte auch keine Rolle mehr. Er musste seine Befehle ausführen wenn er nicht sein eigenes Leben lassen wollte, was kümmerte es ihn schon wenn Kollateralschäden gab. Oder sollte es ihn kümmern? Bedeutete seinem Zorn freien Lauf lassen wirklich, dass er sich von allem anderen lossagen musste oder konnte er den Zorn auch benutzen um anderen zu helfen? Doch wieso sollte er anderen helfen, wer hatte ihm schon geholfen? Niemand! Nun wurde er von der Macht berührt, sollte er sich wirklich Sorgen darüber machen was mit anderen passieren würde?

Die Tür seines Quartiers glitt automatisch zur Seite als er sich ihr näherte. Der Holoprojektor im Hauptraum lag still und friedlich dar. Er zeigte keine Gesichter, die später mit ausdruckslosen Augen ihr Ende finden würden, weil sie Teil eines Plans waren. Dass dieser Holoprojektor noch vor Kurzem seinen eigenen Körper und sein eigenes Gesicht gezeigt hatte, wusste der Zabrak nicht. Mit schnellen Schritten begab er sich zum Cockpit. Als er in den blechernen Rücken Ropes im Eingang stehen sah spürte er wieder den Stich des Zorns in sich. Wie ihn dieser Droide mit seinem arroganten und überheblichen Gehabe doch nervte. Welche Dämonen ritten seinen Meister dazu diesem Droiden eine eigene Persönlichkeit zu geben, fragte er sich zähneknirschend in dem Bewusstsein, dass er selbst wenn er es wollte nicht das technische Wissen besaß um irgendetwas daran zu ändern. Mit einer Bewegung seiner Hand drückte er den Droiden mit der Macht beiseite. Dessen sofortiges Gemecker und Wehklagen ignorierte er so gut es ging. Doch zumindest einen bösen Blick konnte er sich nicht verkneifen was zumindest die Lautstärke von Ropes Monolog senkte.


„Yelm?“, fragte Saphenus an den Roboter gewandt, der seinen Sitz an der Steuerkonsole hatte. Wenn er darüber nachgedacht hätte, wäre ihm aufgefallen, dass Yelm in dem Schiff existierte und nicht an eine menschenähnliche, metallische Form gebunden war, doch für den Moment hielt er seinen Blick auf genau dieses Konstrukt gerichtet.

„Ja, Lord Saphenus?“, ertönte die artifizielle Stimme.

„Darth Hybris hat uns befohlen Informationen zu beschaffen.“


„Wir haben hier keinen Zugriff auf das HoloNet, Lord Saphenus.“

„Ich weiß, deswegen fliegen wir nach Bastion.“, sagte Saphenus und war im Begriff sich wieder umzudrehen und zu gehen als nichts passierte.

„Wir fliegen jetzt, Yelm.“, fügte er deswegen noch dazu und nickte zufrieden als der Droide bejahte. Hätte Rope die Möglichkeit gehabt ein verschmitztes Lächeln in seinem Gesicht anzudeuten, so hätte er es mit Sicherheit getan. Stattdessen wurde der Zabrak von einem ausdruckslosen Blick verfolgt. Als er den ersten Schritt tätigen wollte, blieb er stehen. Er erinnerte sich an den Hinflug und beschloss doch lieber in dem Cockpit zu bleiben. Er wusste nicht ob es der sicherste Ort war und genau deswegen konnte er genau so gut hierbleiben. Ein Ruck ging durch das Schiff als die Antriebe anfingen ihre Arbeit zu verrichten. Nach kurzer Zeit verkündete Yelm schließlich, dass seine Berechnungen fertig waren und Saphenus gab den Befehl zu starten. Zart widersetzte es sich der hohen Schwerkraft der Station und manövrierte sich geschickt aus dem Hangar heraus. Trotz des kleinen Abstandes zu den Wänden kratzte die Fury kein bisschen an. Schnell ließen sie die Station hinter sich und Yelm schaltete wie auf dem Hinweg alle nicht unbedingt benötigten Systeme ab. Dunkelheit empfing Saphenus und kurz sah er die reptilienartigen Augen seines Meisters vor sich als würden sie ihn selbst dann beobachten wenn er sich von ihm entfernte, als könnte er ihnen niemals entkommen. Der Zabrak schüttelte den Kopf und beruhigte sich. Die Schmerzen in seinem Kopf waren noch nicht völlig verschwunden und so mancher Muskel in seinem Körper zuckte noch hier und da. Der Weg aus dem Gasriesen hinaus war keinesfalls angenehmer als der Weg hinein, wäre er alleine gewesen als er das das erste Mal durchgemacht hatte….die Angst hätte ihn mit Sicherheit wahnsinnig werden lassen. So schloss er seine Augen, atmete tief und wartete bis die Prozedur überstanden war. Dass sich seine Hände fest an das Lichtschwert krallten, merkte er gar nicht.


