Dass er das nicht getan hat, zeigt mir, dass er eben nicht primär am Geschichtenerzählen interessiert war - sondern eher am Visualisieren eines Konzepts, eines Universums, das er im Kopf hatte. Und: Man sieht das der PT auch an.
Dem kann ich zustimmen. Das entspricht auch meinem Eindruck. Die Visualisierung war ihm sicherlich wichtiger als das Liefern einer einwandfreien Geschichte, andernfalls hätte Padme nicht so früh sterben dürfen (Leias Erinnerungen), Bale wäre eine Art König gewesen, dem Obi-Wan im Zuge irgendeines verrückten Kreuzzuges gedient hätte usw ... (allerdings sind das alles Brüche, die ich mir persönlich noch zurecht biegen kann, also kreide ich es GL nicht an

)
Lass es mich daher so formulieren: Lucas' war der Ausbau seiner Geschichte iSe Visualisierung, wie sie ihm vorher nicht möglich war, wichtiger, als bloß Geld zu verdienen.
Grundsätzlich denke ich schon, dass GL eine Vision hatte - egal, wie die jetzt im Detail ausgesehen hat. Aber ich würde Leuten wie Abrams, Johnson und auch Kathleen Kennedy niemals absprechen, ebenfalls eine Vision zu haben (die genau wie bei GL das Geld und Merchandising zwar einschließt, aber doch darüber hinausgeht). Auf welcher Basis könnte ich das denn tun?
Du hast Recht, man kann den anderen diese Gesinnung nicht absprechen.
Dennoch wird es nicht so viele kreative Menschen wie George Lucas geben, die sich für einen (ursprünglich) 1 Millionen-Budget Film eine derart umfangreiche Geschichte ausdenken - in dem Wissen, dass sie wohl kaum umzusetzen sein wird - und von der nur einen Teil zeigen. Das er es geschafft hat, dieses Universum aus dem Nichts aufzubauen ist für mich der wesentliche Unterschied. Dieser geistig schöpferische Kraftakt ist für mich ein Indiz dafür, dass es so schnell keinen Zweiten wie ihn gibt. Auch von den jetzigen Führungspersönlichkeiten sind sicher einige mit Herz und Seele dabei. Ich frage mich aber, ob sie das auch wären, wenn sie nicht so einen fetten Gehaltscheck dafür bekämen. George Lucas jedenfalls war es. Über die anderen maße ich mir kein Urteil an.
Das wäre eben auch schade gewesen. Aber wir müssen hier, denke ich, auch zwischen zwei "GLs" unterscheiden:
1) der Filmemacher GL
2) der "oberste Entscheider" GL
Gerade bei der PT war er nun einmal beides, und diese Situation haben wir so gerade einfach gar nicht mehr. Wir haben da die Regisseure und Drehbuchautoren, die GL auf Position 1 ersetzen, und wir haben Kennedy, die GL quasi auf Position 2 ersetzen. Diese beiden Instanzen beeinflussen sich gegenseitig. Ich traue den Regisseuren und Drehbuchautoren zu, eine Vision für die jeweiligen Filme zu haben, die sie da gerade produzieren.
Ich traue ihnen das grds auch zu, allerdings sind wie von mir bereits beschrieben die kreativen Möglichkeiten allein aufgrund des von Dir skizzierten Umstands von Haus aus eingeschränkt (--> wo zwei das Sagen haben, muss es Kompromisse geben). Das war bei GL eben nicht der Fall - mit all seinen Vor- und Nachteilen.
Na ja, bei Lucas war das aber ganz offenkundig auch so: Es gab da dieses von dir beschriebene Meeting, er hat es abgenickt - und kaum drehte er mal einen Film, hat er alles, was er da so vorher abgenickt hatte, gerade wieder ignoriert - frei nach dem Motto "Was interessiert mich mein Merchandising von gestern?" Diese Option hat Disney in der heutigen Zeit einfach nicht mehr. Nachdem man nun (für mich völlig verständlicherweise) das EU über Bord geworfen hat, einfach, weil man schon wusste, dass man sich nicht mehr daran halten kann, wäre es ein riesiger Fehler, jetzt neue Bücher usw. rauszubringen, die man dann auch früher oder später über Bord werfen muss.
