Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Ian und einem schlafenden Yaro
Sie machten wirklich Fortschritte. Ians Eingeständnis erleichterte alles ein klein wenig - und gleichzeitig beunruhigte es Eowyn beinahe noch mehr. Oder war er wirklich einfach nur zur Vernunft gekommen? Wer wusste das schon. Zugegeben... sich keine Sorgen zu machen war wohl ein Wunsch, der sicher nicht in Erfüllung gehen würde, aber sie konnte es ja einmal probieren. Das schadete nichts.
Sie wusste, dass sie ihn arg in Bedrängnis brachte. Aber was nutzte es, wenn er nun einschlief, nur um in einer Stunde wegen Alpträumen aufzuwachen? Und man ruhte nun einmal besser aus, erholte sich besser, wenn man lag, anstatt Energie darauf zu verschwenden, sitzen zu bleiben. Vermutlich hätte sie ihm das nur vor Augen halten müssen... Wenn er sich hinlegte würde er morgen fitter sein. Unter dem Deckmantel der Mission war vieles einfacher zu erreichen. Das musste sie sich merken.
Dieses Mal klappte es immerhin auch so, wenn auch nicht ohne Murren und Widerstand. Sie spürte genau, dass er es nicht wollte, weshalb er damit allerdings selbst jetzt noch ein so großes Problem hatte, das verstand sie nicht. Als sie es das erste Mal probiert hatten... es war mitten in der Nacht gewesen, sie waren immer wieder aneinandergeraten, es war im Freien gewesen. Keines dieser Dinge traf jetzt zu. Er vertraute ihr... dessen war sie sich ziemlich sicher. Weshalb dann dieses Unbehagen - eigentlich noch mehr, weshalb diese Ablehnung? Er konnte es auch wieder alleine probieren, wie vorgestern, aber in seinem Zustand... er war müde, hatte kaum etwas gegessen, hatte Fieber. Nein, das war keine gute Idee, wenn es etwas nutzen sollte, dann würde sie ihm schon helfen müssen.
Eowyn merkte, wie Ian immer müder wurde. Wenn sie loslegen wollten, dann mussten sie es jetzt tun. Es ist alles gut... vertrau mir. Dir passiert nichts, murmelte sie, während sie automatisch die Augen schloss. Nicht, dass es notwendig gewesen wäre. Sie hielt weiterhin Ians Hand und begann genauso sanft und vorsichtig wie das letzte Mal, den Kontakt zu ihm herzustellen. Und genau wie letztes Mal wehrte sich alles in ihm dagegen. Sie seufzte leicht. Es funktionierte nicht, wenn er sich sträubte. Dennoch begann sie langsam, ihn einzuhüllen, so, dass er noch immer Platz hatte. Sie wollte, dass er wusste, dass sie da war, dass sie ihm nichts tun würde. Sie ließ ihm Zeit, viel Zeit, und setzte darauf, dass er irgendwann zu müde sein würde, um sich noch groß zu wehren. Als sie dann schließlich der Meinung war, dass er erschöpft genug war, um sie gewähren zu lassen teilte sie ihre Aufmerksamkeit, wandte sich seinem Herzschlag zu und griff vorsichtig ein.
Sie hätte lieber noch warten sollen.
Sein Körper wehrte sich. Alles in ihm krampfte zusammen, und Eowyn erhaschte einen Blick auf etwas, bevor sie sofort wieder losließ. Sie biss die Zähne zusammen, ignorierte das Gesehene und Gespürte, ließ es nicht zu. Das lief ja noch übler als beim letzten Mal.
Sie war sich nicht sicher, ob oder wie viel Ian mitbekommen hatte, aber es würde nicht helfen, wenn sie jetzt völlig aufhörte und noch einmal von vorne beginnen musste. Ian würde das vermutlich gar nicht mehr zulassen. Sie machte weiter, umhüllte seinen Geist, versuchte, ihn zum Mittelpunkt zu führen... und erst, als sie sicher war, dass sie nicht anders weitermachen konnte versuchte sie es ein zweites Mal mit seinem Herzschlag. Dieses Mal war sie vorbereitet, aber offensichtlich war Ian entweder schon zu weit fort, oder aber er hatte mitgeholfen. Die vorherige Reaktion blieb aus, und erleichtert stellte Eowyn fest, dass sie ihre Aufgabe dieses Mal zu Ende führen konnte.