Schließlich flackerte die normale Schiffsbeleuchtung wieder auf und er öffnete die Augen. Einer der Bildschirme zeigte den Gasriesen wie er langsam immer kleiner wurde. Schaute man ihn sich so an, man würde niemals vermuten, dass es in der Hülle aus Gas eine Station gab, auf der sich ein mächtiger Sith aufhielt. Ein Sith, der sich anschickte grässliche Pläne in die Tat umzusetzen. Beinahe surreal erschien es dem Zabrak, dass er selbst noch vor einigen Minuten dort war und sich nun die schwärze des Weltraums um ihn schloss. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich ihn. Er hatte erwartet sich frei zu fühlen wenn er nicht mehr dem drohenden Blick des Albtraums ausgesetzt war, doch dem war nicht so. Immer noch fühlte er sich beobachtet und das lag nicht nur an dem Starren Ropes. Schnell versicherte Saphenus bei Yelm, dass mit der Fury alles in Ordnung war und befahl ihm dann Bescheid zu geben wenn sie Bastion erreichten. Dann drehte er sich um und sah Rope an:


„Wenn du nichts zu tun hast, räum mein Quartier auf. Ich will, dass diese Unordnung beseitigt wird!“

„Ich bin nicht dazu da die Ställe der Haustiere zu putzen.“, entgegnete Rope patzig und Saphenus trat einen Schritt näher an den Droiden.


„Oh, aber Darth Hybris wird wohl mehr als enttäuscht sein, wenn du seinen Befehlen nicht folgst.“, säuselte Saphenus. Es fühlte sich so verdammt gut an diesem Stück Metall Befehle geben zu können ohne dass der sich wehren konnte.


„Er hat mir aber nicht befohlen den Käfig zu reinigen!“

„Er hat dir befohlen meinen Befehlen Folge zu leisten, das reicht!“,

sagte Saphenus zum Abschluss und verließ dann das Cockpit. Entweder Rope würde seinen Pflichten nachkommen oder eben nicht. Wenn nicht würde sich Hybris mit dem Altmetallhaufen beschäftigen müssen. Unschlüssig kam er im Hauptraum an. Ein schwacher Ruck durchfuhr das Schiff als der Hyperraumantrieb zum Leben erwachte. Er erfüllte das Raumschiff mit einem leisen, beruhigenden Summen. Der Zabrak wollte nicht zurück in sein Quartier, er hatte das dringende Bedürfnis dem verdammten Droiden aus dem Weg zu gehen. Stattdessen machte er sich auf in die Labore und wurde unwillkürlich in das mit der Leiche gezogen. Er selbst hatte daran rumgespielt und einen der Parasiten in den leblosen Körper befördert. Nun war das Stasisfeld erloschen und der Leichnam lag regungslos auf dem Boden. Saphenus erschrak: war er für das Scheitern es Experiments verantwortlich, weil er etwas falsch gemacht hatte? Schnell ging er zu dem Bordcomputer und machte sich mit Yelms Unterstützung daran zu schaffen. Die Aufzeichnungen zeigten schließlich, dass Hybris selbst das Experiment beendet und das Stasisfeld abgeschaltet hatte. Erleichtert warf der Zabrak einen Blick auf die Leiche. Bei genauerem Hinsehen bewegte sich etwas in dem Auge des Körpers. Saphenus ging in die Hocke, die Doppelbilder, die er immer noch sah, machten es ihm schwer zu erkennen was genau sich da bewegte. Dann jedoch machte er einen Satz nach hinten: es waren Larven, die hin und her zuckten und sich durch das Fleisch fraßen. In den Aufzeichnungen war zu sehen, dass sich der Körper nach dem Abschalten des Feldes noch bewegt hatte, nun gab es nur noch die Larven hier. Nutzte der Parasit die letzten Körperfunktionen um möglichst viele seiner Nachkommen zu verteilen damit sie sich nicht wegen Nahrungsknappheit gegenseitig auffraßen? Saphenus war kein Biologe und bisher war ihm sowas auch egal gewesen. Doch das hier…wer hätte gedacht, dass sowas überhaupt möglich war? Wenn er Recht hatte würde bald die ganze Leiche vor Larven wimmeln. Mit der Macht beförderte er die Leiche zurück in das Stasisfeld und schaltete es ein. Hoffentlich würde es diese Viecher davon behalten auf dem Schiff ihr Unwesen zu treiben. Saphenus sah davon ab sich auch noch das zweite Experiment anzuschauen, er wollte nicht wissen wie es dem Captain des Frachters ergangen war, den er selbst in einen der Tanks geworfen hatte. Vermutlich war es nicht weniger grässlich als das, was diese Würmer mit der Leiche anstellten.


Ihn zog es zurück in sein Quartier. Rope hatte seinen Befehl zu Herzen genommen und tatsächlich oberflächlich sauber gemacht. Die dreckige, nasse Robe war verschwunden, die Nasszelle wieder trocken. Nur kaputt war sie immer noch, vermutlich schloss Rope bei sauber machen reparieren nicht mit ein. Saphenus kümmerte es nicht, er wollte sich nicht wieder über den Droiden aufregen. Vielleicht gab es auf Bastion eine Möglichkeit sich der fanatischen Begeisterung für Hybris zu entledigen. Eine plötzliche Woge der Erschöpfung brach über ihm herein. Das letzte mal war er in dem ehemaligen Quartier Dr. Tools weggenickt und hatte wenige Minuten kostbaren Schlafs gefunden. Nun machte sich die Müdigkeit wieder in ihm breit obwohl er am liebsten in der Macht versunken wäre. Doch statt zur Meditation schlossen sich seine Augen zum Schlaf als er die weiche Matratze unter sich spürte.