Und da haben wir genau diese Vor- und Nachteile. In negativer Hinsicht gab es leider tatsächlich die ein oder anderen Ungereimtheiten (zB Anakins Narbe). Auf der anderen Seite musste sich der Oberguru in seinem schöpferischen Wirken nicht einschränken lassen, was ich irgendwo auch ganz gut fand. Denn wenn ich so zurückdenke, erfreue ich mich bis heute an den Klonkriegscomics die vor TCV herauskommen sind und nun teilweise mit der Serie in Widerspruch stehen. Diese Widersprüche nehme ich tausend mal lieber hin, als dass es diese Comics damals gar nicht gegeben hätte und ich irgendeine 0815-Captain Panaka Geschichte bekommen hätte

Insofern war es unter Lucas zwar chaotischer, aber mMn auch unterhaltsamer. Ich darf mich hier allerdings nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da ich mich früher auch über einige Brüche in der Handlung in der Klonkriegsäre beschwert habe. Dennoch verglichen mit der jetzigen Situation, fand ich die Alte in gewisser Hinsicht schon besser.
Ja, aber in der PT war das doch nicht anders. "Wir brauchen eine Geschichte von Anakin. In der Geschichte soll er dies und das erleben und sich auch der dunklen Seite nähern. Aber er darf am Ende auf keinen Fall böse sein NOCH NICHT. Das darf erst in Episode III passieren, weil... na ja..." Jetzt ist einfach das Netz an Verbindungen größer.
Der Vergleich ist nicht fair. Ich habe von Ezra gesprochen, nicht von Rey (neue Hauptfigur) von der man verständlicherweise nichts erfährt.
Was man aber zeigen könnte, ist ein Luke 10 Jahre nach RotJ. Von mir aus auch ohne Kylo. Auf der Hand liegt ja, dass er sich der Jedi-Ausbildung gewidmet hat. Warum kann man uns da nicht schon etwas in Form eines Comics bspw zeigen!? Es muss ja nichts mit Episode VII zu tun haben und wenn man schon alles so genau plant, dann kann man die Geschichte sicher auch so gestalten, dass man sich für später nichts verbaut.
Hm, ok. "Sehr viel Mittelmäßigkeit" klingt ja schon mal weitaus besser als das meiste, was ich vom früheren EU gehört habe
Ja, da muss ich Dir zustimmen. Kenne vom LEU aber nicht ansatzweise alles - ist wohl auch gut so.
Von den bisherigen Figuren fallen mir eigentlich nur BB-8, Poe und evtl. Finn ein, über die man wirklich etwas erzählen könnte. "Lustige Abenteuer mit BB-8, dem runden Roboter" ist sicherlich nicht das, worauf man hofft. Finn... na ja, der war halt in der Sturmtruppen-Indoktrinierung... viel mehr kann man da nicht erzählen. Nun zu Poe: Der muss ja dann eigentlich in den Büchern auch mal auf Leia usw. treffen. Aber wo ist hier das Problem? Ja, genau! Trifft man auf Leia, kann man eigentlich nur sehr künstlich eine Erwähnung von Kylo vermeiden - und schon geht es wieder los...
Genau das ist ja das, was mir so sauer aufstößt. Episode VII hat uns mit vielen Fragezeichen aus dem Kino geschickt und erlaubt mindestens bis zur nächsten Episode auch keine Auflösung. Ein paar Mysterien wären ja schön und gut - nein, müssen sogar sein! Aber das alles unklar ist. Sowohl bei TPM als auch bei ANH wusste man, wo man war. Hier weiß man es nicht! Leider.
Im Grunde bietet hier RO, wenn es denn genügend einschlägt, viel Material. Der ist bereits von sich aus in eine recht gut definierte Zeit eingebettet und bietet viele neue Figuren vom Schlage eines Ki-Adi Mundi, um die jetzt auch kein mystisches Geheimnis schweben wird.