Wenige Minuten später öffnete sie die Augen. Ian atmete ruhig und langsam. Mit der zweiten Hand fühlte sie an seiner Stirn, dieses Mal ein wenig länger als vorher. Wenn sie etwas auf Denon gelernt hatte, dann Fieber festzustellen und abzuschätzen, inwieweit es gefährlich wurde. Noch war es bei Ian nicht so weit... Noch kam sein Körper damit zurecht. Sie hoffte, dass es dabei blieb, aber sie würde ihn beobachten.
Sanft strich sie ihm die langsam länger werdenden Haare aus der Stirn. Beinahe wünschte sie, sie könnte ihm beim Schlafen zusehen... Aber auch wenn die Energiezelle des Lichtschwertes lange hielt, für solch unnötige Dinge würde sie es sicher nicht aktivieren.
Sie hätte ewig so dasitzen können, aber schließlich stand sie dennoch auf, wickelte sich aus der Robe und warf sie Ian über. Sein Zittern hatte ein wenig nachgelassen - wegen der Trance, oder weil ihm wärmer wurde? Sie hatte keine Ahnung, aber weshalb ein Risiko eingehen? So lange sie selber nicht fürchterlich fror kam sie auch ohne klar. In ihrer ersten Nacht hier auf Va'art hatte er das Gleiche für sie getan.
Die Dunkelheit funktionierte, so lange sie ihre Gedanken in Bewegung hielt. Also würde sie einfach nicht aufhören, nachzudenken - und zwar nicht an Dinge, die sie überhaupt nicht beeinflussen konnte, wie die Dinge auf Coruscant... Stang.
Ian war ein gutes Thema. Was hatte ihn nur erwischt? Und die erneute Frage, hing es mit dem Fieber von vor wenigen Tagen zusammen? War es ansteckend? Wenn ja war es für sie ohnehin schon zu spät, aber sie musste sich beobachten. Was konnte sie tun, um ihm zu helfen? Die deprimierende Antwort war - gar nichts. Sie kannte sich zu wenig aus, um in seinem Körper herumzuforschen, ganz davon abgesehen, dass sie seine Grenzen nicht würde verletzen wollen. Die hatte sie schon genug verletzt, gerade eben... auch wenn es nicht ihre Schuld gewesen war. Sie hatte es nicht kommen sehen, wie hätte sie ihre "Augen" verschließen sollen? Sie würde einfach nicht daran denken, dann.. es war zu spät. Sie hatte es deutlich vor sich gesehen. Nur den Bruchteil einer Sekunde lang, aber es war genug gewesen. Ein Flur. Ein... Mann, außergewöhnlich blass, groß. Wirklich sehr groß... denn sie kniete auf dem Boden, wütend, hasserfüllt, erstickend. Es war nicht sie gewesen, das war deutlich. Es war Ian, eine Erinnerung, und obwohl sie es nur einen kurzen Moment gespürt hatte war es erschreckend gewesen. Die Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper ließ erst einmal nicht nach. Der Hass, den sie gespürt hatte... Ian gespürt hatte.
Irgendwie verständlich, wenn man bedachte, dass dieser Mann dabei war, ihn umzubringen. Dennoch. Wieder einmal eine Erinnerung daran, wer Ian gewesen war, was er gewesen war. Sie hatte sich Ian im Orden der Sith nicht vorstellen können... Jetzt hatte sie ihn vermutlich zum ersten Mal selber dort gesehen und gespürt, was ihn dort zugehörig machte. Es war nichts, das sie wiederholen wollte.
Jedenfalls bekam sie nun den Hauch einer Ahnung, weshalb Ian sich so wehrte. Vielleicht steckte noch mehr dahinter... aber sie wollte, durfte, sollte es erst einmal nicht wissen. Vielleicht wusste Ian nichts davon, was sie gesehen hatte. Vielleicht hatte er es selber nicht gemerkt, und sie würde ihn nicht darauf aufmerksam machen. Eowyn bezweifelte irgendwie, dass er sich darüber freuen würde, vermutlich war es eine der letzten Szenen von denen er wollte, dass sie sie sah. Sie würde es sicher nicht ewig vor ihm verstecken, nein, das konnte sie bestimmt nicht einmal, aber momentan... Momentan war es klüger.