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[Unbekannter Wanderplanet - Hybris Basis nahe der Oberfläche des Kerns des Planeten -E1 - Hangar - Hybris]


Die erste Etage war ein einziges Schlachtfeld. Um die Projekte der beiden Apprentice so weit es ohne weitere Ersatzteile von Außerhalb möglich war voran zu treiben, hatte Hybris der Besatzung aufgetragen die erste Etage vollkommen auseinander zu nehmen. Solange die Beleuchtung, Umweltkontrolle und die Gravitationsprojektoren noch liefen, sollten sie sich alles nehmen was sie brauchten. Und das taten sie auch. Die meisten verhielten sich eher verhalten, ruhig und waren nicht sonderlich auffällig. Das mochte an Hybris selber liegen, der seit der Abreise von Saphenus nur ein einziges mal runter gegangen war um sich anzuschauen was seine Schüler denn dort unten so angestellt hatten. Seitdem war er oben geblieben. Was vermutlich der Grund für den zügigen Umbau der Labore war. Es wurde nur dann gesprochen wenn es während der Demontage oder des Transportes notwendig war, und Hybris hatte ihnen noch nicht einmal verboten zu reden. Sie sollten tun wozu sie da waren und wenn sie währenddessen plauderten, dafür aber nicht langsamer wurden, konnte der Sith das ertragen. Musste er aber offensichtlich nicht. Nun ja, zumindest eben bei dem größten Teil der Belegschaft. Die wenigen Soldaten die mithalfen, waren da schon lauter. Sie schienen es zu genießen mit den wenigen Werkzeugen des Technikers ganze Räume zu zerlegen und die Teile dann den Wissenschaftlern zum Teil sogar zuzuwerfen. Der Sith konnte in der Macht spüren wie sich in diesen Augenblicken die Anspannung in den ehemaligen Wächtern lösten und sie am Ende der Woche sogar regelrecht zufrieden waren. Glücklich nicht, dafür sorgte die Anwesenheit ihres neuen Arbeitgebers schon, aber immerhin zufrieden. Vielleicht – und das schoss Hybris in diesem Augenblick durch den Kopf – waren sie aber auch einfach nur froh nicht unten in den Laboren sein zu müssen. Er selber empfand ja keine Skrupel, kein Mitleid oder sonst etwas in dieser Richtung. Das was die Projekte der beiden Apprentice mit den Gefangenen gemacht hatten, war inzwischen jedem klar und auch wohin das alles führen würde. Das wieso aber natürlich nicht. Und da sich keiner traute Hybris zu fragen und Anaster inzwischen auch viel zu viel mit Hybris zu tun gehabt hatte und er deshalb genau so gemieden wurde, wusste niemand etwas genaueres. Es gab Gerüchte, doch keines davon war es auch nur wert einen Gedanken daran zu verschwenden. Sie alle waren nur Schaltkreise, Platinen und Stromkreise innerhalb einer Maschinerie, welche Hybris nahezu allmächtig machen sollte. Er hatte seinen Traum, frei zu sein, nach wie vor nicht aufgegeben. Im Gegenteil. Weit entfernt und doch grade noch am Horizont zu erkennen war seine Freiheit. Doch sie befand sich nicht auf der selben Höhe wie er. Er schaute zu ihr auf, sich der gewaltigen Schlucht zwischen ihnen bewusst. Dieser Riss, Graben oder Loch, wie man immer auch dieses in Nebel gehüllte Etwas nennen wollte, musste gefüllt werden. Es musste ein Pfad geschaffen werden. Mit trittsicheren Steinen und Mörtel zwischen ihnen der sie an Ort und Stelle hielt. Wann immer Hybris sich die Zeit nahm darüber nachzudenken, ja, manchmal sogar darüber zu phantasieren und damit in eine metaphorische Welt abzudriften, sah er es ganz genau vor sich.