Absolute Zustimmung. Deswegen freue ich mich auf den Film eigentlich mehr als auf Episode VIII, welche mich aufgrund der ganzen Unklarheiten aus VII derweil überhaupt nicht neugierig macht. Hinsichtlich dem nächsten Saga-Film warte ich daher einfach nur ab. Entweder er wird gut und verbessert damit hoffentlich auch Episode VII, oder eben nicht. (Aber alleine schon diese Gleichgültigkeit, die ich gegenüber dem neuen Film verspüre, ärgert mich!)
Das Problem ist halt: Aktuell wissen nur die wenigsten, was denn wirklich "niemandem wehtun" wird. Das wäre für mich so die Quintessenz aus dem obigen, viel zu langen Geschreibsel.
Ja, dass stimmt. Ich hoffe nach Episode VIII sieht das ganze anders aus!
Ich würde es dabei auch gerne bewenden lassen, weil ich mir gerade nur selbst damit die Zeit stehlen und wir uns im Grunde ja doch irgendwo einig sind bzw es mich auch nicht stört, gewisse Dinge hie und da anders zu sehen
Edit:
Und zum Abschluss - um den Bogen zu spannen - noch ein Beispiel, warum ich der Meinung bin, dass bei Disney beinhart der Gewinn im Vordergrund steht und daher auch eine Story entsprechend gestaltet sein muss:
Nehmen wir die Szene aus Episode VII her, in der Finn und Rey gegen Kylo kämpfen. Hier gelingt es Finn tatsächlich, Kylo Ren zu verwunden. In meinen Augen in ziemlich großer Unsinn, wenn man bedenkt, dass der eine der Enkel von Darth Vader ist und Laserschüsse mit der Macht stoppen kann, während der andere ein einfacher Sturmtruppler (ohne Machtsensitivität, wie es derzeit scheint) ist.
Hier meine Vermutung, wie die Szene entstanden ist. Zunächst vor 4 Jahren im Disney-Hauptquartier: "
Okay, Leute - wie machen wir am meisten Geld?" - "Wir müssen mehr Leute erreichen!" - "
Gut, wie stellen wir das am besten an?" ... "Ich habe eine Idee. In unserem neuen Führungstrio sollte die Frau den Lead übernehmen. Und es sollten nicht alle drei weiß sein, wir wollen ja auch Minderheiten ansprechen" (Ich unterstelle hier nicht, dass Finn gezielt von einem Schwarzen besetzt wurde - hätte mMn auch Poe sein können, aber eine/r war von Anfang an geplant, jede Wette) "Ich habe noch eine Idee, wir geben dem Schwarzen ein Lichtschwert" "
Super Sache, aber sollten wir ihn nicht dann auch damit kämpfen lassen? Ich habe meine Zweifel... Immerhin ist der Charakter ja kein Jedi" - "Das sollten wir schon tun. Wir müssen ihn jedenfalls auf den Plakaten mit dem Laserschwert abbilden! Es reicht ja, wenn wir ihn am Schluss im Kampf einbauen" - "
Okay, klingt vernünftig. So werden sicher besonders viele neugierig und wir machen viel Geld. So, das Grundgerüst (basierend auf Gewinnmaximierung)
steht, jetzt zur Story im Detail!"
Das ist jetzt natürlich alles sehr überspitzt dargestellt, aber ich denke mir, die Entscheidung einen "Nicht-weißen" mit einem Laserschwert auszustatten, war aus dem oben benannten Grund klar kalkuliert. Und dann musste man ihn eben auch im Kampf kurz einsetzen. Das hat jetzt den bitteren Beigeschmack, dass sich der "mächtige" Kylo Ren (Verletzung von Chewies Armbrust hin oder her) von einem einfachen Menschen hat verwunden lassen. So gesehen für mich das Paradebeispiel, wie die Gewinnmaximierung Einfluss auf das Produkt nehmen kann.
(und wehe es fangt mir jetzt einer mit einer sinnlosen Diskussion darüber an, ob ich der Meinung bin, man hätte grundsätzlich keinen Schwarzen casten sollen. Um das geht es mir wirklich nicht!)