Eowyn zuckte zusammen, als das Objekt ihrer Überlegungen plötzlich Geräusche von sich gab. Er war in einer Tiefschlaftrance, herrje... er sollte eigentlich ruhig vor sich hinschlafen. Und nicht husten, verdammt noch mal! Das war nicht gut. Das war gar nicht gut... Wenn der Husten es schaffte, sich selbst gegen die Trance durchzusetzen war das kein gutes Zeichen. Besorgt näherte sie sich ihm, versuchte an seiner Brust etwas zu hören... ein Rasseln oder dergleichen. Aber als ob sie das können würde, und selbst wenn, was würde es ihnen nutzen? Bisher hatte es gut geklappt, die Verzweiflung im Zaum zu halten, vorhin war schon genug herausgebrochen, um sie erst einmal ein wenig herunter kommen zu lassen. Aber diese Entwicklung war nun nichts, das sie aufjubeln ließ. Sie saßen hier fest, ohne Analysegeräte, ohne großartige Hilfsmittel. Was, wenn es immer schlimmer werden würde?
Was, wenn sie durchdrehen würde? Das wäre eine ganz tolle, fantastische Idee. Das sollte sie einmal versuchen. Wenn sie durchdrehte, dann war alles nur halb so schlimm, und sie würden ohnehin bald beide draufgehen. Ian, krank, sie durchgeknallt. Dann war es vorbei.
Also könnte sie es schaffen, bitte, einfach einmal nur für ein paar Stunden ruhig zu bleiben???
Danke.
Sie konnte nichts machen, was seinen Husten anging, aber vielleicht konnte sie ihm helfen, warm zu bleiben. Sie kramte seine nasse Kleidung hervor und setzte sich daran, sie zu trocknen, mühsam, ein bisschen Stoff nach dem anderen. Wenn er morgen früh aufwachte würde er sich zwei Lagen anziehen können, wenn er es zuließ. Als sie schließlich fertig war, warf sie ihm die Kleidung über den Körper und holte auch ihre Wechselsachen schließlich heran, führte die gleiche Prozedur noch einmal durch. Sie sollte nicht auf dem eventuell kalten Boden schlafen... Schlussendlich löste sie wieder einmal ihre Haare, legte ihre Sachen auf den Boden und sich selbst müde hinter Ian darauf, um ihn noch so ein kleines bisschen zu wärmen. Und sich selbst. Das konnte auch nicht schaden.
Mittlerweile musste die Nacht herangebrochen sein. Sie hatte das Zeitgefühl verloren, genauso die Kenntnis darüber, wo ihr Chrono steckte. Aber das spielte keine Rolle. Sie war müde, sie konnte die Augen nicht offenhalten, also würde sie schlafen. Der Turm hatte Jahrhunderte überstanden, sie würden hier sicher sein, so sicher wie nur möglich. Es war seltsam, hier zu liegen, so nah bei Ian, ohne, dass er sich dessen bewusst war - aber es war notwendig, und er würde es verstehen, wenn er es wüsste.
Langsam begann sie schließlich, wegzudämmern.
***
Yaro war es, der sie schließlich weckte, weil er an ihren Beinen schnupperte. Vielleicht hatte er den Energieriegel in ihrem Gürtel gerochen, vielleicht war ihm Ian einfach nur zu langw... Ian!
Eowyn fuhr fröstelnd hoch aus ihrem unruhigen Schlaf. Sie war immer wieder aufgewacht, hatte versucht, trotz des Schlafens ein Ohr gespitzt zu lassen. Abgesehen vom hustenden Ian natürlich, der sie immer wieder geweckt hatte. Offensichtlich hatte aber keine Raupe sie als Mitternachtssnack haben wollen. Oder kam das noch? Wie spät war es? Im Turm war es noch immer fast schwarz, das Licht vom oberen Stockwerk reichte einfach nicht sonderlich weit. Schlechte Bauweise. Mühsam stand sie auf, reckte kurz ihre steifen Arme und Beine und ging zur Tür... Licht. Nun, zumindest ein bisschen. Der Tag war wohl noch relativ jung. Wie auch immer... sie konnte Ian wecken. Man konnte tagelang in der Trance bleiben, aber sie musste wissen, wie es ihm ging, und sie selbst war ihm keine Hilfe wenn es darum ging, irgendetwas zu heilen. Sie aktivierte ihr Lichtschwert und legte es auf den Boden, bevor sie sich neben Ian kniete und ihm sanft die Hand auf den Kopf und eine seiner Hände legte. Ian, wach auf. Du hast die Nacht überstanden... Mehr oder weniger. Und, oh, Überraschung... jetzt hustest du auch noch. Ist das nicht toll? Na, wenigstens war er von seinem eigenen Husten nicht geweckt worden.
Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit einem nervig hustenden Ian und Yaro
Sie machten wirklich Fortschritte. Ians Eingeständnis erleichterte alles ein klein wenig - und gleichzeitig beunruhigte es Eowyn beinahe noch mehr. Oder war er wirklich einfach nur zur Vernunft gekommen? Wer wusste das schon. Zugegeben... sich keine Sorgen zu machen war wohl ein Wunsch, der sicher nicht in Erfüllung gehen würde, aber sie konnte es ja einmal probieren. Das schadete nichts.
Sie wusste, dass sie ihn arg in Bedrängnis brachte. Aber was nutzte es, wenn er nun einschlief, nur um in einer Stunde wegen Alpträumen aufzuwachen? Und man ruhte nun einmal besser aus, erholte sich besser, wenn man lag, anstatt Energie darauf zu verschwenden, sitzen zu bleiben. Vermutlich hätte sie ihm das nur vor Augen halten müssen... Wenn er sich hinlegte würde er morgen fitter sein. Unter dem Deckmantel der Mission war vieles einfacher zu erreichen. Das musste sie sich merken.
Dieses Mal klappte es immerhin auch so, wenn auch nicht ohne Murren und Widerstand. Sie spürte genau, dass er es nicht wollte, weshalb er damit allerdings selbst jetzt noch ein so großes Problem hatte, das verstand sie nicht. Als sie es das erste Mal probiert hatten... es war mitten in der Nacht gewesen, sie waren immer wieder aneinandergeraten, es war im Freien gewesen. Keines dieser Dinge traf jetzt zu. Er vertraute ihr... dessen war sie sich ziemlich sicher. Weshalb dann dieses Unbehagen - eigentlich noch mehr, weshalb diese Ablehnung? Er konnte es auch wieder alleine probieren, wie vorgestern, aber in seinem Zustand... er war müde, hatte kaum etwas gegessen, hatte Fieber. Nein, das war keine gute Idee, wenn es etwas nutzen sollte, dann würde sie ihm schon helfen müssen.
Eowyn merkte, wie Ian immer müder wurde. Wenn sie loslegen wollten, dann mussten sie es jetzt tun. Es ist alles gut... vertrau mir. Dir passiert nichts, murmelte sie, während sie automatisch die Augen schloss. Nicht, dass es notwendig gewesen wäre. Sie hielt weiterhin Ians Hand und begann genauso sanft und vorsichtig wie das letzte Mal, den Kontakt zu ihm herzustellen. Und genau wie letztes Mal wehrte sich alles in ihm dagegen. Sie seufzte leicht. Es funktionierte nicht, wenn er sich sträubte. Dennoch begann sie langsam, ihn einzuhüllen, so, dass er noch immer Platz hatte. Sie wollte, dass er wusste, dass sie da war, dass sie ihm nichts tun würde. Sie ließ ihm Zeit, viel Zeit, und setzte darauf, dass er irgendwann zu müde sein würde, um sich noch groß zu wehren. Als sie dann schließlich der Meinung war, dass er erschöpft genug war, um sie gewähren zu lassen teilte sie ihre Aufmerksamkeit, wandte sich seinem Herzschlag zu und griff vorsichtig ein.
Sie hätte lieber noch warten sollen.
Sein Körper wehrte sich. Alles in ihm krampfte zusammen, und Eowyn erhaschte einen Blick auf etwas, bevor sie sofort wieder losließ. Sie biss die Zähne zusammen, ignorierte das Gesehene und Gespürte, ließ es nicht zu. Das lief ja noch übler als beim letzten Mal.
Sie war sich nicht sicher, ob oder wie viel Ian mitbekommen hatte, aber es würde nicht helfen, wenn sie jetzt völlig aufhörte und noch einmal von vorne beginnen musste. Ian würde das vermutlich gar nicht mehr zulassen. Sie machte weiter, umhüllte seinen Geist, versuchte, ihn zum Mittelpunkt zu führen... und erst, als sie sicher war, dass sie nicht anders weitermachen konnte versuchte sie es ein zweites Mal mit seinem Herzschlag. Dieses Mal war sie vorbereitet, aber offensichtlich war Ian entweder schon zu weit fort, oder aber er hatte mitgeholfen. Die vorherige Reaktion blieb aus, und erleichtert stellte Eowyn fest, dass sie ihre Aufgabe dieses Mal zu Ende führen konnte.