Er selber stand auf einem kleinen Flecken geborstener Erde, die aussah als hätte sie seit Ewigkeiten kein Regen mehr gesehen. Und dann die klaffende Finsternis vor ihm, die trotz ihrer Kälte und Bösartigkeit nicht in der Lage war das Objekt seiner Begierde zu verbergen. Dort war es. Weit entfernt und doch sichtbar. Er wusste wohin er gehen musste. Wusste das er sich nur umdrehen und eine der unzähligen Leichen packen und in die Schlucht schmeißen musste. Und dann noch eine. So lange bis eine der in Schrecken erstarrten Leiber direkt zu seinen Füßen liegen blieb. So lange bis sein erster Trittstein entstanden war. Er trat auf ihn, sank in das verwesende Fleisch ein, rutschte sogar leicht zur Seite weg und wäre vielleicht auch gefallen, doch da wurde der Pfad plötzlich durch eine weitere Leiche erweitert, breiter gemacht. Hybris sah nach rechts und erkannte seine beiden Schüler. Sie waren durch ätherische schwarze Ketten an ihn gebunden, ihre Augen seelenlose Löcher, gefüllt mit nichts als Unterwerfung. Der Executor richtete sich auf, fand einen festen Stand auf dem blutigen Boden und sah dann nach vorne. Einen Schritt näher dran. Das musste vorerst genügen, denn Leichen im eigenen Kielwasser hinter sich her zu ziehen war nicht einfach. Es brauchte einfach seine Zeit. Das Objekt das aus dieser Entfernung nicht viel mehr war als eine verschwommene Erinnerung, lockte und köderte Hybris. Es wollte das er weiter ging, wollte das er um jeden Preis diese Schlucht überquerte. Oder bei dem Versuch abstürzte. Wer konnte das schon sagen? Wollte die Freiheit tatsächlich erobert werden oder erfreute sie sich an dem Scheitern all jener Glücksritter die es versuchten? Hybris wusste es nicht, hatte sich aber vorgenommen trotz seiner Ungeduld nicht schneller voran zu schreiten als er Leichen anhäufen konnte. Seine Schüler halfen ihm nun dabei und würden die ganze Sache beschleunigen. Doch sollte einer von ihnen zu ungeduldig werden und selbst nach der Freiheit greifen wollen, er würde die Ketten durchtrennen und ihn abstürzen lassen. Oder gleich selbst in die Finsternis stoßen.

Dieser Planet – Anaster nannte ihn Tawarwaith – hatte dem Sith Lord eine Menge metaphorischer Leichen beschert. Natürlich stand nicht jede Leiche für einen Toten, es war ja immer noch nur eine Metapher. Im Grunde konnte es sogar passieren das er sich eine kilometerlange Brücke aus verwesenden Leibern bauen konnte, ohne das tatsächlich jemand starb. Sollte Saphenus erfolgreich sein und Yelm außerdem die Schmiede finden, Hybris hätte genug Baumaterial um über Jahre hinweg damit arbeiten zu können. Wenn … falls … sollte.
Hybris saß nun schon den siebten Tag in Folge im Hangar und meditierte. Inzwischen musste er es nicht mehr tun um sich zu regenerieren – er hatte sogar in den letzten drei Tagen bis zu sieben Stunden pro Nacht geschlafen -, sondern tat es nur noch um die Macht spürbar durch sich hindurchfließen zu lassen. Viel zu selten hatte er die Gelegenheit einfach mal abzuschalten und die Macht, die neben seinem Verstand sein wertvollstes Werkzeug war, so intensiv wahrzunehmen, ohne mit ihr gleich irgendwas zu zerstören. Die Wissenschaftler hatten auch etwas davon. Wenn er nämlich meditierte, vergingen gerne mal drei oder vier Stunden und da er dabei immer im Hangar blieb, bekam ihn niemand zu Gesicht. Und auch wenn keiner seiner neusten Untergebenen in der Lage war seine Anwesenheit vergessen oder ignorieren zu können, so war eine nicht sichtbare Gefahr manchmal dann eben doch besser als sie ständig anschauen zu müssen. Sie nahmen was sie kriegen konnten. Wenn auch nicht im Bezug auf das Angebot das ihnen Hybris gemacht hatte. Scheinbar gingen alle davon aus das er sie in irgendeiner Weise hereinzulegen versuchte, denn keiner der Kittelträger war gekommen und hatte ihm mitgeteilt was er oder sie denn gerne haben wollte. Lediglich die Soldaten waren am vierten Tag geschlossen auf ihn zugekommen und hatten sich diesbezüglich ausgesprochen. Hybris hatte es kommentarlos abgenickt und sie waren wieder gegangen. Keiner von ihnen hatte Credits erwähnt, doch wozu brauchte man diese auch wenn sie das bekamen was sie wollten. Während der erste noch eher bescheiden geblieben war, hatten sich die darauffolgenden Soldaten wohl spontan dazu entschlossen mehr verlangen zu wollen. Aus einem eigenen Haus war schließlich eine Villa, dann ein Wolkenkratzer oder etwas ähnlich großes geworden und der letzte hatte dann als Absicherung seines Lebensabends doch tatsächlich ein eigenes Schlachtschiff verlangt. Beziehungsweise erbeten. Wie sie auf die Idee gekommen waren als Soldaten irgendwas leisten zu können das solche Ausgaben rechtfertigen würden, war dem Sith schleierhaft. Er würde die Wissenschaftler durchaus belohnen. Mit eigenen Laboren, Untergebenen oder Häusern und Schiffen. Sie würden die Illusion leben die sie sich wünschten, ob sie sich dessen nun bewusst waren oder nicht. Eine Täuschung die nur solange von Hybris aufrecht erhalten werden würde wie sie nützlich waren. Aber die Soldaten? Wohl kaum. In diesem Zusammenhang dachte der Executor aber auch über seine Schüler nach. Was wünschten sie sich? Auch die Freiheit? Den Thron des Imperators? Oder etwas weniger ehrgeiziges? Ares war seiner Meinung nach jemand der durchaus eine hohe Position anstrebte, wenn auch die Frage zu beantworten war ob er dazu in der Lage war. Er bereitete Hybris weit weniger Sorgen als Saphenus, doch das konnte man so oder so auslegen. Wer den Hipfel will, muss den Raggy schlucken. So oder so ähnlich lautet eine Lebensweisheit die Hybris mal auf einem corellianischen Passagierschiff aufgeschnappt hatte. Laut dem Holonet konnte man diese simple Weisheit, die sich auf eine Trinksportart bezog, dahingehend verstehen das man für das Erreichen der höchsten der hohen, der schwersten der schweren und der unmöglichsten der unmöglichen Ziele die bittersten aller Pillen schlucken musste. So wirklich verstanden hatte er diesen Sport nicht, doch es ging wohl darum sich mit Hochprozentigem das Leben zu nehmen und Spaß dabei zu haben. Zumindest hatte er den irrwitzig ernst gemeinten Artikel so interpretiert.

