Arlen
Κασσάνδρα | Fünfte Kolonne
Funktionierte übrigens seit Jahrtausenden mit mythologischen Erzählungen und Sagen, in denen eine Hautfarbe noch nicht einmal erwähnt wurde.
Nun...wie soll ich es sagen...wenn niemand sagt wie der Charakter jetzt aussieht, nehmen Menschen an, dass er/sie so aussieht wie die eigene soziale Gruppe. Das sieht man wunderbar an Jesusdarstellungen, die in Mitteleuropa und Amerika halt Kalkeimer sind. Ein moderneres Beispiel ist Hermine aus Harry Potter, die laut Autorin auch schwarz sein könnte. Einen entsprechenden Shitstorm gegenüber einer schwarzen Hermine gab es aber trotzdem, weil die ensprechenden (weißen) Leser sich halt eine weiße Hermine vorgestellt haben, die so in der Form gar nicht erwähnt wurde.
Ich wollte damit nur darauf hinaus, dass das Verhältnis in der US-Filmbranche - in etwa, genau kann man es sicher nicht sagen - das reale Verhältnis widerspiegelt, und dass dieses reale Verhältnis eben der Grund dafür ist, dass man mehr Weiße als Schwarze in der Filmlandschaft sieht, und kein bewusstes Ausschließen der Letztgenannten. Das meinte ich ohne Wertung, und schon gar nicht nehme ich mir das Recht heraus, einer gesamten Ethnie zu sagen, womit sie sich zufrieden geben soll. Ich habe nur Zahlen genannt, welche Fakten wiedergeben. Dass die Prozentzahlen so sind wie sie sind, dafür kann ich nichts. Man kann mir unterstellen, mit der Nennung dieser Zahlen mein "white privilege" zu nutzen, das ändert aber nichts daran, dass ich darauf nicht hinaus wollte.
Wie von mir illustriert ist dem ja genau nicht so. Nur weil deine Zahlen faktisch richtig sind, heißt das nicht, dass man sie in diesem Kontext auch als Stütze für dein Argument anführen kann. In den top Filmen sind Minderheiten ja offensichtlich unterrepräsentiert.
Wobei die Marvel-Filme halt auch wieder eine spezielle Sparte sind. Der Großteil der Comicfiguren, die hierbei filmisch adaptiert werden, ist nun einmal weiß, nur ein geringer Teil, wie eben Black Panther, ist schwarz. Und ja, das ist ein unverhältnismäßig geringer Anteil und man kann es so sehen, dass er höher sein sollte. Dann ist das Versäumnis aber bei den Comics zu suchen, die diese Figuren erschaffen haben, und nicht bei den Filmen.
Ach komm. Als gäbe es einen Mangel an schwarzen Helden in Marvelcomics. Das ist eine schöne Nebelkerze die du da wirfst, aber leider (auch) nicht valide. Sicher, Marvel Studios hatte lange das Problem mit Rechten, aber da bleiben ja auch genug übrig. Warmachine und Falcon sind ja gute Beispiele für Helden, die es sogar auf die Leinwand geschafft haben, aber nur als supporting characters. Das gleiche gilt auch für Heldinnen, wo es ja genug von gibt, wo man sich aber erst nach zwanzig Filmen hat breitschlagen lassen eine in der Hauptrolle zu adaptieren. Selbst wenn man das Versäumnis unbedingt bei den Comics suchen will, so ist noch zu bemerken, dass viele Helden vor dreißig, vierzig, fünfzig Jahren etabliert wurden, wo die Sensibilitäten noch anders lagen. Die Filme sind aus den letzten Jahrzehnt (+2-3 Jahre für Iron Man und so).
Das glaube ich alles und ich finde es auch nicht gut. Ich habe ja auch gesagt, dass ich nicht bestreite, dass es in der Filmbranche überhaupt keinen Rassismus gibt. Aber: Du bringst jetzt das Veto gegen LGBT-Repräsentation ins Spiel, das war jedoch gar nicht das Thema.
In dem Thread geht es um Minderheiten. Was ich am Beispiel von LGBT und Frauen illustriere ist auch für die Diskussion PoC relevant, wenn Studios wie zB bei Ghost in the Shell, oder Avatar the last Airbender heftiges Whitewashing beschreiben. Ich habe gezeigt, dass das was du in Abrede stellst so in der Form existiert. Alte weiße Männer sind bereit bei sowas ihr Veto einzulegen, da ist auch anzunehmen, dass sowas auch in Diskussionen über Schauspielerbesetzung vorkommt. Die Bereitschaft dazu ist ja offensichtlich da.
Und angesichts des Umstandes, dass, wie ich ursprünglich schon geschrieben hatte, ein hoher Anteil der Darsteller/-innen in US-Filmen eben doch schwarz ist und diese Darsteller-/innen durchaus auch oft in Hauptrollen zu sehen sind, wird man kaum davon ausgehen können, dass sie genuin von der Filmbranche ausgeschlossen werden.