Wenige Minuten später öffnete sie die Augen. Ian atmete ruhig und langsam. Mit der zweiten Hand fühlte sie an seiner Stirn, dieses Mal ein wenig länger als vorher. Wenn sie etwas auf Denon gelernt hatte, dann Fieber festzustellen und abzuschätzen, inwieweit es gefährlich wurde. Noch war es bei Ian nicht so weit... Noch kam sein Körper damit zurecht. Sie hoffte, dass es dabei blieb, aber sie würde ihn beobachten.
Sanft strich sie ihm die langsam länger werdenden Haare aus der Stirn. Beinahe wünschte sie, sie könnte ihm beim Schlafen zusehen... Aber auch wenn die Energiezelle des Lichtschwertes lange hielt, für solch unnötige Dinge würde sie es sicher nicht aktivieren.
Sie hätte ewig so dasitzen können, aber schließlich stand sie dennoch auf, wickelte sich aus der Robe und warf sie Ian über. Sein Zittern hatte ein wenig nachgelassen - wegen der Trance, oder weil ihm wärmer wurde? Sie hatte keine Ahnung, aber weshalb ein Risiko eingehen? So lange sie selber nicht fürchterlich fror kam sie auch ohne klar. In ihrer ersten Nacht hier auf Va'art hatte er das Gleiche für sie getan.
Die Dunkelheit funktionierte, so lange sie ihre Gedanken in Bewegung hielt. Also würde sie einfach nicht aufhören, nachzudenken - und zwar nicht an Dinge, die sie überhaupt nicht beeinflussen konnte, wie die Dinge auf Coruscant... Stang.
Ian war ein gutes Thema. Was hatte ihn nur erwischt? Und die erneute Frage, hing es mit dem Fieber von vor wenigen Tagen zusammen? War es ansteckend? Wenn ja war es für sie ohnehin schon zu spät, aber sie musste sich beobachten. Was konnte sie tun, um ihm zu helfen? Die deprimierende Antwort war - gar nichts. Sie kannte sich zu wenig aus, um in seinem Körper herumzuforschen, ganz davon abgesehen, dass sie seine Grenzen nicht würde verletzen wollen. Die hatte sie schon genug verletzt, gerade eben... auch wenn es nicht ihre Schuld gewesen war. Sie hatte es nicht kommen sehen, wie hätte sie ihre "Augen" verschließen sollen? Sie würde einfach nicht daran denken, dann.. es war zu spät. Sie hatte es deutlich vor sich gesehen. Nur den Bruchteil einer Sekunde lang, aber es war genug gewesen. Ein Flur. Ein... Mann, außergewöhnlich blass, groß. Wirklich sehr groß... denn sie kniete auf dem Boden, wütend, hasserfüllt, erstickend. Es war nicht sie gewesen, das war deutlich. Es war Ian, eine Erinnerung, und obwohl sie es nur einen kurzen Moment gespürt hatte war es erschreckend gewesen. Die Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper ließ erst einmal nicht nach. Der Hass, den sie gespürt hatte... Ian gespürt hatte.
Irgendwie verständlich, wenn man bedachte, dass dieser Mann dabei war, ihn umzubringen. Dennoch. Wieder einmal eine Erinnerung daran, wer Ian gewesen war, was er gewesen war. Sie hatte sich Ian im Orden der Sith nicht vorstellen können... Jetzt hatte sie ihn vermutlich zum ersten Mal selber dort gesehen und gespürt, was ihn dort zugehörig machte. Es war nichts, das sie wiederholen wollte.
Jedenfalls bekam sie nun den Hauch einer Ahnung, weshalb Ian sich so wehrte. Vielleicht steckte noch mehr dahinter... aber sie wollte, durfte, sollte es erst einmal nicht wissen. Vielleicht wusste Ian nichts davon, was sie gesehen hatte. Vielleicht hatte er es selber nicht gemerkt, und sie würde ihn nicht darauf aufmerksam machen. Eowyn bezweifelte irgendwie, dass er sich darüber freuen würde, vermutlich war es eine der letzten Szenen von denen er wollte, dass sie sie sah. Sie würde es sicher nicht ewig vor ihm verstecken, nein, das konnte sie bestimmt nicht einmal, aber momentan... Momentan war es klüger.