Aber wie dem auch sei. Es war doch nur allzu offensichtlich das man nicht Imperator des Imperiums werden konnte ohne Opfer bringen zu müssen, dass man nicht wirklich frei sein konnte ohne dafür etwas abtreten zu müssen. Hybris musste es Tag für Tag hinnehmen. Er war ein Sith und doch derart ehrgeizig, das er sogar seine Emotionen unterdrückte die ihn eigentlich mächtiger machten. Aber wie sollte er als Mensch, der vielleicht grade mal Einhundertfünfzig Jahre alt werden konnte, denn sonst sein Ziel von Unsterblichkeit erreichen? Indem er die eine Hälfte der Menschheit wie ein primitiver Affe bestieg und die anderen erschlug? Indem er sich in der dunklen Seite suhlte und sie einer Droge gleich durch seine Adern fließen ließ? Oh natürlich, das würden die aufregendsten fünf bis zehn Jahre seines Lebens werden, doch zu welchem Preis? Nein, das kam gar nicht in Frage. Es war nur hin und wieder mal einen Gedanken wert – denn verlockend war es natürlich trotz all seiner Bemühungen -, doch mehr nicht. Einen ausschweifenden Lebensstil konnte er sich erlauben wenn er mehr Macht besaß als die Macht und mehr Schaden anrichten konnte als die Zeit. Darth Hybris, Sith Execuor des Sith Ordens, Sith Lord des Galaktischen Imperiums. Klang schon nicht schlecht. Doch Hybris, der Allmächtige, Gebieter über die Zeit und Herr der Macht, Einzig wahrer Gott des Universum … nun ja, an den Titeln musste er noch arbeiten. Wenn es denn soweit war.

Tief in der Macht versunken, spürte er Saphenus schon lange bevor die Fury den Hangarschild durchdrang und wie das letzte mal haarscharf an den Wänden entlang glitt und schließlich an der exakt selben Stelle landete. Als die Rampe sich schließlich absenkte, legte sich das untere Ende der Rampe direkt dem inzwischen aufgestanden Hybris zu Füßen. Er betrat das Schiff noch bevor irgendwer aussteigen konnte. Er durfte gar nicht damit rechnen das Yelm erfolgreich gewesen war, doch die eine Woche Wartezeit hatten Hoffnungen in ihm geweckt. Und diese sollten sich nun weder erfüllen oder sogleich zerschlagen werden. Nichts war schlimmer als die Ungewissheit.
Deshalb marschierte Hybris direkt zum Cockpit, nahm dabei die Präsenz eines weiteren Gastes wahr und ignorierte ihn auch schon im nächsten Augenblick. Dann betrat er auch schon die Schaltzentrale des Fury. Der Pilot saß wie immer an der üblichen Stelle und Saphenus erwartete ihn. Erwartete ihn, weil er seinen Meister nun seit einer halben Ewigkeit wieder einmal in der Macht wahrnehmen konnte. Sich vor der Macht und aller machtsensitiven Wesen zu verstecken war eine absolut unbefriedigende Angelegenheit. So nützlich sie in Gegenwart von feindlich gesinnten Machtnutzern auch sein mochte.
„Und, nennenswerte Fortschritte gemacht?“ fragte er den Apprentice, da schob er sich auch schon an ihm vorbei. Da Hybris nicht grade für seine rhetorischen Fragen bekannt war, hätte der Zabrak sicherlich auch geantwortet, doch sein Meister war schon weiter und fragte nun Yelm wie es mit der Schmiede aussah. Im Gegensatz dazu waren die möglichen Fortschritte seines Schüler unwichtig.
„Wir haben 37 Standorte untersucht und nur auf T7K94 eine Art Stadt gefunden. Diese wird jedoch von eine Art modifizierten Biokraftfeld geschützt. Wir müssten unsere Schilde anpassen um es durchdringen zu können.“
„Dann fang an und zeig mir solange auf dem Holoprojektor im Aufenthaltsraum was du alles über den Planeten und diese Stadt herausgefunden hast.“

Da Hybris keine Bestätigung brauchte, drehte er sich schon während er sprach um, gab dem Apprentice mit einem Wink zu verstehen das er ihm folgen sollte und verließ dann das Cockpit.
Der Projektor war bereits aktiv und beleuchtete den ansonsten dunklen Raum mit seinem bläulichen Licht. Rope, der in der Nähe stand, wollte sich zu ihnen gesellen, bekam aber sogleich eine erhobene Hand als Warnung.
„Jetzt nicht. Sorge dafür das die Vorräte aufgefüllt werden. Sie müssen mindestens 2 Monate halten.“
„Sehr wohl Meister.“