Hat auch niemand behauptet, nur dass sie selbst für deinen mageren Maßstab unterrepräsentiert sind. Ich will aber nochmal der Vollständigkeit halber eine Liste anführen die ich mir für diese Antwort mal angeschaut habe: Die top 100 der zurzeit Arbeitenden Schauspieler. Auf dieser Liste machen schwarze tatsächlich sogar 18% aus, was mich überrascht hat. Dennoch scheinen diese Leute anteilig nicht so häufig wie ihre weißen Kollegen in Hauptrollen wiederzufinden.
Wäre dem so, wären Leute wie Samuel L. Jackson, Halle Berry etc. nicht da, wo sie sind und wir würden diese Namen vermutlich gar nicht kennen (was ein Verlust wäre! Das nur als Addendum, bevor mir auf Umwegen - nicht speziell von dir - wieder Rassismus unterstellt wird.)
Wie gesagt, dass es schwarze (bekannte) Schauspieler nicht gibt hat vielleicht der Strohmann in der Ecke behauptet, aber sonst niemand.
Als einer dieser weißen User, die dieses Argument gebracht haben, finde ich das nicht befremdlich. Nur so lassen sich die Schranken zwischen den Hautfarben doch aufheben, von denen wir, soweit ich das herauslesen kann, im Prinzip doch alle wollen, dass sie nicht mehr zählen. Aber um dieses Ziel zu erreichen, müssen halt auch alle an einem Strang ziehen, und nicht nur eine Gruppe.
Schranken zwischen Hautfarben lassen sich also aufheben indem wir uns gegen Repräsentation sperren und sagen, dass es nicht mehr Minderheiten im Film geben soll, weil ja Hautfarben nicht zählen, daher belassen wir alles weiß und männlich. Aha. Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich das zynisch oder naiv finden soll. Vielleicht eine Mischung daraus.
Mit diesem Bestreben im Film anzufangen, während eine Repräsentation der Realität im Sinne von prozentualen Anteilen nicht stattfindet ist wie das Pferd von hinten aufzuzäumen. Indem man es einfach ignoriert (weil alle Menschen ja gleich sind und Hautfarbe nicht zählt) wird sich das Problem nicht lösen.
Ich will dir beim besten Willen nicht unterstellen Rassist zu sein. Jedoch machst du dich mit solcher Argumentation aber zum Erfüllungsgehilfen von Rassisten. Die Welt ist nunmal nicht perfekt oder fair und das mit einem Verweis auf Idealismus wegzuargumentieren halte ich für lebensfern.
Ich als Weißer habe schon viele schwarze Filmcharaktere erlebt, mit denen ich mich wunderbar identifizieren konnte. Ich bringe aber auch eine entsprechende Bereitschaft und Offenheit mit - es gibt natürlich auch weiße Zuschauer, die sich aufgrund der Hautfarbe mit einem schwarzen Charakter nicht identifizieren können. Möglich ist das aber. Und ja, ich bin der Meinung, dass es umgekehrt auch für schwarze Zuschauer möglich ist oder möglich sein sollte, sich mit weißen Helden zu identifizieren.
Klar ist es auch für Schwarze möglich sich mit weißen Helden zu identifizieren, sonst würde man ja nicht ins Kino gehen. Es geht aber eben darum, dass Leute unter all dem anderen auf der Leinwand auch ihre eigene Lebenswirklichkeit wiederfinden (siehe mein ursprünglicher Post).
Dafür kann der weiße Held auf der Leinwand aber nichts.
Wenn die Leinwand dazu genutzt wird bestehende Machtgefälle abzubilden und fortzuführen sehr wohl.
Dann ist es aber auch umgekehrt geboten, dass Schwarze umgekehrt auch Weiße nicht anders behandeln und die Ungerechtigkeiten, die von einem bestimmten Teil der Weißen ausgehen, nicht unreflektiert auf alle Weißen münzen.
Aber es will hier doch niemand Weißen was wegnehmen, sondern Minderheiten so ins Rampenlicht rücken, dass sich diese Minderheiten ihre eigene Lebenswirklichkeit in kulturell signifikanten Medien auch abgebildet sehen.
Und diese Gleichbehandlung aller Menschen unabhängig von der Hautfarbe beginnt eben schon im Kleinen Rahmen, nämlich damit, dass ich mich nicht hinstelle und sage "ich kann mich mit dieser Figur nicht identifizieren, weil sie eine andere Hautfarbe hat als ich" oder eben "ich kann mich mit dieser Figur nur identifizieren, weil sie die gleiche Hautfarbe hat wie ich". Diese engstirnigen Denkmuster halte ich nicht für erstrebenswert, das gilt aber in alle Richtungen.
Der Satz ist eher "Wenn nicht eine einzige Figur auf der Leinwand meine Lebenswirklichkeit abbildet wünsche ich mir, dass Figuren geschaffen werden, die das tun." Das ist zwar (zum Glück) nicht mehr voll auf Schwarze anwendbar, wohl aber für andere PoC wie Asian Americans, oder Natives und Mitglieder der LGBT-Community.