Eowyn zuckte zusammen, als das Objekt ihrer Überlegungen plötzlich Geräusche von sich gab. Er war in einer Tiefschlaftrance, herrje... er sollte eigentlich ruhig vor sich hinschlafen. Und nicht husten, verdammt noch mal! Das war nicht gut. Das war gar nicht gut... Wenn der Husten es schaffte, sich selbst gegen die Trance durchzusetzen war das kein gutes Zeichen. Besorgt näherte sie sich ihm, versuchte an seiner Brust etwas zu hören... ein Rasseln oder dergleichen. Aber als ob sie das können würde, und selbst wenn, was würde es ihnen nutzen? Bisher hatte es gut geklappt, die Verzweiflung im Zaum zu halten, vorhin war schon genug herausgebrochen, um sie erst einmal ein wenig herunter kommen zu lassen. Aber diese Entwicklung war nun nichts, das sie aufjubeln ließ. Sie saßen hier fest, ohne Analysegeräte, ohne großartige Hilfsmittel. Was, wenn es immer schlimmer werden würde?
Was, wenn sie durchdrehen würde? Das wäre eine ganz tolle, fantastische Idee. Das sollte sie einmal versuchen. Wenn sie durchdrehte, dann war alles nur halb so schlimm, und sie würden ohnehin bald beide draufgehen. Ian, krank, sie durchgeknallt. Dann war es vorbei.
Also könnte sie es schaffen, bitte, einfach einmal nur für ein paar Stunden ruhig zu bleiben???
Danke.
Sie konnte nichts machen, was seinen Husten anging, aber vielleicht konnte sie ihm helfen, warm zu bleiben. Sie kramte seine nasse Kleidung hervor und setzte sich daran, sie zu trocknen, mühsam, ein bisschen Stoff nach dem anderen. Wenn er morgen früh aufwachte würde er sich zwei Lagen anziehen können, wenn er es zuließ. Als sie schließlich fertig war, warf sie ihm die Kleidung über den Körper und holte auch ihre Wechselsachen schließlich heran, führte die gleiche Prozedur noch einmal durch. Sie sollte nicht auf dem eventuell kalten Boden schlafen... Schlussendlich löste sie wieder einmal ihre Haare, legte ihre Sachen auf den Boden und sich selbst müde hinter Ian darauf, um ihn noch so ein kleines bisschen zu wärmen. Und sich selbst. Das konnte auch nicht schaden.
Mittlerweile musste die Nacht herangebrochen sein. Sie hatte das Zeitgefühl verloren, genauso die Kenntnis darüber, wo ihr Chrono steckte. Aber das spielte keine Rolle. Sie war müde, sie konnte die Augen nicht offenhalten, also würde sie schlafen. Der Turm hatte Jahrhunderte überstanden, sie würden hier sicher sein, so sicher wie nur möglich. Es war seltsam, hier zu liegen, so nah bei Ian, ohne, dass er sich dessen bewusst war - aber es war notwendig, und er würde es verstehen, wenn er es wüsste.
Langsam begann sie schließlich, wegzudämmern.
***
Yaro war es, der sie schließlich weckte, weil er an ihren Beinen schnupperte. Vielleicht hatte er den Energieriegel in ihrem Gürtel gerochen, vielleicht war ihm Ian einfach nur zu langw... Ian!
Eowyn fuhr fröstelnd hoch aus ihrem unruhigen Schlaf. Sie war immer wieder aufgewacht, hatte versucht, trotz des Schlafens ein Ohr gespitzt zu lassen. Abgesehen vom hustenden Ian natürlich, der sie immer wieder geweckt hatte. Offensichtlich hatte aber keine Raupe sie als Mitternachtssnack haben wollen. Oder kam das noch? Wie spät war es? Im Turm war es noch immer fast schwarz, das Licht vom oberen Stockwerk reichte einfach nicht sonderlich weit. Schlechte Bauweise. Mühsam stand sie auf, reckte kurz ihre steifen Arme und Beine und ging zur Tür... Licht. Nun, zumindest ein bisschen. Der Tag war wohl noch relativ jung. Wie auch immer... sie konnte Ian wecken. Man konnte tagelang in der Trance bleiben, aber sie musste wissen, wie es ihm ging, und sie selbst war ihm keine Hilfe wenn es darum ging, irgendetwas zu heilen. Sie aktivierte ihr Lichtschwert und legte es auf den Boden, bevor sie sich neben Ian kniete und ihm sanft die Hand auf den Kopf und eine seiner Hände legte. Ian, wach auf. Du hast die Nacht überstanden... Mehr oder weniger. Und, oh, Überraschung... jetzt hustest du auch noch. Ist das nicht toll? Na, wenigstens war er von seinem eigenen Husten nicht geweckt worden.
Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit einem nervig hustenden Ian und Yaro
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