Rope verschwand und Hybris sah, während er sich auf den Projektor abstützte, Saphenus an.
„Was hast du für mich?“





Eine Stunde später sprang die Fury bereits wieder in den Hyperraum. Hybris war inzwischen von zwei Dingen überzeugt. Erstens: Er würde etwas finden das seine Leichenstraße verlängern würde und zweitens, Saphenus würde weder als ausgebildeter Sith Warrior und an Hybris gebunden oder gar nicht zurückkehren. Sein Geduld war erschöpft und wollte der Zabrak verhindern das seine Lebensessenz den Speicher wieder füllte, musste er sich aus der Gleichung nehmen. Indem er die letzte Prüfung überlebte...

[Hyperraum Richtung T7K94 - Hybris Fury - Cockpit - Saphenus, Hybris und Yelm]
 
[Weltraum | Hyperraum | Hybris' Fury | Cockpit] - Saphenus, Yelm (NPC)

Schnell öffnete sich vor ihnen wieder der Hyperraum und als Saphenus der Überzeugung war wieder genug Kraft in seinen eigenen Beinen zu haben, ließ er die Konsole los. Etwas wackelig war er zwar, aber es reichte aus. Der Eindruck dieser Welt war vernichtend gewesen. Seine eigenen Sinne, Gefühle und Gedanken so plötzlich über sich zusammenstürzen zu sehen mit der Aussicht auf die Vernichtung des eigenen Geistes….welches Artefakt musste wohl dort unten sein? Eines das mächtig genug war um Hybris‘ Interesse zu wecken, korrigierte er sich sofort. Ein Artefakt, das in der Lage war, die Macht seines Meisters erheblich zu vergrößern weshalb der Sith alles daran setzte es zu bekommen. Doch ob es den Preis wert war? Saphenus‘ Schläfen pochten, sein Kopf schmerzte. Verzögert spürte er die Nachwirkungen dieser Erfahrung. Yelm würde sich schon melden, wenn etwas wäre, also ging Saphenus zurück in sein Quartier. Als er sich auf sein Bett legte und die Augen schloss, verschwanden die Schmerzen langsam. Nun schien ihm der Zusammenbruch seiner Sinne wie ein Traum vorzukommen, etwas, das gar nicht geschehen und nur seiner Phantasie entsprungen war. Als hätten sie diesen Planeten nie gefunden, öffnete er die Augen und fühlte sich einem bösen Traum erwacht. Doch in ihm regte sich Widerstand gegen dieses Gefühl, etwas wollte nicht, dass er das glaubte. „Will das Artefakt nicht gefunden werden?“, flüsterte Saphenus zu sich selber. Konnte ein Artefakt überhaupt etwas wollen, besaß es ein Eigenleben, eigene Wünsche, eigenes Verlangen? Der Zabrak verfluchte sich und seine Unkenntnisse. All die Jahre in der Bibliothek, in der er einsam Bücher gewälzt hatte, waren nutzlos. Er war immer der Überzeugung gewesen doch mehr über die Macht zu wissen als die meisten, nun wusste er wie falsch er damit lag. Unergründet lag sie vor ihm, eingehüllt in Schichten aus hartem Stein, die er durchdringen musste um an die Quintessenz dessen zu kommen, was nun sein Leben war. Er erinnerte sich an Darth Sik. Welche Werke mochten noch in der Bibliothek auf Bastion von diesem Sith liegen, die unermessliches Wissen enthielten und ihm noch nicht zugänglich waren? Welche Lehren mochten noch auf längst verlassenen Planeten liegen, nur darauf wartend wiederentdeckt zu werden? Plötzlich beschlich ihn das Verlangen seine Füße in den staubigen Sand Korribans zu setzen. Den Ort, an dem die Sith geboren wurden und von dem aus sie ihre Kultur entwickelten. Auf Korriban musste es Schriften geben, die der Orden noch nicht entdeckt hatte. Es musste einfach so sein! Doch für den Moment wurde ihm bewusst, dass all das außerhalb seiner Reichweite lag. Nachdem sie die restlichen Planeten besucht hatten würden sie zu der geheimen Basis aufmachen um sich dann wieder an den Ort zu begeben, an dem er fast den Verstand verloren hatte. Saphenus wusste, Yelm würde sich nicht davon überzeugen lassen die Basis direkt anzufliegen. Der Droide musste pflichtbewusst auch die noch so geringe Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass die Anomalie ein Zufall war und sich das Artefakt doch noch woanders befand. Er gehorchte damit nur seiner Programmierung und die konnte der Zabrak nicht umgehen.

Doch der Vorteil war, dass er so noch Zeit gewann um zu trainieren und zu meditieren. Nicht lange, aber dennoch wertvolle Zeit, die Hybris‘ Augen nicht unmittelbar auf ihm liegen würde. Auch wenn er den Schatten des Albtraums immer noch wie seinen eigenen spürte. Hatte das Artefakt eben einen so starken Einfluss auf ihn gehabt, weil sein eigener Machtschild, seine Verteidigung, noch nicht gut genug war? Vermutlich. Saphenus kniete sich auf den Boden. Dieses Mal streckte er nicht seine Sinne auf sondern achtete auf das Feld, das ihn umgab. Schwach glänzte es in der Macht, hauchdünn und zerbrechlich. Es war zwar da auch wenn er nicht darauf achtete, dennoch nicht stark genug um ernsthaften Angriffen zu trotzen. Saphenus erinnerte sich an die Worte seines Meisters: Irgendwann würde er versuchen ihm sein Lichtschwert wieder wegzunehmen, dann musste er vorbereitet sein. Seine Hände spürten das kalte Metall der Waffe. Er würde sie nicht mehr hergeben. Langsam schöpfte er aus der Macht, füllte sie in seine Hände und richtete sie auf seinen Schild. Langsam wurde er stärker, dicker, massiver. Schließlich ließ seine Konzentration nach, die Macht entglitt ungenutzt seinen Fingern. Gleichzeitig wurde auch der Schild wieder schwächer. Saphenus nahm sich zusammen und fokussierte all seine Gedanken auf seine Verteidigung. Wieder nahm die Stärke des Schilds zu, wieder musste er abbrechen und wieder wurde er schwächer. Er konnte ihn nicht andauernd aktiv speisen, er musste aus sich selber kommen. Saphenus fing an zu meditieren. Unbewusst wollte er die Macht um sich festigen um besser vor Angriffen geschützt zu sein. Während er die Macht einfach durch sich durch strömen ließ, mit ihr spielte und langsam versuchte immer näher an den Ozean zu kommen, der in ihm schlummerte und ihm doch verwehrt war, merkte er gar nicht wie sich der Schild von selber stärkte. Unmerklich zunächst, immer ein bisschen mehr. Schließlich öffnete der Zabrak wieder die Augen. Schweiß perlte ihm von der Stirn, ihm war gar nicht bewusst geworden wie anstrengend das für ihn war. Trotz allem was er bereits gelernt hatte, er stand noch am Anfang all dessen was er lernen konnte und vielleicht würde.


Rope warf dem Zabrak einen undeutbaren Blick zu als dieser den Hauptraum betrat. „Starr mich nicht so an und sorg endlich dafür, dass die Nasszelle in meinem Quartier repariert wird.“, knurrte Saphenus und ignorierte die Widersprüche, die der Droide sogleich von sich gab. Er wandte sich in Richtung des Labors und betrat das, in dem sein ehemals muskulöses Spiegelbild gefangen war. Kraftlos blickte J’Annon auf. Seine Lippen waren trocken, seine Haut fahl. Saphenus wusste nicht ob das Stasisfeld auch dafür sorgte, dass der Zabrak genug zu trinken bekam oder irgendwie seine Wunden versorgte, es kümmerte ihn auch nicht. Die sengende Hitze des Lichtschwertes hatte die beiden Stümpfe kauterisiert und den Körper damit davor bewahrt an Blutverlust zu sterben. Saphenus betrachtete seinen ehemaligen Gegner genau. All die rohe Kraft, die er eins besessen hatte, was brachte sie ihm nun? Wehrlos war er in dem Stasisfeld gefangen und auf Gedeih und Verderb dem Wohlwollen von Saphenus ausgeliefert. Der musste sich eingestehen, dass er das Genoss. Zwar wehrte sich noch etwas tief in ihm gegen dieses Gefühl, doch der Widerstand war so gering, dass sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. Eigentlich hätte er über sich erschrecken müssen, wie hatte es nur soweit mit ihm kommen können? Doch je mehr er meditierte, je mehr er sich der Macht öffnete desto mehr konnte die dunkle Seite von ihm in Besitz nehmen. Je stärker in der Macht wurde desto stärker wurde auch das Monster, das sich mittlerweile unsichtbar mit seinem Geist verwoben hatte. Noch war sein altes Ich nicht vollständig getilgt, noch waren nicht alle Zweifel ausgeräumt und doch wurde dieser Teil seines Selbst immer kleiner. Es war nur eine Frage der Zeit bis es völlig verschwand.

„Was…willst…du?“, flüsterte J’Annon schwach. Die Worte kamen ihm kaum hörbar von den Lippen.

„Nichts bestimmtes.“, sagte Saphenus. Tatsächlich wusste er nicht was ihn hierhin getrieben hatte. Wollte er den Besiegten demütigen, treten während er am Boden lag? Wollte er sich selber etwas beweisen?

„Bring…es…einfach…zu Ende!“, schaffte es J’Annon zu sagen bevor sein Kinn kraftlos auf seine Brust sank. Sollte er das tun, sollte er gnädig sein? Saphenus aktivierte seine Klinge und zeigte mit ihr auf das Feld. Er musste es nur abschalten und dem Leben des Zabrak ein Ende setzen, es war so einfach. Doch plötzlich sah er sich der verborgenen Armee gegenüber, die toten Geister warteten nur auf Nachschub um ihn weiter zu quälen. Bis sie irgendwann stark genug waren um ihn zu vernichten! Fauchend verschwand die rote Klinge wieder und der Griff landete wieder am Gürtel. Nein, noch würde er die Armee nicht füttern. Wie überheblich war J’Annon gewesen, wie überzeugt, dass er stärker war. Er hatte sich als den Stärkeren angesehen und musste nun den Preis dafür bezahlen. Mit einem letzten Blick auf den erschlafften Körper des Zabrak verließ Saphenus das Labor. Rope verließ gerade sein Quartier.

„Ich habe die Dusche zweckmäßig repariert. Am besten wäscht sich das Haustier sofort, es stinkt nach Dreck und das mag der Meister ganz und gar nicht!“, sagte er überheblich. Vermutlich interpretierte der Droide es als Erniedrigung, dass er das persönliche Quartier der sogenannten „Haustiere“ reparieren musste. Auch wenn Saphenus jedes Mal spürte wie er zornig wurde wenn er dem Droiden begegnete, kontrollierte er sich dennoch. Stattdessen befahl er ihm sich um J’Annon zu kümmern und diesen am Leben zu erhalten. Er fügte hinzu, dass er den Experimenten des Meisters diente. Vielleicht durchschaute der Droide die Lüge, dennoch würde er sich dem Befehl wohl beugen. Dann ließ Saphenus den Roboter stehen.




Wie erwartet waren die letzten Planeten und Monde, die noch auf ihrer Liste standen, von dem Pulsar pulverisiert worden, auf ihnen befand sich nichts als Staub und Stein. Somit kam auch Yelm endlich zu dem Schluss, dass der eine Planet, der ganz Besondere, auch der Gesuchte war. Sofort nahmen sie Kurs zurück zur geheimen Basis. Saphenus blieb nicht viel Zeit alleine, ein aller letztes Mal meditierte er und versuchte kontrolliert Emotionen in sich hervor zu rufen, die er dann auf jemand anderen übertragen konnte. Schließlich begab er sich ins Cockpit und wurde wieder Zeuge wie die Fury aus dem Hyperraum sprang und in die Gashülle des Planeten eintrat. Wieder wurden alle nicht überlebensfähigen Systeme abgeschaltet bis sie schließlich ebenso knapp und gezielt im Hangar der Basis landeten. Saphenus wollte sich gerade umdrehen und seinem Meister Bericht erstatten, da spürte er dessen Präsenz auf sich zurasen. Es war unverkennbar die des Albtraums, wie eine Wand aus Dunkelheit kam sie auf ihn zu. Aus irgendeinem Grund versteckte sich Hybris nicht mehr und offenbarte, wer bzw. was er wirklich war. Saphenus fröstelte, seine Nackenhärchen stellten sich auf. Dann sah er genau in die gelben Augen seines Meisters und schrumpfte innerlich zusammen. Die Macht, die von ihm ausging, war vernichtend und gleichzeitig beeindruckend. Auch wenn Saphenus wusste wozu Hybris in der Lage war, es war etwas anderes es auch zu spüren anstatt es nur zu sehen. Der Zabrak musste kurz über die Worte nachdenken, die sein Meister an ihn richtete, erschien als kämen sie wie durch Gelee zu ihm gewabert. Doch der Albtraum erwartete offenbar keine Antwort, denn wortlos schob er sich an dem Zabrak vorbei und forderte von Yelm einen Statusbericht. Der Droide antwortete pflichtbewusst während sich Saphenus noch seine eigenen Worte und Sätze im Mund zurechtlegte. Dann drehte sich der Albtraum auch schon wieder um, ein Wink mit der Hand zeigte dem Schüler, dass er folgen sollte. Der Holoprojektor im Hauptraum zeigte schon den Planeten und hob die Stadt hervor, die sie gefunden hatten. Es wirkte surreal ohne das Gefühl alles würde über ihm zusammenbrechen. Immer noch konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass alles nur ein Traum gewesen war auch wenn hier der Beweis für das Gegenteil direkt vor ihm lag. Rope wurde weggeschickt, dann lag der Blick des Albtraums tatsächlich wieder auf dem Zabrak. Der versuchte standhaft den Blick zu erwidern. Es half ein bisschen, dass er sich nicht genau auf das Gesicht seines Meisters konzentrieren konnte. Noch immer spielte sein Auge nicht mit.


Saphenus drückte ihm ein Datapad mit allem in die Hand, was er in der Bibliothek gefunden hatte. Er verwies auf den Umstand, dass Yelm direkt mit der Suche nach dem Planeten loslegen wollte weshalb er kein Exemplar eines machtsensitiven Wesens mitgebracht hatte. Dennoch war er sich sicher, dass zumindest die Tuk’ata die Anforderungen erfüllten. Schließlich sprach er noch etwas anderes an.


„Als wir aus dem Hyperraum sprangen und uns dem Planeten näherten, wo das Artefakt vermutlich ist, spürte ich…s etwas wie einen Ruck in der Macht. Plötzlich konnte ich mich an die letzten Augenblicke nicht mehr erinnern, dann schien es so als würden all meine Gedanken und Emotionen plötzlich über mich zusammenbrechen. So etwas…Intensives habe ich noch nie gefühlt. Was suchen wir, was ist da unten?“

Saphenus musste fragen, er wollte wissen wonach sie suchten.

[Weltraum | Hyperraum Richtung T7K94 | Hybris' Fury | Cockpit] - Saphenus, Darth Hybris, Yelm (NPC)
 
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